Handhabung Starklichtlampe: Geniol 250 HK d. schweizer Armee

  • Starklichtlampen wurden hier im Forum schon an der ein- oder anderen Stelle erwähnt, ihnen haftet ein Hauch von Nostalgie an, sie sind richtig Old-School und damit prädestinierte Off-Grid Leuchtmittel! Sie lassen sich überall dort betreiben wo kein Strom zur Verfügung steht wie z.B. auf Berg- oder Jagdhütten, in der Bug Out Location, auf Expeditonen in abgelegene Gebiete, am Campingplatz oder bei Stromausfällen - also in div. Krisen- und Katastophenszenarien. Zudem sind sie sie Universalgeräte, sie geben im Betrieb neben Licht auch einiges an Wärme ab und können somit kleinere Räume beheizen bzw. lassen sie sich mit wenig Umrüstaufwand in Notkocher verwandeln.


    Im Vergleich zu Petroleumlampen a la Feuerhand Baby Special 276 welche drucklos betrieben werden können sind Starklichtlampen wesentlich komplexer aufgebaut, dafür ist allerdings auch die Leuchtleistung bei letzteren besser. Ihr Funktionsprinzip ähnelt stark typischen Mehrstoff-Kochern: Der Treibstoff im Tank wird unter Druck gesetzt und im heißen Generator verdampft/ vergast. Nachdem er gasförmig aus der Düse austritt vermischt er sich mit Luft und gelangt durch ein gebogenes Rohr von oben in den sogen. Glühstrumpf wo er verbrennt. Der Glühstumpf fungiert dabei als Katalysator, verstärkt also die Lichtausbeute beträchtlich - ohne würden da nur Flammen raus schlagen wie man das von Gas- oder Benzinkochern her kennt. Eine Starklichtlampe muss daher ähnlich einem Multifuel-Brenner vorgeheizt werden, im Betrieb reicht die Abhitze des Glühstrumpfes locker aus um den Treibstoff im Generator in den gasförmigen Zustand überzuführen.


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_1.jpg


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_2.jpg


    Als Anschauungsobjekt muß eine Geniol 250 HK herhalten, dieses Modell vom Hersteller Heinze wurde offiziell an die schweizer Armee ausgegeben. Die Zahl in der Typenbezeichnung ist der Indikator für die Leuchtstärke und eine 250iger hat eine Leuchtintensität welche 250 Kerzen entspricht, das sind 250 Candela. Eine 150iger verfügt demanch über eine Leuchtstärke von 150 Candela, usw. Sie weist viele Gemeinsamkeiten mit Petroleummodellen z.B. von Petromax bzw. deren Derivate auf (Aida & Co), so manches Einzelteil ist sorgar direkt austauschbar/ baugleich wie z.B. das Schutzglas, die Pump- oder Manometereinheit. Die Geniol 250 unterscheidet sich aber auch in einigen Details doch recht deutlich von einer herkömmlichen 250iger Petromax:

    1/ Die Geniol 250 HK wird mit Benzin betrieben und nicht wie üblich mit Petroleum!

    2/ Rein äußerlich fällt der wuchtige Tank der Geniol 250 auf, dieser stammt nämlich vom großen Bruder HK500 und reicht für stundenlangen Betrieb

    3/ Der Gasgenertor ist ein schlichtes Messingrohr welches aufrecht in der Lampe steht, ein zusätzliches Wendel wie bei den Petroleummodellen üblich fehlt

    4/ Auf den sogen. 'Rapid-Starter' wurde bei der Geniol 250 ebenso verzichtet, da ein typisches Bauteil der Petroleumvarianten. Dies ist eine Startvorrichtung, bestehtend aus Flammrohr, Kipphebel u. Düse mit der die Lampe vorgeheizt und auf Betriebstemperatur gebracht werden kann. D.h. Treibstoff kommt mit Druck aus dem Tank, muss entzündet werden und verbrennt wobei die Vorheizflamme auf das 'Generatorrohr' ausrichtet wird und dieses erhitzt

    5/ Der Glühstrumpf wird auch von der Unterseite durch einen Stützbügel gehalten was ihn etwas unempfindlicher gegen Erschütterungen macht - dafür sind Ersatzglühstrümpfe schwerer zu finden

    6/ Das Reglerrad ist anders herum eingebaut, die 'Nase' zeigt im Betrieb nach oben und nicht wie bei Petromax üblich nach unten

