Fallbeispiel 1 - Schnittverletzung/starke Blutung - keine Hilfe von Außen zu erwarten

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  • Fallbeispiel 1

    Ausgangslage:
    Im ganzen Bundesland ist der Strom ausgefallen. Es gibt kein fließendes Wasser, die Rettungskräfte sind durch immer häufiger auftretende Plünderungen und logistische Probleme heillos überfordert.
    Das nächste Krankenhaus musste auf Grund eines zu spät bemerkten Brandes geschlossen werden, es ist beinahe unmöglich medizinische Hilfe zeitnah zu erreichen oder herbeizuholen.
    Die einzigen Mittel, über die ihr verfügen könnt, ist die Notfallausstattung bei euch zu Hause und in eurem PKW/BOV.
    Es ist Nacht, Herbst, es regnet. Dank einer guten Vorbereitung hat es in eurer Wohnung 18° C.

    Situation:
    Eine weitere Person in eurer Wohnung beginnt im Nebenzimmer plötzlich laut zu schreien. Als ihr den Raum betritt, und mit dem Taschenlampenkegel erfasst ihr euren Mitbewohner (kann natürlich auch euer Partner, Kind, Freund/in, ... whoever sein...), der am Boden anscheinend versucht hat, eine Nahrungspackung mit einer Rasierklinge zu öffnen. Jetzt liegt er mit einer klaffenden Wunde auf dem Boden, wimmert, aus der Wunde fließt Blut...

    Patientenzustand:
    Patient, ca. 30 Jahre alt, blass, kaltschweißig, 10cm lange Schnittwunde an der Innenseite des linken Unterarms, Blutung NICHT spritzend, jedoch stetig fließend, nach eigenen Angaben "unaushaltbare" Schmerzen.

    nach 5 Minuten:
    Er wird immer zittriger, flacher, schneller Puls, euer Patient kollabiert plötzlich, reagiert nur noch sehr eingeschränkt auf Ansprache, wirkt apathisch.

    gefragt:

    konkret:
    Was tut ihr in den ersten 5 Minuten?
    Was tut ihr in der Situation, die nach 5 Minuten eintritt?

    zum Nachdenken:
    Habt ihr genügen Material, um so einen Notfall abarbeiten zu können?
    Wie hätte sich so ein Unfall vermeiden lassen?
    Gibt es eurer Meinung nach andere Wege, doch Hilfe zu organisieren (seid ruhig kreativ!)?



    VIEL SPASS [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_41_88fcd405.gif][Blockierte Grafik: http://img.homepagemodules.de/idee.gif][Blockierte Grafik: http://img.homepagemodules.de/frage.gif]

    UND LOS...

    all good medicine,
    justme

  • Arm hochhalten, desinfizieren, Druckverband anlegen.
    Keine Schmerzstiller da sie teilweise blutverdünnend wirken.
    nach 5 Minuten:
    Keine Ahnung, da dieser Zustand nur schwer etwas mit der Verletzung zu tun haben dürfte?
    Also einfach normale Schockbehandlung: Beine hoch, beruhigen, warm halten, trotzdem Hilfe organisieren[Blockierte Grafik: http://img.homepagemodules.de/smokin.gif]
    Unfallvermeidung: Statt Rasierklinge Schere neben den Vorräten bereithalten.
    Hilfe organisieren:
    Meine Nachbarin ist Zahnärztin und in so einer Situation eher bei den Kindern zu Hause, also rüberstarten.

  • Verhalten in den ersten 5 Minuten:

    1.) Situation erkennen: Laut der Beschreibung eine venöse Blutung, somit Blutverlust normalerweise nicht so groß wie bei einer arteriellen Blutung.

    2.) Erste-Hilfe-Ausrüstung holen, Einmal-Handschuhe anziehen, Arm hochhalten, Wundauflage drauf, Patienten mittels Druck die Wundauflage halten lassen. Druckverband mittels Dreieckstuch machen, MDS kontrollieren.

    3.) Patient beruhigen und die Lage bzw. weitere Schritte erklären, eventuell etwas zu trinken geben.

