Beiträge von justme

    Für Deutschland kann ich leider keine Auskunft geben.


    In Österreich ist auch ohne SIM-Karte ein Notruf möglich, aber mit den folgenden Einschränkungen:

    • NUR die Notrufnummer 112
    • Es ist KEIN Rückruf durch die Leitstelle möglich
    • Es ist eine schlechtere Identifizierung und ggf. keine Ortung möglich, vor allem bei abgebrochenen Anrufen

    Bei Bedarf kann man meiner Erfahrung nach auch einen Rückruf mit der Leitstelle vereinbaren, den man dann halt selbst tätigen muss. Das kann z.B. so aussehen, dass man um Akku zu sparen nach dem Notruf auflegt, aber 10min später noch einmal anruft und den Disponenten darüber informiert, wie es einem Verletzten derzeit so geht oder was sich ggf. verschlechtert hat.

    Auch ein Rückruf bei Sichtung eines Hubschraubers oder eines Suchteams kann Sinn machen, um dem Disponenten zu erklären, wo man ca. aus Sicht des Suchtrupps/Hubschraubers ist und so das Auffinden erleichtert.

    Mein letzter EH-Kurs liegt über 10 Jahre zurück, bin also nicht mehr ganz up-to-date was Ausstattung anbelangt und würde mich inzwischen als medizin. Laien einordnen - dass es Chest Seals m. integriertem Ventil gibt wusste ich z.B. nicht, also danke fürs vorstellen justme. Unter dem Aspekt das Du Dich in ein Kriegsgebiet begiebst würde ich Dein Traum-Kit für dieses Szenario als vernünfig zusammengesetzt bezeichnen. Der Inhalt scheint Deinem Ausbildungsstand als Rettungssanitäter gerecht zu werden, sonst hätte wohl weder der Wendeltubus noch die Lungendekompressionsnadel (Venflon od. direkt beim Chest-Seal verpackt?) den Weg in Dein Kit gefunden ;-) Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Die Markierungen am 'Pillensackerl' und die Heat-Packs - letzteres ist so gut wie nirgends Bestandteil eines EH-Kits, obwohl z.B. der österr. Bergrettungsdienst sowas standardmäßig mitführt. Hoffe Du must nichts an Dir selber anwenden, wünsch Dir also eine gesunde Rückkehr!

    Danke für die lieben Worte ;) :)


    Ja genau, mittlerweile gibt es Chest Seals mit integriertem Ventil, das zwar kein Garant dafür ist, dass sich kein Spannungspneumothorax entwickelt, aber zumindest reduzieren sie das Risiko und sind deshalb aktuell quasi das Mittel der Wahl.


    Ganz genau, das Kit muss man natürlich an das eigene Können (studierter Paramedic) und an das Können der anderen Gruppenmitglieder (in diesem Fall auch Ärzte, Notfallsanitäter/Paramedics und andere "vom Fach") anpassen. Nachdem ich mich selbst ordentlich versorgen will und mein Gegenüber sehr wahrscheinlich auch drauf geschult ist, haben eben auch die Entlastungsnadel, Skalpell und Autoinjektoren ihren Weg ins Kit gefunden. Die Entlastungsnadel ist kein normaler Venflon, sondern eine "verstärkte" größere Version, die 2,5mm dick und 80mm lang ist. Die ist extra verpackt, aber auf die Chest Seals geklebt.


    Ich hab mir die Sackerl beschriftet, damit ich selbst im Notfall nachlesen kann, falls ich eben selbst Patient bin und bisschen durch den Wind. Ich finde generell ist "Nachlesematerial", auch gerne selbst geschriebene Spickzettel, etwas das gern vergessen wird. Bevor aber im Notfall keine oder keine richtige Versorgung stattfindet oder man einen wichtigen Punkt vergisst, ist es sicher sinnvoll, etwas zum Nachlesen da zu haben. Im Kit habe ich konkret einen Zettel der die Medikamente erklärt (auf deutsch und englisch), einen Zettel der die grundlegende Versorgung von Schwerverletzten Schritt für Schritt beschreibt und einen Zettel der die wichtigsten Telefonnummern, Funkfrequenzen und Notfallverfahren für unsere Evakuierung im Notfall enthält. All das ist auf Rite in the Rain Papier gedruckt. :thumbup: Kann ich nur jedem empfehlen, gibt es in A4 zu kaufen und kann mit einem handelsüblichen Laserdrucker wasserresistent bedruckt werden. :!:


    Dankeschön! Werde mich ggf. mit einem "lessons learned" zurück melden ;)

    interessante Sachen die du hast.

    Wo kann man solche Teile beziehen? Speziell Celox und Chest Seal würden mich interessieren.

    Sehr empfehlen kann ich die folgenden Shops:


    - Meier Medizintechnik (Vorsicht, dauert lange bis die Sendung ankommt - aber dafür riesiges Sortiment!)

    - Medic Bandages (schneller Versand, gutes Angebot, bei Bedarf auch Beantwortung von Fragen zu Produkten - führt Chest Seals und Celox sowie andere Hämostyptika)

    - Tacmed Poland (großes Angebot, leider zu 99% auf polnisch, aber dafür bei vielen Produkten gute Preise)


    Hoffe das hilft dir weiter :)

    Tolles Kit!

    Was ist der Gedanke dahinter, Chest Seals in beiden Kits zu haben?

    Danke!

    Das Chest Seal im ersten Kit ist ein einzelnen, dafür mit Ventil.

    Die Chest Seals im größeren Set sind eine Doppelpackung, dafür ohne Ventil.

    Primär will ich erreichen, zwei Chest Seals dabei zu haben, davon eins mit Ventil.


    Extra Chest Seals können bspw. zur Versorgung von größeren Brustwandverletzungen verwendet werden, aber auch Verletzungen am Bauch können so keimarm versorgt und verschlossen werden. Selbst für kleinere Wunden kann ein Chest Seal ein guter, steriler, luft- und wasserdichter Verband sein. Ist also ein Stück weit ein sehr universelles Verbandmittel.

    Hallo liebe Medizin-Interessierten!


