Ich habe mal wieder ein paar Fragen beantwortet, vielleicht für den einen oder anderen interessant.
Inwieweit überschneiden sich die Grundsätze von Preppern mit den Grundsätzen von Krisenvorsorge/Zivilschutz?
- Wie unterscheiden sie sich dennoch?
Die Grundsätze sind dieselben. Der Staat Österreich möchte seine Bürger durch den Zivilschutzverband dazu animieren für Notzeiten Vorsorge zu treffen. Sei es eine Lawine, die einen Ort von der Versorgung abschneidet, oder ein Hochwasser, welches eine Evakuierung nötig macht, oder eine Pandemie, die eine Familie zu Hause in Quarantäne festhält.
Viele Menschen "preppen" ohne sich dessen bewusst zu sein oder diesen Begriff überhaupt zu kennen. Es bezeichnet ja nichts anderes als "sich vorbereiten". Worauf ist eine persönliche Definition, weshalb ich immer darauf hinweise, dass es in Österreich nicht "eine Prepperszene" gibt. All unsere Großeltern wären nach der gängigen Definition "Prepper", weil sie eine gut gefüllte Speisekammer als wichtig ansahen. Erst die letzten 3-4 Jahrzehnte begannen wir Schritt für Schritt die Selbstversorgungsmaßnahmen sowohl auf privater, als auch auf staatlicher Ebene abzubauen. Das ist einfach eine Folge der vielen Jahrzehnte an Überfluss und Frieden.
Nicht alle Prepper sind Verschwörungstheoretiker. Wie sollten die Allgemeinheit und die Medien unterscheiden? Wie kann man unterscheiden und wie erkennt man Unterschiede?
Auch nicht alle AutofahrerInnen sind Verschwörungstheoretiker, oder alle Mitglieder von Anglervereinen. Die Grundannahme ist falsch. Die Verbindung von Preppern und Verschwörungstheoretikern geht auf das in den letzten Jahren medial gezeichnete Bild des US-amerikanischen Preppers zurück. Das hat aber mit Preppern in Österreich überhaupt nichts zu tun.
In der Realität findet sich in unseren Foren ein ganz normaler Querschnitt der österreichischen Bevölkerung wieder: Ärzte, Polizisten, Lehrer, Landwirte, Handwerker, etc. Da Preppen meiner Meinung nach nichts mit Politik zu tun hat, unterbinden wir auch politische Diskussionen rigoros und diskutieren auch keine Verschwörungstheorien. Es ist für die persönliche Vorbereitung nämlich vollkommen unerheblich, ob SARS-CoV-2 natürlich entstanden ist, oder wie eine gängige Verschwörungstheorie lautet, einem chinesischen Chemiewaffenlabor abhandengekommen ist. Das Ergebnis für die Vorbereitung ist die gleiche: Man braucht Masken, muss Hygiene beachten, Abstand halten und möglichst wenig soziale Kontakte wahrnehmen. Dem Hochwasser ist ja schließlich auch egal, welche Partei man wählt.
Wie weit entfernt ist Krisenvorsorge, nach Ihrem Verständnis, von gängigen Prepper-Verschwörungstheorien?
Ich weiß nicht was "Prepper-Verschwörungstheorien" sind. Verschwörungstheorien denen besonders Prepper nachhängen sollen?
Wie wichtig ist Krisenvorsorge im Österreich des 21. Jahrhunderts?
- Warum ist Krisenvorsorge generell wichtig? Ist der Staat nicht gut genug vorbeireitet?
Krisenvorsorge ist heute so wichtig wie während der Zeit des kalten Krieges. Die Szenarien verändern sich, die Grundbedürfnisse des Menschen bleiben gleich: Unterkunft, Wasser, Nahrung, Wärme. Ob man nun 1978 ein paar Vorräte anlegt, weil man Angst vor dem Einmarsch der Sowjetunion hat, oder weil man 2021 einen Blackout befürchtet, macht kaum einen Unterschied für seine Vorbereitungen.
