Amateurfunk Pro & Contra

  • In so einem Fall z. B.:


    https://orf.at/stories/3243957/

    Das scheint dort überhaupt keine Rolle zu spielen.

    Satellitentelefone seien das einzige zuverlässige Instrument zur Kommunikation mit der Außenwelt, aber auch sie funktionierten nicht immer zuverlässig.

    Grundsätzlich ist zu Amateurfunk zu sagen, dass es bis in die 90iger Jahre einen relativ großen Nutzen hatte.


    Seit dem Aufkommen von Handys, Internet und dem günstigen Zugang zu Satellitentelefonen gerät Amateurfunk immer mehr ins Hintertreffen.


    Und auch wenn sich Amateurfunker gerne etwas anderes einreden wollen, bei Katastrophen gibt keine Behörde die Krisenkommunikation in die Hände von Laien. Das haben die Katastrophen die letzten 20 Jahre in Mitteleuropa gezeigt. Zuletzt erst wieder die Flutkatastrophe im Ahrtal.


    Für eine sinnvolle Kommunikation per Amateurfunk gibt es auch viel zu wenig Anwender, weshalb ich dies als eine von vielen Kommunikationsmöglichkeiten in einer Krise ansehe. Und sie wäre nicht meine erste, zweite oder gar dritte Wahl.

  • Interessant, denn sowohl der Zivilschutzverband als auch die Landesregierungen von Wien und Niederösterreich sehen das anders. In Wien gab es vor kurzem sogar eine Übung dazu.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Der letzte Einsatz von Funkamateuren bei einer Katastrophe im DACH Raum war 2002 das Elbehochwasser und war auch nicht von offizieller Stelle geplant, angeordnet oder gar von denen durchgeführt, sondern von BOS Mitgliedern, die privat Amateurfunk als Hobby betreiben und ihre privaten Geräte dafür verwendet haben.

    Bei Evakuierungen im Bereich Bitterfeld wurde der Betreuungszug vom DRK Bernburg angefordert. Mit im Team waren sechs Funkamateure, die ihre privaten Funkgeräte mit in den Einsatz brachten.

    Wie gesagt, es existiert meines Wissens nach kein Gesetz, keine Verordnung oder gar Absicht hierzulande oder in Deutschland private Hobbyfunker in behördliche Abläufe einzubinden.


    Wenn gar nichts anderes geht, wird man natürlich darauf im geringen Rahmen zurückgreifen.


    Es ist und bleibt aber aus Sicht der Behörden ein Hobby und im Ahrtal hat man gesehen, dass die BOS keine Amateurfunker wollten oder brauchten.

  • Wie gesagt, es existiert meines Wissens nach kein Gesetz, keine Verordnung oder gar Absicht hierzulande oder in Deutschland private Hobbyfunker in behördliche Abläufe einzubinden.

    Auszug aus dem österr. Telekommunikationsgesetz:

    Not- und Katastrophenfunkverkehr

    § 148.

    (1) Notfunkverkehr ist die Übermittlung von Nachrichten zwischen einer Funkstelle, die selbst in Not ist oder an einem Notfall beteiligt oder Zeuge des Notfalles ist, und einer oder mehreren Hilfe leistenden Funkstellen. Der Funkamateur ist verpflichtet, über Aufforderung der für den Hilfseinsatz zuständigen Behörden im Rahmen seiner Möglichkeiten Unterstützung bei der Durchführung von Not- und Katastrophenfunkverkehr zu leisten und hat den Anordnungen der Behörden Folge zu leisten.

    (2) Notfall ist ein Ereignis, bei dem die Sicherheit menschlichen Lebens zumindest gefährdet erscheint.

    (3) Katastrophenfunkverkehr ist die Übermittlung von Nachrichten, die den nationalen oder internationalen Hilfeleistungsverkehr betreffen, zwischen Funkstellen innerhalb eines Katastrophengebietes sowie zwischen einer Funkstelle im Katastrophengebiet und Hilfe leistenden Organisationen.

    (4) Katastrophengebiet ist ein geographisches Gebiet, in welchem eine Katastrophe stattgefunden hat, für die Dauer des Katastrophenfalles.


    Quelle: https://www.ris.bka.gv.at/Gelt…n&Gesetzesnummer=20011678

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • Auszug aus dem österr. Telekommunikationsgesetz

    Aus dem Paragraph 148§ TKG irgendeinen offiziellen Auftrag abzuleiten halte ich für fern jeglicher Realität.


