Unterschiede beim Preppen zwischen USA und Europa

  • Ich lese öfters auch mal auf amerikanischen Prepperseiten. Dabei ist mir aufgefallen, dass es grundsätzliche Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen Preppern gibt.

    Während sich in Europa viele auf ganz konkrete und bereits mehrfach aufgetretene Ereignisse wie Hochwasser, Lawinenabgänge oder einen Störfall in einem KKW vorbereiten, scheint für viele Amerikaner die Absicherung gegen bewaffnete Plünderer und marodierende Horden sehr wichtig zu sein. Für viele ist die Ausrufung des Kriegsrechts „martial law“ und die Zwangseinweisung in Sammelunterkünfte der Katastrophenschutzbehörde FEMA die schlimmste Horrorvision und unzählige Prepper bereiten sich darauf vor, im Ernstfall in die Wildnis zu ziehen. Falls das wirklich eintreten sollte, hat man im Yosemite Nationalpark wahrscheinlich eine höhere Bevölkerungsdichte als jetzt in der New Yorker Bronx.

    Ich kann mich hingegen nicht erinnern, auf einer amerikanischen Prepperseite jemals etwas über einen potentiellen Störfall in einem KKW oder einem Chemiewerk gelesen zu haben. Es scheint fast so, als hätten die noch nie Nachrichten über Three Mile Island, Tschernobyl oder Fukushima gesehen.

    Wie ist es zu erklären, dass potentielle Bedrohungen und Gefahren so unterschiedlich wahrgenommen werden?

    Gruss,
    der Bayer

  • Three Mile Island ist laaange her, Tschernobyl und Fukushima weit weg....was interessiert das Amis die einen Donald zum Presidenten wählen ?

    Die Amis die nicht an der West- oder Eastcoast wohnen sind im innersten immer noch Cowboys ( denken sie zumindest ) Wenn Du in Flaggstaff wohnst und jedes WE mal schnell der örtliche HA Club mit 130 Mann zur Tanke kommt um zu einam andern Chapter zu fahren ( in ähnlicher Grösse ) und hinter Dir 70 Meilen Wüste liegen bis das nächste Kaff kommt, dann führt das zwangsläufig zu anderen Prioritäten als wenn Du in St. Anton am Montafon wohnst.

    in dem Ländle hats noch etwas mehr Wildnis als nur Yellowstone ( super Idee sich in einer Krise auf einen aktiven Supervulkan zurückzuziehen ;-) )

    Andererseits haben sie einen ziemlich praktischen Ansatz. Wenn ich schon in die Tornado Alley ziehe, dann bau ich halt ein Holzhaus ohne Keller... mich wirds ja bestimmt nicht Treffen. Und nachher jammern weil sie keine Versicherung haben und die Hütte Kleinholz ist. Kann man nicht wirklich nachvollziehen wenn man nicht ein paar Jahre dort gewohnt hat.

    LG, JK

  • Der Unterschied ist aber auch in der Weite des Landes zu suchen .Wenn ich 200 km fahren muss um Lebensmittel kaufen zu können ,verändert sich im Haushalt doch einiges .
    Außerdem sind Amerikaner von Haus aus naturverbundener als Europäer .Viele Sachen sind dort ohne Probleme möglich ,die bei uns mit schwerem Kerker geahndet würden .Sicher ein zweischneidiges Schwert ,dennoch hat ein Angelausflug mit Freunden und einigen Bierchen ohne weggescheucht zu werden schon einiges .Sie haben halt einen anderen Zugang .

