2 Tages Bergtour

  • Wie bereits angekündigt, war es von 10. auf 11. April 2021 soweit. Ein Freund und ich hatten dieses Datum bereits vor ein paar Monaten festgelegt und zum Glück war uns der Wettergott gut gesonnen. Pünktlich zum Start der Tour schwenkte es von Winter wieder auf Frühling um - zumindest von der Temperatur her. Vorab galt es eine Ausrüstungsliste für die Tour zu erstellen, die dann noch verbessert wurde. Ich bin einfach ein Fan von Listen, die ich dann abarbeiten kann. So habe ich zunächst alles, was mir eingefallen ist, per Hand notiert und anschließend in eine Tabelle am Computer geschrieben. Die Tabelle wurde auch untergliedert in die Punkte "Ausrüstung", "Kleidung", "Nahrung" & Hygiene" geteilt, um einen besseren Überblick zu haben.


    Was hatte ich nun alles dabei?


    Ausrüstung:

    - Rucksack (Tatonka Pyrox Plus) mit 60 Litern

    - Trinkblase (CamelBak 3L, jedoch ein Vorgängermodell)

    - Kelle (zum Vergraben von festen Ausscheidungen ;))

    - Zelt & Supertarp Small von Helikon Tex

    - Heringe & Paracord

    - Schlafsack (Komfortbereich 0 Grad & Innenschlafsack aus Seide)

    - Unterlagsmatte

    - Müllsack (um den Rucksack darauf ablegen zu können, ohne ihn in den Schnee oder Matsch legen zu müssen, sowie als Unterlage in der Apside)

    - Messer

    - Wanderstöcke

    - Tape auf einer alten Scheckkarte

    - IFAK

    - Gaskocher & Gaskartusche

    - Becher

    - Feuerzeug

    - ÖBH-Becher zum Kochen von Wasser

    - Stirnlampe mit Rotlichtfilter

    - Powerbank

    - GPS

    - Ersatzbatterien & -akkus

    - Müllbeutel für alle Abfälle

    - Notschlafsack (Aluhülle im Prinzip, um zur Not den Schlafsack zu umhüllen)

    - Signalstift inkl. Leuchtmunition


    Kleidung:

    - 2 Paar Socken

    - X-Bionic U-Hose

    - X-Bionic Shirt kurz

    - X-Bionic Shirt langarm

    - X-Bionic lange U

    - 5.11 Stryke Pant & Ersatzhose

    - Hut

    - Woodman Shirt von Helikon Tex

    - Regenjacke

    - Fleeceweste

    - Carinthia MIG 2.0 im Packsack

    - Haube, Schlauchschal & Shemag

    - Gamaschen

    - Winterhandschuhe

    - Mechanix Handschuhe

    - Wanderschuhe


    Nahrung:

    - 2 x 1L Flasche leer

    - diverse Riegel

    - Essenspakete (Campingnahrung)

    - Teebeutel

    - Spork

    - Kaugummi


    Hygiene:

    - Zahnpasta & -bürste

    - Handtuch microfaser

    - Klopapier & Händedesinfektionsmittel


    Fertig gepackt sah das dann so aus:


    EVQG6832.jpg


    und wog alles zusammen ca. 19,5 kg.


    Darin enthalten war schon die gefüllte Trinkblase mit 3 Litern Wasser. Die beiden 1-Liter-Flaschen waren noch leer. Die haben wir dann etwa nach dem 1. Drittel des Weges bei einem Bach mit einem Filter (Katady Hiker Pro) befüllt.

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)

  • Der Plan war, dass wir am frühen Nachmittag losfahren und dann am Almsee in Grünau ankommen. Wir wollten am späten Nachmittag bzw. Abend beim geplanten Schlafplatz etwas unterhalb des Gipfels ankommen und dort unser Lager aufschlagen.


    Bereits bei der Anfahrt bemerkten wir, dass es doch mehr geschneit hat in der vergangenen Woche, als gedacht und wir stellten uns auf eine Übernachtung am Schnee ein. Angekommen am Almsee bot sich uns bei herrlichem Wetter folgende Sicht:


    CZLD0177.jpg


    Und auf ging die Reise einer Forststraße entlang. Wir kamen gut voran und der Schnee war teilweise etwas tiefer als gedacht:


    TSUHE0236.jpg


    Aber so ist das nun mal und da müssen wir nun durch. Bedingt durch den tiefen Schnee kamen wir etwas langsamer als geplant voran, aber wir hatten ohnehin keinen Zeitstress. Was uns aber auf jeden Fall aufgezeigt wurde ist, dass all jene, die sich einen "Super-BOB" mit 20-30kg packen und in die Ecke stellen, dies auch trainieren sollten.


