Das wichtigste beim Überleben - Der Kopf

  • Hallo Captain,
    Ich finde diese Beiträge von Dir sehr gut, kann auch nicht verstehen warum sich viele praktisch drum reissen, schwachstellen oder ungereimtheiten " aufzudecken", anstatt konstruktiv mitzureden.
    Ich möchte es trotzdem noch versuchen:

    Das Schwierige bei diesem Beispiel wird das pure Adrenalin sein, das durch deinen Kopf "pflügt" und jegliches rationelle Denken blockiert.
    Das einzige, was noch schlimmer ist, ist Panik.
    Wer in Panik gerät, hat extrem schlechte Karten.

    Wer dieses Gefühl kennt, weiss dass er sich dann nicht mal mehr die Schuhe zubinden kann. Und das haben die meisten ausgiebig geübt.
    Meine Frage hierzu ist:
    Wie kann ich meinen Kopf auf extremsituationen vorbereiten, damit mir genau das nicht passiert.
    Kann man das überhaupt, ohne sich in "panikverursachende" Situationen zu begeben?
    Bis jetzt versuche ich, mir möglichen Szenarien ständig bewusst zu sein, sowie auch ansatzweise Pläne oder Wahlmöglickeiten ( z.b. Kampf/Flucht ) im Kopf durchzuspielen um im Krisenfall schon optionen zu haben, die ich "nur auswählen" und nicht "neu erfinden" muss

    Ich wäre für tips echt dankbar, schöne Grüsse

  • Das kann man nur trainieren. Aber das was du machst ist gut. Mentales Training ist fast genausogut wie echtes. Man lernt damit das die Situation nicht so lebensbedrohlich ist. Es stärkt auch das Selbstbewusstsein.

    Das Gehirn wird in der Krise auf das zurückgreifen was es gelernt hat, solange es was gelernt hat. Dabei ist es nicht so wichtig ob dieser Lernprozess in Gedanken oder in Echt stattfindet. Mit Adrenalin bleibt das gelernte etwas besser und leichter im Gedächtnis, aber auch so geht es.




    All good medicine - Capt J Reynolds [Blockierte Grafik: http://www.ch-r.at/Privat/Avatare/SmilieIchB.gif]

    Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe. (Sprichwort der Apachen)


    Es gibt viele Wege zum Ziel. (Sprichwort der Apachen)

  • Also ich als "Newbie" bin wirklich dankbar für jeden Tipp, den ich hier bekommen kann.
    Ich lese mir alle Themen der Reihe nach genau durch und baue so mein Wissen dazu auf, um mir wirklich in der Not zu helfen.

    Und alle, die so tolle Beispiele lächerlich machen, sollten sich überlegen, ob sie hier auch wirklich richtig sind. In einer Comunity sollte man sich mit Respekt und Dankbarkeit entgegentreten.

    Wenn man ein guter Mentor sein möchte, muss man sich am Wissenstand des "schwächsten" Schülers orientieren. Und so aufbauern arbeiten. Das hast du wirklich gut gemacht und nur, weil das ein paar Leute nicht ganz verstanden haben, darfst du dich nicht entmutigen lassen!

  • Ich denke, dass das alles vor allem durch Übung bewerkstelligt werden kann.
    Wenn man 1000 mal über den am Boden liegenden Balken gegangen ist, ist auch der Kopf entspannter, wenn das Teil mal in ein paar Metern Höhe ist. Panik ist natürlich wieder etwas komplizierter, da hier das Kleinhirn übernommen hat und das Großhirn gefesselt und geknebelt in der Schädeldecke rumkugelt.

    Kampfsport baut im Prinzip auf etwas Ähnlichem auf: man übt und perfektioniert auch simple Bewegungen so lange, bis es verinnerlicht wurde und auch in Extremsituationen - wie einem echten Kampf - möglichst automatisch abgerufen werden kann.

    Was bedeutet dies für uns? Ich finde, wieder: üben, üben, üben. Schraubt mal die Sicherung aus dem FI-Kasten und seit eine Woche stromautark. Kauft eine Woche lang keinen Brösel ein und lasst den Wasserhahn zu. Dann findet man erstens Schwachstellen und zweitens wird das zunächst Abstrakte greifbar und ist auch für den Kopf nichts Unbekanntes und dann vielleicht nicht mal was Unangenehmes mehr. (Wobei ich das selbst noch nie versucht habe muss ich zugeben, ich fühlt mich derzeit noch nicht "aufgepreppt" genug.)

  • Mit der Überschrift des Threads stimme ich überein, mit der Interpretation dieser Aussage weniger.

    Der Wille zu überleben kann mit normalen Methoden nicht durch üben erlernt werden.

    Wichtig für das tatsächliche Überleben ist, welche Gedanken und Handlungen man setzt.
    Dazu gehört vor allem ein starker Wille und als erstes die Fokussierung der Aufmerksamkeit nur auf das Wesentliche, und alles andere auszublenden, um keine Kraft zu verschwenden.

    Dazu gehört es auch, negative Gedanken aus dem Kopf zu verbannen, die nicht hilfreich sind. Wenn es um Leben und Tod geht, ändert sich deshalb auch oft die Wahrnehmung der Zeit: Im Fokus steht dann nicht der Gedanke, ob man in einer Woche noch lebt, sondern wie man es bis zum nächsten Tag (oder Minute) schafft.