    Dieser Paragraph besagt nicht, dass bei Ausfall anderer Kommunikationswege sämtlicher Funkverkehr inkl. behördliche Kommunikation über Funkamateure abgewickelt wird, sondern es wird lediglich festgehalten, dass "Unterstützung bei der Durchführung von Not- und Katastrophenfunkverkehr" zu leisten ist, falls angefordert.


    Es ist meines Wissens nach in der jüngeren Geschichte nicht (noch niemals?) vorgekommen, dass Funkamateure zur Hilfeleistung verpflichtet worden wären. Wenn dann haben sie das ungefragt und freiwillig gemacht. Angefordert von den Behörden wurden Funkamateure, meines Wissens nach, bisher nie.


    Der Paragraph stammt übrigens aus 1972. Der technologische Fortschritt hat ihn eigentlich obsolet gemacht.


  • Es ist keine Rede davon sämtlichen behördlichen Funkverkehr zu übernehmen, alleine um jedes Polizeiauto zu besetzen gibt es in Österreich wohl zu wenige Funkamateure, selbst jede einzelne Gemeinde in einem vernünftigen Schichtbetrieb zu besetzen würde die Kapazitäten derzeit eher sprengen. Die Ausprägung der Zusammenarbeit zwischen Behörden (und Einsatzorganisationen) und Funkamateuren ist auch regional sehr unterschiedlich, bei uns in der Steiermark auf Landesebene sowie in einzelnen Bezirken und Gemeinden sehr gut, in anderen Bundesländern zum Teil nicht. Niederösterreich ist da zur Zeit sehr aktiv, man wird aber schauen müssen wie sich das mittelfristig tatsächlich etabliert. Es gibt übrigens nicht von ungefähr einen eigenen "Landesverband" des Bundesheeres. Da diese Tätigkeiten zu einem guten Teil im Rahmen des Staatlichen Krisen- und Katastrophenmanagements (SKKM) laufen sind bei weitem nicht alle Details öffentlich.


    Wie bei jeder ehrenamtlichen Tätigkeit werden auch Funkamateure im Normalfall nicht zur Mithilfe verpflichtet. Es sollte für jeden Funkamateur aber selbstverständlich und eine moralische Verpflichtung sein nach Möglichkeit zu helfen. Empfängt man einen Notruf ist man nach § 148 Abs. 7 TKG verpflichtet diesen zu beantworten, sofern nicht eine andere Funkstelle bereits geantwortet hat.

    (7) Bei Empfang eines Notrufes ist der eigene Funkverkehr sofort zu unterbrechen und jede Störung des Notrufes zu unterlassen. Wird keine Antwort durch andere Funkstellen festgestellt, so ist unverzüglich Verbindung mit der notrufenden Funkstelle aufzunehmen. Erforderlichenfalls sind andere Funkstellen auf den [Blockierte Grafik: https://ris.bka.gv.at/Images/back.gif]Notruf aufmerksam zu machen.


    Übrigens waren 2014 Funkamateure bei der Hilfeleistung nach der Eiskatastrophe in Slowenien mit der Feuerwehr im Einsatz, dabei hat es sich meines Wissens um lizenzierte Feuerwehrleute gehandelt.

    Nach den Überschwemmungen in der Obersteiermark 2017 (Oberwölz) wurden seitens des Landes zwei Teams von Funkamateuren in Bereitschaft versetzt um bei Bedarf schnell bei zwei Großveranstaltungen unterstützen zu können. Beim Team für den MotoGP war ich selbst dabei. Richtig, ich wurde nicht unter Androhung von Waffengewalt aus dem Haus gezerrt und an eine Funkstation gesetzt sondern von einem Funkamateur, der die Koordination übernommen hat, angerufen und gefragt ob ich zur Verfügung stehe. Nach einer kurzen Telefonrunde hatte dieser Koordinator ausreichend Freiwillige beisammen und hat diese an die Behörde gemeldet. Im Einsatzfall hätte uns ein Mannschaftstransportfahrzeug einer Einsatzorganisation mit unserer Ausrüstung an einem vereinbarten Treffpunkt abgeholt und zum Einsatzort gebracht.


