Versorgungsengpass: Briten stehen immer öfter vor leeren Regalen







  • The Guardian view on empty shelves: a crisis made in government

    Most of the system that puts food on the 21st-century table is a mystery to the consumer, who is usually happy in ignorance. If the complex logistics – picking, processing, packing, and distributing – make headlines it is because something has gone wrong.

    Currently, two very big things have gone wrong, leading to gaps on supermarket shelves. One is the pandemic, which has slowed the movement of goods and people across borders, while raising shipping costs. Any broken link in global supply chains causes a cascade of disruption which affects many countries. But Britain has a second, aggravating condition to contend with – Brexit.


    Being outside the EU single market and customs union imposes bureaucracy and friction at borders that British businesses did not previously face. Ending freedom of movement for EU nationals has drained the labour pool from which many industries recruited. Without agricultural workers, food rots before it can get to market. Without hauliers, goods sit unshipped in depots.








    (billig)Arbeitskräfte und LKW Fahrer fehlen, laut den Newsmeldungen.


    Das war vor 2 Wochen. Die Überschriften sind jetzt von "Leere Regale" zu "Nahrungsknappheit" gewechselt.



    Food shortages worst I have seen, says supermarket chief

    Grocery shoppers face less choice as the boss of one of Britain’s biggest supermarket chains said food shortages were the worst he has known.

    Steve Murrells, chief executive of the Co-operative Group, said it was reducing some ranges as the industry’s ability to get food to shops was hit by post-Brexit migration rules and Covid-19.

    “The shortages are at a worse level than at any time I have seen,” he said.

    Shops and fast-food restaurants are struggling for stock amid labour shortages, with a lack of fruit pickers and meat processors as well as HGV drivers and other roles. Subway and McDonald’s have become the latest victims of a lorry driver shortage. McDonald’s removed milkshakes from its menu at 1,250 outlets in England, Scotland





    What’s behind the latest food shortages?

    24 AUGUST 2021, 09:20 AM
    BREXIT

    • UK food security is in question as supply chain issues leave shelves empty. Can indies fill the gap?


    The food sector continues to face staffing shortages as the dual impacts of Brexit and Covid-19 cause disruption across the industry. Retailers, producers and restaurants are all being hit by the shortages, which are the result of Covid-related absences as well as European Union workers leaving the country due to Brexit. While these effects threaten businesses both large and small, local shops with smaller supply chains may be in a stronger position to keep their shelves stocked.





    UK Food Shortages: Is Covid Or Brexit To Blame?

    The issue appears to be escalating following shortages in both McDonald's and Nando's.

    Fears that Britain is on the cusp of a food shortage have alarmed some people recently.

    For every tweet claiming supermarket shelves are empty, there’s another claiming there are no shortages. And, somehow, it has descended into yet another row about Brexit, leaving everyone confused.

    So, here’s what we know.

  • Danke für die Nachrichtensammlung, auf BBC und Welt.de hatte ich schon paar Artikel zum Thema gelesen.


    Was ich dabei bemerkenswert finde: das Ganze kommt schleichend, und es sind viele Faktoren, die zusammenwirken.
    - Brexit, anfangs noch abgemildert durch vorsorglich erhöhte Lagerbestände bei den Importeuren und Übergangsregelungen.
    - Corona, mit verschiedenen Nebeneffekten wie die Pingdemie, also die zahlreichen Quarantänefälle, wenn die Corona-App PING macht ;-)
    - konkrete Störungen wie die Evergiven oder Hafensperrungen in China, eigentlich auch ein Coronaeffekt
    - Schon länger dauernder Personalmangel, vor allem bei LKW-Fahrern, durch den Brexit massiv verschärft. Lösung ist nicht in Sicht. Und die Arbeitskräfte fehlen dazu auch bei Bauern, in Obstplantagen, Schlachtbetrieben bis hin zu den Lagerhäusern von Spielzeug- oder anderen Onlinehändlern.

    Also wenn ich Brite wäre, würde ich meinen Vorrat für den Winter deutlich aufstocken, und außerdem die Weihnachtsgeschenke schon im September kaufen. Wenn das allerdings zu viele machen, wird sich die Lage wahrscheinlich noch schneller zuspitzen.

    Könnte in den nächsten Wochen und Monaten noch "interessant" werden.

    Auswirkungen auf Ö oder D? Außer evtl. ein Mangel an Cheddar-Käse, Shortbread und Scotch?

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Also wenn ich Brite wäre, würde ich meinen Vorrat für den Winter deutlich aufstocken, und außerdem die Weihnachtsgeschenke schon im September kaufen. Wenn das allerdings zu viele machen, wird sich die Lage wahrscheinlich noch schneller zuspitzen.

    Könnte in den nächsten Wochen und Monaten noch "interessant" werden.

