Jagdausübung

  • Nachdem ich mich aus Interesse an der Jagd und Erlernung des Handwerks, zum Jagdkurs angemeldet habe, würde ich vorweg noch gern ein paar Fragen an die Jägerschaft richten:

    Wie sind die Jäger unter euch, zum Weidwerk gekommen und wie habt ihr den Jagdanschluss gefunden?

    Habt ihr etwa eine Eigenjagd, oder habt ihr ein Revier gepachtet?

    Ich plage mich mit dem Gedanken nun schon seit Jahren, ist die Jagd doch ein recht kostspieliges, wenn auch unvergleichliches Hobby.

    Ich bitte euch um Informationen. Diese könnten für weitere angehende Jungjäger von großem Nutzen sein.

    Lg Cody_87

  • Hi Cody,

    wie ich zur Jagd gekommen bin ist eigentlich ganz witzig: Ich bin zwar vom Land, komme aber aus einer sehr jagdfernen Familie. Da ich als Bub gerne und oft im Wald gespielt habe, war ich mit dem ortsansässigen Überoberjägermeister auf Du und Du (im Sinne von: „Du Oar*c*loch“). Von daher habe ich mich nie näher mit dem Thema beschäftigt, bis ich irgendwann eine länger andauernde Diskussion mit einem Jagdgegner hatte. Im Zuge dieser Diskussion habe ich mich intensiv in das Thema eingelesen und beschlossen, dass das was für mich ist. So habe ich es einem Jagdgegner zu verdanken, Jäger geworden zu sein (Danke nochmal dafür, Herr Nittmann – unsere Rehe wissen einen weiteren gewissenhaften und zielsicheren Jäger zu schätzen! ).
    Das mit dem Anschluss war leicht, da bei uns in der Gemeinde das Motto herrscht, dass jeder einen Ausgang bekommt der ihn will und sich darum bemüht. In anderen Regionen (Wien und Umgebung, Tirol) sieht das bisweilen jedoch anders aus…
    Da eine Eigenjagd (zumindest in OÖ ) mindestens 115 ha zusammenhängenden Grundbesitz voraussetzen kann ich mir schwer vorstellen, dass wir einen Eigenjagdbesitzer in unseren Reihen haben. Ein Revier zu pachten (es gelten wiederum die 115 ha als Mindestgröße) ist auch nicht ganz ohne, da – je nach Reviergröße, Zustand, Wildbestand und Region – mit einem jährlichen Kostenblock im fünfstelligen Bereich zu rechnen ist.
    Bei uns ist es daher üblich, dass man in der Gemeindejagd (d.h., die im Gemeindegebiet liegenden und zu bejagenden Flächen werden an mehrere Jäger – die Jagdgesellschaft - verpachtet) seinen Ausgang bekommt. Das wird aber wie gesagt von Gemeinde zu Gemeinde anders gehandhabt. Ich kenne eine Gemeinde, die trotz Jägermangels keine neuen Ausgeher aufnimmt…

    Das mit dem „kostspielig“ ist so eine Sache: Wenn du ein wenig sparst und schon einiges an outdoorgeeignetem Equipment (Klamotten, Messer, sonstiger Kleinkram) mitbringst brauchst du außer dem Kurs (inkl. Getränke also etwa 1.000 € ;-)) üblicherweise noch eine Büchse und eine Flinte. Beides kann man ab jeweils ca. 500 € aufwärts gebraucht kaufen, man sollte halt da unbedingt jemanden dabei haben, der einen gut beraten kann, so dass der Verkäufer einem nicht jeden Schrott aufschwatzt. Und: Hände weg von Angeboten die „Ideal für Jungjäger“ sind!
    Dazu brauchst du dann noch einen guten Gucker (meiner ist ein Nikon um ca. 200 €, würde ich jederzeit wieder nehmen), ev. einen Laser-Entfernungsmesser (ebenfalls ca. 200 €) und es kann schon losgehen.
    Realistischerweise würde ich aber etwa 4.000 bis 5.000 € ansetzen. Damit hast du eine vernünftige Basis, mit der du schon einige Zeit auskommst.
    Nach oben hin ist natürlich immer Luft (v.a. wenn dann noch ein geeignetes Auto, ein Jagdhund und eine Scheidung (um genügend Zeit zu haben) dazu kommen

