Gedankenspiel: Überleben in den Alpen

  • Survival-Szenario:

    Ihr seid alleine oder zu zweit mit Partner(in)/Freund(in) im Winter in den österreichischen Alpen wandern/bergsteigen. Ihr führt beide einen Rucksack und genug Ausrüstung für diese Tagestour mit, welche in der Früh begonnen hat und am frühen Abend enden soll. Am späteren Nachmittag beim Abstieg passiert es, der Felsvorsprung auf dem ihr steht gibt nach und ihr rutscht beide etwa 5 Meter ab in einen Gebirgsbach. Der Bach führt wenig Wasser und ihr könnt rasch wieder rausklettern. Allerdings habt ihr euch beide beim Sturz leicht verletzt (Platzwunde am Kopf, Gehirnerschütterung, verstauchter/gebrochener Knöchel), seid völlig durchnässt und ein Wetterumschwung kündigt sich auch an. Die Temperaturen sollen in der Nacht unter den Gefrierpunkt sinken.

    Durch den Sturz in den Bach funktionieren eure Mobiltelefone nicht mehr. An einen eigenständigen Abstieg ist aber aufgrund der Verletzungen, der einsetzenden Dämmerung und des Wetterumschwungs nicht zu denken.

    Wie sehen eure nächsten Schritte aus?

  • Sichere den Verletzten, versorge die Verletzung, bringen uns an eine gesicherte Stelle, packe die verletzte Pers. in Rettungsdecke/Biwaksack, setze mittels Pfeiferl das Alpine Notsignal ab. So wir zu dritt wären könnte diese Maßnahme auch schon früher erfolgen. Wenn es dunkel ist setze ich das Alpine Notsignal mit der Taschenlampe und Pfeiferl weiter ab. Am nächsten Tag, so die Sonne scheint kann ich dafür auch einen Signalspiegel dafür einsetzen.
    Und wenn ich vernünftig war, habe ich zu Hause Bescheid gelassen wohin ich gehe und wann ich zurück sein werde, habe im Auto eine Zettel eingelegt wann ich zurück sein will. Ich glaube, es gibt jetzt schon Vorlagen vom Alpenverein dafür.
    Rucksackapotheke mit Rettungsdecke, Biwaksack, Notsignalpfeiferl, Taschenlampe sollten daher immer im Rucksack sein. Wenn ich dies noch mit einem kleinen Surv.Bag ergänze, kann ich die Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe ganz gut durchhalten.

  • Je nachdem ob du oberhalb oder unterhalb der Baumgrenze bist kann sich das Feuerholz sammeln schwierig gestalten.

    Außerdem sind beide verletzt, die Dämmerung setzt ein und es zieht schlechtes Wetter auf. Keine gute Idee da loszuziehen um Brennmaterial zu besorgen.

  • Na klar, hängt letztendlich alles von den näheren Umständen ab.

    Es kann sogar eine gute Idee sein überhaupt loszuziehen und den Abstieg mit gebrochenen Knöchel zu machen.

    Sehenswerter Film dazu "Touching The Void".

  • Ist eine harte Nuss - ich hätte auf einer Tagestour auch noch mein Funkgerät mit, mit dem ich eventuell etwas erreichen könnte. Ganz abgesehen davon, dass mein Handy einen Bach normalerweise locker wegstecken müsste :-P

    Ich hätte aber auch definitiv die geplante Route bei der Verwandschaft oder bei Freunden hinterlegt und gebeten, bei "Nichtmeldens" zu einer gewissen Uhrzeit, Alarm zu schlagen.

    Was mach ich oben am Berg? Wärmeerhalt und nasse Kleidung sofort durch trockene (wenn vorhanden) ersetzen. Die Gehirnerschütterung und die Platzwunde machen mir in dieser Situation mal kein Kopweh (im sprichwörtlichen Sinn - in echt mit Sicherheit schon *g*), die Blutung wird mit dem EH - Set entsprechend versorgt und auch eine Schmerzmedikation wird durchgeführt. Nachdem ich lt. Szenario einen halbwegs gesunden Fuß zu haben scheine, versuch ich mir eine behelfsmäßige Krücke zu basteln und schau mal wie weit mich diese in Verbindung mit den Painkillern bringt. Natürlch versuche ich auch bei jeder Gelegenheit auf mich aufmerksam zu machen.

    Was ich als allerletzte Möglichkeit in Betracht ziehe, ist eine erzwungene Übernachtung bei Minusgraden in den Alpen. Ich glaub da humpel ich lieber noch am verbleibenen Stumpf meines Beines ins Tal runter.

    viribus unitis - acta non verba

  • Dann ist dein Handy eben nicht durch das Wasser sondern durch den unglücklichen Sturz beschädigt worden und nicht mehr einsatzbereit. :)

    Dass man seine Route hinterlegt sollte auf alle Fälle gemacht werden. Aber die Suchaktion würde dann frühestens bei Dunkelheit starten, sobald jemand die Einsatzkräfte verständigt, weil du nicht zurückkommst, da ist es besonders wichtig auf sich aufmerksam zu machen.

