Wiederbelebende Maßnahmen

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  • Hallo zusammen, für all jene, deren Erste Hilfe-Kurs schon geraume Zeit zurückliegt habe ich eine mehr oder weniger interessante Aktualisierung für die Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund Beatmung.
    (Habe vor kurzem einen Kurs für Erste Hilfe bei Säuglingen und Kleinkindern beim Wiener Rot Kreuz absolviert, bei dem auch etwas aufgefrischt wurde)

    Herzdruckmassage erfolgt nichtmehr über die "Fingervermessung" im Brustbereich sondern direkt auf dem Brustbein (ca.) auf Höhe der Brustwarzen bzw. knapp unterhalb der imaginären Verbindungslinie der Brustwarzen (bei Frauen ist das naturgemäß etwas anderes, lässt sich aber glaub ich bewerkstelligen, trotzdem die richtige Stelle zu finden)

    In unseren Regionen wird nach wie vor an der Beatmungstechnik festgehalten (Kopf überstrecken, Nase des Patienten zuhalten, Mund vollständig mit dem eigenen verschließen und dann einen normalen Atemstoß in den Körper pumpen)

    Derzeit gilt das Verhältnis 30:2

    Also 30 Tempi bei der Herzdruckmassage und nachfolgend zwei Beatmungsstöße.
    Nette Tempovorgaben, die sich jedermann merken kann sind zwei varianten. Also wer sich nicht sicher ist, welches Tempo bei der Herzdruckmassage einzuhalten ist kann hierzu die Melodie vom
    Radetzkymarsch oder
    Staying alive summen, oder vor dem geistigen Ohr während des zählens abspielen.

    Wer sich zwischendurch verzählt fängt wieder bei Null an. Da der Körper lt. Angaben Rotes Kreuz besonders unmittelbar nach dem Atemstillstand noch für ca. 3 Minuten ausreichend Sauerstoff im Körper hat, stellt dies keinen Beinbruch dar.



    Nebenbei: In Amerika geht man immer mehr von der Beatmung weg, da der Hintergrundgedanke verfolgt wird, dass sich die Leute vor der ungeschützen Beatmung (man hat ja selten das Mundschutztuch tatsächlich dabei) ekeln und daher lieber garnicht helfen.
    Die Ersthelfer der USA vertreten daher die Meinung, dass allein durch die Herzdruckmassage, mit jedem Tempi auch ein wenig Luft in den Körper gepresst und wieder ausgestoßen wird.

    Nochmals zu Info an alle: Jeder Mensch hat im Falle einer Situation, bei der erste Hilfe erf. ist, alles ihm zumutbare zu unternehmen um diesen Menschen Erste Hilfe angedeihen zu lassen.

    D.h. das absolute Minimum ist das Absichern der Unfallstelle, checken der Vitalfunktionen und Absetzung eines Notrufs.

    Auf jeden Fall, gilt aber zuerst der Selbstschutz vor dem Schutz des Verunfallten.
    Es bringt niemanden etwas, wenn du in einer verzwickten Situation bei der du versuchst zu Helfen, selbst zum Erste Hilfe Fall wirst.

    Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, weil ich grundsätzlich jedem anraten würde mal wieder einen Auffrischungskurs zu machen.

    Erste Hilfe, lässt sich auf schriftlichem Wege nicht so gut erklären und verinnerlichen, wie wenn man es selbst an der Puppe übt.

  • Also deine Zusammenfassung ist top! Bin selbst beim RK.
    Face shield's (beatmungstücher)
    Gibt's recht günstig auf Amazon
    Kommt bei mir auf jeden Fall ins edc.
    Ohne Beatmungstuch würde ich allerdings auch nicht beatmen, sondern nur die Herz Druck Massage machen.

  • Vor dem Beatmen unbedingt in den Mund schauen und ev. freimachen ... Blut, Erbrochenes, Fremdkörper (Spielzeug, Zahnprothese).

  • Die Inspektion der Mundhöhle ist aus Zeitgründen in der aktuellen Lehrmeinung nur noch bei offensichtlicher Verlegung oder, in weiterer Folge, bei Problemen beim Beamten vorgesehen.

    viribus unitis - acta non verba

  • Danke @Scavenger , dem bleibt dank dir kaum etwas hinzuzufügen... [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_17_ddadb26c.gif]

    Ein interessanter Gedanke ist, wann man im SHTF-Szenario "aufhört", also die lebensrettenden Maßnahmen einstellt, und, soweit man das denn kann/will/muss/meint zu dürfen den Tod "feststellt"... Was sagt ihr dazu?

