Angefixt durch den Beitrag von Grim, wo im INCH-Pack Faden von Carpe nach Marschleistung, usw. gefragt wurde (siehe Link) wollte ich die Probe aufs Exempel machen und hab einen kurzen Testrun mit meinem eigenen Set-Up durchgeführt. Zudem gibt's auch einen netten Flussabschnitt im Alpenvorland den ich immer schon mal besuchen wollte und der rein zufällig nur unweit von einer meiner geplanten Evakuierungsrouten liegt - weshalb also nicht gleich beides kombinieren?
Was die Routenplanung betrifft wurde diese so gewählt dass ich die Wegstrecke von ca. 150-160km im SHTF-Anlassfall möglichst rasch mit möglichst geringer Anstrengung überwinden könnte. Sie führt durch unschwieriges Gelände welches schnelles Vorankommen erlaubt, selbst wenn dies nicht zwangsläufig die kürzeste Variante darstellt. Die Route verläuft über einfache (Wander-)Wege, größere Strassen werden gemieden wobei eine Marschleistung von ca. 20km pro Tag angestrebt wird. Würde mich selbst als 'untrainiert' bezeichnen, in den letzten 2 Jahren hab ich auf Sport generell verzichtet und ausser ein paar Wander- und Übernachungtouren mache ich nichts was den Körper fordern würde.
Um einen Testlauf auch gerecht zu werden war einiges eingepackt was ich für eine normale WE-Übernachtungstour sonst nicht mitnehmen würde. Stichwort 'autarke Tour' - also ohne auf Nachschub von aussen angewiesen zu sein - ein Rucksack der sich auch noch mit höherer Zuland vernünftig trägt ist daher ein 'must have'. Kameraequipment sowie eine Bierdose ersetzten einen Teil des Gewichts das normalerweise im INCH der Proviant für mehrere Tage benötigt. Der Rucki wog am Start ca. 22,1kg inkl. 0.5l Dosenbier und beinahe 3L Wasser in der Trinkblase. Das Equipment ist 3-jahreszeitentauglich, obwohl es Anfang Oktober schon recht kühl ist reichte die mitgebrachte Bekleidung sowie der leichte Daunenschlafsack völlig aus, soviel schon mal vorweg.
Hatte Samstag morgens noch etwas zu erledigen, fuhr daher erst spät mit dem Auto aus der Stadt raus und war erst um ca. 10:15 vormittags am 'Trail Head'. Die ersten Kilometer führten direkt entlang des Flusses, der frühre Treppelweg bildet heute großteils die Dammkrone des Hochwasserschutzes und ist meist mit großen Steinblöcken od. gepresstem Schotter versehen und teils sogar asphaltiert. Obwohl man durch idyllische Baumalleen wandert ist der Pfad alles andere als vorteilhaft für schwereres Gepäck ...
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Während am Anfang noch einige Spaziergeher und Hundegassigeher anzutreffen waren gab's im 2ten Abschnitt keine Begegnungen mehr. Der Weg war auf einen schmalen Pfad geschrumpft welcher stellenweise zuzuwachsen schien, so manche Passage war nur gebückt möglich da bereits die Sträucher darüber wucherten. Obwohl dieser Weg Teil eines offiziellen Fernwanderweges ist dürften hier wohl nicht allzu viele Leute in die Ferne wandern ... Obwohl es nicht besonders war hab ich mich vorsorglich mit Insektenkiller eingesprüht, Zecken sind ja teils bis unter +8°C aktiv!
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Nach der Hälfte der Tagesstrecke musste ich durch bebautes Gebiet. Hier mündeten einige Nebenflüsse u. Bäche innerhalb weniger Kilometer in den Hauptfluss. Ob man in einem reellen Fluchtszenaro auf die Benutztung von Brücken verzichtet und Siedlungsgebiet generell umgeht wage ich zu bezweifeln. Es ist mit beträchtlichem Aufwand verbunden selbst an kleineren Flüssen geeignete Stellen zum übersetzen zu finden was am schnellen vorwärtskommen leider hindert. An der 1ten Ortschaft ging's lediglich an den Häusern vorbei, durch die nachfolgenden 3 musste ich direkt hindurch, wobei die Ortsgebiete fließend inneinander übergingen. Benötigte dafür etwas mehr als 1 Stunde bis die letzten Häuser hinter mich gebracht waren. Hier zeigte sich erneut: Man fällt als Wanderer mit riesigem Rucksack auf! Gibt nur eins was mehr auffällt und das ist ein Wanderer mit großem militärisch-taktischen od. tarnfarbenem Rucksack, da wird sich jeder dran erinnern der einem mit sowas sieht ...
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Der letzte Teilabschnitt war bereits mein Zielgebiet, hier schnitt sich der Fluss tief in die Landschaft und bildet ein malerisches Tal. Kam spät abends an, was allerdings beabsichtigt war. Ein paar hundert Meter vor meinem eigentlichen Zeltplatz kam mir noch ein Jogger entgegen. An seinem verdutzten Blick merkte ich unmittelbar dass er meine Absicht hier wild zu campen bemerkt hatte. Ich schlug mich ein Stück querfeldein durch den Wald und fand dann einen guten Spot auf einer ebenen Stufe in Flußnähe. Die Tagesstrecke von 22,6km ist für meine Fitness akzeptabel, die ca. 200Hm im Anstieg machen deutlich das es geländemäßig unschwierig zuging. Reine Gehzeit war lt. Tracking der Navi-App ziemlich exakt 6h und obwohl ich nur eine längere Pause einlegte dauerte diese Etappe ganze 7:40h - beinahe 2h Stunden wurden demnach z.B. für Checks der Route am Smartphone, Fotostops, kurze Erhohlungspausen, usw. benötigt. Im Schnitt war ich also mit ca. 3km/h bezogen auf die Gesamtzeit unterwegs bzw. 3,7km/h bezogen auf die reine Gehzeit ohne Berücksichtigung der Marschpausen. Ich war trotzdem erschöpft und bereitete mir ein Nudelgericht bevor es in die Falle ging.