Europäisches Navigationssystem startklar

  • Zitat
    Nach vielen Verzögerungen und Pannen sind erste Dienste des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo startklar. Sie sollen am Donnerstag erstmals Behörden, Firmen und Bürgern zur Verfügung stehen, wie die EU-Kommission mitteilte.



    Quelle: http://science.orf.at/stories/2814668/

    Bin gespannt ob das wirklich eine Alternative zu GPS sein kann.

  • Also nachden sie solange gebraucht haben müsste es doch Spitzenklasse sein. Aber ich hoffe wirklich das es was taugt.

    [team] Wenn wir unsere Waffen zu Pflugscharen verarbeiten, werden wir irgendwann für die pflügen, die das nicht gemacht haben.

  • Weshalb hat das wirklich so lange gedauert...
    wird das uneingeschränkt nutzbar sein- oder auch wieder bei drohenden Konflikten gedrosselt? Vermutlich schon- wie ich annehme.

    Daher bleibt nach wie vor die Kartennavigation als sicheres Mittel.

  • Zitat
    Galileo kann allerdings nur genutzt werden, wenn Gerätehersteller sich auf die neuen Dienste ausrichten. Zwar stellten viele große Chipproduzenten EU-Angaben zufolge schon mit Galileo kompatible Produkte her, lediglich zwei Smartphone-Modelle auf dem Markt hätten die Technik aber bereits eingebaut.

    Ab 2018 soll jedes neue Fahrzeugmodell in Europa mit Galileo ausgerüstet sein. Das soll die Navigation verbessern und das Notrufsystem „e-Call“ ermöglichen, das bei einem Unfall automatisch einen Notruf absetzt. Besonders in Städten, wo hohe Gebäude Satellitensignale stören können, wird der kostenlose Dienst laut EU-Kommission die Navigation verbessern.



    Dauert also bis Otto Normalnavigator das benutzen wird.

    Zitat
    wird das uneingeschränkt nutzbar sein- oder auch wieder bei drohenden Konflikten gedrosselt? Vermutlich schon- wie ich annehme.


    Davon kann man ausgehen.
    Allerdings fällt der Vorteil der Drosselung weg, wenn jeder (USA, EU, Russland) sein eigenes System besitzt. Wird also irgendwie witzlos

  • In diesem Fall: Leider nein, weil auch die Amis das Recht haben, Galileo (temporär) abzuschalten bzw. die Genauigkeit runterzudrehen - in diesem Fall hilft nur Glonass!

    There is no such thing as too much backup!

  • Ah, haben die das? Wo steht das denn? Dann ist das Ganze leider wieder ziemlich sinnlos. Im Falle dann wirklich Glonass. Ich verlasse mich aber nach wie vor auf Hirn, Kompass und Karte.

  • Zitat von Bardo Thodol im Beitrag #5
    In diesem Fall: Leider nein, weil auch die Amis das Recht haben, Galileo (temporär) abzuschalten bzw. die Genauigkeit runterzudrehen - in diesem Fall hilft nur Glonass!


    Mein XT Pro kann außerdem noch BeiDou (China), irgendetwas wird schon noch gehen!

    LG Wolfgang

  • Zitat
    Leider nein, weil auch die Amis das Recht haben, Galileo (temporär) abzuschalten bzw. die Genauigkeit runterzudrehen


    Wo steht das? Gibt es irgendeine offizielle Quelle?

  • Zitat von Kern im Beitrag #8
    Zitat
    Leider nein, weil auch die Amis das Recht haben, Galileo (temporär) abzuschalten bzw. die Genauigkeit runterzudrehen

    Wo steht das? Gibt es irgendeine offizielle Quelle?

    Es ist etwas komplizierter, es ist im Wikipedia-Artikel beschrieben, es liegt offenbar daran, dass man gegenseitig die Systeme mitbenutzt um bessere Versorgungssicherheit zu gewährleisten...

    Lustig, dass jedes Land einen eigenen Satellitennamen hat, unserer heißt "Nicole".

  • Ja, steht, (wie von @Redshirt schon geschrieben) im Wikipedia-Eintrag. Ich zitiere mal daraus:

    Zitat
    Diese Anpassung in der Kanalcodierung von Galileo ermöglicht es, neben dem C/A-Code des GPS auch das zivile Galileo-Navigationssignal bei Bedarf in lokal begrenzten Gebieten durch spezielle GPS-Jammer zu stören, ohne dass dabei gleichzeitig das militärisch genutzte breitbandige GPS-Signal wesentlich beeinträchtigt wird. Allerdings widerspricht das der ursprünglichen Idee von Galileo, anders als das GPS für sicherheitskritische Anwendungen ein jam-sicheres Signal zur Verfügung zu stellen. Kritiker monieren, die USA hätten aus militärischen, aber auch wirtschaftlichen Gründen Druck ausgeübt, um das Galileosignal störbar zu machen.



