Glamping bei Miesewetter od. ein Bug Out Testrun bei nicht so frühlingshaftem Wetter

  • Letztes Wochenende gings nicht nur zum Glamping in den Wald, es sollte auch ein kleiner Bug-Out Testrun werden. Die fiktive Annahme für das Verlassen meines Wohnortes: Durch Zufall decke ich Machenschaften inmitten einer Virusepidemie auf indem ich Einblick in Dokumente bekomme die div. Manipulationen wie z.B. gestreckte Impfstoffe u. Tablettenwirkstoffe, gefälschte Impf- u. Testnachweise und manipulierte Statistiken etc. umfassen. Im Zuge weiterer Recherchen werden die Drahtzieher des Netzwerkes, unter anderem einflussreiche Lobbylisten u. Industrievertreter, bestochene Beamte sowie geschmierte Politiker auf meine Freunde und mich aufmerksam. Es wird ein Komplott gegen uns geschmiedet und wir werden unter Vortäuschung falscher Tatsachen verfolgt. Kurz vorgewarnt muß ich überhastet die Flucht in ein Nachbarland antreten in dem eine Regierung etabliert ist welche dem pol. System in meinem Heimatland äußerst ablehnend gegenüber steht ... Da mein Evakuierungsplan eine Überschreitung der Staatsgrenze mit einbezieht ist der vollständige Verzicht auf militärische Ausrüstung ein wichtiger Punkt, ein möglichst 'ziviler' Eindruck soll bei allfälligen Begegnungen überwiegen, dennoch möchte ich auf gedeckte Farben nicht verzichten.



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    Wieder zurück bei meiner Glamping-Tour: Bevor's los geht wird selbstverständlich der Kühlschrank geplündert, deshalb sind jede Menge frischer Lebensmittel am Start und mein 65-Liter Rucksack ist gut gefüllt und bringt inkl. 1L Wasser mitsamt Kameraausrüstung 23,5kg auf die Waage! Meine (Evakuierungs-)Tour startet an einem Parkplatz wo mich die kalte Witterung und die leichte Schneeauflage überrascht - ich bin offensichtlich etwas zu dünn gekleidet, die Bewegung hält mich aber temperiert ohne dass ich fröstle.


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    Der Lowe Alpine Cerro Torre 65:85 mit TFX10 Tragesystem packt dieses Gewicht anstandslos und ist ein super robustes Teil. Dennoch ist man mit so einem schweren Hoschi am raschen Vorankommen gehandicapt, meine schlechte Kondition tut ihr übriges dazu ... Das gewählte Set-Up ist allerdings absolut schlechtwetter- und auch wintertauglich, ich kann problemlos über längere Zeit an einem Platz ausharren oder abwettern. Die Überschreitung der Grenze erfolgt in einem abgelegenen Waldgebiet und ich errichte mein Camp nur wenige Kilometer danach. Obwohl es bereits später Nachmittag ist höre ich Motorsägen und Traktorenlärm. Vor mir sind offensichtlich noch Waldarbeiter am werkeln, ich bekomme aber niemanden zu sehen.


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    Nachdem das Zelt aufgestellt ist bediene ich mich am Proviantvorrat, auf dem kleinen Trangia Sturmkocher werden Hähnchenschenkel m. Brokkoli zubereitet. Die Brokkoliblümchen werden im kleinen Topf ein paar Minuten gekocht was genügt um sie noch bißfest zu halten. Sie geraten viel zu sauer, hab das Wasser wohl versehentlich 2x gesalzen ;/


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    Hab's mir trotzdem schmecken lassen und nachdem alles verputzt war dämmert es bereits kräftig und leichter Nieselregen setzt ein, es fallen auch ein paar einzelne Graupeln, später Schneeflocken. Also nix wie rein ins Zelt, Lüfter auf und Schlafvorbereitungen getroffen. Während der Essenszubereitung hab ich am Erdboden auf einer kleinen Sitzunterlage im Schneematsch gekniet, die Hosenbeine haben dabei ganz schön Wasser gezogen und sind bis über Kniehöhe hinauf triefend nass.


