Überspannungsschutz beim Wieder-Anfahren nach Blackout/Stromabschaltung

  • Hallo,

    eventuell hat ein Sachkundinger Antwort auf diese Frage.

    Wenn es zu bewussten großflächigen Stromabschaltungen oder auch zu einem Blackout kommen sollte, wird es beim wiederanfahren zu Spannungsspitzen kommen.

    Wie kann man seine Elektrogeräte am Besten dagegen schützen?

    Ausstecken ist klar....... reichts auch wenn ich den Trennschutz im Sicherungskasten ausschalte?

    Aber gibts auch andere Möglichkeiten?

    Es gibt ja für Überspannung durch Blitzschläge entsprechende Zwischensstecker bzw. Steckerleisten....... funktionieren die auch für Spannungsspitzen durch Wiederhochfahren oder gibts was vergleichbares für den Anwendungsfall?


    Danke!

  • Ben

    Hat das Thema freigeschaltet
  • Für dieses Szenario habe ich folgenden Plan: Alle Sicherungen rausnehmen, außer der Beleuchtung im Erdgeschoss. Wenn der Strom wieder da ist, dann geht im Wohnzimmer wieder das Licht an. Und wenn es da Schwankungen gibt ist es egal. Heikle Geräte würde ich erst später wieder dazuschalten.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Für meine EDV habe ich eine handelsübliche USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung), die abgesehen von Notstromversorgung für einige Zeit auch diese Filter-Anforderungen zu beherrschen behauptet. Auf Blackout-Restart getestet habe ich das allerdings noch nie.


    Sollten geplante Abschaltungen kommen, habe ich außerdem noch einen Netzstromfilter der Firma Furman auf Lager. Diese Geräte haben keine Batterie und können daher keine Abschaltungen abfedern, aber sie filtern zuverlässig Spannungsspitzen und andere kurzfristige Netzstörungen ("brownouts") raus und schützen damit empfindlichere Geräte. Das würde ich dann vor die Kühl-Gefrierkombi hängen.

  • Die Kühl- Gefrierkombi ist wahrscheinlich nicht so empfindlich wie zB die Heizungsregelung. Und wenn die kaputt ist, hast dann Strom, aber immer noch kalt. Daher ist mein Ansatz: Sicherungen raus (bzw runter). Und zwar besonders auch die meiner Heizung(sregelung). Ich hab zwar auch Überspannungsschutz verbaut, aber so wie ich die Funktionsweise verstehe sind die für direkten/ indirekten Blitzschlag konzipiert. Ich denke nicht dass die solche Spannungsspitzen auch abfedern können.

    „ ..., wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, daß man’s hat, wenn man’s braucht.“


    – Josef Kirschner: Werbespots für Raiffeisen

  • Aus leider schlechten Erfahrungen heraus ziehe ich kategorisch alle Stecker, um keine Verbindung mehr zu den empfindlichen Geräten zu haben.

    Sicherungen rausdrehen/runter und FI im Sicherungskasten runter ist zwar gut (im Zähleranschlußkasten sind auch noch FI, die lasse ich aber in Ruhe), aber bei Laptop & Co. nicht ausreichend. Deshalb kappe ich lieber die physische Verbindung, auch wenn es mehr Arbeit ist - dies spart im Zweifel ganz immense Kosten ;)

  • aber bei Laptop & Co. nicht ausreichend.

    Wieso? Wenn die Sicherung draußen ist, dann KANN es keine Stromspitze im Laptop geben.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Dazu hätte ich gern eine Erklärung bitte. :)


    Solange die physische Verbindung durch Kabel und Stecker zwischen Gerät und Leitungsnetz besteht, kann Strom durch diese geleitet werden.

    Deshalb gibt es auch Defekte bei ausgeschalteten Geräten, solange sie noch eingesteckt sind, wenn z. B. ein Überspannungsschaden durch Blitzeinschlag eintritt.

    Da mir das schon zweimal passierte und dabei FAST ALLE Geräte hinüber waren .... weißt scho: gebranntes Kind scheut das Feuer ;)

  • Dazu hätte ich gern eine Erklärung bitte. :)


    Solange die physische Verbindung durch Kabel und Stecker zwischen Gerät und Leitungsnetz besteht, kann Strom durch diese geleitet werden.

    Deshalb gibt es auch Defekte bei ausgeschalteten Geräten, solange sie noch eingesteckt sind, wenn z. B. ein Überspannungsschaden durch Blitzeinschlag eintritt.

    Da mir das schon zweimal passierte und dabei FAST ALLE Geräte hinüber waren .... weißt scho: gebranntes Kind scheut das Feuer ;)

    Sicherungen im normalen Hausstrom sind einpolig - sie unterbrechen nur den Phasenleiter, nicht den Neutralleiter. Wenn die Sicherung raus ist, hat ein Blitzschlag in eine nahegelegene Versorgungsleitung keine Chance, eine Spannungsspitze in den Phasenleiter zu schicken. Allerdings könnte ein Blitzschlag in den hausnahen Boden möglicherweise eine Spannungsspitze im geerdeten Neutralleiter induzieren (keine Ahnung, ob das realistischerweise wirklich passieren kann, aber es klingt so, als wäre genau das bei dir schon mehrmals passiert) und dann könnten Geräte, die - egal ob ein- oder ausgeschaltet - an der Steckdose hängen, trotz rausgedrehter/getrennter Sicherung einen Schaden über den Neutralleiter nehmen.