    Apropos: Das ist vermutlich der größte Haken für viele Leute: Genügend Zeit! Jagen bedeutet nicht, alle paar Wochen mal einen Hochstand aufzusuchen sondern, sich regelmäßig um das Revier zu kümmern (v.a. im Winter teilweise täglich Fütterungen kontrollieren und nachfüllen, im Sommer Tränken betreuen, Fallen inspizieren, …).
    Plane auf jeden Fall ein, mehr als nur gelegentlich im Revier sein zu müssen/dürfen! Getreu dem Motto: Die Jagd darf unter dem Privatleben nicht leiden!

    LG,

    Bardo Thodol

    There is no such thing as too much backup!

  • Ja punkto Eigenjagd und Co. bin ich auch schon soweit informiert worden, dass das mit den 115ha sowohl für Pacht als auch Besitz eine Rolle spielt. Dementsprechend richten sich auch die Kosten.

    Outdoorgeeignete Klamotten hab ich ja grundsätzlich auch schon. Messer, Gucker und auch die Grundausstattung, Büchse und Flinte hätte ich bereits.

    Was mir mehr Sorgen macht ist der zeitliche Aufwand. Ich hab zwar das OK der Frau; aber wenn ich eine Baustelle fernab heimischer Gefielde habe, wird eine tägliche Fütterung kaum möglich sein. Daher sammle ich zur Zeit eben Informationen

  • Mich interessierte die Jagd schon seit früher Kindheit an - obwohl ich aus einer "jagdfernen" Familie stamme. Mein Vater plante zwar, die Jagdprüfung zu machen, was aber aus zeitlichen Gründen dann doch nicht ging.
    Bei mir war es ähnlich, auch ich machte erst mit rund 25 Jahren den Jagdkurs, obwohl ich vorher schon so manches Revier durchstreifte. Dabei ist auch heute noch die Trophäe für mich nettes Beiwerk, der Nahrungsfaktor spielt aber mittlerweile eine bedeutendere Rolle.

    Dabei sind wir nicht zimperlich: Kürzlich verspeisten wir einen Dachs (der zweite "friert" noch in der TK-Truhe, wichtig: TRICHINENBESCHAU), Mankei verspeisten wir auch mit Lust und Laune. In Estland war es der Biber - leider nicht selbst erlegt.

    Die totale Verwertung, ist mir wichtig. Daher wird von den Innereien bis zum Lecker und sogar bei weiblichen Stücken auch das Hirn - gegessen.

  • Der zeitliche Aufwand richtet sich natürlich u.a. auch am Revier. Allerdings muss man als Jungjäger den Ausgang üblicherweise verdienen, in der Regel durch Arbeit im Revier. Ein Revier zu pachten ist sowieso nur möglich, wenn du mindestens drei Jahre eine Jagdkarte hattest, das scheidet also sowieso (vorerst zumindest) aus.

    Eine Möglichkeit wäre ein Abschussvertrag bei den ÖBF (http://www.bundesforste.at/produkte-leis...agdreviere.html). Allerdings schadet es definitv nicht, jagdlichen Anschluss zu haben und die ersten "Gehversuche" unter Anleitung zu haben (schließlich ist das Töten eines Tieres einer der zentralen Aspekte des Jagens - nichts, was man als Nichtjäger regelmäßig macht).

    Da ich wie gesagt nicht weiss wie es in Wien und Umgebung zugeht ist es vermutlich das beste, den Jagdkurs mal zu machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dort die notwendigen Infos erhältst um losstarten zu können. Ansonsten würde ich mich mit dem NÖ Landesjagdverband in Verbindung setzen, vielleicht kann man dir da weiterhelfen.
    Wichtig ist, eine klare Vorstellung davon zu haben, was du an zeitlichem und/oder finanziellem Aufwand zu leisten bereit bist. Es macht keinen Sinn, ein Angebot anzunehmen von dem du bereits im Vorfeld weisst, dass du mit dem Aufwand nicht zurecht kommst.