    Nachdem ich demnächst wieder unterwegs bin und es mich in verhältnismäßig gefährliche Gebiete verschlägt, wollte ich euch einen Einblick in mein Trauma-Kit geben, das ich dazu mitführe. Ich werde für mehrere Wochen in der Ostukraine als Critical Care Paramedic arbeiten und habe dementsprechend meine Ausrüstung an die dort vorherrschende Lage angepasst. Mit einem Prepper-Gedanken im Hintergrund kann diese Ausstattung aber grundsätzlich bei jeglicher Art von schwerer Verletzung das Leben des Verletzten verlängern oder retten.


    Grundsätzlich teile ich meine Trauma-Kits in zwei Teile auf:

    Einer davon ist leicht zugänglich, beschäftigt sich maßgeblich mit der Stillung lebensbedrohlicher Blutungen und ist für die Versorgung durch mich selbst gedacht, falls ich selbst der Patient sein sollte.

    Der zweite Teil ist für die Behandlung durch Dritte gedacht, geht mehr in die Tiefe und ist daher auch etwas schlechter zugänglich im Rucksack verpackt. Nach dem Öffnen eines Reißverschlusses und eines Klettverschlusses ist aber auch der zweite Teil schnell bei der Hand, wenn nötig.


    Das erste Kit besteht aus:


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    • 2 CAT Tourniquets, Gen 7
    • 1 Celox rapid
    • 1 Compressed Gauze
    • 1 Chest Seal, groß, mit Ventil
    • 1 elastische Binde, 8cm
    • 1 Kleiderschere
    • 2 Paar Einmalhandschuhe, Größe L


    Das Kit zur weiteren Versorgung besteht aus:


    IMG-6379.jpg

    • 2 mal 2 sterilen Kompressen, 10x10cm
    • 1 Dreiecktuch aus Stoff
    • 1 Trauma-Bandage, 15cm
    • 3 Paar Einmalhandschuhe, Größe L
    • 1 Eye Shield

    IMG-6381.jpg

    • 2 Chest Seals ohne Ventil
    • 1 Nasopharyngealtubus/Wendeltubus CH30
    • 2 Packungen Gleitmittel
    • 2 Alkoholtupfer
    • 1 Pneumothorax-Dekompressionsnadel (12G x 80mm)
    • 1 Einmalskalpell

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    • Autoinjektoren (angepasst an das Ziel meines Einsatzes)
    • 1 Rettungsdecke silber/gold
    • 4 Handwärmer, chemisch
    • 1 Rolle Tape, 5cm
    • 2 Permanent Marker
    • 2 Pflaster, groß
    • Pulver zur Herstellung einer Rehydrationslösung (für 1 Liter Lösung)
    • 3 Dokumentationskarten für die Versorgung
    • Medikamentenset mit
      • 4x Paracetamol 500mg
      • 2x Meloxicam 15mg
      • 2x Moxifloxacin 400mg


    Verpackt wird das ganze folgendermaßen:


    IMG-6377.jpgIMG-6407.jpgIMG-6404.jpg 

    Alles zusammen, inklusive Taschen, wiegt 1100g



    Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt, freu ich mich wie immer über Kommentare! <3

    Liebe Community,


    nachdem es gerade unter einem anderen Beitrag zur Sprache kam, wollte ich einmal durchfragen, wie es um euren Trainingsbedarf bzw. euer Training in erster Hilfe bzw. (Notfall-) Medizin steht.



    Oben dazu eine Umfrage zu eurem Interesse :!:



    Außerdem habe ich einige Fragen an euch :/


    Die wichtigste Frage:

    • Denkt ihr, dass ihr ausreichend gute Erste-Hilfe und Medizin-Kenntnisse habt, um im "Krisenfall" gut zurecht zu kommen?


    Außerdem frage ich mich...

    • Was interessiert euch mit Blick auf dieses Thema besonders?
    • Was denkt ihr ist wichtig, wird aber in "normalen" Erste Hilfe Kursen unzureichend oder garnicht vermittelt?
    • Welche Maßnahmen, die im Normalfall (zurecht) in die Hände von Fachpersonal gehören, würdet ihr gerne für den Krisenfall (oder wie auch immer man es nennen möchte) selbst durchführen können?
    • Mit welchen Fragen geht ihr normalerweise zu einem Arzt/Therapeuten/Apotheker/etc., die ihr euch eigentlich im Krisenfall gerne selbst beantworten können möchtet?
    • Welche gesundheitlichen Probleme denkt ihr werden im Krisenfall vorherrschend sein? Was würdet ihr unbedingt gerne behandeln können?
    • Habt ihr vielleicht sogar schon einen Kurs, eine Ausbildung o.ä. gemacht, die sich mit diesen Themen beschäftigt?


    Falls ihr selbst vom Fach seid (egal ob Rettungsdienst, Mediziner, Pflegepersonal, ...), seid so lieb und erwähnt das in eurem Kommentar.

    Da gibt es sicher auch nochmal andere, vielleicht speziellere oder "fortgeschrittenere" Interessen, die sich vor allem durch das schon vorhandene Wissen ergeben bzw. beeinflusst werden. ;)



    Vielen Dank für euren Input <3



    Stay safe


    justme

    Sehr gerne. Freut mich immer, wenn ich andere zum Weiterlernen und mehr lernen inspirieren kann ;) ^^


    Adrenalin ist sowieso eins der Schweizer Messer der Medizin. Egal ob Reanimation, Anaphylaxie, Schock, Sepsis oder Lokal- und Regionalanästhesien, irgendwo kann mans immer brauchen. Am einfachsten ist 1mg/1ml Adrenalin einsetzbar, weil man es so verdünnen kann, wie man es gerade braucht.


    Ich habe schon oft überlegt, ob es Interesse im Prepper-Bereich gibt, einfach zu erlernende "erweiterte" medizinische Maßnahmen zu erlernen. Man kann sich zwar einiges selbst beibringen, aber wird doch (vermutlich) nicht die Handlungssicherheit erlangen, die man mit professioneller Anleitung vielleicht erlangen könnte.

    Ideal wäre natürlich regelmäßige praktische Übung am echten Patienten, aber wenn das nicht möglich ist, muss man improvisieren bzw. sich auf sehr simple Techniken reduzieren, bei denen man salopp gesagt nicht allzu viel falsch machen kann. :thumbup:

    Hallo 🙋‍♀️

    Eine Frage: du hast nichts zu einfachen/schnellen örtlichen Betäubung aufgelistet

    (Xylocain Pumpspray z.b. oder Procain 2%) - Was ist deine Meinung dazu?

