Die zweite Priorität in unserer "Erste Hilfe - und dann?!"-Serie widmet sich einem sehr menschlichen Bedürfnis - der
VERSORGUNG MIT FLÜSSIGKEIT
Jeder Mensch muss trinken, um zu leben.
Dementsprechend müssen wir für eine einwandfreie Versorgung jedes Kranken oder Verletzten mit ausreichend Flüssigkeit ausreichender Qualität sorgen.
WAS WIRD GETRUNKEN?
WASSER
Das Trinkwasser muss über jeden Zweifel erhaben sein. Eine vorherige Aufbereitung mit Chlor o.ä. mag zwar geschmacklich nicht jedermanns Sache sein, ist aber dem Trinken von nicht zu 100% sicherem Wasser vorzuziehen!
REHYDRATIONSLÖSUNGEN
Oral Rehydration Solution nach WHO Empfehlung sollte anstatt normalen Wassers verabreicht werden, wenn die Verletzung oder Erkrankung mit einem starken Flüssigkeitsverlust einhergeht. Beispiele dafür wären Verbrennungen, Blutungen, Durchfall, Erbrechen und hohes Fieber.
Mehr dazu erfahrt ihr HIER.
Auch für die Herstellung einer oralne Rehydrationslösung brauchen wir Wasser von einwandfreier Qualität.
(INFUSIONSLÖSUNGEN)
Für medizinische Profis stellen natürlich auch Infusionslösungen eine Möglichkeit dar, den Patienten mit Flüssigkeit zu versorgen.
Kurz zusammengefasst - jeder, der solche Lösungen verabreicht, kennt sich damit aus - allen anderen werde ich es hier nicht erklären, denn es braucht mehr Wissen als diesen Beitrag, um sicher Infusionslösungen verabreichen zu können. Sie seien hier nur als Option erwähnt.
WIE NIMMT ES DER PATIENT ZU SICH?
ORAL
Im Idealfall ist der Patient wach genug und hat alle Schutzreflexe, die gebraucht werden, um sicher selbst zu trinken.
Dann ist die orale Versorgung mit Flüssigkeit auf jeden Fall allen anderen Formen - inklusive der intravenösen Flüssigkeitsgabe - vorzuziehen, solange der Patient ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen kann.
Bei Übelkeit und Erbrechen empfiehlt sich die Einnahme von Medikamenten, um weiterem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen und die orale Aufnahme von Flüssigkeit zu vereinfachen.
INTRAVENÖS
Wie oben erwähnt stellt auch die intravenöse Gabe von Flüssigkeit eine Möglichkeit dar, insbesondere dann, wenn der Patient überhaupt nicht in der Lage ist, Flüssigkeit zu schlucken und bei sich zu behalten.
ALTERNATIVEN
Was, wenn die orale Einnahme nicht funktioniert?
Uns bleiben einige Alternativen - jede davon mit individuellen Vor- und Nachteilen:
- SUBCUTANE GABE
Für medizinisch gebildete Menschen, die entweder nicht das Material für einen Venenzugang haben oder diesen nicht legen können, stellt die Gabe ins Hautunterfettgewebe eine Möglichkeit dar. Mit dieser Methode lässt sich leider nur wenig Flüssigkeit pro Minute verabreichen, sodass es mehrere Infusionsstellen brauchen wird, um den Patienten zu versorgen. Die maximale Infusionsrate liegt bei 1ml pro Minute. - MAGENSONDE
Für medizinisch gebildete Menschen bietet auch das Legen einer Magensonde die Möglichkeit, die gleichen Flüssigkeiten wie oral zu verabreichen - auch bei Patienten, die nicht sicher selbst trinken/schlucken können. - REKTALE VERABREICHUNG
Im Notfall kann Wasser wie bei einem Einlauf auch rektal verabreicht werden. Der Darm kann maximal 500ml pro Stunde an Flüssigkeit aufnehmen. Diese Methode bietet den Vorteil, dass auch nicht zu 100% sicheres Trinkwasser verwendet werden kann!
WIE VIEL SOLL GETRUNKEN WERDEN? WIE SCHNELL?
Einfach zu sagen, dass ein Mensch X Liter Wasser am Tag braucht, ist falsch.
Der Wasserbedarf eines Menschen, vor allem eines verletzten oder kranken Menschen, hängt von vielen Faktoren ab.
Diese sind (unter anderem):
- Durchfall
- Fieber
- Erbrechen
- Flüssigkeitsverlust über Verbrennungen
- Flüssigkeitsverlust durch Blutungen
- Außentemperatur
- u.v.m.
Als einfachste Regel orientiert man sich an Farbe und Menge des Urins. Zur einfacheren Beurteilung empfiehlt es sich, den Patienten wenn möglich in ein Gefäß urinieren zu lassen, mit dem man anschließend auch die Menge feststellen kann.
Ist der Urin klar oder hellgelb, hat der Patient in der Regel genug Wasser zu sich genommen.
Ein weiterer Richtwert für einen Erwachsenen sind 30-50ml Urinproduktion pro Stunde.
Wann hat der Patient zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen?
- dunkler Urin
- weniger als 30ml Urinproduktion pro Stunde
Wie viel Flüssigkeit soll der Patient trinken?
Der Körper eines Erwachsenen kann maximal 250ml pro 15min bzw. 1 Liter pro Stunde an Wasser aufnehmen.
Wird mehr getrunken, geht die überflüssige Flüssigkeit direkt durch die Nieren in die Blase und wird ohne Nutzen für den Körper wieder ausgeschieden.
Ich hoffe das hat euch einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten, Techniken und physiologischen Hintergründe der Flüssigkeitsversorgung bei Verletzten und Erkrankten gegeben.
Fragen zu Details dieses Beitrags wie immer gerne direkt hier stellen oder bei Bedarf per Nachricht direkt an mich.
Ich hoffe ich biete euch mit dieser Reihe ein paar nützliche Einblicke in die Bereich der Katastrophenmedizin und rege euch ein bisschen zum (Um-) Denken an
Bleibts gsund!
justme