  • Ein Blitzschlag ist ein komplett anderes Thema, genauso wie EMP oder choronaler Massenauswurf.


    Bei einem Blackout kann bei einem offen Stromkreis (Sicherung raus) nichts passieren da zum Stromfluss der Kreis geschlossen sein muss. Und Blackout war ja die Frage 😉

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Jup, und einpolige Sicherungen sind im normalen Hausnetz nicht mehr Standard, man verwendet üblich 1+N oder 3+N. Kommt halt drauf an, wie alt die Installation ist.

  • Kommt halt drauf an, wie alt die Installation ist.

    Seit wann werden die von Dir genannten Sicherungen in Privathaushalten genutzt?



    Sollte man nach dem Herausnehmen der Sicherungen die FI-Schalter lieber oben lassen oder auch runterklicken?

    Bitte mit Begründung, damit ich die Zusammenhänge verstehe. Vielen Dank :)

  • Gute Frage, die gibts schon sehr lange und ich hab die letzten 15 Jahre nur solche verbaut. Die ohne N gibts immer noch und sind weit billiger, werden meines Wissens nach in DE noch immer hauptsächlich eingebaut.


    Wenn du alles abschalten möchtest, dann reichts auch, wenn du NUR den FI drückst. Der trennt alle vier Drähte. Wenn du nur einen bestimmten Stromkreis weg schalten willst, dann natürlich die Sicherung runter und den FI aufgedreht lassen für die anderen Bereiche.

  • Ehm, auf das Risiko hin, das ich mich jetzt lächerlich mache, aber kann mir bitte jemand erläutern, weshalb es nach einem Blackout hohe Spannungsschwankungen nach oben geben sollte?


    Frequenzschwankungen wären theoretisch möglich, die sollten aber fast allen Geräten nichts anhaben, und vielleicht ist die Spannung nicht gleich von anfang an 3x400v weil das erste Kraftwerk das Läuft weit weg ist... aber alle Wechselstromgeneratoren (auch die in Kraftwerken) liefern ja immer die gleiche Spannung, das ist von der Wicklung her gegeben, nur die Frequenz könnte schwanken weil zu beginn die Drehzahl vielleicht nicht ganz so konstant läuft...

    Zur Sicherheit alle Sicherungen raus, ist bestimmt nicht schlecht.... aber auch das Elektrizitätswerk wird ohnehin Bezirk für Bezirk einschalten und das erst wenn die ersten Kraftwerke wieder konstant laufen.

  • Ehm, auf das Risiko hin, das ich mich jetzt lächerlich mache, aber kann mir bitte jemand erläutern, weshalb es nach einem Blackout hohe Spannungsschwankungen nach oben geben sollte?

    Das würde ich auch zu gern wissen, allerdings - ja, da mache ich mich doch gern gleich mit lächerlich ;) - würde ich eher vermuten, daß die Spannungsschwankungen VOR dem Blackout herrschen?


    Denn wenn er nicht durch Sabotage ausgelöst wird (z. B. Hacker, Computersystem down), dann doch eher durch die gefürchteten Schwankungen über oder unter 50 Hz?

  • Die Spannung im Stromnetz muss durchaus geregelt werden, siehe z.B. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Spannungsregelung

    Grund ist das Prinzip der elektromagnetischen Induktion: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Induktion


    Die Spannung am Generator hängt von der Drehzahl ab, die Frequenz dieser Wechselspannung natürlich auch. Bei einem plötzlichen hohen Strom (siehe Einschaltstrom) sinkt die Drehzahl der rotierenden Generatoren und damit Spannung und Frequenz. Bei elektronischen Wechselrichtern (PV) bzw. Umrichtern (Windkraft), sollte hauptsächlich die Spannung sinken, die Frequenz wird ja hier anders erzeugt. Durch Zuschaltung von Reserven wird der hohe Verbrauch ausgeglichen wodurch sich Spannung und Frequenz wieder normalisieren.


    Im umgekehrten Fall, eine hohe Last wird plötzlich weggeschaltet oder zu viel Erzeugung plötzlich zugeschaltet, steigen Spannung (U) und Frequenz (f) deutlich an.


    Die große Kunst des Wiederanfahrens nach einem Blackout, in kleinerem Maßstab aber auch bei Brownouts aka Strommangellage oder rotierenden Abschaltungen, ist die Einhaltung gewisser Regelgrenzen sowie die Vermeidung von Aufschwingen.


    Aufschwingen wäre z.B:

    Eine Last wird zugeschaltet

    U und f sinken

    es wird mehr Erzeugung zugeschaltet

    U und f steigen über Soll

    zu. Ausgleich wird mehr Last drauf geschaltet

    U und f sinken deutlich, weil Last zu groß

    Panik, viel mehr Erzeugung dazu oder Last weg

    U und f steigen extrem

    .....


    Das europäische Stromnetz ist leider keine Schreibtischlampe, die man mit einem Finger beliebig ein- und ausschalten kann. Daher trainieren die Mitarbeiter in den Leitwarten europaweit seit Jahren sehr intensiv solche Szenarien. Ob die Realität mit der Simulation übereinstimmt werden wir hoffentlich nie erfahren müssen ...


    NACHTRAG: Die Frequenz wird nur aus dem Grund als Regelgröße genommen, weil es bei der Spannung zusätzliche Effekte gibt, z.B Entfernungsabhängigkeit.


    Quellenangaben muss ich vorerst schuldig bleiben, sollte ich wo Blödsinn verzapft haben möge man mich korrigieren!