    Funkamateure stürmen keine brennenden Häuser mit gezücktem Handfunkgerät, fesseln Terroristen mit Drahtantennen oder ähnlich spektakuläre Dinge, wir stehen nur zur Verfügung um im Falle eines Zusammenbruchs aller anderen Kommunikationsmittel ein Mindestmaß an Kommunikation zu ermöglichen um die Bewältigung der Krisensituation zu unterstützen. Warum könnte man das brauchen? Weil wir auch ohne externe Infrastruktur außerhalb der direkten Sichtlinie funken können.


    Man stelle sich vor es ist Blackout und ganz Europa will per Satellit kommunizieren, Internet und Telefon. Selbst die ganzen Behörden würden die Kapazitäten im Nu erschöpfen, ganz abgesehen von der notwendigen Ausrüstung die erst mal vorhanden sein muss.


    Im Ahrtal war es den Einsatzorganisationen aus anderen Bundesländern nicht möglich die Behördenfunk-Infrastruktur zu verwenden da bei den Sendemasten, die überhaupt noch Strom hatten, die Datenleitungen gerissen waren. Der Direct Mode in Tetra ist aber auch nicht unbedingt etwas das sehr oft geübt wird, kompatible Programmierung zwischen den Bundesländern überhaupt vorausgesetzt. Dort ist aber überhaupt extrem viel schief gegangen, daher hoffe ich inständig dass es eine ordentliche Aufarbeitung gibt die Behörden und BOS über Deutschland hinaus als "Lessons Learned" mitnehmen können damit so etwas nicht noch einmal passieren muss.

  • Wenn ich meine bescheidene unwissende aber durchaus ernstgemeinte Meinung zu diesem Streitthema sagen darf:

    Freier Notfunk an Behörden & Co halte ich für wahnwitzig!

    Freier Notfunk unter privaten Geräten innerhalb einer generell freigegebenen Einzelfrequenz - unabhängig der verfügbaren Gerätschaft - erachte ich für sinnvoll!

  • Wenn ich meine bescheidene unwissende aber durchaus ernstgemeinte Meinung zu diesem Streitthema sagen darf:

    Freier Notfunk an Behörden & Co halte ich für wahnwitzig!

    Freier Notfunk unter privaten Geräten innerhalb einer generell freigegebenen Einzelfrequenz - unabhängig der verfügbaren Gerätschaft - erachte ich für sinnvoll!

    Ich glaube, dass JoBe (auch) gemeint hat, dass die Funkamateure dann bei/mit den Behörden auch in deren Systemen zur Unterstützung der BOS mitarbeiten würden. Bitte korrigiert mich, falls ich das falsch verstanden habe.

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • JoBe in keinem deiner genannten Szenarien wäre der Einsatz von Amateurfunk notwendig gewesen, aufgrund anderer Kommunikationsmittel die im 21. Jahrhundert zur Verfügung stehen.


    Behörden investieren auch nicht vornehmlich in Amateurfunkgeräte, sondern Satellitentelefone, für den Notfall. Denn diese sind einfacher in der Handhabung und erfordern keine Ausbildung und Lizenz.


    Für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle anderen Kommunikationswege ausfallen und ausschließlich nur noch Amateurfunk zur Verfügung steht, würde das dennoch in einem Chaos enden. Finde mal die Amateurfunker die es lt. Liste gibt. Wie viele sind davon bereits verstorben, umgezogen, haben das Hobby aufgegeben, etc.? Von den (ich glaube 6.000?) lizenzierten Amateurfunkern in Österreich würden in einer Krisenlage nur sehr wenige zur Verfügung stehen. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. In der Realität hat das Hobby Amateurfunk nur einen Sinn, wenn man sich ehrenamtlich in einer Hilfsorganisation wie dem Roten Kreuz betätigt. Als Privatperson ohne Verbindungen dahingehend, wird man in einer Krise nicht viel beitragen können.


    Sämtliche Versuche in Deutschland den Amateurfunk auf die Ebene einer Hilfsorganisation zu heben sind ja bislang im Sand verlaufen. Im Schwesterforum wird dieses Thema gerne und ausgiebig diskutiert, besonders der Stellenwert von Amateurfunkern für Hilfsorganisationen wie THW, RK, etc.


