Reiseapotheke für Afrika - Inspiration fürs BOB?

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  • Hallo :)


    Nachdem ich im Sommer wieder einmal beruflich (als Remote Paramedic) in abgelegenen Gebieten Afrikas unterwegs bin, habe ich gerade meine eigene Reiseapotheke auf den aktuellen Stand gebracht.

    Dabei musste ich daran denken, dass man sich von dieser Packliste vermutlich auch für eine (sehr umfangreiche) Apotheke für einen BOB o.ä. inspirieren lassen könnte, mit der alles von "nervigen" bis hin zu (potenziell) lebensgefährlichen gesundheitlichen Problemen behandelt werden kann.


    MEDIKAMENTE

    Ibuprofen 400mg Tabletten

    Paracetamol 500mg Tabletten

    Tramal Tropfen

    Loperamid 2mg Kapseln

    Zofran 4mg Schmelztabletten

    Paspertin 10mg Tabletten

    Ulcostad 200mg Tabletten

    Saltadol Orale Rehydrationslösung (Sachets zum Anfertigen einer Trinklösung)

    Lecicarbon Zäpfchen

    Lemocin Lutschtabletten

    Mometason Nasenspray

    Ambroxol 120mg Kapseln

    Capval 25mg Tabletten

    Diclobene Schmerzgel 1%

    optiLube

    Vaseline

    Fenistil Gel

    Desloratadin 5mg Dragees

    Hydrocortison 0.5% Salbe

    Octenisept Lösung

    Polysept Lösung

    Baneocin Salbe

    Baneocin Puder

    Cavit

    Nelkenöl (kleines Fläschchen)

    Azithromycin 500mg Tabletten

    Amoxicillin & Clavulansäure 875/125mg Tabletten

    Moxifloxacin 400mg Tabletten

    Atovaquone/Proguanil 250/100mg Tabletten (bei uns wohl nicht relevant)


    (jeweils keine Stückzahlen, die muss man individuell anpassen)



    VERBANDSMATERIAL

    Pflaster

    Kompressen (unsteril und steril, normal und nicht haftend)

    Salbengaze

    Netzverband

    Elastische Binden (6cm & 10cm)

    Frischhaltefolie (halbierte Rolle)

    Blasenpflaster

    Folienverband (ähnlich Tegaderm)

    Heftpflaster

    Sport-Tape unelastisch

    Dreiecktuch

    Hydrocolloidverband

    Klammerpflaster/Wundverschlussstreifen

    Wundnahtmaterial (Nylon)

    Spritze zur Wundspülung

    Injektionskanülen

    Skalpellklingen

    Pinzetten & Klemme

    Scheren

    Pulsoximeter

    Thermometer (digital)

    Diagnostikleuchte

    Urinteststreifen

    Einmalhandschuhe



    IFAK

    (Kleines IFAK griffbereit im Tagesrucksack)

    1 Tourniquet (SOFTT-W)

    1 Celox rapid

    1 Compressed Gauze

    1 elastische Binde, 8cm

    1 Chest Seal

    2 Pneumothorax Entlastungskanülen

    1 NPA / Wendeltubus (in passender Größe für mich und Kollegen)

    2 Paar Einmalhandschuhe

    1 Rettungsdecke silber/orange

    1 Skalpell (Griff abgebrochen)

    1 Kleiderschere


    Klar ist das kein Kit, das man als vollkommener Laie in einem kleinen Rucksack mitführt. Das ist eher etwas für BOB, BOV, BOL, ..., auch davon abhängig, wie man die Prioritäten setzt und welche Platz- und Gewichtslimits man hat.

    Das Kit passt in einen 3 Liter Drybag mit allem drum und dran. Das IFAK hat in etwa das Volumen einer 750ml Wasserflasche und kann beliebig geformt werden (flach, rund, ...)


    Ich freue mich auf Fragen jeglicher Art, Diskussion, ... und erkläre auch gerne, warum ich mich für bestimmte Medikamente o.ä. entschieden habe.


    Letzten Ende müsst ihr die Entscheidung wie viel und was ihr an medizinischer Ausrüstung mitführt und womit ihr umgehen könnt natürlich selbst treffen. Auch ein diesem Thema gegenüber offener Hausarzt ist sehr hilfreich, gerade wenn es um rezeptpflichtige Medikamente geht.


    Bleibt gesund


    Justme

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Hallo 🙋‍♀️

    Eine Frage: du hast nichts zu einfachen/schnellen örtlichen Betäubung aufgelistet

    (Xylocain Pumpspray z.b. oder Procain 2%) - Was ist deine Meinung dazu?

  • Hallo 🙋‍♀️

    Eine Frage: du hast nichts zu einfachen/schnellen örtlichen Betäubung aufgelistet

    (Xylocain Pumpspray z.b. oder Procain 2%) - Was ist deine Meinung dazu?

    Ich habe bewusst in dieser Liste die i.v., i.m., i.d. oder s.c. (also mit Nadeln) verabreichbaren Medikamente, die ich je nach Land mitführe, weg gelassen.


    Für Afrika an sich bevorzuge ich Lidocain oder Bupivacain (wenn man daran nicht kommt auch Procain) als Injektionslösung. Damit kann man dann je nach Skillset entweder Lokalanästhesien oder auch Regionalanästhesien/Blöcke durchführen, um Schmerzen einfach in den Griff zu kriegen.

