Es gibt keine sicheren Orte

  • Nachdem ich einige Themen im Forum durchforstet habe, die auf die Problematik von Bug-Out-Locations eingehen, verhärtet sich in mir immer mehr die Erkenntnis, die meisten Forumnutzer wissen nicht so recht was mit dem Begriff anzufangen. Mir geht es dabei übrigens nicht anders. Worum geht es wirklich bei einer solchen BOL?

    Als Ausweichziel für zB ein Hochwasser oder Ähnliches reicht jeder Wohnwagen, ein Ferienhaus oder notfalls sogar das eigene Auto. Doch in Wahrheit meinen wohl die Meisten einen Ort, der nötigenfalls auch sicher vor Plünderern oder ähnlich unangenehmen Besuchern ist. Da ist dann die Rede von Bunkern, Erdlöchern oder halben Festungen. Und das möglichst mit allen Annehmlichkeiten noch dazu. Mal abgesehen von dem dafür nötigen Aufwand an Baumaßnahmen, Genehmigungen, behördlichen Auflagen und einer nicht zu unterschätzenden Notwendigkeit von jeder Menge Bargeld, muss ich an dieser Stelle solche Ambitionen leider gleich zerstören. Sollte es zu einer Situation kommen, in der man täglich mit Plünderern rechnen muss, gibt es keinen 'sicheren' Ort. Selbst Konstantinopel galt als uneinnehmbar und wurde dennoch überrannt. Und auch Höhlen, Bunker oder ähnliche Späße privater Natur sind in den meisten Fällen durch den Einsatz von Feuer an geeigneter Stelle sehr schnell zu knacken. Und ich gehe nicht davon aus, dass sich hier irgendwer einen Hochsicherheitsbunker leisten kann. Um es ganz deutlich zu sagen: Jeder lokale Standort mit ausreichender Versorgung ist einerseits anfällig für Überfälle und andererseits unmöglich für alle Bedarfsfälle sicher zu machen. Wenn man also von einer BOL spricht, sollte man sich auf rein zivile Szenarien beschränken. Damit reduziert sich auch der Aufwand deutlich. Und in diesem Fall ist selbst ein Geräteschuppen noch ausreichend.

    Wer sich gedanklich mit einer Situation mit massiv auftretenden Plünderern auseinander setzen will, sollte sich im Klaren sein, dass sich in diesem Fall lediglich ein sehr häufiger Standortwechsel und gut durchdachte Verhaltensweisen als zielführend erweisen werden. Alles andere ist Selbstbetrug und den dafür eingesetzten Aufwand nicht wert. Mobilität ist in einer überdurchschnittlich gefährlichen Umgebung das A und O des Überlebens. Das hat dann nur wenig mit Feldlagerromantik oder Verstecken spielen im Wald zu tun. Hier geht es dann wirklich ums nackte Überleben. Und in dem Fall sollte man schon sehr genau wissen, was man tut. Das lernt man auch nicht in einem der derzeit so beliebten Survival-Trainings.

    Bei aller Vorsicht sollte man am Ende des Tages noch ein lebenswertes Leben haben. Kein Bunker ist ein Lebenskonzept.
    In jungen Jahren will man noch allen gefallen - im Alter ist man froh, wenn man sich selbst im Spiegel noch erkennt.

  • Eine meiner BOL ist mein Elternhaus. Ist zwar nicht absolut sicher (darin sind wir uns wohl einig: absolute Sicherheit gibt es nicht). Aber weit weg vom Schuss, am Rande eines kleinen Dorfes am A... der Welt, in einer Sackgasse, nur über eine Brücke zu erreichen, ...
    Das Haust ist eben genau das: ein normales Haus (und weder Festung noch Erdloch noch Bunker noch sonstwas).
    Ist daher mMn mindestens genau so sicher wie ständiger Standortwechsel (falls nicht noch sicherer - Standortwechsel an sich sind schon problematisch). Mobilität hat genau so ihre Schwachstellen (mehr als Vorteile, wenn du mich fragst) und zu glauben, dass das das A und O des Überlebens ist grenzt für mich an Selbstbetrug...
    Nicht umsonst waren Straßenräuber früher ein massives Problem...

    There is no such thing as too much backup!