    Ich habe bewusst in dieser Liste die i.v., i.m., i.d. oder s.c. (also mit Nadeln) verabreichbaren Medikamente, die ich je nach Land mitführe, weg gelassen.


    Für Afrika an sich bevorzuge ich Lidocain oder Bupivacain (wenn man daran nicht kommt auch Procain) als Injektionslösung. Damit kann man dann je nach Skillset entweder Lokalanästhesien oder auch Regionalanästhesien/Blöcke durchführen, um Schmerzen einfach in den Griff zu kriegen.

    Auch lokal/oberflächlich kann man die Injektionslösung verwenden. Xylocain Pumpspray ist toll für alles was irgendwie dental oder im HNO-Bereich ist, aber im Verhältnis zu Größe und Gewicht ist es für mich persönlich ein "Nischenprodukt". Die Wirkung des Pumpsprays lässt sich in der Regel mit einem Wattestäbchen, das man die Injektionslösung taucht, relativ gut ersetzen.


    Auch praktisch wenn man mit Lidocain/Bupivacain arbeitet (bzw. generell auch für andere Indikationen) ist Adrenalin 1mg/ml, aber das geht fast ein bisschen zu sehr in die Tiefe.


    Procain ist quasi die "Oldschool"-Variante von Lidocain und Bupivacain und ist ein ebenso gut einsetzbares, kurzwirksames Lokalanästhetikum, mit dem man gerade für Eingriffe (Wundsäuberung, Wundnaht, Zahnextraktion, Reponieren von Luxationen, ...) eine adäquate Analgesie und Anästhesie erreichen kann.

    Wie bei Lidocain und anderen Lokalanästhetika generell muss man natürlich die maximale Dosis für Procain kennen und individuell für den Patienten ausrechnen, bevor man es verabreicht. Auch eine unabsichtliche Gabe in ein Blutgefäß muss unbedingt vermieden werden.


    Wenn man mit der Verabreichung von Medikamenten durch Injektion nicht vertraut und geübt genug ist, kann der Pumpspray sowohl für viele Wunden als auch für dentale, HNO- und genitale Probleme eine leicht anwendbare Option sein, um zumindest etwas Schmerzreduzierung zu erreichen. Vor allem bei Wunden sollte man vorher so gut es geht die Blutung stillen, da ansonsten das Blut einfach den Spray verdünnt und die Wirkung nicht oder kaum eintreten kann.

    Da es auch dabei durch Verschlucken oder Absorption zu einer Aufnahme in den Körper kommen kann, sollte man sich auch dabei an die Maximalmenge an Sprühstößen wie vom Hersteller empfohlen halten.


    Ich hoffe das hilft weiter :)

    Hallo :)


    Nachdem ich im Sommer wieder einmal beruflich (als Remote Paramedic) in abgelegenen Gebieten Afrikas unterwegs bin, habe ich gerade meine eigene Reiseapotheke auf den aktuellen Stand gebracht.

    Dabei musste ich daran denken, dass man sich von dieser Packliste vermutlich auch für eine (sehr umfangreiche) Apotheke für einen BOB o.ä. inspirieren lassen könnte, mit der alles von "nervigen" bis hin zu (potenziell) lebensgefährlichen gesundheitlichen Problemen behandelt werden kann.


    MEDIKAMENTE

    Ibuprofen 400mg Tabletten

    Paracetamol 500mg Tabletten

    Tramal Tropfen

    Loperamid 2mg Kapseln

    Zofran 4mg Schmelztabletten

    Paspertin 10mg Tabletten

    Ulcostad 200mg Tabletten

    Saltadol Orale Rehydrationslösung (Sachets zum Anfertigen einer Trinklösung)

    Lecicarbon Zäpfchen

    Lemocin Lutschtabletten

    Mometason Nasenspray

    Ambroxol 120mg Kapseln

    Capval 25mg Tabletten

    Diclobene Schmerzgel 1%

    optiLube

    Vaseline

    Fenistil Gel

    Desloratadin 5mg Dragees

    Hydrocortison 0.5% Salbe

    Octenisept Lösung

    Polysept Lösung

    Baneocin Salbe

    Baneocin Puder

    Cavit

    Nelkenöl (kleines Fläschchen)

    Azithromycin 500mg Tabletten

    Amoxicillin & Clavulansäure 875/125mg Tabletten

    Moxifloxacin 400mg Tabletten

    Atovaquone/Proguanil 250/100mg Tabletten (bei uns wohl nicht relevant)


    (jeweils keine Stückzahlen, die muss man individuell anpassen)



    VERBANDSMATERIAL

    Pflaster

    Kompressen (unsteril und steril, normal und nicht haftend)

    Salbengaze

    Netzverband

    Elastische Binden (6cm & 10cm)

    Frischhaltefolie (halbierte Rolle)

    Blasenpflaster

    Folienverband (ähnlich Tegaderm)

    Heftpflaster

    Sport-Tape unelastisch

    Dreiecktuch

    Hydrocolloidverband

    Klammerpflaster/Wundverschlussstreifen

    Wundnahtmaterial (Nylon)

    Spritze zur Wundspülung

    Injektionskanülen

    Skalpellklingen

    Pinzetten & Klemme

    Scheren

    Pulsoximeter

    Thermometer (digital)

    Diagnostikleuchte

    Urinteststreifen

    Einmalhandschuhe



    IFAK

    (Kleines IFAK griffbereit im Tagesrucksack)

    1 Tourniquet (SOFTT-W)

    1 Celox rapid

    1 Compressed Gauze

    1 elastische Binde, 8cm

    1 Chest Seal

    2 Pneumothorax Entlastungskanülen

    1 NPA / Wendeltubus (in passender Größe für mich und Kollegen)

    2 Paar Einmalhandschuhe

    1 Rettungsdecke silber/orange

    1 Skalpell (Griff abgebrochen)

    1 Kleiderschere


    Klar ist das kein Kit, das man als vollkommener Laie in einem kleinen Rucksack mitführt. Das ist eher etwas für BOB, BOV, BOL, ..., auch davon abhängig, wie man die Prioritäten setzt und welche Platz- und Gewichtslimits man hat.

