Wasserglas selber machen

  • Hallo Leute,

    weil ich noch keine gute (deutschsprachige) Anleitung dazu gefunden habe möchte ich das hiermit beheben...

    Zuerst vielleicht: Was genau ist Wasserglas, wozu kann man es verwenden und wo ist der Prepping-Bezug?!?

    Wasserglas ist eine durchsichtige viskose Flüssigkeit, welche zu einem wasserunlöslichem Feststoff wird, wenn das Wasser enthalten ist. Chemisch gesehen ist es ein Kalium- oder Natriumsilikat.
    Zusätzlich dazu ist es feuerfest (bis ca. 1.000&deg und kann als Klebstoff dienen.

    Mörtel, gemischt mit Wasserglas, wird wasserdicht. Man kann saugfähige Materialien wie z.B. Ziegel oder Holz damit ebenfalls wasserdicht machen (wobei das für mit dem nach dem u.a. Rezept hergestellten Natriumwasserglas nur eingeschrnänkt gilt). Zusäztlich wird Holz dadurch feuerfest.

    Werden Sand, Perlit oder ähnliche Stoffe damit angerührt entsteht ein feuerfestes Gemisch, das z.B. im Kokillenguss als Formsand eingesetzt wird. Man kann damit aber z.B. auch prima Öfen auskleiden.

    Aus den Erzählungen meiner Eltern kenne ich noch (die auch auf WP zu findende) Methode, Eier damit haltbar zu machen: Ein Teil Wasserglas mit neun Teilen Wasser mittels Schneebesen zu einer halbfesten masse aufschlagen und die (sauberen) Eier darin eintauchen. Dadurch werden die Poren der Schalen zugekleistert, das Ei ist sozusagen Vakuumverpackt.
    Im ausgehärteten Zustand ist es auch in toxikologischer Hinsicht unbedenklich...
    Kurz zusammengefasst: Wasserglas macht viele Stoffe wasserdicht, feuerbeständig, und stabiler.


    So, nun das Rezept für ca. zwei Liter Natronwasserglas:
    Zutaten:
    - 1,15 kg Kieselgel (Silica Gel, z.B. auch in Silikat-Katzenstreu günstig zu kaufen)
    - 1 kg Natriumhydroxid (Ätznatron, kaustisches Soda)
    - 1,7 l Wasser (oder mehr)

    Zubereitung:
    Eiin Hinweis vorab: Zubereitung nur im Freien oder einem gut durchlüfteten Raum - die Dämpfe sind nicht ohne...
    Schutzbrille und -handschuhe werden dringend empfohlen!

    Das Ätznatron portionsweise in das Wasser einrühren, bis es sich aufgelöst hat. Vorischt: exotherme Reaktion - das Wasser (mittlerweile eine heftige Lauge) wird dabei heiß!
    Dann das Wasser weiter bis zum Siedepunkt erhitzen, vor den Dämpfen in Acht nehmen. Zu guter letzt das Kieselgel langsam beifügen (heftige exotherme Reaktion - es schäumt, wird noch heißer). Je kleiner das Kieselgel zerkleinert ist, desto leichter löst es sich auf. Wenn man zu viel auf einmal reingibt, bilden sich Klumpen. Das macht aber prinzipiell nichts: Einfach die Lösung weiter nahe dem Siedepunkt halten, aber dabei das Gefäß abdecken. Idealerweise so abdecken, dass die kondensierende Flüssigkeit wieder zurück ins Gefäß läuft (z.B. mit einem umgedrehten Deckel, ...).
    Sobald sich alle Klumpen aufgelöst haben: Das nun fertige, hoch konzentrierte Wasserglas verdünnen (1:0,5 bis 1:1) und zugedeckt abkühlen lassen.Sobald es kalt genug ist: In ein luftdichtes Gefäß (Kanister, Flasche, ...) umfüllen, beschriften, und fertig!.


    Ich denke, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte - und ein Video noch besser ist als ein Bild!