    Was ich sagen will: Es täte Funkamateuren gut sich mal mit ihrer Außenwirkung zu beschäftigen und zu reflektieren, ob es sinnvoll ist bei jedem Thema wo Laien über Funk reden, 1. die Diskussion auf AFU zu lenken und 2. mit der "ohne Lizenz bist du nichts"-Keule hinzuhauen. Genau dieses und nur dieses Verhalten beobachte ich hier und im Schwesterforum seit mittlerweile 6 Jahren. Das hat mich ehrlich gesagt auch bisher davon abgehalten die AFU-Lizenz zu machen.


    Funkamateure sollten sich in Bescheidenheit üben und aufhören den Amateurfunk als das Allheilmittel der Krisenkommunikation hinzustellen und versuchen andere zu missionieren eine Lizenz zu machen. Das wirft tatsächlich ein negatives Bild auf dieses Hobby und erzeugt den Eindruck die Amateurfunker wollen unter sich bleiben und alle "Nicht-Lizenzinhaber" hätten jegliche Berechtigung verloren über Funk zu sprechen.


    Ich sehe den Amateurfunk als eine Technik von vielen. Und sogar eine mittlerweile eher vernachlässigbare, die am Aussterben ist, denn sie ist mit vielen Hürden verbunden. Der Wikipediaartikel zum Thema Amateurfunk liefert da auch viele Informationen, die eine Erklärung für das stark rückläufige Interesse an diesem Hobby geben.


    Unter anderem: Man braucht eine Lizenz, muss hierfür einen Antrag stellen, eine Prüfung ablegen, Geld dafür bezahlen und scheint dann offiziell als Funkamateur auf. Man macht sich in der Nachbarschaft unbeliebt, wenn man eine riesen Antenne am Grundstück oder gar am Balkon aufstellt. Hat wegen Frequenzstörungen (z.B. wegen PLC) ständig Probleme eine (gute) Verbindung herzustellen, uvm.


    All das ist nicht mehr zeitgemäß und ich kann jeden verstehen der sagt: "Lizenz brauch ich nicht, ich kauf mir ein Funkgerät und im Notfall ruf ich damit um Hilfe, oder reagiere auf Hilferufe und fertig".


    Den in einer Krise brauche ich weder Führerschein, Anglerschein, Jagdschein, oder was auch immer, um einer Tätigkeit nachzugehen. All das sind Verwaltungs- und Bürokratiegeschichten. Wichtig ist es in der Lage zu sein zu handeln.


    Beispiel:


    Auch ohne Traktorführerschein setze ich mich hinter einen Traktor und bewege ihn von A nach B, wenn es zur Abwendung einer Gefahr in einer Krise nötig ist. Wäre es besser vorab einen Traktorführerschein zu machen? Klar, aber man kann auch nicht jede Fähigkeit und Berechtigung erwerben, die es so gibt. Besser ich weiß grundlegend wie ein Traktor gefahren wird und praktiziere im Ernstfall "learning by doing" als gar nichts.


    Fazit:


    Ich werde die Amateurfunkprüfung demnächst auch machen, weil es eine weitere Zusatzausbildung ist und ich mir gerne nützliches Wissen aneigne. Das trifft aber genauso auf den Jagdschein zu oder auf Erste Hilfe Kurse.


    Wichtiger als die Lizenz ist es aber meiner Meinung nach ein geeignetes Kommunikationsmittel zu haben. Denn mit der Lizenz alleine kann ich in einer Krise auch keine Nachrichten senden oder empfangen. Und besser ein günstiges Funkgerät haben als gar keines. Auch hier gilt: "Haben ist besser als brauchen".

  • Verstehe Deine Argumente Ben, die Beispiele aus der Praxis sind hierzulande sicherlich dünn gesät. Gibt aber auch einige Stories aus reellen Einsätzen wo offizielle Funker (haben ja selbst Amateurfunkprüfungen) der Leitstellen div. Rettungsorganisationen private Handfunkgeräte an Hilfswillige od. eben Mitglieder der Rettungsorganisationen ausgeteilt haben, vor allem wenn der Organisationsfunk ausgefallen oder defekt war - frei nach dem Motto 'die Not kennt kein Gebot'. Wir haben allerdings auch keine amerikanischen Verhältnisse wo Amateurfunker in der sogen. 'Tornado Ally' auf Station gehen sobald eine gröbere Wetterwarnung eintrifft oder sich vor der US-Küste in der Karibik eine Schlechtwetterfront zusammenbraut.