    Das Kit passt in einen 3 Liter Drybag mit allem drum und dran. Das IFAK hat in etwa das Volumen einer 750ml Wasserflasche und kann beliebig geformt werden (flach, rund, ...)


    Ich freue mich auf Fragen jeglicher Art, Diskussion, ... und erkläre auch gerne, warum ich mich für bestimmte Medikamente o.ä. entschieden habe.


    Letzten Ende müsst ihr die Entscheidung wie viel und was ihr an medizinischer Ausrüstung mitführt und womit ihr umgehen könnt natürlich selbst treffen. Auch ein diesem Thema gegenüber offener Hausarzt ist sehr hilfreich, gerade wenn es um rezeptpflichtige Medikamente geht.


    Bleibt gesund


    Justme

    Wir alle haben ein mehr oder weniger großes, mehr oder weniger ausgeklügeltes und umfangreiches System an EDC, BOB(s), BOL(s), ... in der Umgebung, in der wir den Großteil unseres Lebens verbringen - und das ist sehr gut so. 8)


    Meine Fragen heute:


    :?: Wie geht ihr auf Reisen mit dem Thema um :?:

    • Was muss bei euch auf Reisen immer mit?
    • Wie genau plant ihr für Krisen im Ausland?
    • Wie wäre eure Reaktion, wenn ihr auf Reisen seid und zuhause bricht die Krise aus - im Reisezielland aber nicht?
    • Wie wäre eure Reaktion, wenn es umgekehrt kommt - es kommt zu einer Krise im Reisezielland? Seid ihr vorbereitet, aus dem Land zu kommen?
    • Reist ihr wohin ihr wollt oder schränkt ihr euch im Namen der Krisenvorsirge bei der Reisedistanz, den Zielen, ... ein?

    Bin gespannt auf eure Meinungen und Eindrücke zu diesem Thema! :)


    Ich reise derzeit für Beruf und Studium sehr viel, auch in Gegenden wie Süd- und Ostafrika, und beschäftige mich dementsprechend auch sehr viel mit der Thematik.

    Das sollte eigentlich gar kein Laie sich zutrauen *find*

    Schließlich kann es durchaus Probleme durch z. B. gekrümmte Wurzeln geben, die dann den Gesichtsnerv beschädigen. Solche Schäden sind irreversibel.

    Na Dankeschön!


    Auch einen abgebrochenen Zahn (gar mit freiliegendem Nerv !?) infolge eines dilettantischen Zieh-Versuches stelle ich mir durchaus schlimm vor. RICHTIG schlimm.

    Grundsätzlich hast du natürlich recht - wenn man es irgendwie vermeiden kann, sollte ein Laie nie etwas tun, was normalerweise ein (Fach-) Arzt übernimmt. Schon garnicht, wenn man weder etwas von der Thematik versteht noch das notwendige Werkzeug verfügbar ist (mit einem Multitool oder der Kombizange aus der Garage bricht ein Zahn sehr schnell ab, da hast du absolut recht!)


    Manchmal lässt sich das aber eben nicht vermeiden und man kann mit einschlägiger Vorbildung (!!) solche Eingriffe mit akzeptabler Sicherheit durchführen. Klar ist, dass man dabei nie die Qualität, Sicherheit und Präzision eines erfahrenen Zahnarztes erreichen wird. :|


    Aber man kann mit beherztem, geschultem Einschreiten bei einem eitrigen Zahn mit Infektion des Kieferknochens eventuell eine tödliche Sepsis verhindern.

    Selbst bei Schädigung eines Gesichtsnervs (was ich absolut nicht klein reden will) geht hier wie bei anderen medizinischen Eingriffen auch die Lebensrettung vor der Schädigung von nicht lebensnotwendigen Strukturen.

    Das sind Situationen, die sich niemand vorstellen will, niemand wünscht und ich hoffe trotz intensiver Schulung auf diesem Gebiet nie in die Situation zu kommen, ohne ärztlichem Rat, ohne Profi an meiner Seite einen Zahn selbstständig ziehen zu müssen. =O :thumbdown:

    Dentalmedizin - Der Zahn tut weh, kein Zahnarzt weit und breit... Und jetzt?! :|


    Viele von uns haben schon zumindest einmal Zahnschmerzen gehabt. Die Glücklichen, die es bis jetzt nicht getroffen hat, wissen vermutlich trotzdem aus Erzählungen, wie zermürbend und unangenehm Zahnschmerzen sein können.

    Einerseits können Zahnprobleme so schlimme Schmerzen verursachen, dass man zu nichts anderem mehr fähig ist, an nichts anderes mehr denken kann, ...

    Andererseits können Zahnprobleme auch so ernste Ausmaße annehmen, dass man bspw durch eine Blutvergiftung (Sepsis) in Lebensgefahr gerät.


    All das kann, wenn durch welches Ereignis auch immer ein Zahnarzt nicht (mehr) verfügbar ist, eigenes Handeln und Behandeln erfordern!


    Was kann man also tun? Wie kann man vorsorgen?


    :!: VORBEUGUNG

    Idealerweise treten Zahnprobleme garnicht erst auf.

    Dabei können bspw. folgende Punkte hilfreich sein:

    • Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt
    • Sofortige Beseitigung von Zahnproblemen, sobald sie auftreten
    • Regelmäßiges putzen der Zähne und verwenden von Zahnseide - auch wenn man müde, gestresst oder in einer Krise ist!
    • Erste Symptome ernst nehmen und besser früher etwas unternehmen als später invasivere Schritte gehen zu müssen!
    • Probleme mit Weisheitszähnen ernst nehmen und die Indikation für eine Entfernung eng setzen
    • Verletzungen sobald wie möglich behandeln (lassen)


    :!: BEHANDLUNG

    Ich kann hier leider keinem lernen, wie man Zähne füllt, Zahnprobleme erkennt, lose Füllungen ersetzt, ...


    Es gibt aber glücklicherweise eine ausgezeichnete englischsprachige Seite, die gratis Informationen und Videos zum Thema Zahnmedizin in ressourcenlimitierter Umgebung anbietet. Ursprünglich gedacht ist das ganze wohl für Expeditionen, Weltumsegler und co, aber die gleichen Konzepte lassen sich problemlos auf diverse Szenarien in der Krisenvorsorge adaptieren.