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    Bevor ich einschlafe höre ich Eulen oder Käuzchen in der Ferne und nächtens werde ich ab und an wach da Regentropfen sanft auf das Zelt trommeln. Früh morgens liegen sogar ein paar Schneeflocken auf dem Zelt, die Zelthaut ist nicht nur von außen sondern auch von innen naß denn durch die eher ungünstigen Rahmenbedingungen hat sich viel Kondensat gebildet. Im Innenzelt blieb es abgesehen von 2 Spots trocken: Im Fußbereich hatte ich mit dem Schlafsack die Zeltwände berührt und an einer anderen Stelle drücken die Heidelbeersträucher Innen- und Außenzeltstoff zusammen wobei die Kondensfeuchte vom Innenzelt aufgenommen wird, ein paar Tropfen laufen laufen sogar runter und sind am Zeltboden zu sehen.


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    Die Tiefsttemperatur lag nächtens im Innenzelt knapp über und im Vorzelt knapp unter dem Gefrierpunkt, es war beinahe windstill und die Niederschläge sowie die einsetzende Schneeschmelze sorgten für hohe Luftfeuchtigkeit. Wegen fehlendem Durchzug und der niedrigen Temps trocknet nichts ab, Kondensatbildung ist dabei vorprogrammiert. Viele machen in solchen Situationen den Fehler und schließen die Lüfter vollständig um Nässe sowie Kälte draußen zu halten und wundern sich wenn sie in einer Tropfsteinhöhle sitzen. Dabei sind nicht etwa die Zeltgewebe undicht, sondern die Feuchtigkeit lagert sich von der Innenseite an. Die wirksamste Abhilfe stellt dabei die Durchlüftung des Innenraumes dar. Auch bei geöffneten Lüftern ist es im Innenzelt nächtens nicht selten 1-3°C wärmer als draußen und ein vernünftiges Zelt schützt meist ausgezeichnet gegen Kühleffekte bei Wind, dem sogen. Wind-Chill.

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    ... to be continued.

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Als Schlafequipment ist bewährtes am Start: Ein Valandre Swing 700 Daunenschlafsack mitsamt Cocoon Silk Mummy Liner zwecks Schutz des Innenbezuges, die Therm-A-Rest Trail Lite als robuste selbstaufblasbare Iso in 3,8cm Dicke mit einem R-Wert von 3.2 sowie ein kleines Campingkissen. Lag mit Langarm-Merinoshirt und Boxershort aus Polyester drinnen und mir war wohlig warm ;-) Die feuchte Fußbox war nachmittags bereits wieder vollständig aufgetrocknet, also kein Problem bei weiterer Verwendung des Daunenteils.


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    Hab das Zelt spät verlassen und zum Schutz vor den immer noch nassen Hosenbeinen eine lange hauchdünne Polypro-Unterbuxe angezogen. Zum Wassertransport aus einem nahen Rinnsal ist die bewährte 10L Vannpose von Helsport, also ein faltbarer Sack im Einsatz. Das Teil lässt sich gefüllt auf halbwegs ebenem Untergrund einfach abstellen ohne dass etwas ausläuft! Das Wasser hat allerdings eine dunkle Färbung von den morastigen Waldböden. Auf eine Filterung hab ich verzichtet da es für Tee etc. sowieso abgekocht wird.


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    Nach dem ersten Schwarztee mit ordentlich Zucker und einem Schuß Slivovitz gings erneut ans kochen mit frischen Zutaten und die schmackhafte Eierpfanne mundete ausgezeichnet ;-)


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    Dannach die Pfanne innen mit Schnee grob gereinigt um sie als Deckel auf dem Topf fürs nächste Teewasser zu verwenden. Am Pfannenboden sieht man ganz klar einen der Nachteile von Brennspiritus: Rußbildung!