    Ob du mit einem verstauchten Knöchel und einer improvisierten Krücke weiter als 10 Meter bei einem alpinen Abstieg kommst bezweifle ich.

    Ansonsten klingt dein Plan sehr gut.

  • Das Handy braucht ja nicht einmal kaputt sein, sondern es hat einfach an dieser Stelle keinen Empfang. Dann könnte ja Einer sich auf den Weg machen und prüfen wo Empfang möglich ist. Manchmal ist dies schon auf etwas erhöhter Stelle möglich.
    Nur 300 Gramm wiegt dieses Set und ist damit wahrscheinlich leichter als eine Bierdose.
    [[File:Mini Surv. Bag.JPG|none|auto]]
    Damit habe ich, neben RS-Apotheke und Biwaksack, alles (fast?) was ich benötige um mir helfen zu können.
    Signalisieren, Feuer machen, Wasser sammeln, Gliedmassen schienen ......

  • Zitat von Ben im Beitrag #7

    Ob du mit einem verstauchten Knöchel und einer improvisierten Krücke weiter als 10 Meter bei einem alpinen Abstieg kommst bezweifle ich.



    Da kommen dann wiederrum die starken Schmerzmittel ins Spiel, die eine rudimentäre Beweglichkeit mit einer Krücke ermöglichen sollten. Das ist imho eine "Friss oder Stirb" Situation - da muss ich zuallererst einmal irgendwie in die Nähe von Zivilisation kommen oder jemanden erfolgreich auf mich aufmerksam machen. Die Suchtrupps kommen, wie du sagtest, möglicherweise zu spät, deswegen schleif ich mich lieber eher schlecht als recht auf einer Krücke utner Schmerzen runter. Hat den vorteil, das ich noch weiss, dass ich am Leben bin (Schmerzen).

    Nachtrag: ich geh hier schon von einer knöchernen Verletzung aus, weil Verstauchung tut zwar weh, ist aber in einer solchen Situation pipifax. Die könnte man kurzfristig evtl. sogar mit dem kalten Bachwasser soweit behandeln, dass man ein wenig humpelnd, aber doch ganz gut zu Fuss unterwegs ist.

    viribus unitis - acta non verba

  • Zitat von Grauer Wolf im Beitrag #8
    Das Handy braucht ja nicht einmal kaputt sein, sondern es hat einfach an dieser Stelle keinen Empfang. Dann könnte ja Einer sich auf den Weg machen und prüfen wo Empfang möglich ist. Manchmal ist dies schon auf etwas erhöhter Stelle möglich.



    Auf jeden Fall immer noch 112 ausprobieren. Auch wenn das eigene Netz keinen Empfang hat - 112 wird durchgeroutet auf jedes beliebige Netz, das eventuell dort noch vorhanden ist.

    viribus unitis - acta non verba

  • So eine kleine Überlebensdose habe ich auch geschenkt bekommen, mal schaun ob die im Urlaub dann was taugt. Da wird sie akribisch getestet.
    Bevor ich da oben unplanmässig übernachten muss, würd ich auch versuchen ins Tal zu humpeln.
    Bzw. wenn mein Wanderpartner den gebrochen Fuß hat, ihn in die Rettungsdecke einwickeln, sicher gehen das er sonst keine Probleme hat und mich auf den Weg nach unten machen.
    Wenns nur ein Tagesausflug war, kann man nicht sooo weit weg von der Zivilisation sein.

    Das Einzige, das man sich jederzeit nehmen darf, ohne danach sitzen zu müssen, ist Platz. (Heinz Erhardt)

  • Zitat von Timmy im Beitrag #11
    So eine kleine Überlebensdose habe ich auch geschenkt bekommen, mal schaun ob die im Urlaub dann was taugt. Da wird sie akribisch getestet.
    Bevor ich da oben unplanmässig übernachten muss, würd ich auch versuchen ins Tal zu humpeln.
    Bzw. wenn mein Wanderpartner den gebrochen Fuß hat, ihn in die Rettungsdecke einwickeln, sicher gehen das er sonst keine Probleme hat und mich auf den Weg nach unten machen.
    Wenns nur ein Tagesausflug war, kann man nicht sooo weit weg von der Zivilisation sein.


    Ich würde mir die "geschenkte Dose" VOR dem Urlaub anschauen.

  • Angeschaut und angetestet ist sie ja schon Grauer Wolf. Keine Bange ich geh nicht unvorbereitet in den Urlaub ;-)

    Das Einzige, das man sich jederzeit nehmen darf, ohne danach sitzen zu müssen, ist Platz. (Heinz Erhardt)