Blackout durch Hacker wird real – ist Österreich vorbereitet?

  • Ich selbst werde in letzter zeit demütig. Selbst kleine Dinge sind oft schwer zu bewältigen. Nicht immer dreht sich alles um Lebensmittel, Energie, Überleben und Verteidigung. Ich denke manchmal, dass es auch ein Luxuxproblem ist, sich damit zu befassen.

    Taken the red one.

  • Das klingt jetzt fast depressiv. Was wäre wichtiger als Lebensmittel oder Überleben? Wieso denkst du manchmal das vorbereiten ein "Luxus" ist?

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Na ja,


    Vorratshaltung muss nicht zwangsweise was kosten (zumindest keine exorbitanten Summen).
    Hab' mal einen Galileo-Artikel gelesen: Der deutsche Staat betreibt riesige Speicher, in denen Getreide und Hülsenfrüchte gelagert werden. Diese Vorräte werden regelmäßig rotiert (sprich: Am Weltmarkt zu- und wieder verkauft). Durch die große Einkaufsmenge können sie gute Rabatte erzielen, was unter'm Strich dazu führt, dass die gesamte Sache (inkl. Unterhalt der Lager, Kontrollen bezüglich Befall, ...) ein Nullsummenspiel ist.

    There is no such thing as too much backup!

  • Nur darfst nicht vergessen: Wer lieferts in nem Krisenfall aus? Solche Speicher sind grundsätzlich nicht in den Ballungsräumen ( Immopreise!!) und ohne Strom kein Sprit, bzw wer hacklet dann noch fürn Staat, wenn er sich zuhause um die Seinen kümmern muß?

    Nimm nur mal Wien. Sagen wir, der Speicher steht zwischen Schwechat und Vösendorf.. jetzt stell dir vor, n Haufen Autos sind wegen Spritmangel auf den klassischen Ausfallstraßen (A23, Triester, Laxenburger) liegengeblieben. Wie krieg ich die Straßen frei?
    1. Woher die Transportkapazitäen nehmen, um 1 Million Menschen zu versorgen?
    2. Wenns Getreide ist, woher die Mühlen nehmen? Womit betreiben? Wo back ich das Brot? Beim Anker? Und wie versorg ich den mit den notwendigen Energiekapazitäten?...usw. usw..

    Besser ich kanns und brauchs nicht, als ich brauchs und kanns nicht

  • Nur so aus Neugierde: Warum soll denn ausgerechnet zwischen Vösendorf und Schwechat (oder wo auch immer die Speicher stehen) plötzlich allen Autos der Sprit ausgehen? Tanken die Wiener immer genau so viel Sprit, dass sie gerade nicht zur SCS kommen?!?

    So, und jetzt ohne Sarkasmus und mit konkreten Vermutungen (hihihi - konkrete Vermutung ):

    Zwischen dem Einsetzen der Krise und dem Beginn der Belieferung mit Nahrungsmitteln liegen ziemlich sicher ein paar Tage. Zeit Genug, um zumindest eine Spur auf der Autobahn frei zu bekommen. Und wenn's mit'm Schneepflug ist...
    Außerdem gibt es ja noch andere Möglichkeiten des Transportes. Die Eisenbahn z.B.: Ein Güterzug kann ca. 1.200 Tonnen Ladung transportieren. Wenn ich mal von 750 g Nahrungsbedarf (Brot, Hülsenfrüchte, ...) ausgehe, reicht ein solcher Güterzug täglich für ganz Wien. Sieben weitere für den Rest von Österreich.
    Und: Ja, das Brot kommt vermutlich (auch) vom Anker. Denn dafür genießen Bäckereien auch besonderen staatlichen Schutz (z.B. darf eine Großbäckerei vom Energielieferanten auch dann nicht abgeschaltet werden, wenn er nicht zahlt!!!).

