(Kein) Schutz vor einem EMP-Angriff

  • Hi Leute,

    ich habe gerade auf Telepolis einen relativ pessimistischen Artikel zum Thema "EMP-Angriffe" gelesen.
    Man könnte ihn etwa so subsummieren: Wie könnte man (die Regierung) uns vor einem EMP-Angriff schützen, welche Pläne gibt es für diesen Fall und was wären die Folgen?

    LG,

    Bardo

    There is no such thing as too much backup!

  • Man kann einzelne Geräte eventuell abschirmen, aber einen generellen Schutz vor EMP gibt es nicht.

    Was ist ein EMP? Ein EMP ist ein Elektromagnetischer Impuls bzw ein Elektromagnetischer Puls. Wir sind von EMPs umgeben, auch wenn wir sie oft nicht als solche erkennen. Jeder Blitz in einem Gewitter, jeder Zündfunke im Motor, jeder Startvorgang einer Neonlampe ist ein EMP, aber im Kleinformat. Ein EMP ist ein Impuls der aus zwei Komponenten besteht, einer Elektrischen und einer Magnetischen. Und da spielen und sie Physikalischen Gesetze eben unschön mit. Jeder Leiter der Stromdurchflossen wird erzeugt ein Magnetfeld, und jeder Leiter der sich in einem wechselnden Magnetfeld befindet erzeugt eine Spannung, jeder Trafo, jede Antenne die Sendet oder Empfängt funktionieren nach diesem Prinzip. Und damit sieht man schon das Problem. Man kann Geräte abschirmen, man könnte mit erheblichem Aufwand auch Kabel usw abschirmen, aber alles was sendet und empfängt kann man nicht abschirmen da es deren Funktion unterbinden würde.
    Jetzt denken wir natürlich bei Dingen die von einem EMP betroffen werden können in erster Linie an technische Geräte, das ist aber leider ein Fehler. Auch Stahlkonstruktionen wie Brücken oder die Stahlbewehrung in Beton sind Anfällig, es hängt alleine von der Stärke des EMP ab was wie stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Um alles EMP sicher zu machen müsste man alles metallische in eine EMP-Sichere Hülle einpacken, und das ist technisch einfach nicht möglich.
    manche Dinge wie Notstromgeneratoren befinden sich in Gebäuden die so abgeschirmt sind das sie ein EMP nur schwer erreichen kann, aber der überwiegende Teil der Infrastruktur und Geräte lässt sich einfach nicht mit einem vernünftigem Aufwand absichern.

    Manche Dinge sind Konstruktionsbedingt gut abgeschirmt, Flugzeuge z.B. die einen Aluminiumrumpf haben, oder Geräte mit geerdeter Metallhülle, aber die meisten Dinge sind nun mal ungeschützt. Leider ist es so das jede Abschirmung durchbrochen werden kann, wenn der Impuls nur stark genug ist.

    Man kann also realistischer Weise zwar einzelne Schlüsselelemente der Infrastruktur absichern, zumindest gegen die meisten EMP, aber niemals unsere Gesamte Technik. Und das ist auch der Grund warum eigentlich nichts gemacht wird, es wäre ein erheblicher Aufwand der dem normalen Bürger einfach nicht erklärt werden kann notwendig um wenigstens die wichtigsten Teile der Infrastruktur zu schützen.


    All good medicine - Christian

    Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe. (Sprichwort der Apachen)


    Es gibt viele Wege zum Ziel. (Sprichwort der Apachen)

  • Ich frag mich ob die Stromaggregate, Fahrzeuge, technisches Gerät der Bunderheer ABC Abwehr EMP sicher sind.
    Würde aus meiner Sicht kaum Sinn machen wenn das Zeug nicht entsprechend geschützt ist.

    Ich hab einmal gelaen das es elektronische Schutzschaltungen gibt, die die elektr. Bauteile vor EMP Wellen schützen
    bzw. das man augf Grund der Zusammensetzung der Kernwaffe die Wellenlänge der EMP Strahlung berechnen kann.

    Irgendwo hab ich auch gelesen das die EMP Wellen ähnlich den Mikrowellen sind und man Geräte (vorrausgesetz man kennt die Wellenlänge) ähnlich wie bei Mikrowellenofen-Fenster vor den Wellen schützen kann.