  • Ein lokaler Standort mit ausreichender (wieviel auch immer das sein mag) Versorgung ist anfällig für Übergriffe, das stimmt wohl leider.
    Ich bin aber überzeugt, dass es einen wesentlichen Unterschied macht, wo sich dieser Standort befindet. In Ballungsräumen wird Versorgung mit dem Nötigsten sehr bald Thema für sehr viele Menschen sein, Verzweiflungstaten sind daher recht bald zu erwarten.
    Meine BOL ist ein normales Haus unter vielen anderen normalen Häusern in einem Dorf. Jeder hat hier Vorräte, die Notwendigkeit, sich durch Übergriffe zu versorgen, ist vermutlich wesentlich später gegeben. Die nächste Großstadt ist weit...
    Sicherheit gibt es in Krisenzeiten nicht, das liegt in der Natur der Sache. Eine gut ausgestattete Alternative zu Ballungszentren zu haben finde ich schon sinnvoll, es erhöht halt einfach die Chance, eine Zeit lang zurecht zu kommen...

  • Mobil zu sein heißt "immer auf der Flucht zu sein".
    Diejenigen, die auch mobil (=auf der Flucht) sind, sind deine Feinde. Und diejenigen, die in sicheren Gebieten leben und sich dort über Wasser halten können, sehen dich erst recht als Feind.

    Eine BOL zu haben heißt nicht sich eine Festung gebaut zu haben, sondern sich in die Geborgenheit einer nachbarschaftlichen Struktur von Selbstversorgern und Überlebensfähigen AM LAND zu begeben.

    Wir sind bewußt aufs Land gezogen; Alle unsere Nachbarn haben zumindest ein paar Hühner wenn nicht sogar Schafe, Schweine oder Kühe. Und wenn Plünderer bis hier her kommen, dann werden wir mit ihnen umgehen können.

  • Sicherheit für alles gibt es sowieso nicht. Wenn ein akw in die Luft fliegt sind wir alle am a... egal ob Land oder Stadt. Ich denke nicht dass man da so locker in allen Himmelsrichtungen bol haben kann. Und Camping möchte ich halt "in der wolke" auch nicht unbedingt, auch wenn die Wolke dann vielleicht erst 2 Stunden später bei mir ist.

    Für Krisen in denen warum auch immer Lebensmittel knapp werden ist natürlich eine bol im dorfverbund oder eine bol die so entlegen ist dass man sie schwer findet am besten. Almhütte oder so. Aber auch da muss man erst mal hinkommen und immer alles gewartet halten usw.

    Ich denke es ist oft schon mal sinnvoll sich sein jetziges Domizil entsprechend zu richten. Wenn da alles passt kann man über bol nachdenken. Ansonsten verzettelt man sich und hat teures Doppel nix

  • Das Ganze ist sowieso ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Ist man zur falschen Zeit am falschen Ort, hilft auch die beste Vorbereitung nicht. Und viele, die überhaupt nicht vorbereitet sind, überleben trotzdem irgendwie. Wir bewegen uns mit unseren Überlegungen genau an der Grenze dieser beiden Bereiche, also da, wo Vorbereitung einen Unterschied macht. Wer mehr Optionen hat, kann flexibler reagieren und seine Chancen vergrößern (also z.B. von der Stadt aufs Land ziehen, und ggf. von da weg mobil). Garantien gibt es aber keine, und hart wird es auf jeden Fall.

  • Es ist auch hilfreich schon zu wissen worauf es ankommt. Beim Stromausfall etwa wird der grossteil der Bevölkerung erst mal nicht an Wasser und Lebensmittel sondern an Licht und den eherd aber wahrscheinlich nicht einmal an die Heizung noch denken. Bis es dann ungemütlich wird.

  • Warum muss man immer gleich davon ausgehen, dass es in Österreich zeitnah nach einem Ereignis zu anscheinend paramilitärisch organisierten Plünderhorden kommt, die mit Raketenwerfern ausgestattet sind? Wie einige schon sehr gut zusammengefasst haben: Ein "sicherer Ort" definiert sich nicht dadurch, dass dieser gegen jedwede Art von Gewalteinwirkung standhält sondern ist primär einmal ein Rückzugsort (für viele, die in einer Stadt wohnen, vielleicht auch das Elternhaus am Land), der es einem erlaubt, sich mit seinen vorbereiteten Gütern über eine schwere Zeit drüber zu helfen.

    Warum hier gleich wieder ein schwarzes "dann kommt die MadMax Gang und brennt alles nieder" Szenario gemalt wird, erschließt sich mir nicht ganz. Gerade aus Österreich oder dem Europäischen Raum sind mir solche derartigen Berichte, wie aus dem US Raum eigentlich nicht bekannt. Im Gegenteil: Im Münsterland Schneechaos haben sehr viele Menschen auch in sehr unbehaglichen Situationen zusammengeholfen und gemeinschaftlich viel auf die Beine gestellt. Hochwasserlagen sind in Österreich eigentlich auch meistens ein sehr gutes Beispiel für spontanen Zusammenhalt.

