Entweder liegt es an meiner Unfähigkeit, etwas zu diesem Thema im Forum zu finden, oder es hat noch niemand etwas dazu geposted. Bitte diesen Beitrag verschieben, falls ich wirklich nicht suchen kann.
Da ich mit einem rollierenden Vorrat aufgewachsen bin, würde ich gerne meine Erfahrungen damit beschreiben. Für erfahrene Prepper sage ich wahrscheinlich nicht viel Neues, aber vielliecht findet es der eine oder andere Neuling interessant. Ein solcher Vorrat liegt bei mir sozusagen als "Puffer" zwischen den Einkäufen und dem Verbrauch, besteht also im Wesentlichen aus allen Dingen, die man auch im Nicht-Krisen-Alltag verbraucht, und die mindestens einen Monat haltbar sind.
Wenn ich mit Nicht-Preppern (gibt es eigentlich einen guten Ausdruck dafür? Muggel?) darüber rede, höre ich immer wieder das Argument "das ist mir zu teuer". Sie denken, ein Vorrat würde nur aus Konserven oder anderen Nahrungsmitteln bestehen, die mindestens 10-20 Jahre halten müssen. Dazu werfen sie einen Blick auf bekannte einschlägige Shops. Hier sehen sie, dass 115g Fertignahrung in der Dose ungefähr 5€ kostet. Eine Portion hat etwa 450kcl, was bedeutet, dass man mindestens 3 pro Tag verbrauchen muss. Dann rechnen sie: 4 Wochen mal 7 Tage mal 3 Personen mal 3 Portionen - das sind 252 Dosen mal 5€, also 1260€ ... das kann sich ja keiner leisten. Und wer will permanent so etwas futtern? Das brennt sich ein und sie sind endgültig für dieses Thema verloren.
Einmal abgesehen davon, dass ein paar dieser Nahrungsmittel jedem Notvorrat gut tun: Wie lange soll die Krise sein, für die ich mich vorbereite? Sicher keine 10 Jahre, bleiben wir bei realistischen 4 Wochen. Die habe ich persönlich angepeilt und gehe nun auf 6 Wochen hoch. Das bedeutet, dass mein Vorrat nicht unbedingt sooo viele Jahre lange haltbar sein muss...
Zunächst einmal habe ich mir überschlagsmäßig ausgerechnet, wieviel ich von welchen Dingen einlagern will. Irgendwann wurden diese Zahlen dann durch das Leben korrigiert (nein, man braucht für 6 Wochen keine 3 Flaschen Rasierwasser, außer man ist eine Fußballmannschaft).
Tipp: Vernachlässigt nicht den Non-Food-Bereich! Es ist im Krisenfall sehr angenehm, das gewohnte Duschgel oder die gewohnte Zahnpasta weiter verwenden zu können. Notiert für eine bestimmte Zeit einfach mal nebenbei mit, was ihr so verwendet und lagert diese Dinge ebenfalls ein.
Ich möchte in einer Krise möglichst all das essen, was bei uns auch
sonst auf den Tisch kommt. Es ist sehr demotivierend, wenn es schon am
zweiten Tag des Blackouts 3 mal täglich BP-WR-NRG-5-Suppe gibt. Dazu
habe ich meinen Vorrat mit einer einfachen Strategie egonnen: Immer wenn
ich für das tägliche Leben etwas kaufe, dann nehme ich statt einer
Packung deren zwei. Eine wandert in den Keller, die andere wird
verbraucht. Wenn diese dann leer ist, kaufe ich wieder zwei neue, beide
wandern in den Keller und die mit dem kürzeren Haltbarkeitsdatum wird
als Nächste verbraucht. Das mache ich so lange, bis ich so viel
eingelagert habe, wie ich vorher ausgerechnet habe.
Haltbarkeitsdatum
Mir ist klar, dass etliche Dinge praktisch nicht verderben können, aber es spricht ja nichts dagegen, trotzdem die kürzeren MHD zuerst zu verbrauchen. Das MHD sagt zwar: "Mindestens haltbar bis" und nicht "Garantiert tödlich ab", aber es ist ein recht guter Indikator, welches Lebensmittel vor einem anderen (gleichartigen) verderben könnte.
Tipp: Legt nicht automatisch die neuen Lebensmittel nach hinten in den Vorrat.
Manchmal hat das, was ihr vor 2 Monaten gekauft habt, ein längeres MHD als die neuen Sachen. Das kann daran liegen, dass es unterschiedliche Hersteller sind, oder dass die Ware lange im Lebensmittellager auf euch wartete.
Tipp: Das MHD ist auf vielen Lebensmitteln kaum zu lesen, damit werden Vergleiche anstrengend. Nehmt daher einen dicken Edding und kopiert es an eine gut sichtbare Stelle (Monat/Jahr reicht, den Tag braucht kein Mensch, also z.B. 12/24), vielleicht unterlegt mit weißem Isolierband.
