Scenario - Explosion in der Stadt

  • Zitat von Betula im Beitrag #18
    danke, Scavenger, das mit dem Wasser wußte ich nicht. ich dachte, im Pool verbraucht sich das Chlor durch Bakterien etc...weils immer heißt: je dreckiger das Wasser, desto stärker gechlort...
    würde demnach ein feuchter, umgebundener Fetzen helfen? oder hat man den Mist dann direkt am Körper?



    Im Pool wird es das auch, weil es ja von Haus aus so dosiert wird, dass die Wasserkomponente ja nicht wirklich zu tragen kommt (deswegen hau ich ja soviel Chlor ins Wasser, bis ich auf einen gewissen Wert komme). Dann werkeln wirklich die Bakterien und Mikroorganismen an der "Chlorzehrung" (bzw. eher das Chlor am killen derer) und machen den Chlorwert wieder niedriger.

    Im besagten Fall geht es aber mehr oder weniger ums "Verdünnen" des Chlorgehaltes in der unmittelbaren Umgebungsluft durch Wasser... quasi eine Art "Ausschwemmen" das erforderlich ist, wenn du in der misslichen Lage wärst, dass in deiner Nähe wirklich eine derartige Menge an Chlorgas ausgetreten ist.

    Deswegen auch der Tipp: sofort ins Haus und dort in einen höhergelegenen (und abdichtbaren) Raum. Chlor ist schwerer als Luft und wird sich deshalb im Bodenbereich ausbreiten (=untere Stockwerke). Auch ist durch ein halbwegs dichtes Haus schonmal eine drastische Reduzierung der ppm an Chlor in der Umgebungsluft gegeben. Als "last defense" ist jedoch auch noch das Wasser heranzzuziehen (auch natürlich als Nasses Tuch vor den Mund).

    Bezüglich der Codewörter muss ich vielleicht noch ein wenig präzisieren: Wir benutzen hier keine abstrusen Wörter, die für sich schon aufmerksamkeit erregen sondern eigentlich ganz normale Sätze, die nicht auffallen würden, auch wenn der Geiselnehmer neben mir steht (dramatisiert *g*) - jedoch in der Kombination dem gegenüber, ohne eigentlich viel zu sagen, doch genug mitteilen um die Situation gut deuten zu können.

    viribus unitis - acta non verba

  • Wie verbreitet ist eigentlich Chlor(gas) als Gefahrengut? Mir ist schon klar, dass in der Umgebung chemischer Betriebe sowas auftreten kann, aber ist dieses Zeug im allgemeinem Leben oft zu finden?

  • Auf sehr vielen Lastzügen finden sich immer wieder mal Waggons mit je 65t Gefahrgut pro Stück. In Gegenden mit Chemieerzeugenden oder verarbeitenden Betrieben (bei uns sinds allein 2 große im Bezirk) tritt das dann natürlich vermehrt und sowohl auf Schiene als auch auf der Straße auf. Da wird man aber auch schon von klein auf sensibilisiert.

    Prinzipiell kanns also in jedem Verkehrsunfall zu einer Gefahrgutbeteiligung kommen. Übrigens auch mit radioaktiven Stoffen. Die sind nämlich in Österreich öfter unterwegs, als man annehmen würde.

    Zur Verbreitung von Chlorgas: es ist schwerer als Luft und wird sich daher abhängig von Topografie und Wetterlage sowie Windrichtung und Stärke entsprechend in Bodennähe wie ein Teppich ausbreiten und zu niederen Lagen tendieren.

    viribus unitis - acta non verba

  • nun ja, in jeder größeren Stadt gibt es mehrere öffentliche Schwimmbäder. da kommt - in Summe - sicher einiges an Chlor zusammen.

    zum Szenario: was tun, wenn in den Medien keinerlei Information kommt, was da in der Luft ist? spätestens mit Ende der Arbeitszeit würde ich dann doch erwägen, mich nach Hause aufzumachen (ca. 20min Fußweg).
    abgesehen davon glaube ich kaum, daß all unsere Kunden brav im Geschäft bleiben würden. ich würde einfach mal die Runde machen und Kaffee und Tee anbieten (natürlich vorher mit Chef abklären, ihm erklären, daß das zur Eskalationsvermeidung beiträgt), um die Leute zu entspannen und das Ausharren so angenehm wie möglich zu machen. ansonsten: mit Kollegen und Kunden reden, sich austauschen. Versuchen, an weitere Informationen zu kommen. (und, auf die Gefahr hin, mich zu outen - auf unserem allerhintersten PC ins Forum einloggen und das Ereignis posten, mit der Bitte um Ratschläge :-) )

    liebe Grüße, Betula


    falls die Welt untergeht, muß noch lange nicht die Welt untergehen.

  • @Scavenger : danke für die Erklärung. Bei Chlor dachte ich nur an Schwimmbäder, weil wir in der Gegend kaum chemische Industrie haben. Meine Vorstellungen von Chemieunfall gingen eher in Richtung Treibstoff-Tankwagen.

  • Bei einem ausgelösten Zivilschutzalarm MUSS Info kommen. ORF Regionalradio (Bundesland) wird hier asap eine Einschaltung bringen. Meist sogar schon direkt im Anschluss an das Zivilschutz Sirenensignal.

    Die Entscheidung, dass diese Warnung ausgegeben wird, ist keine Leichtfertige. Dieser gehen sehr viele Absprachen über die Vorgehensweise vorraus, die meist in Alarmplänen niedergeschrieben und greifbar sind.

    viribus unitis - acta non verba

  • Um das Szenario abzuschliesen, die Meldungen lauten das mehrere Wagons mit einer Chlorverbindung durch einen Unfall entgleist sind und zwei der Wagons ein Leck haben. In späteren Ermittlungen wird sich herausstellen das eine Firma den Inhalt falsch deklariert hat um Gebühren zu sparen.

    sowas passierte dieses Jahr erst in den USA
    http://www.t-online.de/nachrichten/panor...vakuierung.html

    2002 geschah ein ähnliches Unglück
    https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Minot


    2005 entgleiste ein Zug der Chlorgas geladen hatte, 10 Menschen starben, 250 wurden verletzt, 5400 Einwohner wurden für 2 Wochen evakuiert.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnu...on_Graniteville


    All good medicine - Capt J Reynolds

    Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe. (Sprichwort der Apachen)


    Es gibt viele Wege zum Ziel. (Sprichwort der Apachen)