Wollverarbeitung, Spinnen

  • Hallo liebe Prepper,

    befasst sich jemand von euch mit Wollverarbeitung, Spinnen, Stricken etc.?

    Da bei uns Schafe vorhanden sind, habe ich mir im Sommer ein Spinnrad gekauft und nach der Herbstschur zum ersten Mal einen Teil der Wolle gewaschen.
    Strick-Equipment auch aufgestockt, aktuell werden die Fertigkeiten verbessert (Socken, Mütze, Schal geht schon gut, erste Jacke unter Anleitung in Arbeit, damit wären dann auch Jacken/Pullover machbar).
    Idee wäre auch, dick gesponnene Wolle zu Teppichen/Decken zu verhäkeln (Webstuhl steht nicht zur Debatte, der wäre irre teuer und bräuchte viel Platz).

    Neben dem entspannenden Effekt, kann man dann also auch einiges an wärmender Kleidung produzieren.

    Ohne Kardiergerät, das die Wolle kämmt und fluffig macht, sind größere Mengen aber schwierig. So ein Gerät brauch ich also wohl auch noch.

    Grundlegende Überlegung war, einen vorhanden Rohstoff vom Anfang bis zum endgültigen Produkt verarbeiten zu können. Würde sich ev. auch als Tauschware dann eignen.

    Gibts Gleichgesinnte in dem Bereich?

    LG, Nuzzii

  • Tausche Tomatensugo gegen Schafwollsocken [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_41_88fcd405.gif]

    Meine Mutter hatte früher Milchschafe. Mit 3 Stück hat sie unsere Fünfköpfige Familie damit auch mit Milch, Käse und Joghurt versorgt.
    Wolle hat sie auch verarbeitet. Gewaschen, kadiert, gesponnen, verstrickt oder gewebt. Die Geräte dafür sind immer noch da, verstauben allerdings am Dachboden, weil eben keine Schafe mehr vorhanden sind.
    Kardiert wurde mit einer großen Handkarde und einem Gegenstück, dass auf einem Gestell montiert war. Eine mords arbeit, da mussten auch wir immer wieder mal ran.
    Damals hat sie sogar Kopfpolster damit gefüllt, also mit der gewaschenen Wolle. Ich meine sogar, sie hat ein paar Steppdecken genäht, aber da muss ich nachfragen.

    Das Einzige, das man sich jederzeit nehmen darf, ohne danach sitzen zu müssen, ist Platz. (Heinz Erhardt)

  • Hallo
    Vergiss das Filzen nicht. Das geht auch ohne großer Technik und bringt robustes, warmes Zeug hervor.

    Zum Avatar wäre nur zu sagen - lang ist's her

  • Google mal nach Gewichtswebstuhl, das ist einfach zu bauen und damit geht je nach Baugröße auch mal eine kleine Decke.

  • Also grundsätzlich bin ich ja ganz für lowtech, aber ein Nagelbrett zum kardieren von Wolle ist sogar mir zu archaisch.
    Wolle kann man um wenig Geld zum waschen und kardieren weggeben und bekommt sie als Vlies oder Kammzug zurück. Wer es wirklich selbst machen möchte dem empfehle ich die Anschaffung einer Kardiermaschine mit Kurbel: http://www.wollhandwerk.at/index.php?opt...d=49&Itemid=163

    [team] Wenn wir unsere Waffen zu Pflugscharen verarbeiten, werden wir irgendwann für die pflügen, die das nicht gemacht haben.

  • Wenn ich so zurück denke, sind wir teilweise schon sehr archaisch aufgewachsen. [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_41_88fcd405.gif] Nicht weil es am Geld fehlte, sondern schlicht weg, wenns meinem Erzeuger nicht persönlich zu Gute kam, dann wurde es nicht gekauft, nicht gefördert oder instandgesetzt.
    Mein Bruder und ich haben das Nagelbrett schier gehasst, aber Muttern zu Liebe dann doch mit geholfen. Immerhin wollten wir warme Socken haben. Und diese Socken waren unschlagbar. Wie gesagt dafür würd ich einiges eintauschen im Fall des Falles.
    Nuzzii wird wahrscheinlich schon an die Zeit danach denken, wenn sie überlegt sich eine Kadiermaschine zu zulegen. Was ich, wenn eben Schafe vorhanden sind, als eine gute Investition sehe.

    Das Einzige, das man sich jederzeit nehmen darf, ohne danach sitzen zu müssen, ist Platz. (Heinz Erhardt)

  • Hallo Nuzzli, ja ich befasse mich mit Spinnen, filzen, weben, stricken. Fürs Kardieren sind die einfachste und platzsparendste Lösung sogenannte Handkarden, es ist halt ein Zeitfaktor, es dauet damit einfach weil man nur kleine Mengen verarbeiten kann. Will man regelmäßig Schafwolle kardieren, kann man sich eine Trommelkarde wo gekurbelt wird bauen oder anschaffen. Manche bauen die sogar mit Fahrrdantrieb.

    Grundsätzlich schaut die Sache so aus:

    Schaf scheren - entweder elektrisch oder von Hand.

    Wolle sortieren. Alles was Brandwolle ist (Bauch, Beine, Po) wegsortieren. Das kann man im Garten zum Düngen und Mulchen verwenden.