    Wenn 1.) - 3.) gut und zügig durchgeführt wurden, sehe ich bei einem 30-Jährigen, grundsätzlich gesunden, Patienten nicht die Gefahr, dass er nach 5.min das beschriebene Verhalten zeigen wird, aber wie immer gilt, es kann natürlich alles passieren, also:

    Verhalten nach den ersten 5 Minuten:

    Schocklagerung, Notruf betätigen (auch wenn keine Hilfe zu erwarten ist), Vitalwerte (RR, Puls, SpO2, BZ) erheben, gegebenenfalls kann man anhand der Werte dann einen ersten Rückschluss ziehen. Sollte dann eine Bewusstlosigkeit eintreten wird der Patient in die stabile Seitenlage gebracht, Vitalwerte immer wieder kontrollieren.
    Druckverband ebenfalls stetig kontrollieren (falls durchgeblutet einen weiteren Druckverband drüber anlegen, ersten Druckverband nicht öffnen)

    Naja und dann kann man nur drauf warten, dass Hilfe kommt, wobei da dann die Situation eben schnelle analysiert werden muss. Wenn beim Notruf keiner mehr abhebt, dann wird man vergebens auf Hilfe warten, somit würde sich noch anbieten, dass man den Patienten ins eigene Auto bringt und versucht ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis zu erreichen. Eine pauschale Lösung wird es dann ab hier nicht mehr geben.

    > Material hätte ich genügend zu Hause, im Rucksack und im Auto. Auch jenes Material zur Erhebung der Vitalwerte ist vorhanden.
    > Vermeiden hätte man das Ganze natürlich dadurch können, dass man, wie Babymaus schon schrieb, eine Schere anstatt der Rasierklinge verwendet hätte. Aus diesem Grund liegen meinen Not-Vorräten auch stets einfache Kleiderscheren bei, die gibts günstigst auf E-bay und das Verletzungsrisiko ist minimiert.
    > Nun ich würde erstmals versuchen meine Kollegen aus dem RD per Handy zu erreichen, bzw. den Patienten mit dem eigenen Fahrzeug zumindest zur nicht weit entfernten Dienststelle bringen. Dort wär dann die Chance einen Transport in ein KH zu bekommen sicher höher, bzw. auch NFS vor Ort, die dann einen IV-Zugang zur Flüssigkeitsgabe legen könnten.

    LG
    Ulrich

  • Klingt alles wirklich gut und mit eigenen Mitteln schaffbar. Wichtig ist hier nach der erfolgten Erstversorgung auch die Nachsorge. Da wir denke ich bereits gut gelöst haben, erlaube ich mir, das Szenario weiter zu spielen (bitte gleich sagen, wenn nicht erwünscht):

    Der Nächte Tag ist angebrochen und der Schock von der gestrigen Verletzung ist fürs Erste verdaut. Dem Kollegen ging es nach der erfolgten Wundversorgung und Schockbekämpfung nach einiger Zeit etwas besser und ihr habt euch dazu entschlossen ihn zumindest für die nächsten Tage auf jeden Fall zu schonen. Er verbringt den Tag im Bett und schläft fast den ganzen Tag durch. Die immer noch auftretenden Schmerzen werden mit Medikamenten bekämpft.

    Als ihr euch am Tag darauf die Wunde für einen Verbandswechsel ansehen wollt, bemerkt ihr dass es ihm überhaupt nicht gut geht. Er schwitzt am ganzen Körper, ist total erschöpft und hat offensichtlich Fieber. Weiters klagt er trotz Medikamenten über starke Kopf- und Gelenksschmerzen, vor allem kommt es ihm so vor als hätte er einen Hexenschuss.
    Die Wunde blutet zwar nicht mehr und ist dank dem Druckverband halbwegs stabil zusammengeblieben, ihr macht euch dennoch Sorgen darüber, dass die Wunde entlang des Schrittes bei Belastung jederzeit auseinanderklaffen könnte. Als ihr den Verband wechselt, kommt euch aus dem Wundbereich einiges an gelblicher-rosaroter Flüssigkeit entgegen. Die direkten Wundränder haben einen dunkelgelben Schorf gebildet.