    Dass die Verpflichtung des Amateurfunks zur Unterstützung im Not- u. Katastrophenfall gesetzlich verankert ist finde ich positiv. Hier im Forum gibt's ja einige Erwähnungen und Beiträge über 'Notfunkübungen' zusammen m. Behörden oder offiziellen Hilfsorganisationen - es 'bewegt' sich also was auf dem Gebiet. Kann mir auch gut vorstellen dass nicht jeder Funker im echten Katastrophenfall in der Lage sein wird Funksprüche zu empfangen od. weiterzuleiten. Wenn die Stromversorgung durch Sturm od. Hochwasser gekappt ist braucht es Batterien od. Notstrom, ansonsten ist im wahrsten Sinne des Wortes 'Funkstille'.

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Das ist ja das Problem das der Amateurfunk an sich hat - die fehlende Akzeptanz durch die Behörden alleine.


    Selbst von offizieller Seite wird "nichts" dahingehend gemacht Amateurfunk zu forcieren.


    Es werden nicht breit überall Amateurfunkgeräte beschafft, Notfallpläne dahingehend aufgestellt und Behördenmitglieder ausgebildet und lizenziert. Denn sobald du das machst bist du von diesen Mitarbeitern abhängig und wenn diese ausscheiden, musst du andere ausbilden. Mal abgesehen vom grundsätzlichen Problem, dass du Interesse für die Materie haben musst. Das sind Kosten und Mühen für ein Szenario, dass in 100 Jahren vielleicht 2x eintritt.


    Der Einsatzzweck des Amateurfunks heutzutage ist eben sehr eng umfasst, besonders durch "konkurrierende" Kommunikationssysteme und deshalb will dafür niemand Geld ausgeben.


    Da investiert man lieber in Satellitentelefone. Die decken 99,9% der Szenarien ab, sind für Laien nutzbar, da praktisch Mobiltelefone und haben eigentlich als einzigen wesentlichen Nachteil die Anschaffungs- und Betriebskosten.


    Es geht ja auch klar in Richtung Digitalisierung, auch bei der Kommunikation. WLAN-Mesh Netzwerke (Wireless Emergency Mesh), oder Orbit-Systeme wie Starlink, die kein eigenes Endgerät benötigen.


    Somit wird Amateurfunk im 21. Jahrhundert meiner Meinung nach nie mehr als ein Hobby sein und auch im Krisenfall kaum dazu beitragen Kommunikation zu ermöglichen. Merke: Wie überall bestätigen Ausnahmen die Regel.


    Ist natürlich viel bequemer für die Behörden in einer Krise Funkamateure zu verpflichten mit privatem Gerät zu helfen, anstatt selbst in Ausbildung und Infrastruktur zu investieren.


    Woher kennt man das bloß?


    Achja, in den Katastrophenschutzgesetzen steht ja drin, dass jeder Bürger verpflichtet werden kann Materialien und Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, um eine Krise abzuwenden.


    Ben

    Grüße, Ben | Administrator | Forenregeln

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  • Ich glaube, dass JoBe (auch) gemeint hat, dass die Funkamateure dann bei/mit den Behörden auch in deren Systemen zur Unterstützung der BOS mitarbeiten würden. Bitte korrigiert mich, falls ich das falsch verstanden habe.

    Nein, ich meinte das tatsächlich profaner. Eine Frequenz xy welche für JEDEN im Notfall offen ist, egal welcher Gerätschaft, Hierarchie oder Kenntnisstand. Ich habe auf meinem Midland G9 Pro so eine Taste, welche aber lt. Bedienungsanleitung nur zu anderen G9 auf dieser Frequenz (8) in der Gegend funkt. Was spricht dagegen, daß ALLE Geräte im Umkreis diesen Notruf empfangen können? Es gibt so viele Arten dieser Geräte, ich finde, dass das Potential im Jahr 2022 besser genutzt werden könnte. Ich würde dafür sogar eine Grundgebühr zahlen wenn ich weiß, dass auf dieser Frequenz wer zu erreichen ist, und dass in ganz Europa, egal ob auf der Straße nach irgendwo oder mitten am See.


    Salopp gesagt: Für die Nutzung eines Smartphones brauche ich auch keinen Kurs oder Lizenz geschweige denn eine Prüfung.