Aktionen / Mengenrabatt
Nutzt Aktionen intelligent aus. Man ist schnell verführt, z.B. H-Milch (ohne Kühlung ca. 5 Monate haltbar) in größeren Mengen zu kaufen - einfach rechnen, wie viel Milch man in 5 Monaten verbraucht und der Vorrat ist schon voll. Aber ich habe schon öfter erlebt, dass das MHD der Aktionsware schon fast abgelaufen war (war das der Grund der Aktion?) Hier ist mir tatsächlich einmal die Hälfte der Milch sauer geworden, seitdem achte ich darauf.
Auch zu beachten: Man kommt durch den Kauf großer Mengen sehr schnell auf ein sehr volles Lager. Aber in dem Moment, wo schlagartig z.B. bei mehreren Kanistern Öl das MHD gleichzeitig abläuft - weil man alle gleichzeitig gekauft hat - bekommt man zusätzlich Panik: Man will nun den gesamten Vorrat schnell verbrauchen, bevor er ranzig wird. Und ihn gleichzeitig wieder aufstocken. Das macht keinen Spaß. Kauft lieber gestaffelt ein, sodass der Vorrat langsam wächst, dann ist er stabiler.
Tipp: Kauft vernünftige Mengen und schaut auf das Haltbarkeitsdatum!
Änderungen im täglichen Leben
Ich habe bemerkt, dass etliche Dinge in meinem Vorrat mein Leben geändert haben. Beispiel "Rasieren" - frisch rasiert ist nun mal auch in einer Krise ein gutes Gefühl:
Früher habe ich mich immer nur elektrisch rasiert (hier kann man immerhin das Rasierwasser lagern). Als mir klar wurde, dass das keinen Sinn macht, da die Rasur bei einem Blackout gar nicht mehr möglich ist, bin ich auf Nassrasur umgestiegen.
Die Klingen eines bekannten Herstellers waren zwar teuer (20 Stück für 30€), aber man konnte sie lagern. Rasierschaum aus der Sprühflasche ebenfalls (2€ Sprühflasche reicht 2 Wochen) und Wasser muss ich ja hoffentlich nicht erwähnen. Rasieren in der Krise war damit gesichert - eine deutliche Verbesserung.
Bis ich realisiert habe, dass es auch anders geht: Mittlerweile nehme ich einen Rasierhobel (einmalig 30€, zur Sicherheit einen weiteren eingelagert) und reine altmodische Rasierklingen (100 Stück für 8€) sowie Rasierseife (10€, reicht locker 2 Jahre). Damit rasiere ich mich mittlerweile täglich, eine Klinge reicht eine ganze Woche, und ich war noch nie so glatt wie jetzt.
Mal abgesehen davon, dass eine Rasur an Verbrauchsmaterialien nun nur noch 3 Cent statt 14 kostet, ist insgesamt mein Leben in diesem und etlichen anderen Punkten deutlich nachhaltiger und umweltschonender geworden - ich produziere in diesem Bereich gar keine Plastikabfälle mehr. Einzig die Dose der Rasierseife ist alle 2 Jahre leer, und die ist so stabil, dass man sie super für andere Dinge verwenden kann.
Übersicht der MHDs
Da ich mittlerweile weit über 300 verschiedene Lebensmittel im Vorrat habe, kommt es vor, dass irgendwann länger nicht mehr verwendete Produkte ablaufen und es niemand bemerkt. Nicht tragisch war es bei Nudeln und Marmelade, die auch 3 Jahre nach Ablauf des MHD problemlos genießbar waren. Aber andere Dinge mit sehr kurzem MHD (z.B. Semmeln zum Aufbacken) sind mir schon im Vorrat abgelaufen, und die musste ich dann wirklich entsorgen.
Daher habe ich mir eine Excel-Tabelle auf einem Laptop im Vorratsraum eingerichtet, die mich rechtzeitig über bald ablaufende MHDs informiert. Problem ist hier, dass diese Liste mit der Dateneingabe steht und fällt. Und wenn man fast alle Dinge des täglichen Bedarfs über den Vorrat laufen lässt, wird die Eingabe sehr schnell lästig - alleine die Suche nach dem richtigen Lebensmittel kostet viel Zeit. Selbst wenn man nur ein MHD pro Warengruppe speichert, habe ich nicht die Disziplin, diese Daten verlässlich einzutragen - man muss ja bei jedem Einkauf alles notieren und zusätzlich bei jeder Warenentnahme. Irgendwann habe ich aufgegeben.
Ich habe mir schon überlegt, zu diesem Zweck einen Barcode-Leser einzurichten, aber ich will ein MHD pro Lebensmittel (z.B. "Kokosmilch") haben, unabhängig vom Hersteller, daher bringt mir das nichts. Leider habe ich dafür noch keine Lösung, weswegen ich die Liste wieder auf Eis gelegt habe. Hat vielliecht jemand ähnliche Probleme bereits gelöst?
Fazit
Das oben Beschriebene ist der Grundstock meiner Vorsorge. Hinzu kommen natürlich weitere Dinge, die mir z.B. erlauben, die eingelagerten Lebensmittel auch ohne Strom zu kochen. Habt ihr weitere Anmerkungen? Wünsche, Bedenken, Kritik?
Alles Liebe,
Doc Dicer