Die Zerlegbarkeit des Miniwell L600 ist tatsächlich toll, eine Sichtprüfung des UF-Hohlfaserelementes somit vergleichsweise leicht möglich was nicht bei jedem Filter dieses Typs gegeben ist. Rein mechanisch sind die sehr dünnen O-Ringe aufgefallen welche z.B. an der Trennstelle des Vorfilters auch prompt Undichtheiten zuliesen. An der Bajonettverbindung zum Mundstück zeigten sich bereits am fabriksneuen Gehäuse Stresspunkte welche Rissbildung begünstigen, siehe Pfeil am unteren Bild. Insgesamt wirkt der Miniwell billig, dem Flaschengewinde hätte der Hersteller durchaus eine anständige Elastomerdichtung sowie einen halben Gewindegang mehr spendieren können, die schmutzwasserseitige Tülle für Schlauchanschluss könnte länger sein, usw. Der L600 ist ein typisches OEM-Produkt, also ein Chinakracher und baugleiche Filter werden unter verschiedenen Label vertrieben wie z.B. von Gear Best, Highlander, Lixada, Survivour, uvm., was mein Vertrauen in das Ding nicht wirklich erhöht ...
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Habe diesen Filter vor ein paar Monaten mehr aus Neugierde als aus notwendigem Bedarf geordert weil ich schlicht wissen wollte wie das Teil so performt da er in Prepperkreisen durchaus öfter mal erwähnt wird. Gerne wird dabei hervorgehoben dass der Miniwell L600 mit seinen 0.05µm auch Viren rausfiltert wobei der Vertriebsshop eine Tabelle eingestellt hat die dem L600 nur eine teilweise Wirksamkeit gegen Viren bescheinigt. Für mich ist die Virenfilterung keineswegs das ultimative Auswahlkriterium da die Belastung in mitteleuropäischen Gewässern relativ gering ist was deren Vorkommen im freien Wasser betrifft. Viren haften gerne an Schmutzpartikel/ Verunreiniungen oder am Kies des Gewässergrundes. Wenn ein Wasserfilter winzige Schwebstoffe zuverlässig zurück hält entfernt er damit auch schon einen Teil der Viren. Vermeidet man Hot Spots wie belebte Badeseen oder Ausleitungen von Kläranlagen würde ich die Gefahr als vertretbar bezeichnen. Wasser zum kochen wird meist erhitzt was Viren abtötet, will man für Trinkwasser auf Nummer sicher gehen muss man nachbehandeln z.B. mittels chem. Präparate wie MIOX/ Micropur, UV-Lichtbestrahlung oder eben abkochen falls ausreichend Brennstoff zur Verfügung steht.
Der Shop wirbt mit einer gewissen Wintertauglichkeit des Miniwell L600 mit Verweis auf die kleine Baugröße - er lässt sich leicht in der körpernahen Kleidung verstauen damit nichts frieren kann. Einen feinporigen Wasserfilter bei Minustemperaturen zu benutzen erübrigt sich, das Teil wird augenblicklich einfrieren u. blockieren. Hohlfasermembrane sind perse flexibler als Filterkeramik, sie sind allerdings an einer Stelle zwecks Abdichtung in Harz eingegossen und dieser solide Block kann durch gefrierendes Wasser durchaus gesprengt werden so dass Mikrorisse entstehen. Die Warnung des Shops einen mit Wasser gefüllten Miniwell L600 nicht einfrieren zu lassen würde ich also ernst nehmen.
Mein Fazit zu dem Teil: Viele werden einen Wasserfilter im Krisen- oder Katastrophenfall in einem mehr oder weniger stationären Setting benutzen und eventuell auch mehrere Personen über einen längeren Zeitraum mit sauberem Wasser versorgen wollen. Hier patzt der Miniwell leider durch die Limits seines Filter- und Reinigungskonzeptes und vor allem durch die aufgetretenen Undichtheiten. Eine Beurteilung der Filterqualität erübrigt sich da das gefilterte Wasser in meinen Tests durch Schmutzwaser kontaminiert wurde. Eine Empfehlung für den Miniwell L600 kann ich schon alleine aus diesem Grund nicht abgeben! Einzelpersonen können den Miniwell L600 als mobilen 'On-The-Go' Filter z.B. im BOB od. Fluchtgepäck vorsehen, vorausgesetzt sie nutzen unterwegs auf dem Marsch möglichst viele sich bietende Gelegenheiten. Dies ist nicht jedermanns Sache, man muss sich ganz tief runter beugen um sein Wasser in gemächlichen Tempo aufzusaugen. Hab für den L600 ca. 40.- Euro + Versandkosten bezahlt und für dieses Geld bekommt man aktuell einen Sawyer Mini welchen ich qualitativ eindeutig höher einstufe und bei dem sinnvolles Zubehör gleich mit dabei ist. Für mich war dieser Miniwell leider eine Fehlinvestition ...
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Positives:
- 3 Filterstufen (Vorfilter, UF-Hohlfaser u. Aktivkohle)
- Austauschbarkeit, Ersatz für jede einzelne Filterstufe erhältlich
- relativ kompaktes Packmaß
Negatives:
- Verarbeitungsqualität im Detail (dünne O-Ringe, usw.)
- Kraftaufwand beim Filtervorgang
- eingschränkte Nutzbarkeit z.B. von PET-Flaschen od. Wasserbeuteln als Rohwasserbehälter (durchdrehendes Flaschengewinde, Undichtheiten!)
- Reinigungsmöglichkeit (Einweg- od. Wegwerffilter?)
Techn. Daten, Features:
Hersteller: Miniwell
Modellbezeichnung: L600
Konzept/ Nutzungsphilosophie: Trinkhalmfilter
Filter: Vorfilter aus dünner Lage PP 5µm, Hohlfasermembranelement 0.05µm, Aktivkohlefilter als Nachstufe
Besonderheiten: Auswechselbare Filterstufen, Befestigungsöse, Schutzkappe f. Mundstück
Packgewicht: Ca. 90g
Packmaß LxD: Ca. 18x3.5cm