Eine Stunde Stromausfall und schon häuft sich die Kriminalität

  • Hallo liebe Mitprepper,

    gestern hatten wir in meinem Wohnort in DE ab 16:31 Uhr einen etwas über einstündigen Stromausfall. Grund war ein technischer Defekt in einer Trafostation. Betroffen war der Nordteil der Stadt, alle Ampelanlagen und Laternen sind natürlich mit ausgefallenen was zu einem kleinen Verkehrschaos geführt hat. Die Polizei musste an einigen Kreuzungen den Verkehr regeln.

    Nachdem wir gemerkt haben das der Strom weg war haben wir natürlich erstmal die Sicherungen im Haus überprüft, da diese alle "drin" waren haben wir uns dann draußen umgesehen. Der ganze Stadtteil war dunkel und die ersten Nachbarn kamen auch schon aus ihren Häusern um sich umzuschauen. Kurze Zeit später haben wir dann über unser Batterieradio erfahren dass es sich um einen örtlich begrenzen Ausfall handelt und der Netzbetreiber sich schon um das Problem kümmert was nicht allzulange dauern sollte.
    Und siehe da: Nach etwas über einer Stunde ging die Schreibtischlampe wieder an die wir zur Kontrolle einschaltet gelassen haben.

    Natürlich ist eine Stunde Stromausfall relativ unspektakulär. Das in meinen Augen erschreckende erzählte mir meine Freundin gerade als sie von der Arbeit kam:
    Innerhalb dieser nur einen stromlosen Stunde haben Leute beim Hausmeister der Firma meiner Freundin (seine Gerätegarage) eingebrochen, seine Schneefräse mit Benzin übergossen und dann mit Streusalz überzogen, genauso wie selbiges in den Tank gefüllt. Auch wurden im örtlichen Baumarkt elf Leute dabei erwischt wie sie Geräte aus dem Laden "schmuggeln" wollten weil die Sicherheitspieper natürlich ausgefallen waren. Und zu guter letzt wurde der Getränkehandel im EDEKA überfallen.
    Und das ist wirklich kein Witz. Ich frage mich gerade ob Gelegenheit wirklich Diebe macht und ob Leute nur durch Sicherheitsvorkehrungen davon abgehalten werden zu stehlen. Finde es bedenklich dass einige Leute schon innerhalb einer so kurzen Zeit ohne "existenzielle Not" anfangen zu stehlen oder einfach nur zu randalieren.
    Oder sehe ich das alles zu schwarz und es handelt sich um Zufall?

    Liebe Grüße

  • Irgendwie erschreckend was du da berichtest. Für mich bestätigen sich da die Befürchtungen das bei einem größeren Stromausfall sehr bald das Chaos regiert.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Alle bisherigen Erfahrungen die ich Sammeln konnte, teils über Bekannte in der halben Welt, zeigt, das es vom grösseren Stromausfall bis zu den ersten Plünderungen ca. 5 - 20 Minuten dauert. Diese ersten Plünderungen sind noch harmlos, in der Regel geschehen sie ohne Waffengewalt weil sie sich aus der Gelegenheit ergeben und spontan erfolgen. Aber spätestens nach einer Stunde sind die Plünderer bewaffnet und besser Organisiert, und hohlen sich was sie wollen mit Gewalt.

    Fällt der Strom aus, fallen auch viele Sicherungssysteme aus, und das nutzen die Leute praktisch sofort aus. Es hängt aber von der Jahreszeit ab, im Sommer dauert es auch etwas länger als im Winter. Und gerade jetzt vor Weihnachten ist es besonders instabil. Auch die Allgemeine Lage hat Einfluss darauf. In Krisengebieten wird praktisch sofort in grösserem Still geplündert während in Gebieten die als Krisenfrei gelten es bis zu ein paar Stunden bzw. bis zur Dunkelheit dauert bis es richtig los geht. Es gibt auch Unterschiede was das Stadt-Land Gefälle angeht. Je weiter man von grösseren Städten entfernt ist, je sicherer ist es am Anfang, je kleiner die Dorfgemeinschaft, je besser ist es, solange sie nicht zu klein wird.