    Ich hab mich an den US Kolegen orientiert und hab Batterien, Akkus, flexible Solarzellen und WalkieTalkies sowie Spannungswandler in einer Blechtonne die mit Karton ausgekleidet ist, eingelagert. Wenns nix bringt, ists auch wurscht :-)

  • heute habens bei Galileo im Beitrag über Mikrowellen erwähnt, daß man die Dinger auf Dichtheit testen kann, indem man ein Handy reinlegt (ohne die Mik einzuschalten!!) und es anruft. wenn die Mikrowelle noch strahlungsdicht ist, dürfte das Handy nicht klingeln.

    was in mir natürlich sofort die Überlegung geweckt hat: kann man eine Mikrowelle denn dann auch als provisorischen EMP-Schutzkäfig für Technikkleinkram verwenden? (ich war noch nie gut in Physik, also steinigts mich jetzt bitte nicht ....EDIT: googeln ergibt diesbezüglich sehr widersprüchliche Ergebnisse. mal heißt es "ja, klappt", dann wieder "nein, die Löcher sind zu groß" )

    liebe Grüße, Betula


    falls die Welt untergeht, muß noch lange nicht die Welt untergehen.

  • Die schnelle Antwort: Selbst wenn der "Test" mit dem Anrufen funktioniert sagt das noch nichts darüber aus, ob die Mikro auch einen EMP-Schutz bieten würde.
    Denn erstens ist die Mikrowelle nur auf ein sehr kleines Frequenzband beschränkt, ein EMP aber sehr breitbandig. Und zweitens reden wir da von ganz anderen Energieniveaus: Handysender haben Sendeleistungen von ca. 10W.
    Ein nuklear gezündeter HEMP z.B. hingegen sendet im Megawattbereich (je nach Größe der Bombe).


    Kurze technische Erklärung
    Was wir unter "Abschrimung" verstehen ist in Wahrheit nur eine Dämpfung. Die Wirksamkeit dieser Däpfung wird in dB angegeben - einer logarthmischen Skala: 10dB entsprechen einer Abschwächung um den Faktor 10. 20dB entsprechen einer Abschwächung um den Faktor 100. 30db -> Faktor 1.000, ...

    Sollte z.B. die Mikrowelle eine Abschirmung von 50 dB bieten, so reduziert sie das ursprüngliche Strahlungsniveau auf ein 100.000-tel des ursprünglichen Werts. Das reicht, um z.B. 700W (abgegebene Leistung) der Mikrowelle auf ein unbedenkliches Maß zu reduzieren.
    Ein HEMP mit bescheidenen 70 MW*) hingegen kommt da immer noch mit netto 700W durch - also so, als ob du dein Handy in die Mikro legen und einschalten würdest!

    LG,

    Bardo Thodol

    *) Die tatsächlich vor Ort auftretende Leistung variiert natürlich extrem, u.a. weil die Energie sich mit der dritten Potenz zur Entfernung abbaut: Doppelte Entfernung -> nur mehr ein Achtel der Energie.
    Daher spielt es eine Rolle, wo genau der HEMP stattfindet: Direkt über einem (Distanz: 20 bis 40 km), oder doch ganz woanders (mehrere 100 bis 1.000km).

    There is no such thing as too much backup!

  • Grundsätzlich sind zwei Arten von Elektr(on)ik besonders EMP-Gefährdet:

    Schaltgruppen, Bauteile, etc. die eine relativ direkte Verbindung zu langen Leitungen haben, z.B. kann sich die Wirkung eines EMP auf ein Gerät durch Verbindung mit dem Stromnetz, einer Antenne, etc. verstärken. - im Stromnetz selbst kann dieser Effekt theoretisch sogar stark genug sein, um in den Stromleitungen Kabelbrände auszulösen!

    die zweite Gruppe sind Elektronik mit besonders sensiblen Bauteilen, v.A. Mikrochips. Wenn man diese schützen will, wäre es evtl. vorteilhaft, sich die antistatischen Sackerl, in denen die geliefert werden aufzuheben - die sind zwar allein nich mal annähernd ein EMP-Schutz, können aber zusätzliche Sicherheit bieten, wenn man versucht, das Gerät zu schützen

  • Der Standard hat heute ebenfalls das Thema aufgegriffen:
    http://derstandard.at/2000070596518/unte...orea-usa-gefahr

    Zitat:
    "Als schließlich das Kim-Regime Anfang September laut eigenen Angaben erfolgreich eine Wasserstoffbombe zündete, schrillten bei der zuständigen Kommission im US-Kongress die Alarmglocken. Bis zu 90 Prozent der US-Amerikaner könnten durch einen EMP-Angriff binnen eines Jahres sterben, so das Szenario. Etwa durch Verhungern, an Krankheiten oder wegen des Zusammenbruchs der Gesellschaft."

    "Das strategisch Gewünschte muss mit dem taktisch Möglichen übereinstimmen."
    Bernard Law Montgomery, 1. Viscount Montgomery of Alamein, KG, QCB, DSO, PC