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    Mein Camp ist nur ca. 50-60m von der nächsten Forststrasse entfernt (rote Linie im Bild unterhalb) und den Tag über fahren 3-4 Autos und einer dieser großen Forstschlepper vorüber, Fußgänger seh ich keine und ich hatte auch keine unangemeldeten Gäste ...


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    Als Zelt ist ein Fjällräven Tunnel, nämlich das Modell Keb Endurance 2 am Start. Es baut zwar schmal, durch die recht großzügig bemessene Apsis ist es über 4m lang was die Suche nach einem geeigneten Platz oft nicht einfach macht. Trotz der Gesamtlänge fällte die verfügbare Liegelänge im Innenzelt knapp aus, für Personen welche über 1,80m sind würde ich das Ding nicht empfehlen. Dank 'Nordic-Pitch' wo Außen- und Innenzelt gemeinsam aufgebaut werden steht es im Nu, ein Vorteil bei Miesewetter. Durch die niedrige Bauform ist es eine Sturmburg und hält Wind in Orkanstärke (>130km/h) stand! Das Außenzelt reicht bis zum Boden, die Lüfter an Innen- und Außenzelt können schneedicht verschlossen werden, sowohl AZ-Eingänge als auch Lüfter sind mit Moskitomesh ausgestattet, die Gewebe sind solide. Insgesamt also eine Schlechtwetterburg für den 4-Jahreszeiteneinsatz. Die üppige Ausstattung (2 Eingänge, Reservestangen, Rep-Material, usw.) hat ihr Gewicht, das Teil wiegt ca. 4kg und preislich ist es im Premiumsegment angesiedelt. Lüfter, Eingänge u. Spannleinen sind mit Reflektionsmaterial versehen - wer also Wert auf 'Stealh-Camping' legt sollte zu schwarzem Edding greifen. Nach einem Paint-Job ist es dann auch im Scheinwerferlicht nur mehr schwer auszumachen ;-)


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    Bin den Tag gemütlich angegangen, hab gechillt und ein paar Fotos gemacht. Nach dem ungeliebten Abwasch geht's ans zusammenpacken. Die zusätzliche Zeltbodenunterlage war ihr Geld wert und sowohl Zelt als auch das Gear in der Apsis sind zuverlässig geschützt vor knorrigem Bodenbewuchs, jeder Menge Dreck (Morast, Reh- und Wildschweinkacke), Schneematsch und Nässe.


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    ... to be continued.

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Retour zum Parkplatz geht es erst am späten Nachmittag über div. 'Waldautobahnen' und ich hab den kleinen Ausflug 'auf die andere Seite' echt genossen ...


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    Falls Ihr Fragen zum Gear, etc. habt - nur zu ;-)


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    Zurück zu meinem eingangs erwähnten fiktiven Beweggründen die Fortsetzung: Hätte den Absprung mit Unterstützung lokaler Helfer natürlich geschafft. Diese würden über die erforderlichen Connections verfügen um die dubiosen Machenschaften internat. zu veröffentlichen und ich könnte mir durch div. TV-Auftritte, Interviews etc. das Startkapital für eine neue Existenz schaffen. Die Gerichte würden sich mit den Vorfällen nur zögerlich befassten, div. Verfahren wären jahrelang anhängig und vieles blieb unaufgeklärt. Durch die Enthüllungen hätte ich mir mächtige Feinde geschaffen so dass eine Rückkehr unmöglich wäre ...

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  • Bist ja ein ganz schöner Ausrüstungs-Feinspitz. Wenn ich richtig gesehen habe: Titan Töpfe, Titan Besteck, Kuksa ...

    Der Rußbelag kommt mir extrem vor. Würde mal eine andere Spiritus Qualität überlegen. Helfen würde auch, dem Spiritus etwas Wasser beizufügen, was allerdings bei eine Wintertour nicht unbedingt zu empfehlen ist. Vielleicht würde auch der Trangia-Vorheizer helfen, der den Brenner aktiver und so zu einer besseren Verbrennung bringen kann.