    Einige wenige Großbäcker mit Strom zu versorgen ist definitiv möglich. Dafür gibt es einerseits Dieselaggregate, andererseits gibt es noch eine Menge (Lauf-)Kraftwerke, die auch (datentechnisch) offline betrieben werden können. Es gilt halt in diesem Fall, die Energie gezielt an strategische/neuralgische Stellen zu verteilen: Raffinerien, Lebensmittelerzeugung, medizinische Einrichtungen, ...

    Meine persönliche Meinung: Alles unterhalb eines kontinentweiten EMP ist beherrschbar. Es gibt zwar sicher dort und da Probleme, aber keinen katastrophalen Zusammenbruch!

    There is no such thing as too much backup!

  • Ich denke, dass von staatlicher Seite her grundsätzlich eine Vorratshaltung betrieben werden sollte. Weiters gehören die Bürger dazu animiert, Vorräte für 7-10 Tage einzulagern. Das Problem ist jedoch, dass man die Bevölkerung mit einer aktiven Werbekampagne für Lebensmittelbevorratung verunsichert. Unsere deutschen Nachbarn haben dies erfolgreich getestet . Mein Eindruck war zumindest, dass sich die Medien darüber ihre (sinnlosen) Mäuler zerrissen haben und die Bevölkerung verunsichert wurde.

    Zum Thema "Vorrat des Lebensmittelhandels" denke ich, dass der Handel im Falle eines Blackout schon mit dem Verkauf der im Geschäft gelagerten Produkte überfordert ist. Denn 1. funktionieren die Registrierkassen nicht und 2. haben die meisten Leute zu wenig Bargeld dabei oder zu Hause, um bezahlen zu können. Warum bzw. wofür sollte dann der Handel einen riesigen Vorrat haben? Weiters würden sämtliche Vorräte die Tiefgekühlt sind auftauen und verderben.

    @Bardo Thodol: Bei den erwähnten Dieselaggregaten für Großbäcker gebe ich dir Recht. Was die (Lauf-)Kraftwerke betrifft, denke ich, soweit ich das bisher recherchiert und in Erfahrung gebracht habe, dass die Kraftwerke zwar noch funktionieren können, jedoch das Stromnetz außer Betrieb sein wird. Das Stromnetz benötigt zum Betrieb eine gewisse Spannung mit nur minimaler Schwankungsbreite. Wenn das Netz also ausgefallen ist aufgrund eines Blackouts wird der im Kraftwerk erzeugte Strom nicht transportiert werden können.
    Sollte ich mich diesbezüglich irren bzw. falsch liegen, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)

  • Das mit der Netzstabilität ist prinzipiell richtig, allerdings ist weniger die Spannung das Stabilitätskriterium (die kann in einem vergleichsweise breiten Spektrum schwanken). Kritischer ist hier die Frequenz, die bei 50Hz liegen soll. Bereits 0,2Hz sind eine relativ große Abweichung.

    Aber zum eigentlichen Punkt: Der "Schwarzstart". So nennt man das, wenn das komplette Stromnetz ausgefallen ist. Hier wird folgendermaßen vorgegangen: Zuerst werden mal die Netze getrennt: Üblicherweise auf der Ebene der Umspannwerke werden die Leistungsschalter ausgeschaltet, so dass ein Fleckerlteppich aus kleinen "Inseln" entsteht. Innerhalb dieser Inseln wird dann damit begonnen, die schwarzstartfähigen Kraftwerke wieder dazu zu bringen, Strom zu produzieren. Wenn so ein Kraftwerk dann erfolgreich hochgefahren wurde kann damit begonnen werden, weitere Inseln mit Strom zu versorgen (sie also wieder zu verbinden). Natürlich wird hier zuerst damit begonnen, jene Inseln zu aktivieren, in denen weitere, nicht schwarzstartfähige Kraftwerke liegen. Da zu einem stabilen Netz auch Abnehmer benötigt werden (weil ja sonst die Frequenz ansteigt) wird auch gleichzeitig und Zug um Zug damit begonnen, Verbraucher zuzuschalten. Die genaue Prioritätenliste kenne ich nicht, vermutlich wird man aber damit beginnen, Krankenhäuser, Polizei- und Feuerwehrhäuser und auch die bestehenden Lichtinseln wieder zu versorgen (weil dort schon viele Leute versorgt werden), und zwar Trafostation für Trafostation.
    Dann kommen die normalen Haushalte, sonstige wichtige Infrastruktur (Läger von Lebensmittelketten, Bäckereien, sonstige Versorgungsindustrien) und zu guter Letzt - quasi wenn wieder Normalbetrieb herrscht - die sonstige produzierende Industrie.