    LG,

    Bardo Thodol

    PS: Da die Einbettunt des Videos tlw. Probleme macht: Hier der Link:https://www.youtube.com/watch?v=ePjFA3TOv2Y

    There is no such thing as too much backup!

  • Ich würden einem Laien dringend abraten, mit Atznatron zu hantieren. Ich habe in der "Chemie" gearbeitet. Für Arbeiten mit Ätznatron braucht man einen "hochwertigen" Gummianzug, Gummihandschuhe, Schutzbrille, Gummistiefel. Eigentlich sollte der Arbeiter auch noch einen Gesichtsschutz (mit Visier) oder eine Gasmaske verwenden.

    Das Ätznatron in fester Form wird meist in Form von Schuppen oder "Pastillen" gehandelt. Beim Hantieren mit dieser gefährlichen Chemikalie wird Staub freigesetzt, das piekst auf der Haut, weil diese sofort verätzt wird.

    Ich habe diese Erfahrung früh gemacht, weil meine Mutter vor ~55 Jahren mit Ätznatron (damals Seifenstein) und Rindertalg eine gute Seife gekocht hat. Die Apotheke hat ihr das Ätznatron in ein Plastiksackerl eingefüllt, dafür bekämen sie heute eine Anzeige wegen "Gemeingefärdung"

    Falls jemand Wasserglas benötigt, soll er sich halt ein großes Gefäß davon besorgen und auf Lager legen; ich bin nicht informiert, ob es durch Polykondensation kondensiert und dann verdirbt, das wird auf den pH-Wert ankommen.

  • Also ich habe schon mit Ätznatron gearbeitet. Und zwar beim wie du schon angesprochen hast beim Seifensieden bzw. für eine Indigoküpe. Ins Ganzkörperkondom bin ich deshalb aber auch nicht geschlüpft. Was ich an Sicherheitsvorkehrungen gemacht habe: Altes Hemd mit langen Ärmeln, Latexhandschuhe, Mundschutz (normaler aus dem Baumarkt), Schutzbrille. Flasche Essig bereithalten fürs allfällige neutralisieren. Beim Auswiegen Luft anhalten. Und natürlich im Freien am Balkon gearbeitet.

    Wenn du dir handelsübliche Rohrfrei-Produkte (Granulat) ansiehst, da ist auch ein Gutteil davon Ätznatron-Pellets, gemischt mit diversen anderen Chemikalien. Kaum eine Hausfrau wird sich aber in den Chemieschutzanzug zwängen wenn sie mal wieder den Gully durchputzt.

    Lagern würde ich das Zeug aber auch nicht im Plastiksackerl.

    "Das strategisch Gewünschte muss mit dem taktisch Möglichen übereinstimmen."
    Bernard Law Montgomery, 1. Viscount Montgomery of Alamein, KG, QCB, DSO, PC

  • Hi @decordoba,

    danke für die zusätzliche Warnung. Ich habe ja bereits im Beitrag versucht, die Gefährlichkeit ein wenig herauszuarbeiten...
    Dennoch denke ich, dass dieses Rezept mit ein wenig Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Stoffen bzw. Chemie im Allgemeinen auch halbwegs laientauglich ist - sofern man eine grundlegende Schutzausrüstung (Augenschutz, Handschutz, langärmelige Kleidung, Arbeiten möglichst im Freien, Wasser zum Abwaschen verschütteter/verspritzter Lauge, ...) verwendet.

    Der Vorteil von solchen Rezepten ist mMn, dass man - die notwendigen Kenntnisse und Übung vorausgesetzt - damit flexibler ist als wenn man lediglich die Fertigprodukte kauft.
    NaOH kann ja nicht nur für die Herstellung von Seife oder Wasserglas verwendet werden, sondern auch zum Abbeizen, zum Brezelnmachen (Laugengebäck), als Abflussreiniger, zum Entölen bzw. entfernen fettiger Rückstände, Platinenätzen, ...).

    LG,

    Bardo Thodol

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