    Ich bin sicherlich nicht untrainiert, da ich mind. 1 Mal pro Woche laufen gehe und auch sonst noch diverse Fitnessübungen mache. Aber 20kg am Rücken tragen ist wieder eine neue & andere Erfahrung. Die "Romantik" der Taktik "Krise da > ab in den Wald" teile ich sicherlich nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das gut ausgeht.


    So ging es immer weiter bergauf und, wie erwähnt, etwa nach dem Ende des 1. Drittels haben wir unsere Rucksäcke noch mit Wasser beschwert. Hier wurde der Filter meines Begleiters ausgepackt und die Flaschen befüllt. Der "Katadyn Hiker Pro" bekommt eine klare Kaufempfehlung von mir, da er ganz einfach zu bedienen ist und sogar einen Anschluss für Trinkrucksäcke besitzt.


    Beinahe am Ziel angekommen wurden wir mit einem herrlichen Sonnenuntergang, sowie einem tollen Panorama belohnt.


    Ein paar Meter weiter sind wir dann am Ziel angekommen und haben uns eine Baumgruppe ausgesucht in deren Schutz wir unser Lager aufschlugen. Da es schon finster wurde und Neumond herrschte wurden die Stirnlampen - mit Roticht natürlich - eingesetzt. Während die Zelte aufgebaut wurden, wurde bereits das 1. Wasser zum Kochen gebracht, um sich mit Tee zu stärken:


    BDEF1252.jpg


    Gaskocher mit ÖBH-Becher, Trinkbecher und Kelle. Die Kelle diente auch dazu, um Schnee in den Becher bzw. beim Begleiter in den Topf zu bekommen. Und nach einer Tomatensuppe mit Reis von "Survivor" begaben wir uns ins Zelt zum Schlaf.


    Trotz aller Umsicht musste ich zu meiner Verärgerung dann noch einmal raus; tja Tee & Suppe sind viel Flüssigkeit vor dem Schlafen.


    Aber gut eingepackt in Socken, langem Shirt & langer U im warmen Schlafsack ging die Nacht vorüber. Da wir auf Schnee schliefen merkte man die Bodenkälte schon durch. Hier wäre ein Verbesserungsbedarf und ich werde mir für die nächste derartige Übernachtung vermutlich eine dieser dünnen aluminisierten Unterlegsmatten unter das Zelt legen zur Isolation des Schlafplatzes.


    Wie im Review vom Zelt auch angemerkt, habe ich mir den Rucksack zu den Füßen gelegt und hatte trotzdem ausreichend Platz. Die Schuhe, sowie die Gamaschen wurden auf den erwähnten Müllsack in der Apside gestellt und das Gewand (Hose & Shirt) kamen in den Schlafsack, damit sie nicht zu kalt werden. Auch das Smartphone durfte mit in den Schlafsack, um die Akkukapazität nicht durch die Kälte zu schmälern.

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  • Der nächste Morgen begann mit Vogelgezwitscher und sonst nichts! Kaum vorstellbar, einfach nur die Natur zu hören. Keine Nachbarn, keine Autos, einfach Nichts.


    Nach dem Erwachen kam ein schwieriger Teil. Raus aus dem warmen Schlafsack und rein in die kalten Schuhe. Anschließend wurde gleich mal Wasser heiß gemacht für eine Tasse Tee...


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    Anschließend gab es Frühstück. Hier hatte ich mich für das Trek'n'Eat Müsli Schweizer Art entschieden und ich bin davon begeistert. Mit warmen Wasser aufgegossen, konnte es sofort nach dem Umrühren genossen werden und machte richtig satt.


    Der ganze Müll von der Trekkingnahrung, Teebeutel,... darf natürlich nicht im Wald zurückgelassen werden. Hierzu habe ich mir von Helikon Tex einen Müllbeutel besorgt. Ist im Prinzip ein "Dry-Bag" wie jeder andere, nur noch zusätzlich als Müllsack gekennzeichnet:


    JCPJ4928.jpg


    Nachdem wir uns gestärkt haben ging es ein paar Minuten bergauf zum Gipfel inkl. Foto beim Gipfelkreuz und Eintrag ins Gipfelbuch. Wir waren die ersten an diesem Tag - welch Überraschung :P.