    Homepage: https://wildernessdentistry.com/


    Youtube-Kanal mit Playlists zu verschiedensten Themen: Wilderness Dentistry auf Youtube


    In den Videos gibt es Schritt-für-Schritt Anleitungen zu vielen Themen und für viele Situationen, man kann sich langsam in das Thema einarbeiten und hat somit die Möglichkeit, sich die Informationen zu besorgen, die man selbst auch gerade braucht.

    Die Seite bzw. die Informationen sind absolut zuverlässig, die meisten Video-Lektionen werden von einem britischen Zahnarzt gehalten.



    :!: AUSSTATTUNG

    Um Erkrankungen und Verletzungen im Mund- und Kieferbereich selbstständig versorgen zu können, braucht man natürlich im Idealfall eine Mindestausstattung an Instrumenten und Verbrauchsmaterial, um wirksam handeln zu können.


    Hier verhält es sich wie mit vielen Themen - Ja, man kann wahrscheinlich auch mit einem Multitool einen Zahn ziehen. Das heißt nicht dass man das machen sollte, wenn man besser darauf vorbereitet sein könnte.


    Klar wird ein dezidiertes Dental-Kit nicht der erste Schritt in der Krisenvorsorge im medizinischen Kontext sein, aber wenn einmal Medikamente, Verbandsmaterial, eine solide Hausapotheke, etc. vorhanden sind, kann man sich über speziellere Bestandteile Gedanken machen.


    Im Expeditionskontext bzw. im Offshore-Bereich würde man anstreben, folgendes Kit mitzuführen - dies kann man natürlich individuell an die eigenen Fähigkeiten und Ziele anpassen.

    • Mundspiegel mit Griff
    • Füllinstrument/Kugelstopfer
    • Feine Pinzette
    • Skaler
    • Temporäres Füllmaterial (bspw. Cavit, idealerweise Glasionomerzement mit Mixset, ggf. Matrizen mit Matrizenhalter)
    • Druckluft in der Dose (zum Trocknen der Zahnoberfläche)
    • Mullkompressen, Watterollen
    • Stirnlampe
    • Einmalhandschuhe, Mundschutz
    • Draht (Nasenbügel aus Mundschutz zweckentfremden!)
    • Zahnextraktionszangen #150, #151, #17, #53R, #53L
    • Raspatorium nach Woodson #1, Molt #9
    • Zink Oxid
    • Eugenol (Nelkenöl)
    • Wurzelheber #301, #39
    • Skalpellklingen, Fig. 10, 11 und 15
    • Skalpellklingen-Griff #3
    • Nahtmaterial (4-0 Chromic Gut, 4-0 Seide)
    • Dentalspritze mit Aspirationsgriff
    • 27G Dentalkanülen
    • Oberflächen-Anästhetikum (bspw. Xylocain Spray)
    • Lokalanästhetikum mit Adrenalin
    • Schmerzmittel (Paracetamol, Ibuprofen, etc.)
    • Große Spritze mit stumpfer Kanüle (zum Spülen)
    • Kübel (zum Ausspucken)
    • Schüssel mit Desinfektionsmittel (zur Reinigung/Wiederaufbereitung der Instrumente)


    Natürlich wird und kann nicht jeder ein solches Set vorhalten, aber man kann sich angepasst an die eigenen Möglichkeiten bspw. die Dinge herauspicken, die man braucht, um Karies oder eine herausgefallene Füllung zu versorgen - auch wenn man sich bspw nicht zutrauen würde, einen Zahn zu ziehen.



    :?: Fragen wie immer sehr gerne unter diesem Beitrag - ich habe gerade 20h Dental Expedition Medicine für mein Studium durchnehmen dürfen :saint:

    Die zweite Priorität in unserer "Erste Hilfe - und dann?!"-Serie widmet sich einem sehr menschlichen Bedürfnis - der


    VERSORGUNG MIT FLÜSSIGKEIT


    Jeder Mensch muss trinken, um zu leben.

    Dementsprechend müssen wir für eine einwandfreie Versorgung jedes Kranken oder Verletzten mit ausreichend Flüssigkeit ausreichender Qualität sorgen.


    WAS WIRD GETRUNKEN?

    WASSER

    Das Trinkwasser muss über jeden Zweifel erhaben sein. Eine vorherige Aufbereitung mit Chlor o.ä. mag zwar geschmacklich nicht jedermanns Sache sein, ist aber dem Trinken von nicht zu 100% sicherem Wasser vorzuziehen!


    REHYDRATIONSLÖSUNGEN

    Oral Rehydration Solution nach WHO Empfehlung sollte anstatt normalen Wassers verabreicht werden, wenn die Verletzung oder Erkrankung mit einem starken Flüssigkeitsverlust einhergeht. Beispiele dafür wären Verbrennungen, Blutungen, Durchfall, Erbrechen und hohes Fieber.

    Mehr dazu erfahrt ihr HIER.

    Auch für die Herstellung einer oralne Rehydrationslösung brauchen wir Wasser von einwandfreier Qualität.


    (INFUSIONSLÖSUNGEN)

    Für medizinische Profis stellen natürlich auch Infusionslösungen eine Möglichkeit dar, den Patienten mit Flüssigkeit zu versorgen.

    Kurz zusammengefasst - jeder, der solche Lösungen verabreicht, kennt sich damit aus - allen anderen werde ich es hier nicht erklären, denn es braucht mehr Wissen als diesen Beitrag, um sicher Infusionslösungen verabreichen zu können. Sie seien hier nur als Option erwähnt.


    WIE NIMMT ES DER PATIENT ZU SICH?

    ORAL

    Im Idealfall ist der Patient wach genug und hat alle Schutzreflexe, die gebraucht werden, um sicher selbst zu trinken.

    Dann ist die orale Versorgung mit Flüssigkeit auf jeden Fall allen anderen Formen - inklusive der intravenösen Flüssigkeitsgabe - vorzuziehen, solange der Patient ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen kann.

    Bei Übelkeit und Erbrechen empfiehlt sich die Einnahme von Medikamenten, um weiterem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen und die orale Aufnahme von Flüssigkeit zu vereinfachen.


    INTRAVENÖS

    Wie oben erwähnt stellt auch die intravenöse Gabe von Flüssigkeit eine Möglichkeit dar, insbesondere dann, wenn der Patient überhaupt nicht in der Lage ist, Flüssigkeit zu schlucken und bei sich zu behalten.