    Ich will auch keine Funk Freundschaften knüpfen, ich will lediglich bei einem Ausfall wichtiger Systemerhalter helfen, informiert sein und bei eigener Not jemanden erreichen können. Das wäre für mich der Sinn in der Zeit in der wir heute nunmal sind. Mir ist auch klar, dass hier bürokratische Anpassungen notwendig sind. Ich wollte nur meinen Standpunkt darlegen, dass es heute eine neue Funkdenkweise 2.0 braucht.

  • Einspruch - auch wenn der Amateurfunk gerne totgeredet wird: er ist es mitnichten! In sämtlichen Einsatzorganisationen hier ist dieser in Szenarien eingeplant und vorgesehen. Es gibt in meinem Bundesland auch einen Verein, der sich aus Amateurfunkern zusammensetzt, die neben der CEPT1 Lizenz als Zusatzqualifikation auch die Mitgliedschaft in einer BOS aufweisen müssen. Bevorzugt Leute mit Stabserfahrung.


    In diesem Verein finden sich tatsächlich ALLE BOS des Landes wieder und dies mitunter in prominenten Führungspositionen dort.


    Es gibt auch einen wöchentlichen Notfunkrapport und der Verein sieht sich genau als das Bindeglied, der den BOS und den AFUs vice versa ihre jeweiligen "Sprachen" übersetzt.


    https://oe8.oevsv.at/ortsstellen/adl820/

    viribus unitis - acta non verba

  • Ben: Wie Du von gemeinsamen Übungen, Bereitstellungen und Förderungen auf "fehlende Akzeptanz" schließt ist mir zwar nicht ganz klar aber Dein Standpunkt ist offenbar einzementiert, da hilft keine Diskussion.


    Behörden und Einsatzorganisationen müssen für den unwahrscheinlichen Fall einer Notwendigkeit des Amateurfunks keine Geräte anschaffen, die Geräte und die Leute die sie bedienen können sind ja vorhanden und die Zahl an Funkamateuren steigt in den letzten Jahren sogar stetig. Trotzdem verfügen sowohl manche Behörden als auch einige Einsatzorganisationen über Kurzwellenfunkgeräte und haben Funkamateure in ihren Reihen. Im Krisenfall wird damit eher nicht auf Amateurfunkbändern gearbeitet, wie Imperatrix richtig festgestellt hat. Mit Ausnahme der verwendeten Frequenzen und einer etwaigen aktivierten Verschlüsselung (im Amateurfunk verboten) unterscheidet sich die Bedienung dabei aber nicht von einer Amateurfunkstation. Daher bauen immer mehr Bundesländer auf die Personalreserve Amateurfunk und schulen die Funkamateure in Stabsarbeit damit sie unterstützen und ergänzen können.


    Es wäre daher auch ein völliger Unsinn eine eigene Einsatzorganisation "Amateurfunk" mit allen Strukturen, Fahrzeugen, Einsatzzentralen und was weiß ich noch alles zu unterhalten. Auch wenn es manche Funkamateure begeistern würde mit Uniform und Blaulicht durch die Gegend zu düsen, die sind bei Feuerwehr, Rotem Kreuz, etc. besser aufgehoben. In der Steiermark hat der Amateurfunk, bzw. der Landesverband Steiermark des ÖVSV, übrigens sogar den Status einer Einsatzorganisation, läuft aber ohne den üblichen "Overhead".


    Die zahlreichen Satellitentelefone, die die BOS für eine Flächenlage vorrätig haben, würde ich übrigens gerne mal sehen, vorzugsweise aktiv bei einer Übung. Auch der Amateurfunk beschäftigt sich mit modernen und digitalen Technologien, Sat, Funk im GHz-Bereich, Meshnetzwerke (HAMNET), LoRa MeshCom, etc. Aufgrund physikalischer Einschränkungen ist man für hohe Datenraten aber an quasioptische Ausbreitung gebunden was im Flachland noch überschaubar ist, in den Alpen aber eine Menge Infrastruktur an exponierten Stellen benötigt. Somit ist man wieder nicht viel besser dran als die kommerziellen Systeme, es geht ja in erster Linie darum unabhängig von komplexer Infrastruktur zu sein.