    Was die Leute in normalen Zeiten daran hindert zu Stehlen ist einfach die Tatsache das die Chancen sehr groß sind erwischt zu werden, sinken diese Chancen durch Stromausfall, oder Krise ab, fallen auch schlagartig die Hemmungen.

    Jeder kann das an sich selber beobachten, denn das fängt im kleinen an. Wo würdest du eher falsch parken, in der Stadt wo es gute Kontrollen gibt oder auf dem Land wo es keine oder kaum Kontrollen gibt? Verboten ist es an beiden Orten, und die Strafe ist auch Identisch. Oder nimm ein anders Beispiel. Wo würdet ihr eher einen Kugelschreiber stehlen, in einer Bank wo viele Leute sind, oder am draußen am Stand wo dich keiner sieht. Diebstahl bleibt aber Diebstahl.

    Für uns zivilisierte mag das unverständlich sein, aber für andere ist es das nicht. In einer Krise wird dein Nachbar unter Umständen zum grössten Feind, dein Bekannter zur grössten Gefahr, wenn du etwas hast das die wollen. Am Anfang wird vielleicht noch darum gefragt und gebettelt, weil es eine dünne zivilisatorische Hülle gibt die sie zurückhält, aber je dringender der Bedarf ist, je weiter gehen die Mittel die angewendet werden um ans Ziel zu kommen. Ich habe mich selber schon in Übungsszenarien in diese Situation gebracht das ich auf der Flucht bin, oder etwas dringend brauche, und ich kann auch sagen, selbst beim Zivilisiertesten Menschen fallen alle Hemmungen wenn die Notwendigkeit groß genug ist. Da waren es nur Übungen, und ich wusste, es ist nur ein "Spiel", und mir kann nichts gesehen, aber im Ernstfall würd ich persönlich jede Massnahme ergreifen die Notwendig ist um mich und meine Gruppe durchzubringen.

    Für mich gilt im Ernstfall nur eins, Überleben, ganz einfach weil dieser höchsten Regel alle da draußen folgen werden, und wer dieser Regel nicht folgt wird nicht weit kommen.

    All good medicine - Christian

    Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe. (Sprichwort der Apachen)


    Es gibt viele Wege zum Ziel. (Sprichwort der Apachen)

  • Capt. Jack Reynolds kann dir nur Recht geben!

    Wenn es ums Überleben geht wird jeder Mensch zu Bestie. Ich sage das nicht mal im Bösen. Der Mensch wurde als Jäger geboren um zu überleben nur heute wird das nicht mehr benötigt. Wir gehen ja einfach in den Supermarkt und haben alles was wir brauchen. Nehme mich da ja nicht aus.

    Aber wie gesagt wenn es ums überleben geht kommt das wieder zu Vorschein.

  • Es gibt eine sehr einfache Logik hinter den Entscheidungen von Menschen. Wenn man eine subjektiv ungerechte Behandlung erfährt, muss automatisch die eigene Reaktion richtig sein. Wenn uns jemand ohne ersichtlichen Grund ins Gesicht schlägt, dann ist ein heftiger Boxer in die Magengrube des 'Gegners' wohl nur gerechtfertigt. Immerhin war der ja der eigentliche Aggressor und die eigene Reaktion nur eine reflexartige Antwort darauf. Das ist natürlich Blödsinn. Es wird ein Unrecht mit einem anderen Unrecht geahndet. Ohne jede Hinterfragung der Ursache. Die Ohrfeige ist natürlich relativ harmlos. Aber das Prinzip setzt sich immer weiter fort. Viele Amerikaner sehen sich als rechtschaffene Menschen und sehen dennoch eine Exekution eines Mörders nach wie vor als eine durchaus richtige Antwort auf Mord. Dass man sich dabei gleich selbst zum Mörder macht, stört sie nicht. Von unwiderrufbaren Fehlurteilen mal ganz abgesehen. Und in einem Krisenfall fallen dann natürlich alle Schranken. Da geht jegliche Gerechtigkeit verloren und wird die eigene Beurteilung gleich zum allgemein gültigen Recht.

    Bei aller Vorsicht sollte man am Ende des Tages noch ein lebenswertes Leben haben. Kein Bunker ist ein Lebenskonzept.
    In jungen Jahren will man noch allen gefallen - im Alter ist man froh, wenn man sich selbst im Spiegel noch erkennt.