    Wie es bei uns im letzten Jahr zum "Coronastart" war.

    Dann kamen die Hamsterer und haben erst recht einen Engpass ausgelöst.

    Vorsorge hätte da schon vor viel längerer Zeit stattfinden müssen.

    Wer jetzt nicht schon hat, hat so oder so schon ein Problem wenn es wirklich mal eng wird.

  • Ich werde mal regelmäßig die Nachrichten auf BBC und Guardian dazu verfolgen. Die Lage hat sich inzwischen noch etwas verschärft, in den Pubs fehlt teilweise das Bier:P

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Der Kurier berichtet über die Situation in Ö:


    https://kurier.at/wirtschaft/s…ende-lkw-fahrer/401734401


    Sorry , der Artikel ist hinter der Bezahlschranke, wie auch bei der KLZ.

    Unterschied zu UK: mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen wird D oder Ö in nächster Zeit noch genügend Fahrer haben. UK hat ja das Problem, dass es keine Visa für zB ukrainische Fahrer gibt, selbst wenn die wollten.
    Und es stehen technische Entwicklungen, Vorstufen zum autonomen Fahren, bereits in den Startlöchern, die das LKW-Fahren in den nächsten Jahren einiges effizienter machen werden. ZB. Elektronische Kupplung oder Telefahren
    https://app.handelsblatt.com/t…-6SfLMfQjXtaCx6xeLc4g-ap3

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Unterschied zu UK: mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen wird D oder Ö in nächster Zeit noch genügend Fahrer haben...

    Das war eigentlich mein erster Gedanke, als dieser Faden eröffnet wurde:

    Faire Löhne und vernünftige Arbeitsbedingungen, dann finden sich auch Menschen, die den Job wollen.

    In meinen Jugendjahren war "LKW-Fahrer" der Traumjob vieler Jungs, dank Globalisierungswahn haben Billigarbeitskräfte übernommen, die jetzt in GB fehlen.

    Und ja, faire Löhne verteuern Waren ein bisschen, glaube aber nicht, dass das den Durchschnittskonsumenten ruinieren würde...

  • Nachdem mein AG ein internationales Unternehmen ist und wir auch Kollegen in UK haben, war ich im letzten Meeting Anfang der Woche mal so frei und hab die Betroffenen nach der Versorgungslage gefragt: Uniso haben alle bestätigt: So schlimm ist das nicht. Für Dinge die es nicht zu kaufen gibt, gibt es Ersatz.

    War jetzt auch nicht das schottische Hinterland, sondern ein Vorort von London, von daher glaube ich ist bei den Berichten viel Panikmache dabei.

  • ich hatte aus den Berichten auch nicht das Gefühl, dass es schon tatsächlich Mangel gibt. Aber mal fehlt hier etwas und mal fehlt dort etwas. Und natürlich ist auch die Pub Kette Witherspon nicht komplett auf dem Trocknen gelegen sondern von 10 Biersorten haben halt zwei gefehlt. Etwas heftiger fand ich allerdings dass die Kette Nandos tatsächlich 50 Filialen komplett geschlossen hat. Das heißt denen hat das etwas ärger zugesetzt.


    Womit ich mich jetzt gedanklich beschäftige ist vor allem die Frage, wie sieht es aus und wie kann man vorsorgen, wenn es wirklich weltweit zu massiven Störungen in den Handels und Lieferketten kommt. Z.b. Krieg Israel Iran unterbricht die Handelswege über Golf und Suezkanal. Oder China greift Taiwan an die USA helfen Taiwan, und schwupp haben wir einen fetten Fernost Krieg.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Nachtrag: aber ich bin sicher dass das Thema im Weihnachtsgeschäft wieder hoch poppen wird, spätestens. Und falls noch irgendwas anderes dazwischen kommt, dann noch früher.

    China bekommt derzeit anscheinend die Delta Variante nicht richtig unter Kontrolle Das könnte also auch zu großflächigen Lockdowns führen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Versorgungslage nicht nur in UK sondern auch bei uns.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Ich habe ja unlängst (in einem Bericht zum Auftakt der Kollektivvertragsverhandlungen in Österreich) die Aussage des Chefverhandlers auf Arbeitgeberseite "interessant" gefunden.

    Unter anderem hat er gemeint, dass u.a. aufgrund des Fahrermangels keine größeren Gehaltserhöhungen geben kann.


    Als ob bessere Gehälter nicht such ein Mittel wären, den Fahrermangel zu reduzieren...

    There is no such thing as too much backup!

  • Nur Geduld. Das wird sich mit der Zeit wieder einspielen. Nach ein paar Jahren in der "grenzenlosen" EU, gibt es halt noch ein paar Ecken und Kanten, die man abrunden muss.

