Ich halte ein Pulsoxi für ein sehr wertvolles Instrument, aber nicht alleine. Nicht alleine heißt: Blutdruck, Blutzucker und Atemfrequenz gehören mit dazu. EKG lass ich mal weg, hat man ja auch nicht unbedingt zuhause verfügbar. Wenn es jetzt um den Nahbereich geht (Familie, meinetwegen Nachbarschaft), kenne ich vielleicht die Grundwerte oder Vorerkrankungen. Damit habe ich auch Grenzwerte - sicherlich nicht 100%, aber ausreichend - um im Notfall den Eskalationsgrad einschätzen zu können. Eskalationsgrad heißt bei mir jetzt: fahre ich zum Doktor, hole ich den Doktor oder lasse das über den Rettungsdienst laufen.
Mein ganz persönliches Schema (nicht gedeckt durch ärztliche Freigabe) läuft so:
+ ich habe erstmal ein paar Normwerte im Kopf (Puls, Blutzucker etc.), je nach Patient mit Abweichungen (wenn ich es weiß)
- wenn eine bedeutende Zustandsverschlechterung eintritt -> gleich Rettungsdienst, Werte sind dann der Bonus
- wenn zwei Werte grenzwertig werden oder ein Wert deutlich in die "rote Zone" abgleitet -> eher Rettungsdienst, es sei denn das ist bekannt und kann vom Hausarzt behandelt werden. Letzteres natürlich nur bei bekannten Vorerkrankungen und entsprechender Info.
- wenn ein Wert plötzlich deutlich in den "roten Bereich" wandert -> lieber Rettungsdienst, ausgenommen bekannte Vorerkrankungen usw.
Das ist meine Richtschnur, bei der Tante die bekannt eh einen Blutdruck von 160 hat, sind 180 vielleicht noch kein akutes Alarmzeichen, wenn aber deren Schwester ohne bekannte Vorerkrankung auf einmal auf 180 ist und sonstige Zeichen trägt (sonst würde man ja nicht messen), ist eher Eile geboten.
Speziell jetzt zum Pulsoxi: ich hab da einen Fall, bei dem ich (nachdem alle anderen Werte normal waren) aufgrund des Pulsoxi den Notarzt mit dazu bestellt habe - letztendlich richtig, leider im Endergebnis ex.
War halt ein gut maskierter Infarkt der von "spricht mit einem normal" direkt in den Herzstillstand ging. Und davor war des SpO2 Wert der einzige der die Alarmleuchten anschaltete. EKG - sicher, darauf wäre es auch zu sehen gewesen - wenn man es kann - aber wenn man 99% chirurgische Patienten hat und alle zwei Jahre ein EKG sieht - naja, hätte da auch nicht wesentlich mehr gebracht. (Nachfragen dazu bitte nur per PM)
Aber allgemein: ein paar Normgrenzen der Vitalwerte einprägen. Wenn deutliche Entgleisungen zu sehen sind. Hilfe holen. Wenn schon deutliche Symptome da sind (Bewusstsein, Sprache lallend, Gleichgewicht...) [die man sich nicht leicht erklären kann -> 2 Flaschen Rotwein oder so] -> Hilfe holen. Nicht falsch verstehen, ich halte Messen für sehr gut und auch im Laienbereich einiges für machbar - aber bei Symptomen die Richtung Hirn oder Herz deuten -> gleich den Rettungsdienst rufen.
Und noch ein Wort zu Notfallausrüstung und Prepping: 90% funktioniert nur mit schneller weiterer Versorgung, Also für den aktuellen Alltag gut, im einem Szenario in dem die Krankenhausversorgung zusammenbricht, wird vieles in der Notfallmedizin zur Makulatur. Auch so Sachen wie Hämostatika (Quickclot usw.), das ist alles Überbrückung bis in den Schockraum, wenn es den nicht gibt......