Österreichs Erdgasspeicher sind so leer wie noch nie

  • Die Gastanks in Europa leeren sich spürbar. Österreichs Erdgasspeicher sind so leer wie noch nie. "Derzeit sind sie gerade noch zu etwas mehr als 30 Prozent gefüllt, das ist ein historischer Tiefpunkt", sagte Lukas Zwieb, Energieexperte der Österreichischen Energieagentur, dem STANDARD. Seinen Angaben nach waren die Speicher im Durchschnitt der letzten zehn Jahre zu zwei Dritteln voll.

    Und in der Situation verkauft man auch noch einen Teil unserer Gasvorräte. Unfassbar.

    Der Gasspeicher-Inhalt in Österreich stieg im Juni erstmals seit Oktober an. Der Füllungsgrad von 29,8 Prozent (bzw. 28,5 TWh) lag um 8,4 Prozent höher als im Vormonat Mai, lag aber dennoch um 59,9 Prozentpunkte unter dem gleichen Vorjahresmonat. Durch die hohen Gaspreise gab es wenig Anreiz, Erdgas einzuspeichern, es wurde lieber zu einem guten Preis verkauft. Gestiegene Einspeicherungen und geringere Entnahmen führten zu 3,1 TWh weniger verfügbaren Gas; dies wurde durch höhere Nettoimporte (plus 3,1 TWh) kompensiert.

  • Die Ukraine sei bereit, weitere Kapazitäten in Höhe von vier Milliarden Kubikmetern pro Monat zur Verfügung zu stellen, um die Befüllung der Speicher in Europa zu beschleunigen, sagte Sergiy Makogon, Chef der Pipelinebetreibergesellschaft in der Ukraine. Gazprom winkte ab.

    Ist vielleicht nicht super wenn ein einzelnes Unternehmen Entscheidungsmacht darüber hat ob Gas überhaupt nach Europa geschickt werden kann.


    Und dass dann für etwas Profit noch Teile der Gasvorräte verkauft werden, gerade wenn ziemlich klar ist dass Russland den Mangel an Gas als Druckmittel benutzt, ist ziemlich kurzsichtig.

  • Ein Schelm wer denkt dass da ein wenig Nachdruck bei einer gewissen Pipeline erzeugt werden soll, damit sie möglichst noch vor dem Winter in Betrieb geht ...

  • Tja, Russland will unbedingt Nord Stream 2 in Betrieb nehmen und macht entsprechend Druck.

    Diese Problematik besteht schon seit ein paar Wochen, nur scheint es jetzt mit herannahendem Winter doch drückend zu werden. Nachdem ich selbst Gaskunde bin, habe ich wohl noch vier Wochen bis ich meine alternative Heizung fertig haben sollte. :(


    Campingkocher mit Heizaufsatz oder Holzbetriebener Zeltofen mit Fenstereinsatz für den Abzug? Kosten wären in beiden Projekten gleich, aber der Zeltofen dürfte mehr Arbeit verursachen. Vorteile davon wären natürlich mehr Sicherheit im Betrieb und Heizmaterial wächst jede Menge im Garten. Wenn das mal leer sein sollte gehe ich über die Strasse in den Wald und hol mir da was.

  • nasses holz heizen :rolleyes: würde ich nicht so empfehlen.

    Im Prinzip richtig, solange es brennt und wärmt ist es aber immer noch besser als (er)frieren zu müssen.


    Hatte mal das zweifelhafte Vergnügen einen ganzen regnerischen und kalten Tag als Absperrposten bei einer sehr einsamen Wachhütte im Wald verbringen zu dürfen. Ein kleiner Holzofen war zwar in der Hütte vorhanden aber kein Brennmaterial. Damals wusste ich zwar noch nicht was ein Prepper ist, hab MacGyver aber immer sehr genau verfolgt. Die nassen Holzstücke habe ich sehr klein zerteilt und vor allem das (trockenere) Innere hergenommen, dazu etwas frisches Harz und unter viel Qualm ist es nach einer Weile doch warm geworden in der Hütte und wir konnten uns zumindest etwas trocknen und aufwärmen -> Wo ein Wille ist wird's auch warm!