    Klar ist: das sind Szenarien, für die ein zeitnahes Ende absehbar ist. Wenn in einem Länderübergreifenden Blackout nach der dritten Woche immer noch keinerlei Anzeichen für eine Normalisierung zu sehen sind, wird die Stimmung wohl auch der dann schon sehr stark mangelnden Lebensmittel umschlagen.

    Nur (sehr fiktiv!): Gerade am Land schau ich mir die "Plünder-Gang" an, die es sich mit der Dorfgemeinschaft anlegt. Ich persönlich würde bei x-Jägern, die allesamt sehr gute Ortskenntnis und Erfahrung im Ansitz und teilweise auch long-range Schießen auf Körperregionen, eher nicht den großen Plünderer machen wollen, wenn du verstehst was ich meine. Eine Bewachung einer Siedlung ist, wenn man sich zusammentut, kein unüberwindbares Hindernis, solange nicht gerade die Rote Armee mit sämtlichen Material einmarschiert.

    viribus unitis - acta non verba

  • Man darf auch nicht vergessen, dass die wenigsten echten Hunger bzw Not je erlebt haben. Von daher ist im kopf eine doch nicht unbeträchtliche zeit lang, dass es nur halt etwas dauert, bis *die* helfen. Wer *die* sind oder wie sie helfen sollen ist unklar aber bis jetzt ist in extremfällen ja immer geholfen worden.

    Deshalb rechne ich eine gewisse Zeit lang zwar mit ärger und jammern aber keiner überlebensverzweiflung

  • Wir haben uns auch schon mit dem Thema BOL beschäftigt und find es spannend, dass manche überlegen im Um- oder Ausland Wohneigentum zu verschaffen.
    Aber das kann (!) eine kostspielige Sache werden und wenn man die BOL mit Lebensmittel und Gerätschaften ausstattet, damit es schon da ist und man nicht erst mitschleppen muss, dann sollte man regelmäßig vor Ort sein können, um nach den Rechten sehen zu können... das ist u.U. zeitintensiv.

    Wie schon in meiner Vorstellung erwähnt, wohnen wir im Speckgürtel der Großstadt Berlin, wirklich nicht unweit der Stadtgrenze. Sollte es zu einer Situation kommen, wird der Speckgürtel in alle Richtungen den ersten "Plünderern" ausgeliefert sein. Daher macht es schon Sinn, etwas zu finden, dass weiter weg ist und vllt "versteckt" liegt, was man nicht auf anhieb findet. Gerne am See / Fluss und Wald in der Nähe.

    Sicherlich muss es nicht gleich ein Mad-Max-Szenario werden, aber es zeigt sich doch das die Unsicherheit der "unvorbereiteten Menschen" dafür sorgen, dass sie eher plündern gehen.

    Ich glaube auch, dass in einem Dorf sich jeder kennt und es eher zur Hilfsbereitschaft kommt, als zum Einigeln Die Frage ist dann nur, wann man aufhört der "Samariter" zu sein, um sich selbst weiter / länger versorgen zu können...

    Haben ist besser als brauchen.

  • Ich sehe auch, dass die Bezeichnung "sicherer Ort" nicht per se Sicherheit in jeder nur denkbaren Weise bedeutet, aber es sagt dennoch für denjenigen der davon spricht aus, dass man den Umständen entsprechend nicht unmittelbar in einer Gefahrensituation ist. Und das kann, wie arbito angemerkt hat, so ziemlich alles sein. Das selbe trifft für eine BOL zu. Der Begriff "bug out location" sagt nichts über die Beschaffenheit dieses Ortes aus. Auch der Sammelpunkt auf dem Evakuierungsplan für einen Feueralarm kann man sich als BOL vorstellen, also nur ein Ort, der von dem momentanen Standort entfernt ist und an dem es situationsbedingt sicherer ist als hier. Für die Prepper also Schutz vor den Elementen, Nahrungsmittel und Wasser (und in den USA natürlich Selbstverteidigung).
    Ich gehe nicht davon aus, dass es zu Plünderungen von bewohnten Häusern kommen wird, dafür ist das Risiko einfach zu hoch und es werden viele Menschen aushelfen, weil man das einfach macht (siehe Katastrophen und Kriege) als Mensch und nicht wie in Hollywood-Fiktion mordend, vergewaltigend und brandschatzend durch die Lande zu ziehen. Sicher wird es Plünderungen geben, das wird sich aber auf unbewachte Geschäfte beschränken und auch Gangs werden schnell merken, dass wenn der Anführer weg ist (und jeder vernünftige Mensch würde versuchen den Anführer von seinem Vorhaben abzubringen und sich nicht in Hollywood-Manier zuerst durch dutzende Lakaien zu kämpfen) und sie keine neuen Mitglieder mehr anwerben können, weil einfach keiner mehr da ist, es schnell vorbei ist mit einer Gang. Heute können sich diese Menschen gut innerhalb des Systems verstecken, interessiert doch eh Keinen, was in den sozialen Randgruppen abgeht, wenn aber nicht viel los ist, und die eigene Sicherheit davon abhängt, wird man sich schon wehren, und zwar als Gruppe. Außerdem sollte man nicht außer Acht lassen, dass in so einem Szenario ohnehin die Sterberaten nach oben schnellen werden (keine Antibiotika, keine anderen Medikamente, Tod durch Unterkühlung, Unterernährung, Verbluten usw.) und so genug Probleme auf die meisten Menschen zukommen, dass alleine die Vorstellung, einen "sicheren" Ort aka. BOL bereit zu wissen, die Überlebenschancen erhöht. Alles ist Besser als Nichts. Wenn man Pech hat, kommt man ohnehin nicht weit, aber damit kann man genausowenig rechnen wie mit Glück.
    Daher würde ich jedem, der sich das finanziell bzw. familiär leisten kann dazu raten, es sich zumindest mal zu überlegen. Keiner wird dir versprechen können, dass du deine BOL verwenden wirst können, aber ohne Bol stehst du schon von vorn herein ohne da, im besten Fall verschafft eine BOL dir einen Vorteil. Ist eine recht nüchterne Kosten-Nutzen Rechnung ohne Garantien.