    Aber wie gesagt: Die o.a. Reihenfolge ist nur eine Vermutung meinerseits. Ich müsste da meine Kollegen von der Netzleitstelle mal dazu interviewen...

    There is no such thing as too much backup!

  • Grundsätzlich könnte ein Blackout zustande kommen indem große Netzblöcke (Verbraucher) auf einmal ausfallen. Dadurch ist die Erzeugung höher aus der Verbrauch, somit erhöht sich die Frequenz.
    Oder Umgekehrt: Es fällt ein großer Kraftwerksblock (Erzeuger) aus. Dadurch ist der Energieverbrauch höher als die Energieerzeugung, somit sinkt die Frequenz.
    Die Kraftwerke und Umspannwerke haben haben einen Unter- und Überfrequenzschutz (und noch vieles mehr) eingebaut. Sinkt oder Steigt die Frequenz auf einen bestimmten Wert fallen weitere Kraftwerke weg (Kettenreaktion) --> Blackout.

    Gehen wir davon aus das es ein Blackout ohne verbleibende Strominseln ist (Österreich + umliegende Länder unversorgt).
    Es gibt nur bestimmte Kraftwerke in Österreich die Schwarzstart fähig sind. Diese müssen als erstes ans Netz. Dazu fährt man mit einer Maschine im Generator-betrieb (Erzeugung) und mit der anderen im Motor-betrieb (Verbraucher).
    Das macht man weil es ja noch keine Verbraucher am Netz gibt. Danach werden immer kleine Lastblöcke zugeschaltet (ca 2-5 Megawatt) und das Netz langsam wieder Aufgebaut. Ich denke Kärnten würde ca 1 Woche brauchen um 100% versorgt zu sein.

    Für große Städte gibt es Notversorgungskonzepte damit die wichtigsten Organisationen versorgt sind.

    Ein großes Problem sind auch die externen Photovoltaikanlagen und Windanlagen, da diese sich während des Inselaufbaus dazuschalten können und das ganze wieder ins Wanken bringen.

    lg

  • Wobei das schon gewaltige Ausfälle sein müssen; Ich weiß von unserem Lastverteiler, dass eine abrupte Schwankung von 30 MW keine Gefahr für die Netzstabilität bedeuten. Um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen: Typische Trafostationen haben zwischen 0,58 und 1,1MW Leistung (bzw. zwischen 630 und 1.250kVa, um präzise zu sein).
    Was vermutlich schwieriger zu handhaben ist, sind schwankende Lasten (wie in "Blackout" beschrieben).

    Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, wird für Österreich etwa eine Woche veranschlagt, um das gesamte Netz wieder online zu bekommen. Natürlich vorausgesetzt, dass es keine strukturellen Probleme (zerstörte Infrastruktur) gibt...

    There is no such thing as too much backup!

  • Das wird sowieso meines Erachtens das Ziel der nächsten Terroristen werden..entweder Cyberterror gegen die Software, oder ganz altmodisch wie die Bumser in Südtirol

    Besser ich kanns und brauchs nicht, als ich brauchs und kanns nicht

  • Wiedermal ein Beitrag zum Thema Blackout. Mit kurzem "Einlagerungsratgeber"
    Kurier.at

    „ ..., wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, daß man’s hat, wenn man’s braucht.“


    – Josef Kirschner: Werbespots für Raiffeisen