Kommunikation Vor/Während/Nach der Krise

  • Zitat von Woody im Beitrag #58

    Eine Beschlagnahmung der (analogen) Relaisfunkstellen würde in meinen Augen wenig Sinn ergeben, da (zumindest in Österreich) die Einsatzkäfte alle auf Digitalfunk umgestellt wurden. Für die Krisenkommunikation sind die Amateurfunkstellen daher für die Behörden wertlos. Meines Wissens müsste das sogar für die DMR Funkstationen gelten, da die Behörden selbst diese nicht nutzen können sondern auf ein eigenes Netz setzen.



    Tetra ist was Blackout Geschichten angeht weitaus anfälliger als die analoge Funkgeschichte, weil hier wesentlich mehr Sender für dieselbe Fläche gebraucht werden (Kann man sich so vorstellen, wie ein Mobilfunknetz - die Technik dahinter ist genau genommen ja auch nichts anderes). Das Tetra-Netz wird von den Einsatzorganisationen im "normalen" Einsatzbetrieb genutzt und wohl auch im Krisenfall so lange es funktioniert. Der Punkt an dem nichts mehr funktioniert wäre jedoch ohne externe Versorgung mit Notstrom (welche nicht für alle Sendemasten realisierbar ist) so in etwa nach 6-8 Stunden erreicht und dann zeigen auch die Tetra Geräte "Kein Netz" und müssten auf Direktkommunikation umschalten, die jedoch in größeren Lagen wertlos ist.

    Einsatzorganisationen setzen daher sehr wohl auf AFU und betreiben dafür sogar eigene Einheiten, die im Katastrophenfall tätig werden. Das sind auch ganz normal ausgebildete Amateurfunker, mit teilweise sogar von den Einsatzorganisationen angeschafftem und gestellten Gerät mit eigener Stationsrufnummer im AFU Register. Dies ist oft einer der letzten Wege um auch über weitere Strecken kommunizieren zu können, da die AFU Frequenzen wesentlich langwelliger als die im Normalfall genutzten Frequenzen sind und daher von Haus aus eine wesentlich höhere Reichweite haben. Es gibt hier auch regelmäßige Übungen gemeinsam mit dem ÖVSV (Stichwort: ARENA) wo Funkamateure als Kommunikationsspezialisten für die Einsatz- und Behördenstäbe den Part übernehmen.

    Gerade im Krisenfall sind es oft nur Amateurfunker, die den wichtigen Kontakt herstellen können um Informationen weiter zu geben.

    In Kärnten kam es im Dezember 2017 zu einem lokal begrenzten Wetterereignis, welches einige Gemeinden komplett von der Aussenwelt abgeschnitten hatte. Strom war auch weg und durch den mit schweren Schneefällen behafteten Föhnsturm war eine reguläre Kommunikation sogar im analogen 2m Band, welches von den BOS in Kärnten immer noch genutzt wird (in Kärnten wird Tetra nur von der Polizei in Klagenfurt eingesetzt) quasi unmöglich.

    Abhilfe schaffte erst eine mobile Leitstelle des Landesfeuerwehrverbandes, welche gleichzeitig als eine 2m Relaisstation eingesetzt werden kann. Große Teile der Krisenkommunikation wurden in der Erstphase auch mittels Satellitentelefon erledigt - deswegen wurden Behörden und BOS in Kärnten auch großflächig mit Sat-Telefonie als eine weitere Kommunikationsebene ausgerüstet.

    viribus unitis - acta non verba