    Es gelten dieselben Bedingungen wie im Eingangsposting. Was sind eure nächsten Schritte?
    Erhöhung der Schwierigkeit: durch den Stromausfall funktionieren eure Geräte zwar, weil ihr vorgesorgt habt. Das Internet ist jedoch nicht verfügbar.

    viribus unitis - acta non verba

  • Puh, das klingt schwierig. Gelbliche-rosarote Flüssigkeit könnte Eiter mit Resten von Blut oder Lymphflüssigkeit sein. Die gelbe Kruste deutet auf einen Fibrinbelag hin. Eiter würde ich in Natura erkennen, ebenso (denke ich) einen unguten Fibrinbelag. Ich gehe im Beispiel mal davon aus das es so ist. Zusammen mit dem Fieber würde ich von einer Infektion und einer "schmutzigen" Wunde ausgehen. Keine Ahnung wie da Kopf- und Gelenksschmerzen oder ein Hexenschuss dazu passen. Vermutlich durch die Enzündung?

    Ich würde die Wunde nochmals reinigen und die gelbe Kruste vorsichtig entfernen. Dann die Wunde feucht halten und regelmässig kontrollieren. Antibiotika mögen helfen, die habe ich aber nicht gelagert.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Ich bin kompletter Laie und würde klarerweise erstmal versuchen eine Fachkundige Person zu Rate zu ziehen.

    Wenn ich wirklich niemanden finde, würde ich als erstes eine genauere Untersuchung durchführen und die Ergebnisse dokumentieren(Temperatur, Herzfrequenz, Atmung, Schwellungen, Verfärbungen der Haut, und das Befinden und der Bewußtseinszustand). So kann ich sagen ob sich der Zustand bessert oder verschlechtert.

    Bei den beschriebenen Symptomen würde ich von einer beginnenden Sepsis ausgehen.
    Sollte die Wunde wirklich noch aufklaffen würde ich sie spülen und stabilisieren, abernicht fest verschließen, damit nach kommende Wundflüssigkeit abfließen kann. Da ich keine Ahnung habe welcher Erreger die Infektion verursacht, würde ich mein Glück mit Antibiotikum versuchen( Dalacin, oder evtl verschiedene im Wechsel?). Mit Schmerzmitteln wäre ich sehr zurückhaltend um einerseits keine Symtome zu verschleiern und andererseits die Organe nicht zusätzlich zu belasten.
    Ansonsten ist glaube ich eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Elektrolyten sehr wichtig, sowie Bettruhe und eine ausreichende Raumtemperatur.

    Ich würde aber weiterhin dringend versuchen Hilfe zu finden.

    [team] Wenn wir unsere Waffen zu Pflugscharen verarbeiten, werden wir irgendwann für die pflügen, die das nicht gemacht haben.

  • Eine septische Wunde durch eine Sekundärinfektion also?
    Um fair zu bleiben nehme ich jetzt einmal an das meine Nachbarin sich abgesetzt hat oder so.
    Na dann wird es brutal!
    Ich würde versuchen die Wunde zu öffnen(Skalpell) und nekröses Gewebe zu entfernen. Dann alles möglichst gut desinfizieren (Octenidin).
    Wundränder klammern (natürlich nicht mit der Büromaschine). Verbinden. Breitband Antibiotikum ( Cefotaxim) geben.
    Beten?

  • Aufgrund der Größe der Verletzung (10 cm) wäre hier ein Vernähen der Wunde angesagt.

    Ein Wundverschluss durch Druckverband führt zwar zur Blutstillung, da der Verband jedoch regelmäßig kontrolliert und gewechselt werden muss, stellt der Druckverband keinen adäquaten Wundverschluss zur weiteren Heilung der Wunde dar, dafür ist sie zu groß und eine Infektion ist die logische Folge.

    Die Wunde wird wieder aufplatzen da die Heilung bis zum ersten Verbandswechsel nicht ausreichen kann um das Gewebe zusammen zu halten, folglich wird die Wunde nicht geschlossen bleiben.

    Folgen

    - Möglichkeit für das Eindringen von Erregern
    - evtl. erneute Blutung
    - Situationsbedingt Demoralisierung des Patienten aufgrund negativer Prognose
    - im Falle einer sekundären Wundheilung eine sehr lange Geschichte mit großer Belastung für die Gruppe und dadurch unabsehbaren Folgen.

    Daher, ausgehend von Situation 1 (Frischer Schnitt)

    1: Arm hoch, Vene im Oberarm abdrücken und Blutung dadurch zum Stillstand bringen.

