Gehen wir mal davon aus, dass das Land und der Rest der Welt nicht im Chaos versinken werden. Bringt die Krise dann auch etwas Gutes? Lässt sich etwas lernen? Hier meine ganz persönlichen Gedanken dazu, ohne spezielle Reihenfolge.
- Digitalisierungsoffensive
Statt monatelang zu diskutieren und dann Subventionen an Konzerne auszuschütten, schafft die Krise einfach von heute auf morgen Bedarf für Online-Services jeder Art. Handel, Dienstleistungen, Video-Kommunikation, Home Office - was für viele immer noch weit weg war, ist auf einmal notwendig. Die Konzerne ziehen dann schon nach. Dieses Modell sollte man in anderen Bereichen auch andenken. - Rückbesinnung auf den Sinn unserer Existenz
Im täglichen Getriebe denken die wenigsten wirklich über ihr Leben nach (und das ist Wirtschaft, Kirche und Politik auch ganz recht). Die Krise zeigt, dass es mit Luxus und Leben (so wie in früheren Zeiten) ganz schnell vorbei sein kann. Und dass es vielleicht lohnt, ein paar Fragen zu stellen: wer bin ich, wer möchte ich sein, und lebe ich jeden Moment so, dass ich mich dahin bewege und jederzeit ohne Bedauern abtreten kann? Und was motiviert mich, am Leben bleiben zu wollen, wenn die Welt den Bach hinunter geht? - Die Bedeutung von Beziehungen ...
... wird erst so richtig klar, wenn sie nicht mehr beliebig verfügbar sind (dabei können wir ja wenigstens noch kommunizieren). Vielleicht sollten wir ihnen doch mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen? - Herausfinden, was wirklich wichtig und not-wendend ist
Konsum? Reisen? Geld? Oder Clopapier? - Vorsorge und Eigenverantwortung (das P-Wort)
Jahrzehntelang haben Zivilschutzorganisationen (und rechte Spinner, Krisenprofiteure und Extrem-RomantikerInnen wie wir ) auf die Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen individuell wie auch auf staatlicher Ebene hingewiesen. Die Fragilität unsere technischen und organisatorischen Systeme aufgezeigt. Wer es jetzt immer noch nicht begreift, dem ist nicht zu helfen. Denn nach der Krise ist vor der Krise. - Die Alternative zur Alternativlosigkeit (Ben: schau weg )
Kann sich noch jemand (beispielsweise) an die Diskussionen anlässlich der Flüchtlingskrise erinnern? Zäune mit Türen, stichprobenartige Überwachung, nicht enden wollendes Chaos und Gezeter. Natürlich alternativlos. Und siehe da - man kann schon mal das Land - oder auch die ganze EU - herunterfahren. Gesetze über Nacht beschließen. Und im Tagesrhythmus Grenzen zu befreundeten Staaten schließen. Es ist eine Menge möglich, wenn man wirklich will. Politik als Zuschauersport hat ausgedient. - Wir sitzen alle im selben Boot
... und das ist ziemlich klein. Weder kann ein Staat alleine die anstehenden Probleme lösen, noch kann grenzenloses Bevölkerungswachstum funktionieren. Das Boot ist längst übervoll, und es wird Zeit, dass alle beginnen, gemeinsam zu rudern (statt sich hemmungslos weiter zu vermehren). - Regionalisierung mit Augenmaß statt "Geiz ist geil"-Globalisierung
Dumme Sache, wenn überlebenswichtige Güter nur mehr auf der anderen Seite des Planeten produziert werden. Wenn ganze Kontinente sich im Notfall nicht einmal mehr mit Medikamenten (oder Saatgut, Treibstoff, Elektronik, ...) versorgen können. Es ist nun eine gute Gelegenheit, der Industrie Mindestversorgungsgrade, Lagerhaltung, Reservekapazitäten und eine krisenresistente geografische Verteilung von kritischen Produktionsanlagen vorzuschreiben. Das wäre wirklich global gedacht. - Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Disziplin sind nicht optional
Individualismus ist in. Tradition, Werte, Normen, Disziplin und Gemeinschaft nicht mehr unbedingt. Aber wenn's darauf ankommt, sollte es etwas geben, das die Menschen dazu motiviert, zusammen zu arbeiten und zusammen zu halten. Etwas, das von klein auf kultiviert wird. Ein Blick nach Asien kann da mitunter ganz lehrreich sein.
So, Schluss für heute . Euch fällt sicher auch noch etwas ein.