    ALTERNATIVEN

    Was, wenn die orale Einnahme nicht funktioniert?

    Uns bleiben einige Alternativen - jede davon mit individuellen Vor- und Nachteilen:

    • SUBCUTANE GABE
      Für medizinisch gebildete Menschen, die entweder nicht das Material für einen Venenzugang haben oder diesen nicht legen können, stellt die Gabe ins Hautunterfettgewebe eine Möglichkeit dar. Mit dieser Methode lässt sich leider nur wenig Flüssigkeit pro Minute verabreichen, sodass es mehrere Infusionsstellen brauchen wird, um den Patienten zu versorgen. Die maximale Infusionsrate liegt bei 1ml pro Minute.
    • MAGENSONDE
      Für medizinisch gebildete Menschen bietet auch das Legen einer Magensonde die Möglichkeit, die gleichen Flüssigkeiten wie oral zu verabreichen - auch bei Patienten, die nicht sicher selbst trinken/schlucken können.
    • REKTALE VERABREICHUNG
      Im Notfall kann Wasser wie bei einem Einlauf auch rektal verabreicht werden. Der Darm kann maximal 500ml pro Stunde an Flüssigkeit aufnehmen. Diese Methode bietet den Vorteil, dass auch nicht zu 100% sicheres Trinkwasser verwendet werden kann!

    WIE VIEL SOLL GETRUNKEN WERDEN? WIE SCHNELL?


    Einfach zu sagen, dass ein Mensch X Liter Wasser am Tag braucht, ist falsch.

    Der Wasserbedarf eines Menschen, vor allem eines verletzten oder kranken Menschen, hängt von vielen Faktoren ab.

    Diese sind (unter anderem):

    • Durchfall
    • Fieber
    • Erbrechen
    • Flüssigkeitsverlust über Verbrennungen
    • Flüssigkeitsverlust durch Blutungen
    • Außentemperatur
    • u.v.m.

    Als einfachste Regel orientiert man sich an Farbe und Menge des Urins. Zur einfacheren Beurteilung empfiehlt es sich, den Patienten wenn möglich in ein Gefäß urinieren zu lassen, mit dem man anschließend auch die Menge feststellen kann.

    Ist der Urin klar oder hellgelb, hat der Patient in der Regel genug Wasser zu sich genommen.

    Ein weiterer Richtwert für einen Erwachsenen sind 30-50ml Urinproduktion pro Stunde.


    Wann hat der Patient zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen?

    • dunkler Urin
    • weniger als 30ml Urinproduktion pro Stunde

    Wie viel Flüssigkeit soll der Patient trinken?


    Der Körper eines Erwachsenen kann maximal 250ml pro 15min bzw. 1 Liter pro Stunde an Wasser aufnehmen.

    Wird mehr getrunken, geht die überflüssige Flüssigkeit direkt durch die Nieren in die Blase und wird ohne Nutzen für den Körper wieder ausgeschieden.




    Ich hoffe das hat euch einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten, Techniken und physiologischen Hintergründe der Flüssigkeitsversorgung bei Verletzten und Erkrankten gegeben.

    Fragen zu Details dieses Beitrags wie immer gerne direkt hier stellen oder bei Bedarf per Nachricht direkt an mich.

    Ich hoffe ich biete euch mit dieser Reihe ein paar nützliche Einblicke in die Bereich der Katastrophenmedizin und rege euch ein bisschen zum (Um-) Denken an ;)


    Bleibts gsund!

    justme

    Tatsächlich bin ich eine medizinische Niete und würde es mir nicht zutrauen definitiv festzustellen ob jemand verstorben ist oder nicht. Ich glaube ich würde die Leiche solange liegen lassen bis es anfängt deutlich sichtbar zu werden, und dann - je nachdem wo ich bin - entsprechend vergraben oder ablegen.

    Aber ich muss auch ehrlich sagen, vor diesem Posting habe ich mir keine Gedanken dazu gemacht.

    Es ist zugegebenermaßen auch eine ziemlich pessimistische Sichtweise auf die Dinge - aber angesichts vieler aktueller Katastrophen (natürlicher wie menschengemachter) ist doch mit Toten zu rechnen. Hoffentlich nicht in der eigenen Gruppe, der eigenen Familie, aber selbst "irgendwelche" Toten auf der Straße müssen schnell beerdigt werden, um Seuchen und Tierfraß zu vermeiden.


    Am einfachsten und sichersten sind diese vier Todeszeichen:

    • Nicht mit dem Leben zu vereinbarende Verletzungen (bspw. eine Enthauptung, ein Überrollen des Thorsos, ...)
    • Totenflecken
    • Totenstarre
    • Verwesungserscheinungen

    Von diesen vier Todeszeichen abgesehen ist die Entscheidung, ob jemand tot ist, wirklich wenn irgendwie möglich eine Sache für medizinische Profis.

    Auch wird man sich im Katastrophenfall fragen müssen, wie lange man eine eventuell begonnene Reanimation fortführt. Insbesondere dann, wenn keine schnelle medizinische Hilfe von Außen zu erwarten ist, stehen die Überlebenschancen ausgesprochen schlecht. Auch hier wird man entweder irgendwann von selbst die Wiederbelebungsmaßnahmen einstellen oder der Leichnam wird nach einiger Zeit Totenflecken als sicheres Todeszeichen aufweisen.

    Ich fange mal mit meinen eigenen Antworten an:


    1. Wie stellt man den Tod eines Menschen fest? Was sind sichere Todeszeichen?
      Auf Grund meiner jahrelangen Tätigkeit im Gesundheitswesen, u.a. im Rettungsdienst, bin ich mit diesem Thema sehr vertraut. Zu sicheren Todeszeichen findet man HIER weitere Informationen.

    2. Woran ist der Tote gestorben?
      Im Katastrophenfall wird man wohl nur mutmaßen können, woran ein Mensch gestorben ist, wenn es nicht gerade eine offensichtliche Verletzung war.