    Bei der auffälligen Häufung von Jahrhundertereignissen in den letzten Jahren bereite ich mich persönlich eher auf den Eintritt eines derartigen Ereignisses vor, dadurch bin ich auch irgendwie auf dieses Forum gekommen. Aus diesem Grund bemühe ich mich auch mir Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, die ich im Fall des Falles brauchen könnte. Dazu zählt für mich auch die regelmäßige Anwendung, also Übung bzw. Training.


    Zum Traktorbeispiel hatte ich schon einen schönen Absatz formuliert, das würde hier aber zu weit führen. Wenn Du bereits einen PKW-Führerschein hast würde der Vergleich auch hinken.


    Mir geht es nicht darum jegliche Diskussion über Funk auf den Amateurfunk zu lenken, CB und PMR haben auf alle Fälle ihre Anwendungsgebiete. Wenn es dann aber darum geht ohne Ahnung mit zweifelhaften Gerätschaften in einer Krisensituation auf Amateurfunkbändern Notrufe absetzen zu wollen, dann muss man da mahnend eingreifen und den Piratenfunker in spe vor sich selbst und andere vor ihm schützen. Es verhalten sich schon bei weitem nicht alle Funkamateure so wie sie sollten, obwohl sie es mal gelernt haben. In einer Krise möchte ich ja auch nicht haben, dass sich plötzlich Leute, die noch nie ein Auto gelenkt haben, mit einem gut motorisierten Fahrzeug mit kaum wirksamen Bremsen im Straßenverkehr tummeln, wenn es ohnehin schon drunter und drüber geht.


    Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt auf Deine Sicht der Dinge wenn Du Dich mit dem Amateurfunk mal wirklich eingehender auch praktisch beschäftigt hast und freue mich auf einen regen Austausch!

  • Zu der angeblich nicht vorhandenen Hardware kann ich sagen, dass sich 2 vollwertige AFU Stationen allein in meinem Landesverband befinden. Das ist die Hardware die sich im Besitz der BOS befindet - da reden wir noch gar nicht vom "Notfunkkoffer" vom AFU Nachbarn.

    Umgekehrt kann ich auch vermelden, dass alleine für meine BOS in meinem Bezirk nach einem Großschadensereignis mit absolutem Kommuniktionsausfall vor ein paar Jahren mehrere Stück SatPhone angeschafft wurden. Soweit ich damals noch Einblick hatte, wurden diese auch auf die anderen BOS ausgerollt - Stückzahlen sind mir aber hier nicht bekannt. Man darf aber annehmen, dass das in einem ähnlichen Ausmaß geschehen ist.

    So auf der "Nudelsuppe" dahergeschwommen sind die BOS nicht, wie hier gerne getan wird.

    viribus unitis - acta non verba

  • Einspruch - auch wenn der Amateurfunk gerne totgeredet wird: er ist es mitnichten!

    Wiederum Einspruch! Ich habe nicht gesagt, dass der Amateurfunk tot wäre. Ich sagte er wäre am Aussterben. :P Und das ist auch so. In Deutschland gehen die Zahlen der Funkamateure massiv zurück, in Österreich eigentlich auch. Einzig eine Initiative des ÖVSV im Metalab hat die letzten Jahre zu einer leichten Steigerung geführt. Das hat aber eine große Unschärfe: Niemand weiß wie viele Rufzeichen-Inhaber aktiv sind. Quelle

    Es gibt in meinem Bundesland auch einen Verein, der sich aus Amateurfunkern zusammensetzt, die neben der CEPT1 Lizenz als Zusatzqualifikation auch die Mitgliedschaft in einer BOS aufweisen müssen.

    Siehst du, genau was ich sagte: Amateurfunk macht im Krisenfall nur Sinn, wenn man Mitglied einer BOS ist. Stellt sich nun der Verein "Freunde der Kärntner Amateurfunker" auf, wo kein einziges Mitglied Anknüpfungspunkte zu einer Hilfsorganisation oder BOS hat, wird sie auch niemand im Krisenfall um Hilfe bitten.

    Zu der angeblich nicht vorhandenen Hardware kann ich sagen, dass sich 2 vollwertige AFU Stationen allein in meinem Landesverband befinden.

    Mir kommt vor, dass dein Landesverband sich auch überdurchschnittlich gut mit dem Thema auseinander setzt. Meinen Recherchen nach wird das Thema Amateurfunk bei BOS in Restösterreich eher stiefmütterlich behandelt.