    Das zweite, vorausschauende Planung und kreative Problemlösung, schließt sich direkt daran an.
    Dazu gehört unter anderem vorhandene Nahrungsmittel zu rationieren oder in extremsten Situationen auch unpopuläre und teils masochistische Maßnahmen zu setzen, in allen möglichen Abstufungen je nach Ernst der Lage.

    Selbstdisziplin, die dritte Komponente:
    Dazu gehört, zu erkennen und ausnahmslos zu befolgen, was in einer Situation notwendig ist – gegen alle Verlockungen.

    Selbstvertrauen, die vierte Komponente;
    Wer in der Lage ist, seine Gefühle zu lenken, kann Belastungen schnell überwinden statt unter ihnen zu leiden.

    Jetzt etwas womit ich mit Christian übereinstimme:.
    Über den starken Willen und die Hoffnung hinaus hilft es, eine Routine aufzubauen.

    Auch wenn die Routinen in Notsituationen bis ins Extrem ausgereizt werden und jeder seine persönliche Grenze hat - sie sind auch im ganz normalen Alltag hilfreich. Wer seine Gedanken und Gefühle selbst gut steuern kann, und Hindernisse und Rückschläge unbeirrt überwindet, bewältigt emotional belastende Situationen wesentlich besser.

    LG Wolfgang

  • Ich glaube, dass es auch sehr wichtig ist die Gegebenheiten, wie sie auch immer aussehen mögen, zu akzeptieren. Es is wie es is! Ich muss aus der eben vorherrschenden Situation das Beste und mein Möglichstes machen. Hadern aber auch hoffen, kann da manchmal ziemlich kontraproduktiv sein. Hoffnungen werden meist enttäuscht und das kann einen ziemlich demoralisieren.

  • Ich glaube ,durch üben der div. eintretenden bzw. zu erwartenden Notfälle hat man schon eine gute Basis .Einen Shelter bauen ,Feuer machen usw. sind sicher vordringliche Sachen ,die ein Prepper beherrschen sollte .Mentale Übungen sind sicher auch ein guter Ansatz .Sich aber in unnötige Gefahr zu begeben um zu sehen wie man reagiert - naja - ist ohne "Netz" grenzwertig .Wo beginnt eine Extremsituation ? Für einen schon wenn der Akku vom Süchtophon leer ist ,für den anderen erst ,wenn der Wasservorrat zur Neige geht .
    Ich würde langsam anfangen und dann immer weiter die Belastung steigern .Mehr Tagesleistung beim marschieren ,kältere Temperaturen ,anspruchsvolle Wanderungen in der Ebene und auf den Bergen .Bei jedem Wetter ,bei allen Temperaturen .Bei Schönwetter kann jeder ein Feuer machen .Probier es mal bei -25° und Schneesturm .Bei vielen Touren kommen die Erfahrung ,Fertigkeiten ,Sicht auf das Wesentlich von ganz alleine .Da wird das Hirn trainiert ( >Erfahrungen sammeln ) und auch der Kadaver .Und bei vielen Touren ,speziell oberhalb der Baumgrenze ,kommen ganz vertrackte Situationen von selbst .Das wichtigste ist das Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten .

    LG rock

    ---numquam retro---

  • meiner meinung nach haben alle recht, nur wenn das wörtchen wenn nicht wäre. denkt an die zeit. die zeit ist das wichtigste gut des heutigen menschen. üben, üben, üben nur wann. dieses problem hab ich noch nicht gelesen.
    aber wo ein problem da ein lösungsvorschlag.
    1. kleine schritte beim üben, die nicht zeitintensiv sind
    2. im alltag einbauen, wie beim abnehmen, die stufen nehmen und nicht den lift

    mkg alex

  • Was ich noch hinzufügen möchte : trainiere Schlafentzug. Unglaublich wie sich dieser auf die Sinne auswirkt .Nicht nur auf die Fähigkeit Situationen zu analysieren ,sondern auch entsprechend zu reagieren .Das lässt sich ganz einfach zu Hause üben .Die Ergebnisse kann man dann für ein reales Training verwenden .Solange aber nix "von selbst geht" ,würde ich es ohne Backup nicht probieren .Die Gefahr ist dann einfach zu groß .
    Es ist halt immer eine Frage der Einstellung .Wie weit traue ich mir zu zu gehen ,wie gut sitzen meine Grundfertigkeiten ,Zeit natürlich spielt eine große Rolle ,usw.,usw..
    Habe ich mich mit meiner Ausrüstung blind vertraut gemacht ,passt da alles .Nach jeder größeren Tour die Ausrüstung checken - was ist Mist ,was verwende ich weiterhin .Ich kann mich gut an meine Anfangszeit erinnern . LED-Taschenlampen gab es nicht ,Batterien sind groß und schwer .Bei der ersten Wintertour glaubte ich ,den Gaskocher sprengen zu müssen .Das sind nur kleine Beispiele ,zeigen aber den Lernprozess auf .Und auch ,was heute besser ist .Aber das Um und Auf ist immer das ,was sich zwischen den Ohren abspielt .
    Wenn die Murmel nicht mitmacht ,ist alles andere für die Traudl-Tant' .

    LG rock

    ---numquam retro---