    3. Wie dokumentiere ich (für die Nachwelt, für Behörden, ...) den Tod dieses Menschen?
      Ideal wäre wohl eine Leichenbeschau-artige Fotodokumentation des Verstorbenen, gemeinsam mit Notizen. Persönliche Gegenstände (Ehering, Brille, Ausweis, ...) und Besitztümer würde ich irgendwie verpacken und aufheben. Eine Art Grabstein am Ort der Bestattung, aus dem hervorgeht, DASS hier ein Toter begraben liegt und WER dieser Tote ist, wird sich vermutlich auch improvisieren lassen
      Da eine Fotodokumentation wohl etwas unrealistisch ist, würde ich wohl genaue Notizen über Verletzungen, Narben, etc. anlegen, ggf. mit Skizzen von Tattoos. Diese würde ich mit dem Besitz verwahren.


    4. Geht vom Körper des Toten eine Gefahr aus? Ist er durch eine ansteckende Krankheit gestorben?
      Falls ich vermuten würde oder weiß, dass dieser Mensch an einer ansteckenden Krankheit gestorben ist, macht das die ganze Sache natürlich um einiges komplizierter. In diesem Fall würde ich den Toten identifizieren, ggf. den Ausweis dekontaminieren und aufheben und ansonsten den Toten mit seinen vollständigen Besitztümern, bekleidet wie er ist, ohne große Manipulation unter Verwendung der bestmöglichen Schutzausrüstung begraben. Bis zur Bestattung würde ich den Leichnam wohl in Plastikfolie einschlagen.

    5. Wie und wo bestatte ich diesen Menschen?
      Das WIE ist für mich eine wesentlich einfachere Frage als das WO. Ich würde wohl in den weit bergab liegenden Wald gehen, von dem niemand Quellwasser bezieht, und den Leichnam am Waldrand in ein ordentlich tiefes Grab legen. Je nachdem, ob vom Leichnam eine Infektionsgefahr ausgeht oder nicht, würde ich ihn entweder in ein Baumwolltuch wickeln oder in der Plastikfolie belassen - Umweltschutz hin oder her. Ich würde keinen potenziell infektiösen Toten "auspacken". Die Besitztümer würde ich entweder mit begraben (bspw. Schmuck, Ehering, ...) oder verbrennen (Kleidung).

    Seid ihr darauf vorbereitet?

    Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht?

    Ich habe mir - wie man sieht - schon Gedanken gemacht und bin mir auch zumindest in der Theorie recht sicher, wie ich einen solchen Fall handhaben würde.


    Habt ihr spezifische Ausrüstungsgegenstände für den Fall der Fälle?

    Ich habe an spezifischer Ausrüstung ein Einweg-Rettungstuch, um den Toten möglichst leicht bewegen zu können. Zusätzlich habe ich mehr dicke Plastikfolie, als ich brauche, sowie ausreichend Schutzausrüstung und Desinfektionsmittel-Konzentrat. Das Einweg-Rettungstuch ist bewusst als Wegwerfversion gedacht - in meinem medizinischen Kit befindet sich ein desinfizierbares Mehrweg-Rettungstuch, auf dem ich definitiv keinen Toten transportieren möchte, wenn irgendwie vermeidbar.


    Trotz dieses "dunklen" Themas einen schönen Abend!

    justme

    ***

    TRIGGERWARNUNG

    In diesem Thread wird es maßgeblich um den Tod von (uns nahestehenden) Menschen, deren Körper, deren Bestattung, etc. gehen.

    Falls jemandem dieses Thema aus persönlichen Gründen zu nahe geht, rate ich davon ab, diesen Beitrag und dessen Kommentare zu lesen.

    ***




    Auch wenn wir alle hoffen, dass es nie so weit kommen wird - im Katastrophenfall werden Menschen sterben.


    Ich möchte mich in diesem Beitrag insbesondere mit den nicht-emotionalen Folgen des Todes eines Menschen beschäftigen.


    Wir müssen uns einige Fragen stellen:


    1. Wie stellt man den Tod eines Menschen fest? Was sind sichere Todeszeichen?
    2. Woran ist der Tote gestorben?
    3. Wie dokumentiere ich (für die Nachwelt, für Behörden, ...) den Tod dieses Menschen?
    4. Geht vom Körper des Toten eine Gefahr aus? Ist er durch eine ansteckende Krankheit gestorben?
    5. Wie und wo bestatte ich diesen Menschen?


    Die WHO hat gemeinsam mit dem International Committee of the Red Cross eine Art Guide herausgegeben, wie mit Toten im Katastrophenfall umgegangen werden soll/kann.

    Dieser lässt sich HIER herunterladen.


    Wie beantwortet ihr diese Fragen für euch?


    Seid ihr darauf vorbereitet?


    Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht?


    Habt ihr spezifische Ausrüstungsgegenstände für den Fall der Fälle?


    Ich bin gespannt auf eure Antworten zu diesem doch recht sensiblen Thema.


    Bleibts gsund!

    justme

    Heute widme ich mich dem ersten der 10 Punkte aus "Erste Hilfe - und dann?! - Teil 1":


    ÜBERWACHUNG


    Zur Überwachung des Patienten zählt das

    Beobachten und/oder Ermitteln der folgenden Parameter:

    • Herzfrequenz
    • Atemfrequenz
    • Sauerstoffsättigung
    • Rekapillarisierungszeit
    • Blutdruck
    • Bewusstseinszustand
    • Schmerzlevel
    • Blutzucker
    • Temperatur
    • Pupillenreaktion
    • (endtidales CO2)
    • (EKG)


    Nicht all diese Parameter sind für jeden ermittelbar, weil es für einiges davon spezielle Ausstattung und Bildung braucht, die in einem Prepping-Szenario nicht immer vorhanden sein wird. In Klammer sind die am schwierigsten zu ermittelnden Parameter gelistet. Dazu weiter unten mehr.