    LG rock

    ---numquam retro

  • Denke, dass es hier zahlreiche kulturelle & geschichtliche und einstellungsmässige Unterschiede gibt, die den thread sprengen würden. Alleine die Tatsache, dass es im vergangenen Jahrhundert nicht zwei Weltkriege - mit 70 oder mehr Millionen Toten inkl. zerbombter Städte, verseuchter Landschaften und dadurch resultierende Hungersnöte und Besetzungsjahren - im eigenen Land gegeben hat, ist ein fundamentaler Einstellungsunterschied. Auch die Entfernungen spielen da - im Kopf - eine grosse Rolle. Auch in unseren entlegensten Gebieten, kommt nach spätestens 20min Autofahrt eine Ansiedlung, im Mittelwesten, oder Kanada eher nicht ;-)!
    Alle Atomkatastrophen waren von den USA weit weit weg und wir haben marode (Ost)-Kraftwerke vor unseren Haustüren. Wen in L. A. hat "Three Miles Island" gekümmert, war ca 3.000km entfernt inkl. Westwind ;-)
    Natürlich liegen da Zombie Apokalypsen, Nordkoreanische Invasionen (Red Dawn) und marodierende versuchte Städter näher als Atomkraftwerke in Japan!
    Aber wie gesagt, das würde alles den Rahmen sprengen.
    LG
    Igel

  • Die Unterschiede sind da wohl eher kulturell und geselschaftspolitisch und sie sind (verallgemeinert) riesig.
    Ich meine damit jetzt weniger die Ost- und Westküste, eher alles dazwischen. Riesige Unterschiede gibt es auch politisch. Die Polizeibehörden sind lokal organisiert und unterstehen dem Bürgermeister, dadurch ergibt sich schon mal eine "etwas" parteiliche Rechtsauslegung wie man auch in unseren Medien immer wieder mal zu lesen bekommt. Außerdem hat die Religion in weiten Teilen der USA einen beträchtlichen Einfluss, ganz anders als in Europa. Das sind aber nur zwei Beispiele für grundlegende Unterschiede. Wie @rock ja schon erwähnt hat, sind die Landstriche teilwese unbewohnt oder sehr zersiedelt. Grundsätzlich kommt noch dazu, dass in den USA der Staat weit weniger in das Leben der Menschen eingreift, als wir das in Europa gewohnt sind. In den ländlichen Gebieten der USA kommt der Staat eigentlich nicht vor. Alles ist auf regionaler Ebene gelöst, es gibt dort eigene Gesetze auf Gemeindeebene, die auch selbst vollzogen werden (zB. Polizeikräfte, Richter usw.). Wie man aus Serien oder Dokumentationen/Reportagen weiß, halten die örtlichen "Behörden" nichts davon, wenn mal die Bundespolizei (FBI) eingreift, oder ein Gerichtsfall an ein Bundesgericht geht. Man löst die Dinge lieber selber, ohne Einmischung des Staates. Es gibt auch kein Meldewesen, jeder kann wohnen wo er will und muss sich nicht bei einer Bundesbehörde melden, soetwas wie unser zentrales Melderegister wird als eklatante Einschränkung gesehen und würde ihre (die US-Bürger) Freiheit behindern.
    Der Staat ist also in den ländlichen Bereichen der US sehr weit weg, die Menschen sind gewohnt sich um ihre Dinge selbst zu kümmern. Polizeichefs werden gewählt wie der Bürgermeister, man kann also selbst mitbestimmen was geschieht und wer es umsetzt. In Europa hingegen ist der Staat überall und die Bereiche die nicht vom Staat abgedeckt werden sind streng regelmentiert. Das ist halt der europäische Weg und sehr weit vom US-amerikanischen weg.
    Dadurch sind die US-Amerikaner eigentlich sehr selbständig, die Jagd ist fast überall erlaubt, Waffenbesitz ohnehin, man kann auf seinem Grund eigentlich machen was man will (obwohl sich da auch schon einiges ändert, zB Baugenehmigungen in einigen Staaten). Wer also in so einem System aufwächst weiß, dass einem der Staat nicht zu Hilfe eilt, wenn mal was passiert, daher sind manche auch etwas paranoid, was die Selbstvorsorge und die Selbstverteidigung angeht. Ebenso sieht es aber auch bei der Bildung aus, das ist eher Eigenverantwortung, wie weit man sich bildet, das staatliche Bildungswesen ist regional sehr unterschiedlich und wenig gefördert. In manchen Städten gibt es Tombolas an den Schulen, wer auf eine staatliche Uni gehen darf, unabhängig, wie gut die Schüler sind. In Europa ist so eine Vorgehensweise wohl nicht möglich. Aber es zeigt auch, wie wenig Stellenwert Bildung in manchen Teilen der Bevölkerung hat, daher darf man sich auch nicht wundern, dass viele keine Ahnung von den Gefahren von Kernenergie haben, da das einfach nicht vermittelt wird. Dort wird Kernenergie als komplett ungefährlich gesehen, immerhin dient sie ja auch der Landesverteidigung.
    Ein weiterer Punkt ist natürlich, dass nicht viele der "wirklichen" Prepper einen Internetzugang haben und daher in den Foren gar nicht aktiv sind. Die Beiträge in den Medien ("Doomsday Prepper" und wie die alle heißen) werden meist mit Selbstdarstellern und Wichtigtuern gefüllt weil sich "Spinner" immer besser verkaufen als strukturierte, überlegte Prepper. Dazu kommt noch, dass die eher ihre Ruhe haben wollen und nicht in den Medien erscheinen wollen und davon gibt es echt genug.

