Auszug aus dem gesamten Text:
So zeigten sich Kehrseiten, aber die Menschheit floriert: Vor 5000 Jahren gab es 20 Millionen von uns, 2010 waren es 350-mal so viele, sieben Milliarden. Die lebten zudem besser und länger denn je: Ein Bürger des Römischen Reichs hatte eine Lebenserwartung von kaum 25 Jahren, 2010 lag sie in reichen Ländern bei 80 Jahren, ihre Bewohner hatten im Schnitt 40.000 Dollar im Jahr zur Verfügung, bei den Römern waren es nach heutiger Kaufkraft 500 bis 1000, die Bilanz ist von Vaclav Smil, und der mahnt lang schon, dass es ewig so nicht weitergehen kann (Population and Development Review 37, S. 613).
Andere tun es auch, sie bilanzieren Grenzen des Wachstums oder ökologische Fußabdrücke oder die Übernutzung der Ressourcen – die für das heurige Jahr sind morgen verbraucht, am 8. August, da ist der vom WWF errechnete „Welterschöpfungstag“ –, Gehör finden sie kaum. So versucht es James Brown (Albuquerque) mit einer neuen Metapher, der einer Erde-Weltall-Batterie (Pnas 112, S. 9511): Die Erde ist die Kathode, in der in Form von chemischer Energie all das steckt, was verbraucht werden kann. Durch den Verbrauch fließt es ab zur Anode, dabei wird die Energie umgewandelt und entwertet, zu Wärme, die ins All entweicht.
Und wo kommt all das her, was in der Kathode steckt? Von der (außer Radioaktivität) einzigen Energiequelle, die wir haben, der Sonne, und vom zentralen Weg ihrer Nutzung, der Fotosynthese. Nun ist versammelt, was Brown für seine Rechnung braucht, in ihr geht es um Omega, das Ende: Ω = P⁄BN. P ist die Pflanzenmasse, N der Durchschnittsverbrauch, B die Kopfzahl. Heute verbraucht ein Mensch 74,6 x 109 Joule pro Jahr, wir sind sieben Milliarden, macht 522,2 x 1018. Dem stehen zwei Zetajoule (1021) aus der jährlichen Produktion der Pflanzen gegenüber und 19 ZJ aus den Vorräten, fossilen Reserven. Bleiben, gerechnet für das Jahr 2000 1029 Jahre.
Hält die Batterie so lang? Nein, wir schreiben 2016, und die Entladung läuft nicht linear, sie schießt seit Mitte des 20. Jahrhunderts fast senkrecht in die Höhe. Und: „Die globale Biosphäre, die menschliche Population und ihre Ökonomie werden offenkundig zusammenbrechen, lang bevor Ω = 1 ist.“
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http://diepresse.com/home/science/506450...me_wissenschaft