    Vorher hat es ja auch blendend geklappt. Die Briten müssen halt zuerst wieder lernen auf sich selber zu schauen.

    Wir machen das seit Jahrhunderten!

  • BBC News - Gas shortage 'threatens food security' says meat industry

    https://www.bbc.co.uk/news/business-58600583


    Interessant, welche Abhängigkeiten es hier gibt. Zu wenig Wind dieses Jahr und zugleich zuwenig Erdgas -> hohe Energiepreise -> Düngerfabriken stellen aus Kostendruck Produktion ein -> das Nebenprodukt CO2 wird auch nicht mehr produziert -> fehlt als Betäubungsmittel für Schweine und Geflügel sowie als Zusatzstoff für Fleischverpackungen

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

    Einmal editiert, zuletzt von Jongleur () aus folgendem Grund: Typo

  • Nur Geduld. Das wird sich mit der Zeit wieder einspielen. Nach ein paar Jahren in der "grenzenlosen" EU, gibt es halt noch ein paar Ecken und Kanten, die man abrunden muss.

    Vorher hat es ja auch blendend geklappt. Die Briten müssen halt zuerst wieder lernen auf sich selber zu schauen.

    Wir machen das seit Jahrhunderten!

    die Schweiz ist aber bestens vernetzt mit der EU. Die Briten haben diesen der Schweiz vergleichbaren Status auch nicht gewollt.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Abgesehen von einem kleinen bisschen Schadenfreude ist es mir egal.

    Ich sehe UK jetzt in erster Linie als Studienobjekt, wie sich Unterbrechungen von Lieferketten auswirken. Da ist es im Prinzip egal ob die Ursache der Brexit ist, oder ein Schiff im Suezkanal oder ein Konflikt China -USA.

    Wobei letzteres natürlich massive Störungen zur Folge hätte.

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Heute hat mir ein Freund erzählt, hat Freunde in UK.

    Dort herrscht wohl auch ein größeres Problem mit der Stromversorgung.

    Ein Düngerwerk z.b. soll nur noch sporadisch laufen.

    Hier kommt jetzt der Rattenschwanz. Ein Nebenprodukt der Düngerproduktion ist CO2 das

    an Schlachthöfe zur Betäubung und an Coca Cola geliefert wird.

    Nun sind die Schlachthöfe als wichtiger wie Cola eingestuft, was dazu führt

    das Coca Cola von dort überhaupt nicht mehr beliefert wird. Das Schlachthaus aber auch nur noch sporadisch arbeiten kann,

    weil das CO2 fehlt.


    Im Netz habe ich den Bericht gefunden

    scheinbar hängt das mit den Lieferproblemen von Gas zusammen, so das so einige Stromversorger in UK kurz vor der Pleite sind.


    Schon interessant wie vieles zusammenhängt.

  • https://www.theguardian.com/uk-news


    Die Lage in UK spitzt sich etwas zu.

    Die Presseberichte über die Schwierigkeit von Treibstofflieferungen haben wie zu erwarten zu Panikkäufen geführt, teilweise drei bis fünffacher Absatz an den Tankstellen übers Wochenende. Mit dem Ergebnis das säStand heute ca 50% der Tankstellen leer verkauft sind.

    Die Maßnahmen der Regierung wie Visa für LKW Fahrer aus Osteuropa und die Aktivierung eines Notfallplans zum Einsatz von Militär Tank-LKW wird aber erst mit Verzögerung von drei bis vier Wochen helfen.

    Auch die Berichte über Versorgungsengpässe bei Geflügel, man denke vor allem an den britischen Weihnachtstruthahn, sowie Weihnachtsbäume und Geschenke werden lauter.

    Der Guardian hat gerade eine ganze Serie an Artikeln zu dem Thema eingestellt sowohl unter UK News als auch unter business

    Hanlons Razor: Suche keine Verschwörung hinter Dingen, die hinreichend mit Inkompetenz erklärt werden können.

  • Das mit dem Treibstoff in UK dürfte ein bisserl so wie mit dem Klopapier sein - irgendwo gibts Knappheit (oder auch nur ein Gerücht von Knappheit), das führt zu erhöhten Vorratskäufen und damit zu mehr Knappheit, damit zu mehr Berichten -> und schon schaukelt es sich zu einer Welle auf. Ungewöhnlich hoher Bedarf ist quasi nirgends ad hoc schnell abzufedern, und ja, der Fahrermangel tut natürlich sein übriges. Hier hilft Prepping natürlich ganz ungemein, weil man solche bedarfsbedingten kurzfristigen Engpässe ignorieren kann. Aber Großbritannien ist durchaus in einer zunehmend schwierigen Situation - das Problem mit der Versorgungslage wird wohl nicht schnell wieder kleiner, sondern erstmal eine Zeitlang noch schlimmer werden.