Was bei einem globalen Atomkrieg passieren würde

  • Die Studien gehen m.M. von unrealistischen Voraussetzungen aus. Ein Atomkrieg, bei dem zwei Supermächte alles einsetzen, was sie haben, um sich gegenseitig vollständig zu zerstören, ist politisch und militärisch sinnlos (im Sinne von "Krieg als Fortführung der Politik, um dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen"). Das viel wahrscheinlichere Szenario ist eine konventionelle Auseinandersetzung, die schrittweise eskaliert.


    Also zunächst kleinere Atomwaffen gegen militärische Ziele zur Unterstützung konventioneller Streitkräfte (bevorzugt auf neutralem Territorium, also z.B. in Europa oder auf See), und erst wenn eine Seite mit dem Rücken zur Wand steht, ein strategischer Schlagabtausch. Selbst dann würde nur ein Bruchteil des Arsenals zum Einsatz kommen und der Gegenschlag jeden Vorteil zunichte machen. Eine Weiterführung des Konflikts wäre politisch und praktisch kaum möglich.


    Das "Nuklearer Winter"-Szenario wurde bereits 1987 von Cresson Kearney in "Nuclear War Survival Skills" sehr in Frage gestellt (Seite 17 ff.). Das deshalb, weil er den Erfindern dieses Szenarios unrealistische Annahmen und propagandistische Absichten unterstellte. Zur Propaganda: wenn ein Nuklearkrieg von größeren Teilen der Bevölkerung überlebbar ist, dann könnte er auch führbar und gewinnbar sein. Daher lag den Atomkriegsgegnern daran, die Auswirkungen des Krieges möglichst zu dramatisieren und Zivilschutzanstrengungen zu unterlaufen. Letzteres macht die Bevölkerung aber schutzlos und erhöht sogar die Gefahr eines Krieges, wenn der Gegner seine Bevölkerung und Infrastruktur besser geschützt glaubt.


    Wahrscheinlich würde der durch einen Krieg von Supermächten ausgelöste Zusammenbruch des weltweiten Wirtschaftsgefüges und Handels enormen Mangel an Nahrung, Medikamenten, Energie, Rohstoffen und Produktionsmitteln hervorrufen. Die Folgen wären weitaus dramatischer und unmittelbarer als ein hypothetischer Temperaturrückgang.

  • Ja, es stimmt. US Forscher hatten bereits vor einiger Zeit ausgerechnet, dass man von den zig Atombomben nur 100 zünden kann, wenn man nicht durch die Staubaufwirbelungen der Bomben viele Jahre auf der ganzen Welt in einem nuklearen Winter leben will.


    Nichts desto trotz glaube ich, dass wir in der Atomwaffentechnik die größten (Auslöschungs)Gefahren schon hinter uns gelassen haben. Frei nach dem Motto, die wahre Gefahr ist meistens die unerkannte Gefahr.


    Z.B. stand die Welt bereits einige Male am Rande eines Atomkriegs:


    Sicherlich ist Atomkrieg eine ganz reale Gefahr. Aber verglichen mit dem, was wir bereits hinter uns haben ...

    COTG.

  • Ja, es stimmt. US Forscher hatten bereits vor einiger Zeit ausgerechnet, dass man von den zig Atombomben nur 100 zünden kann, wenn man nicht durch die Staubaufwirbelungen der Bomben viele Jahre auf der ganzen Welt in einem nuklearen Winter leben will.

    Das steht aber nach meinem Verständnis nicht in dem zitierten Artikel. Da steht im Gegenteil, dass die USA bei einem Einsatz von 100 Bomben ohne Gegenschlag keine Hungertoten hätten (was egal ist, wer 100 A-Bomben einsetzt, kalkuliert MIllionen Tote durch den Gegenschlag ein). Sogar bei einem Einsatz von 1000 Bomben wären die 150.000 Hungertoten durch Klimafolgen (in den USA, lt. Modell) vernachlässigbar (ggü. den Toten durch Gegenschlag).


    Anders ausgedrückt: eine begrenzte Auseinandersetzung mit A-Bomben würde - soweit sich das überhaupt sagen lässt - ein paar kältere Sommer mit Missernten zur Folge haben, aber sie wäre eben nicht das Ende der Welt. Warum mir das wichtig ist? Weil viele Leute mit der Einstellung leben, "wenn der Atomkrieg kommt, ist eh alles aus". Dumm nur, wenn man dann 1000e (oder auch nur 30) km vom Atomkrieg entfernt wohnt und mit einer realistischeren Einstellung hätte überleben können.

  • Je nachdem wo diese Atomwaffen detonieren (Moskau oder Washington) und ob dadurch die Befehlskette unterbrochen wurde, werden sowohl in den USA als auch in Russland umfangreiche, automatisierte (!) Vergeltungsschläge ausgelöst, die so konzipiert sind, dass ein Leben auf der Erde auf absehbare Zeit nicht mehr möglich sein wird.

    Der Gedanke dahinter: auch wenn ein Erstschlag erfolgreich sein sollte, wird der Angreifer nicht überleben (alle anderen auch nicht).


    Der Gedanke, man könne einen begrenzten Atomkrieg überleben, ist überholt.


    Herman Kahn hatte in seinem Buch „On Thermonuclear War“ noch versucht, die Führbarkeit zu berechnen und einen Atomkrieg als vertretbare Option zu begründen. Daniel Ellsberg hat in seiner Dokumentation „Doomsday Machine“ die Aussagen von Kahn nun endgültig widerlegt und Belege für die Existenz dieser beiden Vergeltungsapparate vorgelegt.


    https://www.amazon.de/Doomsday…293/?tag=httpswwwaustr-21


    In einer Zeit terroristischer Bedrohungen hätte eine Atomwaffenexplosion in Moskau oder Washington wahrscheinlich noch ganz andere, sehr viel weitreichendere Konsequenzen.


    Unsere Spezies ist im Übrigen die einzige, die das Leben aller anderer Spezies auf diesem Planeten bedroht und tatsächlich auslöschen könnte. Von der „Krone der Schöpfung“ sind wir Menschen m. E. weit entfernt.