    2. Teamarbeit gefragt, Patienten anständig lagern (flach zur Stabilisierung Kreislauf, beine würde ich nicht hoch legen solange Kreislauf ausreichend vorhanden um Druck an Verletzung niedriger zu halten) und Materialien bereit legen, ständige Betreuung, je nach Temp. auf Wärmeverlust achten. Infusionen zwecks Kreislauf, venöser Zugang und rein damit, geht aber auch ohne zur Not, höhere Letalität eingeschlossen.

    3. Da Schnitt mit Rasierklinge erfolgte, ist von sauberen (nicht gefransten) Wundrändern auszugehen. Die starke Blutung würde mir für eine innere Reinigung der Wunde ausreichen, äußerlich mit medizinischem Alkohol säubern und anschließend die Wunde sauber vernähen, je nach Tiefe / Ausmaß. Verletzte Gefäße stellen hier die größte Herausforderung dar... ich gehe jetzt aber davon aus dass nicht direkt ne große Vene durch is...

    4. Einen leichteren Druckverband anlegen der dafür sorgen soll dass die Blutung vom Körper gestoppt werden kann, das umliegenden Gewebe jedoch auch durchblutete werden kann. Der Druck muss aber nach 1-2 Stunden reduziert werden um das Gewebe nicht zu schädigen und dem Körper die Möglichkeit zur Bildung von Umgehungskreisläufen zu geben.

    Antiseptische Wundauflage erforderlich, wenn nichts schulmedizinisches vorhanden ist, Spitzwegerich hilft hier sehr gut, zerreiben und nach lösen des Drucks auf die frische Naht geben.

    die ersten Tage Patient mit erhöhtem Oberkörper lagern und Arm hoch lagern um Druck vom Wundbereich zu nehmen und die Heilung zu erleichtern. Patient viel Flüssigkeit zu sich nehmen lassen.

    5: Saubere stetige Wundkontrolle, Reinigung und wenn nötig Verbandswechsel alle 8-12 h mindestens, sollte die Wunde sich nicht entzünden kann nach 8-10 Tagen der Faden gezogen werden.


    Und jetzt zur infizierten Wunde, Situation 2, hier wird man sich auf eine sekundäre Wundheilung einstellen müssen die sowohl für den Patienten als auch alle Beteiligten einen langwierigen und anstrengend Prozess bedeutet. Die Wunde darf von nun an keinesfalls verschlossen werden da man sich sonst einen Bakterienbrutkasten im Patienten bastelt... sonst ist beten eine gute Therapie ;)

    Die Wunde muss vor allem gereinigt werden, ich würde versuchen sie mit großer Menge Salzwasser zu spülen um sie "einzuweichen" und, so fieß das klingt, mit einem in Antiseptische Lösung getränkten Tuch unter soviel Sauberkeit wie möglich auswischen um saubere Wundränder zu schaffen die der Körper verschließen kann. Für den Patienten ohne Lokale natürlich die Hölle.

    - Breitbandantibiotikum - rettet dem Patienten das Leben...

    Bis die direkte Infektion der Wunde abgeklungen ist müsste man diesen Vorgang der Reinigung min alle 6h wiederholen und mit antiseptischen Mitteln die Infektion bekämpfen. Die durch die Infektion entstehenden Begleitsymptome werden das große Problem des Patienten werden und dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Aufgrund der von Scavanger beschriebenen Symptome ist von einer beginnenden Sepsis auszugehen, verschlechtert sich der Zustand soweit dass der Patient keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen kann wars das ohne Infusionen und Antibiotika dann eh...

    Wenn die Infektion überstanden ist muss die Wunde von innen nach außen abheilen. Aufgrund der Lage würde ich die Wunde abdecken um Verschmutzung zu verhindern, jedoch nicht richtig verbinden.

    Aus der Natur kann unterstützen verschiedenes zur Bekämpfung der Symptome wie z. B. Fieber verwendet werden, wenn gewusst wie kann aus der Weide ein ganz gutes Schmerzmittel hergestellt werden.

    Abschließend wage ich zu behaupten dass bei den geschilderten Symptomen (Infektion) ohne eine fachkundige Versorgung mit einer Sepsis und anschließendem klassischem Verlauf zu rechnen ist. Sollte ein größeres Gefäß verletzt sein, auch venös, wird der Patient sehr wahrscheinlich verbluten wenn die Wunde nicht vernäht wird.

