Strahlenspürer - Messgeräte, Ausrüstung, Einsätze

  • Nachdem "Redshirt" bzgl. meiner beruflichen Tätigkeit mehr wissen wollte, hier ein neues Thema, indem es um Strahlenspürer, deren Ausrüstung und mögliche Einsätze geht.
    Als Messgeräte verwenden wir das "SSM 1" (http://web.ff-timelkam.at/wp-content/upl...hlenschutz3.jpg) wahlweise auch mit der auf dem Bild zu sehenden Großflächenkontaminationssonde oder auch ohne. Diese Sonde gibt es auch in einer kleineren Variante, wobei ich dazu leider kein Bild im Netz gefunden habe. Dieses Gerät dient zum Aufspüren von radioaktivem Material bzw. zum Messen an einem Behälter oder dgl.
    Es gibt dann noch Systeme, um vom Auto aus bzw. vom Hubschrauber aus auch größere Flächen rasch absuchen zu können. Dazu kann ich aber mangels Ausbildung noch nicht mehr sagen.

    Für das sogenannte "Freimessen" von Personen, also Absuchen, ob eine Kontamination besteht, verwenden wir entweder das SSM 1 mit der kleinen Sonde oder das sogenannte "TBM 3". Dieses ist ein eher altes Gerät, von dem ich auch leider kein Bild im Netz gefunden habe. Zudem wird es in den nächsten paar Jahren durch ein neueres Gerät ersetzt.

    Die Mannausrüstung besteht neben einem TLD (Thermolumineszenzdosimeter - http://d15489.ispservices.at/fw/images/s...nschutz/TLD.JPG) auch das Graetz EDW (http://i.ebayimg.com/images/i/201641268564-0-1/s-l1000.jpg), als direkt ablesbares Dosimeter.

    Zur Schutzausrüstung zählen FFP3 Masken, eine ABC-Schutzmaske, Gummihandschuhe (Einweg & auch dickere), ein leichter Schutzanzug & Gummistiefel. Wichtig ist auf jeden Fall, dass alles gut verklebt ist mit Panzerband. Also der Übergang vom Schutzanzug auf die ABC-Maske, der Reißverschluss am Schutzanzug, Übergänge vom Schutzanzug auf Handschuhe und Stiefel. Dadurch kann man eine Kontamination weitestgehend ausschließend und eine ordentliche Deko gewährleisten. Dann sollte man nach der Deko & dem Ablegen der Schutzausrüstung keine Kontamination mehr aufweisen.

    Mögliche Einsätze sind nicht nur Unfälle mit radioaktiven Stoffen, sondern vor allem, wenn der Verdacht besteht, dass etwas radioaktiv sein könnte. So besitzen große Stahlverarbeitende Betriebe (zB Voest) sogenannte Portalmonitore und können damit detektieren, ob sich etwas radioaktives im Metallschrott befindet. Auch kann es vorkommen, dass bei Müllverbrennungsanlagen diese Portalmonitore aufgestellt sind und Mülllaster die zB radioaktive Windeln geladen haben, nicht abladen dürfen. Zu radioaktiven Windeln kann es im Zuge von Krebstherapie kommen, wenn diese nicht mehrere Halbwertszeiten (HWZ) lang gelagert werden und schon zuvor entsorgt werden. In einem solchen Fall wird der Müll einfach für ein paar Tage/Wochen in einem eigenen Container oder Lagerraum zwischengelagert und, wenn genügend HWZ verstrichen sind, kann der Müll verbrannt werden.

    Ich hoffe, soweit mal viele Fragen beantwortet zu haben & freue mich auf interessante Diskussionen.

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)

  • Danke für die Infos. Welche Organisation macht denn das in Linz? Ist das die Polizei, oder die Feuerwehr?

    Lt. einem US-Dokument werden 1% der Transportverpackungen bei radioaktiven Material (Krankenhausbedarf usw) beschädigt wenn ein Verkehrsunfall passiert. Davon wiederum wird bei 39% der Inhalt freigesetzt.

    @12er_scout - wie oft werden Strahlenspürer in Österreich eigentlich gerufen, hattest du selbst schon einmal einen Einsatz, oder ist das recht selten?

  • Nicht nur in Linz, sondern in ganz Österreich ist die Exekutive dafür zuständig, da ja nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich um strafrechtlich relevante Ereignisse handelt. Die Feuerwehr ist eigentlich nur zur Suche & Deko vorgesehen.
    Strahlenspürereinsätze sind eher selten. Ich persönlich hatte noch keinen, aber manche Kollegen von mir eben zB in der Voest. Für ganz Österreich kann ich aber nicht sagen, wie häufig das vorkommt. Die meisten "Einsätze" von Strahlenspürern kommen bei Verkehrskontrollen im Schwerverkehr bzw. ADR (Gefahrgut) Transport vor. Da wird dann überprüft, ob alles das Klasse 7 (radioaktiv) ist, auch richtig deklariert wurde.

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