Eine erhöhte Sensibilität für das Thema Blackout bei Gemeinden habe ich in letzter Zeit auch festgestellt, endlich nimmt das Thema Fahrt auf nachdem es jahrelang sehr stiefmütterlich behandelt wurde.
Zu den Schäden und Reparaturen: Ein großes Problem ist die Gleichzeitigkeit. Die Lagerhaltung ist heutzutage betriebswirtschaftlich optimiert, teilweise ist auch noch internationale Logistik involviert. Da kommt ein Ersatz-Servernetzteil per Overnight Express aus Irland oder woher auch immer. Auch kann man sich auf den vereinbarten (und bezahlten) Servicelevel nicht immer verlassen. Letztens hatten wir erst einen Fall, Bladecenter im 6stelligen Bereich (ein paar Monate alt), 4 h Service und eine defekte Storage-Anbindung (FC-SFP hinüber, für die die damit was anfangen). Antwort vom namhaften Hersteller: Ersatzteil derzeit nicht verfügbar. Hat ein paar Tage gedauert bis das Ersatzteil bei uns war und das ist nix besonderes. So läuft es schon in relativ normalen Zeiten.
Gehen jetzt in ganz Europa auch nur 1 % aller Netzteile und Festplatten in Servern ein sind die Ersatzteillager der Hersteller im Nu leer. Selbst bei funktionierender Logistik und dank der Herstellung solcher Komponenten außerhalb von Europa werden die letzten Kunden wahrscheinlich warten müssen bis das Erz und die Minerale für Ihre Ersatzteile geschürft, zu Netzteilen und Festplatten verarbeitet und über ein paar Logistikschritte endlich geliefert werden.
Bei den Servicetechnikern gibt es einen vergleichbaren Mangel, keine Firma kann es sich heutzutage leisten so viele Techniker angestellt zu haben, dass nach einem Blackout alle Schäden gleichzeitig repariert werden können. Wenn man überhaupt genug qualifiziertes Personal findet dann hat man in der Regel gerade mal so viel, dass die vorhandenen Leute mit den durchschnittlich auftretenden Schäden gut beschäftigt sind.
Gestern hatte ich zufällig das Vergnügen zwei Freileitungsmonteuren aus der Nähe bei der Arbeit zusehen zu können. Bei einem Strommast einer 5 kV Leitung auf unserem Grund war ein Isolator zersprungen, die Leitung lag am Querträger aus Metall auf und die Reste vom Keramikisolator am Boden. Es war kalt aber sehr sonnig, vielleicht hat ihm das den Rest gegeben. Eine zweite Leitung, noch dazu die obere, war ebenfalls schon lose und lag neben dem Isolator, auf der Seite mit dem fehlenden Isolator. Damit war laut dem Monteur, der zur Erkundung gekommen ist, akute Kurzschluss-Gefahr und musste sofort repariert werden.
Es hat rund zwei Stunden gedauert die obere Leitung wieder am bestehenden Isolator zu befestigen, den neuen Isolator zu montieren und die andere Leitung daran zu befestigen. Dabei hab ich Werkzeug nachgeholt und angeseilt, damit die Monteure nicht jedesmal vom Mast steigen mussten und dann wieder hochklettern.
Weiß jemand wieviele Strommaste es in Österreich gibt, allein ohne das Niederspannungsnetz? Weiß jemand wieviele Freileitungsmonteure es im Verhältnis dazu gibt?
Bei regionalen Sturmschäden werden oft Monteure aus zumindest einem ganzen Bundesland zusammen gezogen, teilweise mit Verstärkung aus anderen Bundesländern. Selbst da dauert es einige Tage, bis wieder überall Strom ist. Das erklärt auch wieso es bei der Eiskatastrophe in Slowenien damals so lange finster war.