Schweres Erdbeben in Wien möglich

  • Hier ein Bericht zu diesem Thema:

    Meldung auf ORF.at vom: 02.12.2015

    Zitat
    Tief unter dem Wiener Becken gibt es Bruchlinien und Störungssysteme, die groß genug sind, um ein verheerendes Erdbeben auszulösen. Das zeigen Analysen eines Seismologen. Weil sie in den vergangenen Jahrhunderten inaktiv waren, stufe man diese als ungefährlich ein.

    Mit Kollegen vom Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien hat Kurt Decker untersucht, wo im Wiener Becken geologische Störungsbereiche verlaufen, und ob sie schon heftige Erdbeben verursacht haben.

    "Ein starkes Erdbeben versetzt die Landoberfläche und dadurch entsteht eine Geländestufe", sagte er. Diese würde zwar in der Regel durch Erosion und Umlagerungen eingeebnet, doch durch Grabungen und geophysikalische Untersuchungen in drei bis vier Metern Tiefe könne man solche Versetzungen und Umlagerungen erkennen, und den Zeitpunkt sowie teilweise auch die Stärke des Erdbebens bestimmen.

    Vermeintlich ungefährlich
    Bei der Markgrafneusiedler Bruchzone im Weinviertel habe sich zum Beispiel herausgestellt, dass sie in den vergangenen 100.000 Jahren mindestens fünf schwere Erdbeben ausgelöst hat, die teilweise Stärke sieben erreichten, so wie jenes 2010 in Haiti, das etwa 316.000 Todesopfer gefordert, die Stadt Leogane zu 90 Prozent zerstört und in der Hauptstadt Port-au-Prince tausende Gebäude zum Einsturz gebracht hat.

    "Bisher galt ein so starkes Erdbeben für Österreich als unvorstellbar", erklärte Decker, der gemeinsam mit seiner Kollegin Esther Hintersberger in der Geologischen Bundesanstalt seine Ergebnisse präsentiert hat. Doch die Störungsabschnitte im Wiener Becken seien groß genug, um auch hier und heute solche Erschütterungen mit Magnituden bis Sieben auszulösen.

    "Viele Störungsbereiche im Wiener Becken werden als ungefährlich eingestuft, weil sie in historischer Zeit keine Erdbeben ausgelöst haben", so Decker. Doch Erdbeben-Aufzeichnungen gäbe es erst seit etwa 1900, und auch Chroniken etwa von Klöstern, die oft über Naturereignisse berichten, seien meist nur ein paar hundert Jahre alt. Der Markgrafneusiedler Bruch bewegt sich zum Beispiel um weniger als ein Zehntel Millimeter im Jahr und produziert dadurch nur alle paar 1.000 bis 10.000 Jahre Erschütterungen, erklärte er. So weit würden die historischen Quellen nicht zurückreichen.

    Historische Beben rekonstruiert
    "Für eine verlässliche Gefährdungsabschätzung sollte man die Bruchlinien im Wiener Becken daher systematisch charakterisieren und herausfinden, wann sie große Erdbeben ausgelöst haben, wie oft das passiert, und wie stark sie sein könnten", sagte er.

    Die Hauptbruchlinie verläuft vom Semmering am Leithagebirge vorbei in die Gegend von Marchegg und dann entlang der Kleinen Karpaten nach Dobra Voda in der Slowakei, so Decker. Sie bewege sich einen Millimeter pro Jahr. Von ihr zweigen andere Bruchlinien ab, und zwar der besagte Markgrafneusiedler Bruch, der Aderklaaer Bruch, der Leopoldsdorfer Bruch und der Bisamberg-Nussdorf Bruch. "All diese Brüche sind durch historische Erdbebendaten nicht vollständig charakterisiert und die Häufigkeit von Erdbeben, die sie produzieren können, ist unbekannt", sagte der Seismologe. Damit sei die potenzielle Gefahr für die extrem verwundbare Wiener Region unzureichend erforscht.

    Ein historisches Beben ist für die Hauptbruchlinie wahrscheinlich sogar rekonstruierbar, nämlich im vierten Jahrhunderts nach Christus im römischen Carnuntum, so Decker. Dort fanden Archäologen nämlich etliche Mauerzüge, die noch während der römischen Besiedlung umgestürzt sind. Dies konnten sie sich nur durch ein Erdbeben erklären. Decker entdeckte schließlich, dass tatsächlich vor nicht allzu langer (geologischer) Zeit heftige Erdbeben mit einem Epizentrum nahe der Römerstadt stattgefunden haben.

    Quelle: http://science.orf.at/stories/1765053/


    Immer daran denken, wenn die Erde wackelt nicht aus dem Haus rennen, unter einem Türstock oder einem sehr stabilen Möbel Schutz suchen, aber so das einen keine Schränke oder ähnliches erreichen können wenn sie umfallen. Nach dem beben Gas, Wasser und Strom abstellen. Erdgas würde sich in den Räumen an der Decke ansammeln, Flüssiggas sich am Boden bzw im Keller sammeln. Strom und Wasser könnten während der Bergung oder auch so zu Unfällen führen die tödlich enden, z.B. wenn Bauteile unter Spannung stehen oder wenn Wasser sich an stellen Sammelt und die Statik überlastet.