    Da wir nun alles erledigt haben, ging es zurück zum "Basecamp" und dieses wurde aufgeräumt. Schlafsäcke verpackt, Zelt verpackt, Rucksack gepackt. Während wir so einpackten ging keine 10 Meter neben uns plötzlich jemand mit Schneeschuhen auch in Richtung Gipfel. Da waren wir etwas überrascht, aber er hat uns nicht gesehen. Er war so auf sein Ziel fixiert und durch den Schnee unter seinen Schneeschuhen hatte er vermutlich auch genügend Lärm, um uns zu überhören. Am Rückweg hat er uns dann entdeckt, aber da waren die Rucksäcke schon gepackt und der Lagerplatz aufgeräumt.


    Einzig der flachgedrückte Schnee zeigte noch die Stellen, wo die Zelte aufgestellt waren, sonst nichts.


    Am Weg zurück zum Auto wurden wir erneut mit herrlichem Panorama für die Mühen belohnt. Gestern noch bei Sonnenuntergang konnten wir heute bei strahlendem Sonnenschein die Aussicht genießen.

    Auch ein paar tolle Impressionen vom Schnee konnten wir sehen...


    STNK7770.jpg


    Sieht beinahe wie ein Vulkan aus Schnee aus.


    Nachdem es nun schon früher Nachmittag war und wir schön langsam wieder Hunger bekamen, wurden die Wasservorräte beim Bach kurz vorm Auto wieder aufgefüllt und ein Mittagessen zubereitet...


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    2 Mal editiert, zuletzt von 12er_scout ()

  • Gaskocher mit ÖBH-Becher,

    Bitte trage mir meine Neugierde nicht zu sehr. Es ist mir auch bewusst, dass fast ein Jeder ein Lieblings-Ausrüstungsteil hat, unabhängig von Gewicht usw.

    Der ÖBH-Becher hat bei mir immer den kürzeren gezogen und wurde nur einmal Teil meiner Ausrüstung, weil meiner Meinung nach

    jeder Alu Topf mit Klappgriffen und Deckel leichter ist, besser am Gaskocher steht, und somit weniger Energie benötigt.

    Zusatzfrage:

    Stellst du den Kocher, bzw. die Kartusche, direkt auf/in den Schnee?

    Den Boden des Topfes habe ich mit einem Stück Isoliermatte ausgelegt, auf die ich dann den Kartuschen Köcher stelle.

  • Grauer Wolf

    Deine Neugierde sehe ich eher als Austausch verschiedener Ansichten & Gedanken an und man lernt von Touren ebenso, wie von einander; deswegen haben wir ja dieses Forum > zum Gedanken- & Erfahrungsaustausch. Du bist mir mit deiner Frage aber zuvor gekommen, da ich tagsüber noch nicht die Zeit hatte den Beitrag mit "Was ich gelernt habe" zu schreiben.


    Der ÖBH-Becher kam deswegen mit, da mein anderer Topf zu klein war und sonst (noch) keine Alternative zur Verfügung stand. Ein Topf mit Deckel und beides aus Titan sind gerade in Planung. Der ÖBH-Becher stand zwar gut am Gaskocher, der einfach in den Schnee gestellt wurde, aber optimal war das nicht, da durch den fehlenden Deckel zuviel Energie verloren geht. Deine Idee mit der Isomatte im Topf greife ich gleich mal auf, danke.



    Was habe ich nun aus der Tour gelernt? Was gibt es zu verbessern bzw. zu verändern?


    Da ich zuvor zwar schon oft Zelten war, aber es noch nie so auf das Gewicht ankam, da die Anreise nicht zu fuß war, musste ich mich neu orientieren und werde nun meine Ausrüstung auch anpassen. Sie ist zwar gut, aber Verbesserungspotential gibt es doch immer ;).


    Nachdem der Spork nicht gerade lang ist und die Beutel eher tief, habe ich mir nun den Sea to Summit Alpha Spoon gegönnt, den mein Begleiter hatte. Allerdings hatte ich das Glück noch um 12€ zu bestellen. Der Löffel ist lange genug, um sauber wieder aus den Beuteln zu kommen und extrem leicht.


    Wie weiter oben schon erwähnt, werde ich mir einen anderen Topf inkl. Deckel zulegen. Es wird etwas aus Titan werden wegen dem Gewicht, aber da habe ich mich noch nicht festgelegt.