    Was die Prepper in den USA und Europa aber gemeinsam haben ist, dass sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf schlechtere Zeiten vorbereiten. Der Rahmen ist nur ein anderer.

  • Ja ,nur ist der Rahmen in Europa weit enger gesteckt als in den USA .Bei uns ist alles reglementiert ,mit Gesetzen abgesichert und mit Tafeln und Zäunen verhindert .
    .......Medien ("Doomsday Prepper" und wie die alle heißen) werden meist mit Selbstdarstellern und Wichtigtuern gefüllt weil sich "Spinner" immer besser verkaufen als strukturierte, überlegte Prepper. Dazu kommt noch, dass die eher ihre Ruhe haben wollen und nicht in den Medien erscheinen wollen und davon gibt es echt genug.......
    Dem ist nichts hinzuzufügen .
    In Europa sind die "Prepper" doch eher eine stille Gemeinschaft ,die sich für manche Szenarien vorbereitet .Ohne ( sichtbare ) Waffen ,ohne Bunker .
    Was aber ,bei all den Widersprüchen gemeinsam ist ,ist folgendes :die Familie zu schützen und über schlechte Zeiten durchbringen .

    LG rock

    ---numquam retro---

  • Ein weiterer gesellschaftlicher Unterschied ist der in den USA noch stärker als bei uns ausgeprägte Individualismus. Mitgefühl und Solidarität werden dort (auch aufgrund der extremen kapitalistischen Einflüsse während des kalten Krieges) vor Allem in wirtschaftlichen Fragen eher hinten angestellt. Des weiteren gibt es in den USA deutlich mehr Schusswaffen pro Person als in Europa. (etwa eine Waffe pro Person, konkrete Zahlen gibt es mangels eines Waffenregisters nicht, verglichen mit ca. eine Schusswaffe pro zehn Personsn in Österreich)

    Wenn man bedenkt, dass es in den USA oft schon bei Demonstrationen oder Protestmärschen zu Sachbeschädigung und Schaufensterdiebstahl kommt, ist es durchaus denkbar, dass in einer länger dauernden Katastrophe Plünderer, Räuber und Wegelagerer versuchen werden, sich mit Waffengewalt Zugang zu Nahrung und Ausrüstung zu verschaffen.

    Daher stehen in den USA Verteidigung und Sicherheit auf der Prioritätenliste weit oben, abhängig vom konkreten Wohnort oft auf Augenhöhe mit Nahrung.