    7/ Die mattgraue Farbe ist zurückhaltend und sehr unauffällig, kann aber mit den sehr edel anmutenden Chrom- oder Messingbeschichtungen ziviler Starklichtlampen keinesfalls mithalten


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_5.jpg


    Auf den Einfüllstutzen für den Treibstoff sitzt das Manometer, dieses wird zur Betankung einfach abgeschraubt. Die Geniol 250 HK läuft mit bleifreiem Tankstellenbenzin, Waschbenzin, Aspen 4 oder diversem Spezialbenzin wie sie z.B. Hersteller von Outdoorkochern anbieten und ist nicht wirklich anspruchsvoll was die Benzinquali anbelangt. Benzin hat gegenüber Petroleum niedrigere Flamm- und Siedepunkte, daher sollte man noch mehr Sorgfalt walten lassen als beim Umgang mit Petroleumlampen. Es muss einem klar sein dass sich im Tank zu jedem Zeitpunkt zündfähiger Treibstoff befindet, selbst wenn dieser nicht unter Druck steht! Hantieren mit offener Flamme bei geöffneter Tankbelüftung oder div. andere Leichtsinnigkeiten sind zur eigenen Sicherheit tunlichsts zu unterlassen!


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_8.jpg


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_7.jpg


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_6.jpg


    Die von simplen Petroleum-Dochtlampen bekannte Taktik 'Glas hoch-Docht raus-anzünden' funktioniert bei einer Starklichtlampe zunächst nicht, sie muß wie oberhalb bereits erwähnt vorgeheizt werden um sie zum leuchten zu bringen, was mit Aufwand verbunden ist. Um die Lampe in Betrieb zu sezten ist folgende Prozedur erforderlich:

    1/ Regler schließen, das heißt die 'Nase' am Verstellrad muß nach unten zeigen (also genau anders herum als bei Petromax & Co!). Das Druckablassventil am Manometer muss geschlossen sein, die Rändelschraube ist zuzudrehen

    2/ Pumpe entriegeln und pumpen bis das Manometer etwas über die rote Markierung geht


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_16.jpg


    3/ Brennspiritus in die Vorheizschale geben, am Gehäuse ist ein größeres Loch angebracht um einfacher ran zu kommen. Hierzu gäbe es spezielle Plastikfläschen mit langem Messingrohr welche die Befüllung der Schale erleichtern, sowas besaß ich allerdings nie. Als Ersatz taugen aber auch div. Spenderflaschen aus dem Chemiebedarf. Es schadet nicht wenn der weiße Docht etwas Spiritus abbekommt. Auch hier gilt Vorsicht beim hantieren mit leicht entzündlicher Flüssigkeit

    4/ Der Spiritus wird entzündet und soll ca. 1.5 Minuten brennen damit das Generatorrohr auf Temperatur gebracht wird. Durch die Hitze verdampft das zunächst flüssige Benzin im Rohr, es bildet sich Bezindampf

    5/ Wenn das Messingrohr, also der 'Generator', heiß genug ist drückt es oft etwas Benzin aus der Düse raus. Man kann dies nicht direkt sehen, da die Düse vom oberen Gehäuseteil verdeckt ist, erkennt das aber daran dass der Glühstrumpf dabei leicht aufleuchtet


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_10.jpg


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_13.jpg


    6/ Das Aufleuchten des Glühstrumpfes ist das Signal um den Regler um 180° zu drehen so dass die Nase nach oben zeigt. Die Düsennadel wird dadurch im Inneren des Generatorrohres nach unten bewegt, der Benzindampf kann aus der Düse ins Mischrohr ausströmen und gelangt weiter zum Glühstrumpf wo das Benzindampf- Luftgemisch verbrannt wird und durch die Katalysatorwirkung helles Licht abgibt


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_14.jpg

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Weiter geht's wegen Bilderlimit ....