  • Danke Grauer Wolf, hab da mittlerweile ein paar Gustostückerln beisammen was Camping- und Trekkinggear betrifft ;-) Das Besteck ist tatsächlich aus leichtem Titan, das Geschirr für den Trangia ein Material-Sammelsurium: Der Sturmkocher ist ein 27 HA, also das kleine Modell in hartanodisierter Ausführung - daher die dezente graue Farbe. Bei dieser Tour waren Pfanne und der größere Topf aus sogen. Duossal - also eine Materialkombi, innen Edelstahl u. außen Alu. Duossal ist zwar etwas schwergewichtiger als die Aluvariante dafür aber pflegeleichter, die Töpfe und Pfannen kann man innen super schrubben was mit reinem Alu (UL Variante bei Trangia) oder HA nicht geht - bei letzterem ist die dünne Eloxalschicht nur allzu schnell durchgescheuert ...


    Was die Rußbildung betrifft denke ich dass sich das im normalen Rahmen bewegt. Für die paar Minuten Brokkoli kochen zeigte sich am Topf z.B. gar kein Ruß ab. Je länger man den Brenner betreibt desto mehr Zeit hat es auch dass sich da Ruß ansetzt und kochen mit frischen Zutaten dauert halt meist etwas länger. Leute die am Spiritusbrenner nur 300ml Wasser heiß machen für Trekkingnahrung oder Instantkaffee mögen einen schwarzen Pfannenboden event. etwas befremdlich finden, für mich gehört das dazu und da gibt's auch keinen Grund mit Wasser zu strecken oder div. Spiritushersteller auszuprobieren - es ändert auf Tour schlussendlich eh nix, man muss damit klar kommen und wenn man weiß wie man den Ruß entfernen kann ist sowas echt kein Ding ;-)

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  • Danke für die gute Beschreibung. War das Zelt, Zeltunterlage usw. bereits trocken beim einpacken oder wie hast du das gemacht?

  • Freut mich wenns gefällt Sabjo68 ;-) Zum trocken wischen fürs Zelt od. anderem Gear hab ich ein kleines Microfaserhandtuch mit dabei, ist ca. 25x25cm und wiegt gerade mal ein paar Gramm. Damit hab ich die Wassertropfen welche oben am Aussenzelt und innen in der Apsis standen abgewischt so gut es eben ging. Um in den Bereich vom Innenzelt zu kommen hab ich 3 Knebel ausgehängt, die ganze Fläche schafft man dabei nicht. Dank Zelt-Footprint war der Zeltboden trocken geblieben und ca. 30-40 Minuten bevor ich es abbaute hab ich nochmals beide Eingänge geöffnet damit es etwas besser ablüften kann, bei den niedrigen Temps von gerade mal +5°C und ohne Luftzug hilft dass zwar etwas, bringts aber nicht so wie wenn eine schöne Brise weht. Die Unterseite des Footprints hab ich grob mit der Bandana abgewischt, da waren allerdigns einige Stellen nass und ich konnte das Teil nicht trocken verpacken. Zu Hause hänge ich alles nochmals für 1-2 Tage aus um es schlußendlich komplett trocken für die Lagerung zu verpacken - die Zeltbodenunterlage wurde diesmal natürlich mit milder Seifenlauge gereinigt, das Ding war leider wirklich verschmutzt ...

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  • Sabjo68

    Wenn unser Zelt länger steht, also 1-2 Wochen lege ich darunter gerne eine Malerplane aus Plastik aus. Die kostet fast nichts, ist dünn & leicht und hält den Schmutz vom Zeltboden fern. Da muss man fast nicht reinigen und die Plane wirft man nachher einfach weg.

    Umwelttechnisch gibt es sicher bessere Alternativen, aber praktisch ist es so.

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)

  • 12er_scout danke eine gute Idee. Wir hatten das letzte Mal allerdings eben auch das Problem, dass es beim Abbauen geschüttet hat und das Zelt patsch nass war. Wir konnten es nachher zu Hause eh trocknen, aber es war halt aufwendig.