    Vorteilhaft ist es natürlich, wenn man das nasse Holz schon beschafft solange der Ofen noch warm ist, so kann man es ein wenig trocknen. Der Brennwert von nassem Holz ist natürlich geringer als von trockenem, es wird viel Energie benötigt um das Wasser zu verdunsten. Solange der Brennwert aber > 0 ist hilft es. Brennholz macht außerdem mehrmals warm, bei der Ernte, beim Transport, bei der Zerkleinerung, meist nochmal beim Transport und schließlich im Ofen.


    Kommenden Winter dürfte eine ganze Menge Gas auch in Kraftwerken verstromt werden, nach den weiteren Abschaltungen von Kohle- und Atomenergie in Deutschland. Zusammen mit der anziehenden Nachfrage seitens der Industrie bin ich heilfroh über meine Pelletsheizung plus Scheitholz-Backup.

    Einmal editiert, zuletzt von JoBe () aus folgendem Grund: Ergänzungen

  • Haben wir einen so überproportional hohen Gas Verbrauch der auch einen so großen Vorrat bedingt?

    kA was das in norm kubik meter sind aber die chemie in linz verbraucht pro stunde ca 50.000NM3 pro stunde. (strom der über erdgas erzeugt wurde und verbraucht wurde noch nicht eingerechnet)


    "So kann Erdgas zum Beispiel einen Energieinhalt von 11,10 kWh/m3 haben."

    erdgas umrechnung von heizung.de


    danach sind es 555MWh pro stunde (nur die chemie) kA ob das stimmt.


    glaub 2009 oder 2010 haben die russen das gas gedrosselt, das der pipeline druck über eine woche gefallen ist. da waren wir ca 1 tag von behördlich angeordneter abschaltung entfernt noch


    BASF in DE hat den ammoniak gedrosslt(wird aus erdgas gemacht) wegen erdgas preise


    BASF ammoniak von SWR

    Gross / klein-schreibung ist ein luxus!

  • Haben wir einen so überproportional hohen Gas Verbrauch der auch einen so großen Vorrat bedingt?

    Österreich hat auch ein Vielfaches an Pumpspeicherkraftwerkskapazität im Vergleich zu Deutschland, die Speicherkapazität sagt nicht notwendigerweise etwas über den Verbrauch aus. Ein Prepper hat normalerweise z.B. auch wesentlich mehr Klopapier auf Vorrat als ein "Normalbürger", wird aber im Durchschnitt trotzdem nicht mehr davon pro Tag brauchen.


    So weit ich weiß war Österreich zu Zeiten des kalten Krieges und des eisernen Vorhangs eine entscheidende Schnittstelle für russisches Gas für Europa. Daher dürften auch die üppigen Speicherkapazitäten kommen als Puffer für die Pipeline. Zwar hat man die jetzt größtenteils an Gazprom verkauft, zumindest aber physisch erhalten.


    Ein paar interessante Daten habe ich auf die Schnelle gefunden:

    Gasverbrauch Deutschland 2019 gesamt: ca. 930 TWh - entspricht einer max. Speicherkapazität von 25 % des Jahresverbrauchs (Quelle: https://www-genesis.destatis.d…cookies=false#abreadcrumb)

    Gasverbrauch Österreich 2019 gesamt: ca. 99 TWh - entspricht einer max. Speicherkapazität von 95 % des Jahresverbrauchs (Quelle: https://www.e-control.at/stati…atistik/charts/gas05_deck)


    Daraus sieht man, dass beim Gasverbrauch ebenfalls das gängige Größenverhältnis Deutschland:Österreich von etwa 10:1 gilt.

  • Stromerzeugung in Österreich Auswertung Monatlich, Jänner. 2021 bis Nov. 2021 und Wöchentlich 2021 Jän-Nov


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    Zwischen 1. Mai und 1. September ist der Gasverbrauch für die Stromerzeugung quasi bei Null und vernachlässigbar.


    Österreich hängt stark von Stromimporten ab. Mai bis August sind wir Selbstversorger, da dann genug Regen/Schneeschmelze vorhanden ist für die Wasserkraftwerke.