    Selbst die Petroleummodelle sind mit einer Vorheizschale ausgerüstet und die Verwendung der Brennspiritus-Methode ist gegenüber dem 'Rapidzünder' schonender für den Glühstrumpf, also generell die empfehlenswertere Variante. Die Regulierung der Leuchtstärke mittels Reglerrad funktioniert leidlich, d.h. die Lampe könnte sich durchaus besser dosieren lassen. Neben sehr hellem weißen Licht geben Starklichtlampen im Betrieb auch ein typisches Geräusch ab, was einiges zum angenehmen Ambiente beiträgt. Damit Verbrennungsabgase abziehen können und sich kein CO ansammeln kann sind Innenräume entsprechend zu belüften, also ab und zu Fenster auf damit Frischluft rein kann! Zum Abstellen wird das Reglerrad einfach wieder um 180° retour gedreht so dass die Nase nach unten zeigt. Meist brennt/ leuchtet es aber noch ein Weilchen nach, ist also normal und hat nix mit Undichtheiten zu tun. Erst nachdem die Lampe vollständig ausgekühlt ist kann der Druck aus dem Tank abgelassen werden - einfach die Rändelschraube aufdrehen. Mit drucklosem Tank lässt sich eine Starklichtlampe auch problemlos transportieren.


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_3.jpg


    Glühstrümpfe sind echt ein leidiges Thema bei Lampen dieser Art. Sie sind ein sehr filigranes Gebilde und entsprechend empfindlich - schon die Berührung mit einem Finger kann sie beschädigen und Löcher verursachen, unsanftes Abstellen detto und sie gehen wesentlich leichter kaputt als die Gläser. Durch entstandene Löcher brennt es dann ungehindert raus was nicht nur die Lichtausbeute reduziert sondern auch zur Überhitzung von Bauteilen führt, was auch schon mal den Bruch des Schutzglases verursachen kann ... Vor der ersten Verwendung eines neuen Glühstrumpfes soll dieser 'verascht', also einmal abgebrannt werden. Die Glühstrümpfe werden wie vorgesehen am Brennerkopf festgebunden und sollen möglichst gleichmäßig ausgerichtet werden wobei sie nirgends streifen dürfen. Da dieses 'veraschen' mit viel Rauch und Gestank verbunden ist empfiehlt sich das im Freien durchzuführen. Der Glühstrumpf zieht sich dabei zusammen und nimmt hoffentlich eine schöne, möglichst kugelrunde Form an und verrichtet dannach seinen gewohnten Dienst.


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_11.jpg


    geniol_250_hk_starklichtlaterne_benzin_4.jpg


    Es empfiehlt sich auf alle Fälle gleich mehrere Ersatzglühstrümpfe parat zu haben, man benötigt die meist schneller als einem lieb ist. Typ. Wartungstätigkeiten sind das schmieren oder austauschen des Pumpenleders, das reinigen der Benzindüse, etc. Bei Starklichtlampen verrußt das Glas allerdings nicht ganz so rasch wie bei normalen Petroleumlampen, trotzdem sind letztere pflegeleichter wie ich finde.


    Gebrauchte Starklichtlampen welche von der Schweizer Armee ausgemustert wurden bekommt man nach wie vor für ca. 100 Euro. Eine Funktionsgarantie gibt's kaum - die können (so wie meine) tadellos funktionieren, können aber auch Macken aufweisen was oftmals eine kostspielige Fehlerbehebung nach sich zieht. Hab meine ein paar Mal auf div. Campingplätzen verwendet, zuletzt stand sie allerdings mehrere Jahre herum und darum wurde sie inzwischen wieder verkauft. Fabriksneue Starklichtlampen z.B. von Petromax kosten ca. 180.- Euro, div. Fernost-Nachbauten sind teils deutlich preisgünstiger, eine Coleman Powerhouse Lantern als Alternative ist zwar preiswerter aber bei weitem nicht so robust ausgeführt wie die Geniol 250 HK. Bei Petromax gibt es auch Zubehör wie z.B. einen Brenner oder Radiatoreinsatz um eine HK500 für dezitierten Koch- oder Heizbetrieb umzurüsten.


    Daten & Features:

    Modell: Geniol 250 HK, orig. Swiss Army

    Hersteller: Franz Heinze KG

    Betriebsstoff: Tankstellenbenzin, Reinbenzin, Aspen 4

    Leuchtleistung: Max. 250 Candela

    Abmessungen (H x B x T): Max. ca. 35x19x17cm

    Gewicht: Ca. 2.5kg

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Die Art des Startens erinnert mich stark an einen Benzinkocher den ich in den späten 80igern verwendet habe.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Die Vorgehensweise bei Benzinkochern und Starklichtlampen ist sich sehr ähnlich wie ich finde. Hat man die Prozedur erst einmal begriffen kommt man ohne viel umstellen wohl auch mit anderen Modellen od. Herstellern zurecht ;-)

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------