    Die TCCC Guidelines sagen deutlich, dass im Falle eines Atem-Kreislauf-Stillstandes aus rein traumatologischer Ursache (Schussverletzung, Überrollen durch Fahrzeug, ...), und ohne Vorliegen von einem Spannungspneumothorax, eine CPR bei Traumapatienten unterbleiben sollte, da sie statistisch gesehen eine Verschwendung von Material- und Personalressourcen und von Zeit ist... liest sich alles ganz gut, bringt aber auch die Last mit sich "nein" zu weiteren lebensrettenden Maßnahmen sagen zu müssen, und an die zwei mal, wo ich es selbst tat, bzw tun musste, sagen wir mal erinnere ich mich noch gut...
    Die Lehrmeinung des roten Kreuzes spricht hier jedoch von "sicheren und unsicheren Todeszeichen" und von "mit dem Leben nicht zu vereinbarenden Verletzungen" (auf dessen Vorliegen hin ich schon als einziger "Profi" vor Ort im Ausland die Einstellung einer CPR befürwortet habe...)...

    Im Regelfall, im normalen Alltag, sollte es mMn selbstverständlich sein, zumindest so gut es geht zu versuchen, die HLW/CPR fortzusetzen, bis die Möglichkeit besteht sich abzuwechseln (wichtig!! auch die Profis wechseln alle 2-5min) oder der Rettungsdienst eintrifft... Wie oft am Telefon so passend gesagt wird, es ist schon viel getan wenn "schnell und fest" auf die Mitte des Brustkorbes gedrückt wird. Damit verpasst man dem Mann mit der Sense schon einen Schubser weg vom Patienten [Blockierte Grafik: http://img.homepagemodules.de/rolling_eyes.gif]

    all good medicine,

    justme

  • Aus der Praxis:

    Verkehrsunfall, Pkw gegen Fußgänger, geschätzt 60 km/h beim Meeting.

    Der Fußgänger wurde zuerst auf die Motorhaube geschleudert und von dort auf die Straße. Fußgänger war sturzbetrunken und auf der Schnellstraße unterwegs, Pkw hat noch versucht zu bremsen, vergeblich.

    Ersthelfer waren beim Eintreffen am reanimieren, ich habe die Kompression übernommen, der Kollege hat beatmet. Notarzt war auf Anfahrt aus den Nachbarbezirk. Wir kamen als RTW mit 2 Mann.

    Bereits als ich den Ersthelfer beim Drücken abgelöst habe und dieser die Hände vom Brustkorb nahm, viel mir eine ca. 3-4 cm tiefe Delle dort auf wo vorher die Hände des Ersthelfers waren. Als ich dann angesetzt habe, spürte ich dass ich bis auf das Rückgrat durchdrücke und von den Organen nicht mehr wirklich viel übrig ist. Als ich meinen Blick zum Kollegen richtete und dieser den Ambu ansetzte, sah ich wie aus den Ohren des Patienten bei jeder Beatmung das Blut hervor kam, nicht zuwenig, später auch Luft...

    Wir waren uns ziemlich schnell einig dass jede weitere Maßnahme vergebene Liebesmühe ist und haben nur noch aus Anstand weiter reanimiert bis die Besatzung vom NEF da war um sich um die Fahrerin zu kümmern, die stand noch daneben.und war bereits am Ende.

    Ich war selbst überrascht (war am Anfang meiner Karriere) wie wenig dem Patienten von Außen anzusehen war und wie schwer er innerlich verletzt war.

    In einer Krisensituation sollte man sich gut überlegen ob man reanimiert oder nicht.

    Kurz gesagt: Wenn ich nicht in der Lage bin den Zustand, der zum Herz-Kreislaufstillstand geführt hat zu beheben, oder solange zu stabilisieren bis Hilfe verfügbar ist die dies kann, muss ich erst gar nicht damit anfangen.

    Bei internistischen Geschichten eh keine Chance ohne klinische Diagnostik und Behandlung, bei Chirurgischem je nach Verletzungsmuster auch sehr schnell die Grenze erreicht, wenn die Verletzungen zum Herz-Kreislaufstillstand führen.

    Und da des Menschen Herz nicht grundlos aufhört zu schlagen, dürften die Fälle in denen eine Reanimation im Katastrophenfall Sinn macht, sich eher im Promille Bereich bewegen.

    Je nach Situation stellt ein zu transportierender und intensiv zu überwachender Patient auch eine nicht unerhebliche Belastung für die Beteiligten dar, die Schnell zum finalen Problem aller werden kann. Und das darf auch nicht sein...

    Hartes Thema...

    Grüße vom Don