    1 Gaskartusche reicht definitiv; ich hatte zur Sicherheit 2 mit, das war aber nur Zusatzgewicht.


    Meine Wanderschuhe (Lowa Renegade Mid GTX) sind zwar gut und eigentlich mit Goretex, aber bei 2 Tagen durch teilweise nassen Schnee werden sie auch nass. Sie werden jetzt mal nach dem trocknen ordentlich geputzt und wieder imprägniert.

    Außerdem bin ich am Überlegen, mir ein härteres Paar zusätzlich zu besorgen. Die Renegade sind sehr angenehm zu tragen, aber für felsiges Gelände doch eher weich.


    Packtaschen wurden schon bestellt in verschiedenen Größen. Ich habe zwar einige Molle-Taschen, aber diese sind doch etwas schwerer. In diese Packtaschen kommen dann in eine die Essenspakete, in die kleinere das technische Zeug wie zB Feuerzeug, Tape, Signalstift inkl. Munition.


    Die Riegel kommen nicht mehr in den Rucksack oben rein, sondern werden außen verstaut. Dann muss ich beim schnellen Hunger nicht den Rucksack öffnen. Sie lagen zwar ganz oben auf, aber einen Reißverschluss rasch aufziehen geht trotzdem schneller, als das Deckelfach zu öffnen.


    Die Kleidungskombination am Oberkörper aus X-Bionic Combat Energizer Shirt als Grundlage und darüber das Helikon-Tex Woodsman-Shirt hat sich bewährt. Das Woodsman-Shirt lässt sich nämlich öffnen und die Ärmel lassen sich aufkrempeln, wenn es wärmer wird.


    Das war es nun mit dem was mir spontan so eingefallen ist.


    Danke fürs Lesen!

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  • Traumhafte Tour 12er_scout und sehr ausführlich bis ins Detail berichtet - vielen Dank dafür ;-) Was das Zielgebiet betrifft hatten wir wohl ähnliche Überlegungen an dem Wochenende. War ebenfalls überrascht von der Schneelage da das Gestapfe schon 100m nach dem Parkplatz anfing! Hab mich im Gegensatz zu Euch allerdings für eine vergleichsweise einfache Wegführung entschieden. Bei solchen Verhältnissen ca. 1.000 Höhenmeter rauf zu steigen wäre beim aktuellen Status meiner Kondi zugegeben kaum machbar - also Hut ab vor Eurer Leistung! Vor Jahren hatten wir mal was ähnliches mit über 50cm weichem Schnee auf der Nordseite des Dreisessels und es ist kein Spaß wenn man ständig einbricht ... Denke nicht dass man sich solch schieriges Gelände für ein Ausweichmanöver in Krisen- oder Katastrophensituationen sucht wo es (außer Schnee) nichtmal Wasser hat. Man kommt in den Tälern vergleichsweise leicht voran und da gibts auch abgeschiedene Plätze ;-)


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    Was das Gear betrifft: Der ÖBH-Edelstahlbecher eignet sich tatsächlich schlecht fürs kochen und in dieser Disziplin ist er mit seiner eher bauchigen Form noch im Spitzenfeld verglichen mit andern Henkelgriffbechern militärischen Ursprungs - also 100%ige Zustimmung! Mich wundert dass Ihr 3 Liter Wasser rauf geschleppt habt - würde mir das sparen wenn eh 2 Gaskartuschen am Start sind, also ausreichend 'Sprit' um auch mal Schnee zu schmelzen. Hatte 0.5L Tee in der Thermos und beim Aufstieg auf den Biwakglapf eine Wasserblase mit 1L gefüllt und gut wars. Hab meinen 45L Rucki zwar nicht gewogen, schätze der bewegte sich in der Gegend von ca. 14-16kg inkl. Wasser u. Proviant f. ca. 2 Tage. Hatte einen UL-Spirituskocher mit wenig Sprit dabei welcher eigentlich nur fürs Wasser heiß machen taugt und bei der minimalen Spritmenge hätte ich so gut wie keinen Schnee schmelzen könnnen. Biwak im Daunenschlafsack mit 700g Füllung war bombig, eigentlich zu warm. Hab die Tour genossen, das Wetter war sowas von einem Träumchen. Da ich das Frühstück ausfallen ließ hab ich ausgerechnet vor einem kleinen Anstieg zu viel gefuttert und so eine zusätzliche Hürde zum warmen Wetter und meiner fehlenden Fitness ...

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • bugikraxn

    Spannend wie klein doch die Welt ist. Dein 1. Foto erinnert mich doch sehr stark an das 1. Foto von meinem 2. Teil ;-). Da haben wir doch gar nicht so weit von einander entfernt genächtigt.

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