    Auch lokal/oberflächlich kann man die Injektionslösung verwenden. Xylocain Pumpspray ist toll für alles was irgendwie dental oder im HNO-Bereich ist, aber im Verhältnis zu Größe und Gewicht ist es für mich persönlich ein "Nischenprodukt". Die Wirkung des Pumpsprays lässt sich in der Regel mit einem Wattestäbchen, das man die Injektionslösung taucht, relativ gut ersetzen.


    Auch praktisch wenn man mit Lidocain/Bupivacain arbeitet (bzw. generell auch für andere Indikationen) ist Adrenalin 1mg/ml, aber das geht fast ein bisschen zu sehr in die Tiefe.


    Procain ist quasi die "Oldschool"-Variante von Lidocain und Bupivacain und ist ein ebenso gut einsetzbares, kurzwirksames Lokalanästhetikum, mit dem man gerade für Eingriffe (Wundsäuberung, Wundnaht, Zahnextraktion, Reponieren von Luxationen, ...) eine adäquate Analgesie und Anästhesie erreichen kann.

    Wie bei Lidocain und anderen Lokalanästhetika generell muss man natürlich die maximale Dosis für Procain kennen und individuell für den Patienten ausrechnen, bevor man es verabreicht. Auch eine unabsichtliche Gabe in ein Blutgefäß muss unbedingt vermieden werden.


    Wenn man mit der Verabreichung von Medikamenten durch Injektion nicht vertraut und geübt genug ist, kann der Pumpspray sowohl für viele Wunden als auch für dentale, HNO- und genitale Probleme eine leicht anwendbare Option sein, um zumindest etwas Schmerzreduzierung zu erreichen. Vor allem bei Wunden sollte man vorher so gut es geht die Blutung stillen, da ansonsten das Blut einfach den Spray verdünnt und die Wirkung nicht oder kaum eintreten kann.

    Da es auch dabei durch Verschlucken oder Absorption zu einer Aufnahme in den Körper kommen kann, sollte man sich auch dabei an die Maximalmenge an Sprühstößen wie vom Hersteller empfohlen halten.


    Ich hoffe das hilft weiter :)

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Vielen Dank für die ausführlichen Schilderungen. Manche Info (ich gestehe) musste ich erstmal für mich nachlesen - aber jetzt bin ich im Bilde ;-) somit kommt Adrenalin demnächst zu meiner „Apotheke“ hinzu.


    Und ich werde in dem Fall nach einer Möglichkeit suchen, den Umgang mit der Nadel des Öfteren zu üben, bzw regelmäßig aufzufrischen. Sowohl im Injektions - als auch im Infusionsbereich.

    (Der Pumpspray kommt z.Zt. hauptsächlich bei eingewachsenen Zehennägeln o.ä. zur Anwendung.)

  • Sehr gerne. Freut mich immer, wenn ich andere zum Weiterlernen und mehr lernen inspirieren kann ;) ^^


    Adrenalin ist sowieso eins der Schweizer Messer der Medizin. Egal ob Reanimation, Anaphylaxie, Schock, Sepsis oder Lokal- und Regionalanästhesien, irgendwo kann mans immer brauchen. Am einfachsten ist 1mg/1ml Adrenalin einsetzbar, weil man es so verdünnen kann, wie man es gerade braucht.


    Ich habe schon oft überlegt, ob es Interesse im Prepper-Bereich gibt, einfach zu erlernende "erweiterte" medizinische Maßnahmen zu erlernen. Man kann sich zwar einiges selbst beibringen, aber wird doch (vermutlich) nicht die Handlungssicherheit erlangen, die man mit professioneller Anleitung vielleicht erlangen könnte.

    Ideal wäre natürlich regelmäßige praktische Übung am echten Patienten, aber wenn das nicht möglich ist, muss man improvisieren bzw. sich auf sehr simple Techniken reduzieren, bei denen man salopp gesagt nicht allzu viel falsch machen kann. :thumbup:

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Neben den ganzen Vorzügen von lokalen Anästhetika und vor allem auch in Verbindung mit Adrenalin muss man jedoch sagen, dass diese Wirkstoffe nur in die Hände von geschulten Leuten gelegt werden sollten.

    Diese Medikamente bergen ein nicht unbeträchtliches Risiko an Nebenwirkungen beziehungsweise Komplikationen, bei nicht fachgerechter Anwendung.

  • Neben den ganzen Vorzügen von lokalen Anästhetika und vor allem auch in Verbindung mit Adrenalin muss man jedoch sagen, dass diese Wirkstoffe nur in die Hände von geschulten Leuten gelegt werden sollten.

    Diese Medikamente bergen ein nicht unbeträchtliches Risiko an Nebenwirkungen beziehungsweise Komplikationen, bei nicht fachgerechter Anwendung.

    Volle Zustimmung solange es so bleibt wie es ist. Aber wenn „the worst case“ Eintritt und kein Arzt/geschultes Personal verfügbar ist, wird wohl auf die fachgerechte Anwendung weniger wert gelegt, als aufs Überleben, denke ich…


    PS: Wie ich weiter oben schon schrieb kommt das Lokalanästhetikum bei mir z.Zt. nir bei eingewachsenen Zehennägeln zum Einsatz - da genügt das Know-how eines Laien.


    Ich wäre interessiert, sehr sogar...

    Wenn sowas in Österreich (am liebsten mittig) angeboten würde - ich wäre grundsätzlich ebenso interessiert..