  • Ich betrachte eine BOL als Rückzugsort, wo man mit seiner Familie eine zeitlang/bei einer Krise möglichst sicher & versorgt überdauern kann. Schutz-Wasser!-Nahrung, alles andere ist dann nachgelagert. Natürlich kommt es auch immer auf das Bedrohungsszenario drauf an: wenn in der Tschechei ein AKW hochgeht wird's soundso für alle eng - ausser man hat einen echten Atombunker ;-)!
    Und das Gedankenspiel-Szenario, das Mad Max Gangs durchs Land ziehen, naja, wenns soweit ist, ist es mit der Menschlichkeit bzw überhaupt Mensch-heit eh schon vorüber!
    Im Falle einer Krise muss man soundso raus aus der grossen Stadt. Und falls das länger andauert schau ich mir gern "plündernde Horden" an, die sich mit einer Dorfgemeinschaft/verband, die das Gelände kennen, sich organisiert haben, zusammenhalten & sicher einige Jäger dabei haben, anlegen.
    Und als Insellösung kann man soundso nichts ausrichten, wegen dem halte ich es für essentieller, mit seiner Nachbarschaft in gutem Einvernehmen zu leben bzw auch zu wissen, auf wen man sich bei einer "Krise" dh nicht Mad Max end of the world ;-) verlassen kann und sich gegenseitig unterstützt. Das wird das Um & Auf sein, dadurch entsteht Gemeinschaftsgefühl, Zusammengehörigkeit, gegenseitiger Schutz und back up, alles andere ergibt sich dann von selbst...
    LG
    Igel

  • Eine BoL ist ein Ort wo es besser ist als der gegenwärtige Ort. Das kann das Wasser sein, die Nahrung, die Heizung und auch die Sicherheit. Je nach dem welche Krise wir haben.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Ich würde es so formulieren: DIE Bug out Location gibt es nicht! Wenn die phlegräischen Felder in die Luft gehen ist von Nordnorwegen bis Südkalabrien bis Nowosibirsk die Ka.... am Dampfen!
    Da hilft mir meine elterliche BOL ebensowenig wie bei einem Super-GAU in Mochovce.

    Man sollte also auf die schon diversen Szenarien mehr als eine Lösung parat haben. Und Bug in macht manchmal Sinn, manchmal nicht.

    Ich frage mich ja, wie man "auf Achse" längerfristig überleben will: Unsere Wälder und Felder können nur einige 10.000 Nomaden versorgen. Und wenn die K*cke am Dampfen ist, werden relativ rasch alle leicht bis mäßig schwer "erntbaren" Früchte (inkl. Wild) weg sein.
    Dazu kommt: Wenn man nicht auf Schusters Rappen unterwegs ist stellt sich die Sprit-Frage. Wenn man hingegen per Pedes oder per Pedales die Lande unsicher macht: Die mitnahmefähige Ausrüstung ist begrenzt. Entweder man macht auf Wilder Westen und kutschiert sich mit einer größeren Gruppe mit einem Planwagen o.ä. von Ost nach West (oder in eine beliebige andere Richtung), oder man schlägt sich als Kleingruppe durch. Und in beiden Fällen ist man Überfällen gegenüber noch schutzloser als wenn man in einem (mit Fallen, Alarmen udgl. sicherbaren) Haus zurückzieht.

    Ist zumindest meine Meinung...

    There is no such thing as too much backup!