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    Wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe. (Sprichwort der Apachen)


    Es gibt viele Wege zum Ziel. (Sprichwort der Apachen)

  • Hallo!

    Ich glaube das wir hier in Österreich generell auf einem heißen Pflaster sitzen was Erdbeben betrifft... Die Alpen sind ja der beste Beweis dafür dass es in früherer Zeit heftigste Erdbeben in unserer Gegend gegeben haben muss!!!

    Die Frage ist nicht ob, sondern wann es wieder zu stärkeren Beben kommen wird.

    Wenn sich vielleicht noch wer erinnern kann gabs mal in Italien (glaube in den 70er oder 80er Jahren) ein sehr heftiges Beben... Wenn das dort möglich ist, wieso sollte das dann bei unseren Bruchlinien nicht passieren können???

    Bin zwar kein Geologe aber es spricht einiges für meine Theorie denke ich...

  • Ich habe mich zu dem Thema im Internet ein wenig eingelesen und dazu folgende PDF-Datei gefunden:

    http://www.wgm.wien.at/fileadmin/docs/hy...ortrag_2014.pdf

    Auf Seite 5 befindet sich eine aussagekräftige Graphik, welche die geologischen Kräfte und Bruchlinien darstellt.

    Durch das Stadtgebiet von Wien verlaufen in nord-südlicher Richtung mehrere Bruchlinien.

    1) Der Nussdorf-Bisamberg Bruch – verläuft vom Bisamberg quer unter der Donau nach Nussdorf und weiter über die Innenstadt beinahe bis an die südliche Stadtgrenze nach Oberlaa.

    2) Etwa 5 Kilometer östlich davon befindet sich der Leopoldsdorfer Bruch. Diese Bruchlinie erstreckt sich von Leopoldsdorf am südöstlichen Stadtrand, quert die Donau und reicht nördlich über Stadtgrenze hinaus. Diese Bruchlinie ist insgesamt 40 Kilometer lang, südlich von Leopoldsdorf reicht sie bis in die Mitterndorfer Senke in die Nähe von Ebreichsdorf.

    3) Der Aderklaa Bruch berührt nur den nördöstlichen Stadtrand von Wien und setzt sich im Weinviertel fort.

    Auf Seite 7 sind die Bruchlinien/-flächen sehr gut dargestellt. Die anderen Bilder beschreiben Sedimentschichten und Wasservorkommen – keine Aussagen über Bruchlinien.

    Fazit: In Wien ist ein beachtliches Gefahrenpotential bezüglich Erdbeben vorhanden. Man sollte dem Dr. Decker einen weiteren Forschungsauftrag geben, damit sein Institut die anderen Bruchlinien auch noch genau erforschen kann. Da wird es die letzten 100.000 Jahre noch mehr Erdbeben-Großereignisse gegeben haben.

  • Der Vorteil, den wir hier in Österreich haben ist, dass die Gebäude bis zu einem gewissen grad "erdbebensicher" sind.

    Der Jammer ist der: wie sicher ist sicher?
    Auf jeden Fall ists besser als die Pressspanplattenbauten der Amis ^^
    Trotzdem muss man davon ausgehen, dass es immer wieder mal zu einem Beben kommen kann.
    Kleinere gibt es laufend, die wir nicht spüren- aber letztlich ist Plattentektonik ein heißes Thema, wie Lepidorfer sagt.

  • Hallo,

    So wirklich glauben kann ich das ja nicht :)
    Das stärkste Beben in den letzten 800 Jahren war gerade mal ne 6 und das ist zwar ganz schön stark, aber nicht wirklich verheerend. https://www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/...-in-oesterreich
    Wobei in Wien selber gar keines war. mMn will da wer auf seine Forschung aufmerksam machen und weiteres Geld dafür lukrieren. Was ja jetzt nichts Böses ist, aber so wirklich an ein Megabeben in absehbarer Zeit in Wien glaub ich nicht.

  • Vorsicht: Plattentektonik und Bruchlinien sind zwei komplett unterschiedliche Sachen.
    Plattentektonik ist wenn sich eine Platte unter (oder über) eine andere schiebt. Dadurch können einerseits Erdbeben entstehen (US Westküste) oder es werde Gebirge aufgeschichtet (Alpen, Himalaya).
    Eine Bruchlinie ist eine Stelle im Gestein wo (von wo auch immer) Druck (Kraft) aufgebaut wird. Im Wiener Umland ist das genau so. Die "schweren" Alpen drücken nach unten, irgenwo "reisst" dann die Erde und das sind die Bruchlinien. Das kann auch durch verschieden schwere Gesteinsschichten die nebeneinader liegen entstehen. Und das ist auch der Grund der Bruchlinien in Wien. Gebt bei Google mal "Nussdorf Bisamberg Bruchsystem" ein, da findet man dann noch weitere Dokumente zu dem Thema.