    Dazu benötigen wir die folgende Ausstattung:

    • unsere Hände
      Das wichtigste Tool in der Medizin überhaupt!
    • Uhr
      Vollkommen egal ob digital oder analog - wir müssen nur die Uhrzeit feststellen und die Zeit messen können.
    • Pulsoximeter
      Gibt es ab ~30€ online, liefern bei richtiger Handhabung zuverlässige Werte
    • Blutdruckmessgerät und Stethoskop
      Mit analogen Blutdruckmessgeräten ist man batterieunabhängig - auch wenn es dazu mehr Übung und Wissen benötigt.
    • Blutzuckermessgerät
      (mit Lanzetten, Teststreifen, ...)
    • Thermometer
      Im Idealfall ein s.g. "Frühgeborenenthermometer", das auch sehr niedrige Körpertemperaturen erfassen kann.
      Auch zu beachten ist: Ein Ohrthermometer ist zwar praktisch, liefert aber insbesondere bei unterkühlten Patienten keine zuverlässigen Werte mehr - hier schafft nur die Messung in Mund oder Rektum Abhilfe. Dafür bitte das passende Thermometer (zumindest als Ergänzung zum Ohrthermometer) bereithalten.
    • EKG-Gerät
      Diese gibt es vom Rettungsdienst-Monitor mit Defibrillator bis hin zu kleinen, etwa handygroßen Geräten mit 3-Kanal-Ableitung (wie ich sie im Remote Medicine Bereich verwende). Auch hier - Fachkenntnis ist essentiell.
    • Endtidales CO2
      Kann mittels chemischem Farbsensor oder (sehr teurem) elektronischen Messgerät ermittelt werden und dient besonders der Überwachung der Atmung.
      Auch hier - Fachkenntnis ist essentiell. Ansonsten kann man mit den ermittelten Werten ähnlich wie beim EKG nicht wirklich was anfangen.
    • Diagnostikleuchte
      Bitte eine Lampe kaufen, die EXTRA DAFÜR GEMACHT wurde. Eine zu starke LED-Taschenlampe führt zwar auch zu einer Pupillenreaktion, kann aber auch das Auge schädigen.

    Dokumentation


    Auch wichtig - wenn auch etwas langweiliger - ist die richtige Dokumentation der ermittelten Werte.

    Warum?

    Damit lassen sich Veränderungen rechtzeitig bemerken - bspw. ein Abfallen des Blutdrucks, ein Anstieg der Temperatur oder ein immer schlechter werdender Bewusstseinszustand.


    Je nach Zustand des Patienten werden die Werte in unterschiedlichen Abständen ermittelt. Ein kritisch Verletzter muss unter den richtigen Umständen vielleicht engmaschig überwacht werden - das kann eine Blutdruckmessung alle 5 Minuten bedeuten. Stabilere, aber ebenso verletzte oder kranke Patienten, können auch weniger engmaschig überwacht werden. Das kann bedeuten, dass man z.B. mit 6h Abstand Temperatur misst, wenn das Fieber gerade stabil ist.


    Evakuierung / Rettung


    Der Verlauf der Werte - also eure "Dokumentation" - sollte dem Patienten mitgegeben werden, wenn dieser selbst in ein Krankenhaus gebracht oder von einem Rettungsdienst evakuiert/abgeholt wird. So können die Profis sehen, wie sich der Patient bis jetzt weiterentwickelt hat und wie sein Körper auf Verletzung/Krankheit reagieren.



    Ich hoffe das liefert euch einen ersten Einblick in die erste Priorität der länger andauernden Versorgung von Verletzten oder Erkrankten.


    Mit Fragen bitte jederzeit melden - auch mit Diskussionsansätzen, Ergänzungen, ... ;)

    Wer Fragen hat, die hier nicht hinpassen - gerne per Nachricht an mich.


    Bleibts gsund!


    justme






    Jeder ist selbst dafür verantwortlich, über eine ausreichende (Aus-) Bildung und Qualifikation zur Durchführung der genannten Maßnahmen zu verfügen!

    Ich übernehme keinerlei Haftung für die durch falsche/unsachgemäße Durchführung von Maßnahmen entstehenden Schäden.

    Eltern haften für ihre Kinder :P

    https://hesperian.org/books-an…urces/resources-in-german


    Das könnte zu diesem Thema für euch von Interesse sein. Kann man auch auf Deutsch ansehen und behandelt sehr ausführlich das Thema "kein Arzt in der Nähe"

    Ich habe es mir vor einiger Zeit ausgedruckt und in der "Vorsorgebibliothek" abgelegt (Achtung, recht umfangreich!)

    Grundsätzlich sicher ein sehr gutes, umfangreiches und interessantes Buch!


    Bitte einfach (wie bei jeglicher Literatur) beachten, dass das Buch aus dem Jahr 2008 ist und sich Medizin stetig weiterentwickelt und wandelt.

    justme willkommen zurück in deinem Thread :*


    Ich würd mir dann einen Sticky Sammelpost wünschen, wo alle deine Threads gelistet sind.

    herzlichen Dank ;):saint:<3


    Ich habe nach doch recht stressigen 1 1/2 Jahren (das hat es so an sich, wenn man derzeit im Gesundheitswesen arbeitet...) endlich wieder die Zeit gefunden, euch mit meinen geistigen Ergüssen zu beglücken :D


    Können wir gerne sehen, was wir machen können :thumbup:


    Grim Ich werde auf das ein oder andere an Ausstattung eingehen. Leider hängt diese Thematik aber sehr stark von einigen Faktoren ab.

    Dazu zählen bspw.:

    • Gruppengröße
    • Platz für Vorräte
    • fachliche Kenntnisse der Gruppenmitglieder
    • Situation, auf die man sich vorbereiten will (ist ja doch irgendwie zwischen 24h Stromausfall und dem dritten Weltkrieg fast alles dabei ;))
    • Zugang zu anderen Gruppen - vielleicht ist der Nachbar Arzt? Oder man kennt eine andere Gruppe/Familie von Preppern und kann sich auf Grund räumlicher Nähe gegenseitig helfen - und "die anderen" sind besser in der medizinischen Versorgung?
    • Alter der Gruppenmitglieder
    • Gesundheitszustand der Gruppenmitglieder (Vorerkrankungen, Medikamentenbedarf, ...)

    Wie du siehst ist eine genaue Antwort ala "Du brauchst X Stück von Y, dann bist du safe" leider einfach nicht möglich - schön das auch für alle Beteiligten wäre.

    Ich werde versuchen, Kategorien aufzuzeigen, und jede*r sollte dann bevorraten, womit dann am Ende auch umgegangen werden kann. Solche Kategorien können z.B. Instrumente, Wundreinigung, Schmerzmittel oder Diagnostik sein.


    Mit ganz genauen Fragen ("Was hältst du von XY") kannst du dich auch gerne per Nachricht an mich wenden oder es hier als Thema aufmachen und dir viel Feedback - inklusive meinem - holen :thumbup:


    Stay safe

    justme