    Schafwolle waschen. Entweder ohne Waschmittel einweichen (am besten in Regenwasser) oder mit Waschsoda, das zieht mehr vom Lanolin weg. Das ganze solange wiederholen mit frischem Wasser bis die Wolle sauber ist. Wenn du ohne Soda arbeitest, kannst das Wasser auch zum Gießen verwenden, düngt sehr gut! Ideal ist wenn in der Wolle noch eine Restfettmenge vorhanden ist, gerade soviel um sie wasserabweisend zu halten aber nicht soviel um dir alle Geräte zu verkleistern.

    Wolle schleudern und trocknen.

    Die Wolle aufzupfen. Entweder mit der Hand oder einem sogenannten "Picker".

    Danach kardieren oder direkt verspinnen. Verspinnt man sie direkt, wird das Garn unregelmäßiger.
    Übers Spinnen schreibe ich gerne einen extra Beitrag, da muss ich etwas weiter ausholen.

    "Das strategisch Gewünschte muss mit dem taktisch Möglichen übereinstimmen."
    Bernard Law Montgomery, 1. Viscount Montgomery of Alamein, KG, QCB, DSO, PC

  • Hallo,

    zu dem Thema hab ich eine Frage: Hat jemand von euch eine "Fallspindel" in Verwendung, und falls ja,
    wo kann man die Handhabung selbiger praktisch erlernen?

    LG Sepp

  • Eine? Ich hab eine ganze Sammlung ... ich kenne Leute die spinnen fast ausschließlich auf der Fallspindel, man kann damit immer und überall spinnen. Ich messe meine Wartezeiten in Metern, nicht in Minuten. Selbst gebastelt ist so eine Spindel auch sehr schnell. Irgend etwas flaches rundes als Wirtel (Baumarkt-Holzrad, Dosendeckel, CD, etc.), ein Schaft (Dübelstange, Esstäbchen), ein Haken oben ran, evtl. noch eine Kerbe für den Faden (bei Holz), fertig. Ich bevorzuge Kopfspindeln wo das Gewicht oben ist, es gibt auch Fußspindeln. eine türkische Spindel oder Kreuzspindel ist auch praktisch weil man damit gleich Knäuel wickelt.

    Lernen kann man es am besten wenn man es gezeigt bekommt, wobei es inzwischen massenweise gute Youtube-Videos in deutsch und englisch gibt. Die bekannteste Youtuberin in Deutschland ist Chantimanou: https://www.youtube.com/watch?v=MBgs5S0Tj_s

    "Das strategisch Gewünschte muss mit dem taktisch Möglichen übereinstimmen."
    Bernard Law Montgomery, 1. Viscount Montgomery of Alamein, KG, QCB, DSO, PC

  • Hallo,

    danke für die Tips- ich habe mir schon vor einiger Zeit eine Fußspindel gebastelt, komme aber mit dem Handling schlecht klar,
    wobei mein Plan war, feine Unterwolle von meinen Katzen zu verarbeiten.

    Es sieht recht leicht aus, wenn man es kann- ich brauch noch ein Zeitl Übung ;-)

  • Ui, Katzenhaare. Ganz eigene Liga. Zuerst müsste man wissen, wie lange die Haare sind. Also es spielt eine große Rolle ob EKH oder Langhaarkatze. Je kürzer die Haare desto mehr Drall brauchst du beim fertigen Faden. Kurze Haare, wie normale Hauskatzen sie haben kannst du pur kaum verspinnen. Einerseits weil so fein, andererseits weil Katzen ja kein Wollfett haben was beim Spinnen durchaus hilfreich wäre. Das rutscht dann ähnlich wie Alpaka, nur dass Alpaka durch die größere Stapellänge das wieder wettmacht. Ist ne super Faser, aber pur eher schwer zu verspinnen.

    Ich würde wenn es kurze Katzenhaare entweder mit einer weichen Schafwolle zusammenkardieren oder mit Angora (Kaninchen) was auch länger ist. Verspinnen geht da am besten mit einer sogenannten "supported" Spindel, das ist eine Spindel die stehend in einer Schale verwendet wird, und hier genauer gesagt würde ich eine Baumwollspindel (Tahkli) verwenden. Oder ein Baumwollspinnrad, ein sogenanntes Charkha (Buch- oder Boxcharkha). Google mal dann siehst du wie sowas aussieht.

    Lange Katzenhaare können durchaus pur versponnen werden, nur brauchen die auch viel Drall und damit lässt sich nur ein sehr feiner Faden verspinnen. Für Socken oder andere survival-relevante Zwecke eher ungeeignet.

    "Das strategisch Gewünschte muss mit dem taktisch Möglichen übereinstimmen."
    Bernard Law Montgomery, 1. Viscount Montgomery of Alamein, KG, QCB, DSO, PC

  • Nochmal danke,
    - das soll nicht fürs preppern sein, eher als Gag- gesehen hab ichs auf einem Mittelalterfest. Da war eine Frau, die hat alle möglichen Haustierhaare versponnen.
    Dank deiner Tipps und Links weis ich jetzt mehr und stelle das "Projekt" mal aufs Abstellgleis und lerne spinnen eher mit Schafwolle.

    LG Sepp