    Insgesamt sind diese Bruchlinien lästig aber eher unproblematisch. Das Beben vor 30 Jahren in Friaul hatte aber andere Ursachen, keine Bruchlinien.
    Die Alpen sind übrigens kein Zeichen für Erdbeben sondern der Beweis für Plattentektonik [Blockierte Grafik: http://img.homepagemodules.de/smile.gif]

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Zur Stabilität der Häuser:

    Ich schätze auch, dass die Häuser in Wien, sofern sie nicht älter als 50 Jahre sind, ein mittleres bis stärkeres Erdbeben aushalten, ohne einzustürzen. Im Vergleich dazu sind die Häuser im Osten der Türkei mangelhaft gebaut, weil sie beim Bau Betoneisen gespart haben. Dort wird viel Baumaterial gestohlen, als Folge ist die Bewehrung mangelhaft und der Beton nicht fest genug. Deshalb stürzen dort bei einem starken Erdbeben selbst neuere Gebäude ein.

    * Die Fertigteilhäuser als Einfamilienhäuser sind bezüglich Erdbeben sehr stabil, sie sind aus Holz und Holzprodukten gefertigt; die Teile sind verschraubt.
    * Holzhäuser sind auch sehr stabil.
    * Einfamilienhäuser und Wohnblöcke in Ziegel-Bauweise sind relativ stabil, wenn die Bewehrung der Geschoßdecken nach den Vorgaben des Statikers ausgeführt ist.
    * Gebäude mit Stahlbetonskelett halten viel aus. Die (Zwischen)Wände könnten im Extremfall umstürzen.
    * Die Standfestigkeit von alten Gebäuden kann ich nicht abschätzen.
    * Hochhäuser über ~20 Stockwerke schwanken bei einem Erdbeben stark. Deshalb würde ich nicht in einem Hochhaus wohnen wollen.

  • Zum einen kann man nicht aus der Vergangenheit auf die Zukunft schließen, zumindest nicht mit Gewissheit. In Japan wurde angenommen das ein Erdbeben der stärke 9 oder stärker nach Richter nicht möglich sei, bis es passierte.
    Zum anderen denke ich aber auch das alle Gebäude in Wien bis stärke 4 oder 5 keine all zu großen Schäden davon tragen.

    Ich sehe die Probleme in folgenden Punkten:

    • Die Infrastruktur wird durch ein Beben beschädigt, z.B. Wasserleitungen, Stromleitungen, Gasleitungen, Abwasserleitungen, Pipelines für Treibstoffe und Öl usw können brechen, Aufzüge könnten sich im Schacht verkannten, Eisenbahnscheinen könnten sich verformen, Autos würden kurz die Bodenhaftung verlieren und es würde zu vielen Unfällen kommen. Brücken und Tunnel müssten bis zu einer Überprüfung gesperrt werden, damit fallen viele Verkehrsverbindungen aus, dazu Strom, Gas und Wasserversorgung in großen teilen der Stadt.
    • Bodenverflüssigung. Teile von Wien sind auf Kies und Sanduntergrund gebaut, bei starken Beben oder länger anhaltenden Erschütterungen könnte es zu Bodenverflüssigung und damit dem Einsinken und damit zur Zerstörung des Gebäudes kommen.
    • Große Gefahr: Der Mensch selber. In der allgemeinen Panik wird er alles tun um schnell aus dem Gebäude zu kommen, und sei es über die noch warmen toten Körper der anderen.
    • Größte Gefahr: Herabfallende Trümmer und Gebäudeteile. Alles was so am Haus montiert ist, angefangen von Blumenkästen über geborstene Glasscheiben bis hin zu Kaminen kann abrechen und fällt auf die Strasse, auf Fahrzeuge, auf Menschen usw. Oberleitungen der Strassenbahn und der Strassenbeleuchtung reißen ab, fallen auf die Strasse, können Brände verursachen. Die Straßenbahn hat 750 Volt Gleichstrom, also Hochspannung und Lebensgefahr.
    • Brände in der Folge durch Kurzschlüsse, gerissene Gasleitungen, defekten Kaminen usw. Überflutungen von Kellern durch beschädigte Wasser und Abwasserleitungen.



    Hochhäuser wie z.B. DC-Tower sind Erdbebensichrer, sie haben oben auf dem Gebäude ein Ausgleichsgewicht das viel Tonnen wiegt und über ein Seilsystem und Stoßdämpfer die Schwankungen des Gebäudes ausgleicht. Anders könnte man darin gar nicht leben und arbeiten weil das Gebäude ständig im Wind schwanken würde. Und das ist schon ein schönes großes Teil im DC-Tower, man kann es sich ansehen wenn man auf der Aussichtsplatform ist und etwas sucht.

    Wenn man die Beben und ihre Folgen so beobachtet kommt die wirkliche Katastrophe oft erst nach dem Beben durch Zusammenbruch der Versorgung und der öffentlichen Ordnung in Verbindung mit dem Mangel an Trinkwasser und der Ausbreitung von Seuchen.



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