    Material für die Prozedur von A-Z habe ich, Antibiotika würde der Patient von mir schon beim Nähen via Infusion bekommen um die Infektion gleich nieder zu knüppeln... und Schmerzen müsste er auch keine haben ;)

    Ob so oder so, die Verletzung muss abheilen können. Beim Verschluss durch eine Naht (wenn keine Infektion entsteht) können die Wundränder miteinander verwachsen und so ein Eindringen von Erregern verhindern und den äußeren Schutz des Organismus gewährleisten. Im Falle einer Sekundären Wundheilung müssen die Wundränder auf beiden Seiten unabhängig voneinander heilen ohne un Berührung zu kommen, das können Sie nur wenn die Infektion bekämpft wird. Sollte die Wunde sich nach dem Nähen entzünden muss die Wunde wieder geöffnet werden, nicht schön.

    Im Prinzip das gleiche wie bei einer Schürfwunde, an der Oberfläche bildet der Körper einen Wundverschluss mittels "Schorf / Kruste" und darunter beginnt die Heilung. Das selbe muss auch auf den Wundrändern einer Wunde bei sekundärer Wundheilung geschehen, sobald die Oberfläche vom Körper fest verschlossen wurde ist das gröbste überstanden, den Rest packt unser Immunsystem ohne Probleme. Befinden sich aber Erreger in der Wunde und stören die Heilung, kann die Oberfläche nicht geschlossen werden und den Rest kann man sich denken...

    Daher wird vor einer OP - wenn die Indikation es zulässt - immer gewartet bis Infektionen und Schwellungen abgeklungen sind, sonst kann nicht vernäht werden bzw. nur mit hohem Risiko.

    Der medizinische Kleber im Anhang wäre eine Alternative für Diejenigen unter uns die nicht nähen können/möchten - vorausgesetzt die Wunde ist nicht zu tief. Dann kann man auch Klammerpflaster oder Tacker nehmen. Klinisch wird so ab 4/5/6 mm Tiefe genäht.

    Grüße vom Don

  • Wow hier wirds wirklich gut! Ich dachte, dass ich euch eine etwas härtere Nuss zu knacken gegeben hätte. Ich löse mal weiter auf:

    Wichtig war das Erkennen des Fiebers und des allgemeinen schlechten Zustandes in Zusammenhang mit der zuvor erlittenen Verletzung. In meinem "Spin-Off" hatte sich der Patient leider wirklich eine Sepsis eingefangen welche sich durch die hohe Körpertemperatur und den allgemein schlechten Zustand gezeigt hat. Ein weiteres sehr alarmierendes, aber gern vernachlässigtes Symptom wären die starken Kopfschmerzen und auch der vom Patienten angesprochene "Hexenschuss" gewesen - hier zeichnet sich eine beginnende Meningitis (Hirnhautentzündung) ab, die zusammen mit der Sepsis in der Regel gut behandelbar ist, hier aber sehr unbehandelt schnell zum bösen Ausgang führen kann.

    Ich wollte prinzipiell als "Lerneffekt" erreichen, dass man erkennen muss, wann man mit seinen eigenen Mitteln vielleicht nicht mehr auskommt und trotz einer augenscheinlichen Nichtverfügbarkeit auch eine Hilfesuche nach Fachpersonal ("Habe ich Ärzte/Sanitäter in meinem Freundeskreis bzw. in meiner Nähe?" "Wo ist der nächste Arzt?") in Erwägung ziehen muss. Eine wirklich professionelle Wundversorgung wird hier notwendig sein (evtl. auch nur mit einem kleinen chirurgischen Eingriff, wie er schon angedeutet wurde) und die Sepsis bzw. Meningitis bedürfen einer dringenden medikamentösen Behandlung durch Antibiotika (ich geh jetzt einfach mal von einer entsprechend bakteriellen Grundlage der Sepsis aus - ist reine Wahrscheinlichkeitsrechnung ohne die diagnostische Möglichkeit) weil der Kollege sonst ziemlich bald ein schweres Problem haben wird.

    Der angesprochene "Wundkleber" ist für kleinere Wunden mit Sicherheit ein probates Mittel - setzt aber im Vorfeld eine gute Wundversorgung vorraus damit ich mir nicht einen Bakterienbrutkasten unter dem Wundverschluss züchte. Sekundenkleberderivate werden übrigens gerade im angloamerikanischen Raum sehr gern zum Verschluss von frischen Schnittwunden eingesetzt.

    viribus unitis - acta non verba