Der Staat sorgt im Rahmen seiner Möglichkeiten vor. Er braucht aber im Krisenfall auch einige Tage um eine funktionierende Versorgung aufzubauen. Genau das ist auch der Gedanke hinter der Zivilschutzvorgabe für 10 bis 14 Tage Vorräte zu haben. Wenn man bei starkem Schneefall in einem Tal in Tirol nach einem Lawinenabgang von der Außenwelt abgeschnitten ist und nicht mal ein Hubschrauber starten kann, hilft einem die beste staatliche Krisenvorsorge nichts.
Man muss auch bedenken, dass der Staat es ziemlich schwer hätte einen Großteil der Bevölkerung in einer Krise zu versorgen. In Friedenszeiten akzeptiert niemand Milliarden an Investitionen in Krisenvorsorge (Lebensmittelvorräte, Schutzausrüstung, etc.), weil die Gefahr so abstrakt erscheint. Im Krisenzeiten, so wie aktuell bei einer Pandemie, haben wir dann plötzlich keine Masken, oder andere Schutzausrüstung auf Lager. Das ist das Resultat, wenn man Krisenvorsorge nicht ernst nimmt. Und das betrifft Privatpersonen, genauso wie den Staat gleichermaßen.
An der aktuellen Covid-19-Pandemie sieht man ja sehr schön wie schnell es gehen kann. Hätte man heute vor einem Jahr vor einer bevorstehenden Pandemie gewarnt, die dazu führen wird, dass in Österreich Spielplätze gesperrt werden, wir verpflichtet werden Masken zu tragen und Monate ganze Geschäftsbereiche wie Nachtclubs oder Fitnessstudios gesperrt sein würden, hätte das niemand geglaubt.
Prepper bereiten sich meist darauf vor eine Krisensituation mit so wenig Einbußen an Lebensqualität wie möglich zu überstehen. Deshalb befassen sie sich auch detaillierter mit der Krisenvorsorge als der Durchschnittsbürger. Das umfasst zum Beispiel ein Notstromaggregat, damit bei einem Blackout Licht, Heizung, Kühlschrank, usw. noch läuft.
Erhalten Sie Anfragen von Menschen, sogenannten Querdenkern, die von aktuell gängigen Verschwörungstheorien überzeugt sind?
- Wie gehen Sie damit um?
Nein, solche Menschen finden bei uns keine Anknüpfungspunkte und registrieren sich deshalb erst gar nicht. Wir sind ihnen wohl zu langweilig. Sollten sich solche Menschen registrieren, würden sie binnen kürzester Zeit auffallen und aus dem Forum entfernt.
Gibt es im Austrian Prepper-Forum Posts, die sich mit gängigen Verschwörungstheorien auseinandersetzen? Gibt es Post die, gängigen Verschwörungstheorien zuzuordnen sind?
Nein, solche Posts verstoßen gegen unsere Forenregeln, deshalb gibt es davon keine.
Wie wird in Ihrem Forum mit Themen umgegangen, die gängigen Verschwörungstheorien nahe sind?
Wir möchten Verschwörungstheorien keine Plattform zur weiteren Verbreitung bieten, weshalb wir jegliche Diskussionen darüber und selbst die Erwähnung einer solchen unterbinden.
Wie haben sich die Mitgliederanzahlen des Austrian Prepper-Forums sein Beginn der Corona-Pandemie entwickelt?
Als die Panikkäufe im März 2020 begannen, stieg die Zahl der Registrierungen sprunghaft an. Nach einigen Monaten hat sie sich aber wieder auf Vorkrisenniveau eingependelt.
Unser Ziel ist es nicht, die Prepper-Community bloßzustellen oder zu stigmatisieren. Im Gegenteil: Wir wollen vielmehr herausarbeiten, wie breit das Spektrum in der Prepper-Community wirklich ist und wo die Grundsätze liegen.
Wie gesagt, es gibt nicht die eine Prepperszene. Jeder definiert seine Szenarien für sich selbst und kein mir bekannter Prepper bereitet sich auf etwas anderes vor als Naturkatastrophen, Blackouts oder Pandemien.