    Ein bisschen Hintergrund:
    NAVSTAR-GPS sendet eigentlich zwei komplett verschiedene Signale: Der zivile, gering bandgespreizte C/A-Code und der militärische, etwa um den Faktor 10 höher bandgespreizte P/Y-Code. Der C/A-Code wird mit künstlich generierten Ungenauigkeiten gezielt verschlechtert, so dass die ursprüngliche Genauigkeit etwa 100m bis 150m betrug. Dies deshalb, weil man sich vor GPS-gelenkten Waffensystemen fürchtete (und die Amis werden schon wissen, wie gefährlich die sind).
    Also stand jetzt für die USA eine doppelte Bedrohung im Raum: Einerseits ein metergenaues Ortungssignal, das nicht unter ihrer Kontrolle stand. Andererseits war Galileo ursprünglich so ausgelegt, dass es ähnlich breitbandig sendet wie der P/Y-Code. Es war somit nicht einmal zu stören, ohne die eigenen Systeme ebenfalls lahm zu legen.

    Also versuchten sie, Galileo gleich vor dem Start zu torpedieren: Nachdem die EU das Projekt in Angriff genommen hatte, haben die Amis diese Verschlechterung reduziert, so dass die Genauigkeit um den Faktor 10 stieg - in der Hoffnung, dass Galileo damit hinfällig wird. Hat aber nicht gefruchtet, die EU hat daran festgehalten...

    Daher blieb nur mehr übrig, zumindest die zweite Bedrohung ausszuschalten, und das ist ihnen dann auch gelungen: Auf massiven Druck der Amis wurde das Breitband-Signal aufgegeben und eine Schmalbandvariante implementiert. Daher lässt sich eben mit speziellen Jammern das zivile GPS-Signal (und damit auch Galileo) stören, ohne den militärischen GPS-P/Y-Code mit zu blockieren...


    Was ich nicht sagen kann ob Galileo damit vollständig (also auch die für sicherheitsdienstliche Zwecke vorgesehenen Bänder) stören lässt. Das wäre natürlich der Oberhammer: Die Amis können Galileo komplett Jammen, ihr eigenes GPS aber (militärisch) nutzen...

    LG,

    Bardo Thodol

    There is no such thing as too much backup!

  • Man kann jedes Signal "jammen", indem man auf der entsprechend Frequenz nur wesentlich "lauter brüllt". Das wird umso aufwändiger (Sendeleistung, Energievebrauch) je größer die Bandbreite des Signals ist.

    Das gilt für alles Navigationssysteme gleichermaßen.

    Ein Störsender ist natürlich gut erkennbar, er brüllt ja in die Welt hinaus, entsprechend ist er auch angreifbar.

    Ich gehe davon aus, dass zumindest die großen drei (USA, Russland, China) schon längst geheim an Systeen zur Satellitenabwehr arbeiten, die Dinger also lokalisieren und vom Himmel holen wollen. Alles andere erscheint mir unlogisch.

    Ich hoffe, dass Galileo von Zugriff durch die NSA geschützt ist, aber vermutlich ist das naiv, wenn auch die Briten mit dabei sind (sind sie?).

    Mein Thuraya Satellitentelefon kann von den US Behörden über GPS geortet werden. Ich gehe mal davon aus, dass sie an mir kein Intersse haben dennoch finde ich das beschissen. Ich habe daher einen gewissen aufwändigen workaround für den Krisenfall. Naja, bei Irridium hören sie ja gleich direkt mit.

    Wie dem auch sei, mehr und genauere Signale empfangen zu können ist immer besser. Meine Smartphones können bisher leider "nur" GPS und Glonass und ich will die auch noch ein paar Jahre nutzen, aber Verbesserungen sind immer gerne gesehen...

    Außerdem kann ja eine sehr große Katastrophe oder Cyberattacken ja tatsächlich dazu führen, dass staatliche Systeme kollabieren, da ist Redundanz immer gut.

    Vielleicht noch interessant: http://www.areamobile.de/news/41743-gali...geht-in-betrieb

    MfG

  • Das mit dem Jammen stimmt, ist aber in diesem Kontext irrelevant: Wenn du das schmal bandgespreizte GPS-C/A bzw. Gallileo-Signal jammst, bleibt vom militärischen Band noch etwa 90% der Signale übrig. Das lässt sich mit den implementierten Fehlerkorrekturprotokokllen leicht kompensieren (50% sind da die Grenze). Hätte Galileo die selbe Bandspeizung wie GPS P/Y, würde man beide Signale gleichermaßen stören.
    Das US-Militär kann Galileo (mitsammt zivilem GPS) nur deshalb jammen (ohne sich selbst in gleichem Maßen handlungsunfähig zu machen), weil Galileo auf deren Druck hin von der breit bandgespreizten Variente zur schmalen gewechselt hat.


    Dass natürlich Militär X (lies: USA, Russland, China) die jeweils andere Systeme stören kann, bezeweifle ich nicht mal ansatzweise. Gerade Baidu ist ja (was man zwischen den Zeilen liest) geradezu darauf ausgerichtet.

    There is no such thing as too much backup!