  • Man muss nur ein paar Jahre zurückgehen (Hurricane Katrina) um zu sehen, wie schnell die von uns teilweise belächelten Befürchtungen vor martial law und auch dem Gesetz des Stärkeren dort wahr werden können. In New Orleans wurde man der Banden in keinster Weise Herr und hat, obwohl das dort eigentlich nur im tatsächlichen Kriegsfall möglich ist, das Martial Law ausgerufen: Plünderer konnten dort rechtlich gesehen auf offener Straße direkt erschossen werden. Es gab Evakuierungen unter Zwang für mehrere Zehntausend Menschen (teilweise sogar mit Waffengewalt) aus den besonders bedrohten Stadtteilen und genügend Marodeure, die sogar die Hilfseinheiten in der Luft beschossen haben. Aber auch sehr viel Selbstjustiz (kann mich noch an einen TV Bericht mit etlichen "you loot - we shoot" Schildern in Siedlungen erinnern).

    So abwegig sind diese Befürchtungen nicht, da diese für einen gar nicht mal so kleinen Landabschnitt in den USA im Jahr 2005 angewendet wurden.....

    viribus unitis - acta non verba

  • Ja aber eines muss und darf man nicht vergessen.

    Die Amis sind uns immer einen Schritt voraus was Selbsverteitigung angeht. Natürlich muss man sich auch die Frage stellen wo es anfängt und aufhört, nur wenn ein Bürgerkrieg in Europa ausbrechen sollte dann können wir uns gleich das Kreuzzeichen machen. Denn hier werden wir mit Sicherheit die Verlierer sein. Ich kenne nicht viele die sich vorbereiten oder geschweige die Chancen haben sich zu wehren da sie nicht mal eine Waffe besitzen.

    Und zu glauben das sich der Staat sich um uns kümmert wenn eine Krise ausbrechen sollte glaubt doch wohl keiner oder?
    Keine Krise passiert auf Zufall!!

    Zufälle gibt es nicht. Alles passiert (Krise - usw) weil es jemand will das es passiert. Das sollten wir immer im Hinterkopf behalten. Dann funktioniert es auch besser mit dem logischen denken.

  • Die "Verteidigungsfähigkeit" des Staates im Kriesenfall wurde die letzten Jahrzehnte vernachlässigt, zumindest der Teil, der sich um die Bevölkerung gekümmert hätte. Heute ist bestenfalls noch Material und Personal da, um sich selbst und einige der kritischen Infrastruktur zu erhalten, aber es wird jetzt immerhin darauf wieder mehr Fokus gelegt. Daher ist ja jeder dazu angehalten, Vorräte für 14 Tage zuhause zu haben.

    Ich finde schon, dass man das Konzept des "Zufalls" gelten lassen sollte. Wir haben nicht solche Wunderwutzis in den Staatsfunktionen (auch in anderen Staaten), dass jeder Fehler auch gewollt ist. Zugegebenermaßen passieren sicher viele Dinge, weil sich niemand darum kümmert, oder weil andere Dinge wichtiger oder "prestigeträchtiger" sind. Hochwasser ist ein gutes Beispiel, wo Verfehlunegn in der Vergangenheit zu Problemen führen, die keiner will, die aber ursprünglich in Kauf genommen wurden, weil jeder dachte, da wird schon nichts passieren (zB. Verbauung von Hochwasserrisikobereichen). Kein Bürgermeister wird sich gewünscht haben, dass die alle davonschwimmen.

    Auch keine Regierung wird sich einen Bürgerkrieg wünschen, weil sie dann mit einem Mal weg vom Fenster wäre. Keiner kann den Ausgang von soetwas vorhersagen, auch nicht, wieviele Kollateralschäden entstehen. Der Gedanke, dass irgendjemand oder -etwas das Weltgeschehen lenkt geht mir persönlich zu sehr in die Richtung Verschwörungstheorie. Wie soll jemand oder etwas für Missernten aufgrund des Wetters in Indien verantwortlich sein, was dort Unruhen auslöst, weil die Menschen nichts mehr zu essen haben? Im Bereich der Finanzwelt sieht das vielleicht anders aus, aber im überwiegenden Teil von Kriesen auf der Welt hat niemand die Finger im Spiel.