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    Wöchentlich, 11.01.2021

    1388 GWh Verbrauch

    1065 GWh Erzeugung

    ~ 25% Import





    Stromerzeugung in Österreich Auswertung Wöchentlich, Okt. 2021 bis Nov. 2021


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    34% des Stroms wurden mit ErdGas erzeugt, am 22. November 2021.



    Gas Storage lt. https://agsi.gie.eu/#/

    31. Okt. 2020 bis 30. April 2021 gabs einen Verbrauchs Hub von 66 TWh


    "Verbrauch" im Sinne von Reduzierung des Vorrats aus den Speichern.


    2019/20 gabs einen Verbrauch von 25TWh

    2018/19 gabs einen Verbrauch von 31TWh

    2017/18 gabs einen Verbrauch von 67TWh

    2016/17 gabs einen Verbrauch von 71TWh

    (vereinfacht, ignorierend die Injection welche eher gegen Null tendiert im Winter, ignorierend Import, Verbrauch, Import und Export sieht man in der Darstellung leider nicht)



    pasted-from-clipboard.png auf pasted-from-clipboard.png



    Am 15. Oktober war heuer das Maximum von 54TWh in unseren Lagern. Jetzt sind wir schon mit 3.12.2021 auf 42TWh Storage. Also schon 12 TWh verbraucht.

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    Wenn der Winter wie letztes Jahr wird(und nicht kälter), dann haben wir jetzt schon eine Unterdeckung von 12 TWh in unserem Lager.

    3 Mal editiert, zuletzt von rand00m ()

  • Was mir selber auch nicht so klar war. In Österreich fehlt es an ca. 2-3 GW Kraftwerksleistung im Winter (Alle Monate mit einem "r").


    November 2021, Auflösung Tagesverbrauch

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    28. November 2021

    162 Tsd. MWh Verbrauch

    105 Tsd. MWh Erzeugung

    57 Tsd. MWh Stromimport => 2,4 GW FehlLeistung




    1.12 - 7.12. - Auflösung Stunde

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    Die Spitzen Nennlast liegt so bei 9,5GW bis 10GW.

    Mit Pump/Speicherkraftwerken kann man Tagsüber bis zu 2-2,5 GW Leistung bringen, was etwa 20-25% bedeutet. Aber halt nicht konstant. Über Nacht werden die Speicher wieder mit den Pumpen befüllt, was man in der Grafik auch schön sieht. Böse Zungen behaupten wir kaufen dann AKW-Strom zum Laden. Kann ich natürlich nicht aus der Grafik rauslesen, aber klingt ökonomisch sinnvoll.


    Die Bandlücke ist hier auch bei 2-2,5GW Kraftwerksleistung. Die Pumpspeicherkraftwerke werden gern um 07:00 und 18:00 verwenden, um den Spitzenbedarf zu glätten.


    An normalen Tagen im Winter erzeugen wir 35% aus Erdgasverstromung selbst und 25% kaufen wir von extern zu.

    Das war mir so garnicht bewusst.


    Ergo, bei einer Strommangellage in Europa, bedeutet das, das Ausland braucht seinen Strom eventuell selber, oder exportiert halt keinen mehr zu uns.

    Dann fehlen uns 25-30% Kraftwerksleistung. Bei rotierenden Brownouts bedeutet das jede 3. Stunde wird mein Bezirk planmäßig abgeschalten. Muss man mal sacken lassen so eine Prognose und Erkenntnis. Oder halt 4 oder 6 oder 8 Stunden Fenster welche durch rotiert werden, damit jeder mal Strom Sparen muss.


    In Kombination mit einer Erdgasknappheit und einer Strommangellage haben wir nurmehr 45% des benötigten Stroms zur Verfügung.





    Wir haben aktuell eine größere Pro-Kopf Stromlücke als es Deutschland nach den AKW-Abschaltungen haben wird.

    DE: 6 AKW's => 6 GW Kraftwerksleistung bei 100 GW Nennleistung. => 6% Import Lücke

    AT: 2-3 AKW's => 2-3 GW Kraftwerksfehlleistung bei 10GW Nennleistung => 20-30% Import Lücke


    Wir haben in AT aber keine Braun und Steinkohle Verstromung mehr. Weil Wasser da ist, Kohle aber nicht.

    3 Mal editiert, zuletzt von rand00m ()