    Viel Glück und Waidmanns Heil,

    Bardo Thodol

    There is no such thing as too much backup!

  • So war das also bei mir: Der Zugang zur Jagd liegt bei mir in der Familie. Vater, Onkels, Cousinen und Cousins sind tw. Jäger. Bin schon als Kind am Hochstand mit gewesen und hab' beim Zerwirken zuerst zugesehen und dann mitgemacht. Irgendwann dann alleine ein Reh aufgebrochen, irgendwann dann Wildschweine und Hirsche. Obwohl ich noch einige Übung benötige traue ich mir das mittlerweile zu. Hab' dann auf der Uni einige Vorlesungen zur Erlangung der ersten Jagdkarte besucht - irgendwann dann gestoppt. Den Jagdschein habe ich dann schlussendlich erst vor ca. 2 Jahren in NÖ gemacht. Momentan habe ich ein Ausgehrecht in zwei Eigenjagden und schon die eine oder andere Sau erlegt. Ich habe auch die Ausbildung zur "Kundigen Person" gemacht und im Mai mache ich noch das Seminar zur Trichinenuntersuchung. Dann noch ein Kurs im Herbst zur Wildbretverarbeitung. Ab dann kann ich das zur Strecke gebrachte Wild hoffentlich wirklich vollends alleine und direkt vermarkten. Das ist, für mich auch der Sinn der Jagd - Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels - zur Selbstversorgung und zur Vermarktung. Trophäen sind mir irgendwie suspekt, obwohl ich den Sinn der Rituale verstehe und die dahinterstehenden Traditionen respektiere. Ein teures Hobby kann das Jagen sicherlich sein, jedoch wenn man die Direktvermarktung im "Visier" hat und diese irgendwie zum Lebenskonzept passt, sind die Investitionskosten auch bald mal wieder herinnen. Der Jagdkurs war für mich thematisch sehr interessant und auf jeden Fall ein Punkt auf meiner "Prepper-Liste". Soviel zu meinem Zugang zur Jagd...

  • Mich hats immer schon interessiert, also hab ich vor n paar Jahren Nägel mit Köpfen gemacht, seitdem gibts bei uns nur mehr Wildfleisch, den Supermarkt mist kauf ich gar nicht mehr,.. ich bin eher von der Sorte, die statt nem 1er Hirschen lieber 5 Kahlwild schießt, einfach weil mich Trophäen null interessieren, mir gehts um die volle Kühltruhe....hab in der Mariazeller Gegend den halben Pachtanteil an nem Gebirgsrevier mit Reh, Rot- Gams- und Schwarzwild, kost mich knapp 3 Blatt im Jahr,.. vom Zeitaufwand ist es einfach, wenn du so wie ich 2 Ausgeher dabei hast,.. die machen die Arbeit, haben dafür aber auch freie Büchse auf Schwarzwild sowie Gais und Kitz,..sind zwei Einheimische, also immer vor Ort

    Besser ich kanns und brauchs nicht, als ich brauchs und kanns nicht

  • Ich bin auch über Freunde & Familie dazugekommen ;-)! Es kommt immer darauf an was Du investieren willst & mit welchem Aufwand du etwas bereiten willst! Es gibt Leute, die stecken 10.000e Euronen in Jagdausrüstung und Reisen und sind im echten Jagdstress vor lauter Einladungen und reisen rund um die Welt (Scheidung kam postwendend). Am besten ist es, wenn Du mit einem Jäger bissl rausgehen kannst, um Dir das mal anzusehen und mitzugehen (um auch zu sehen, dass von 10x rausgehen 9x nix passiert...), vor allem auch "nach dem Schuss" mitzuhelfen ;-)! Einige schiessen gern, wollen aber dann nichts mehr damit zu tun haben, bis es mit Preiselbeeren und Knödeln am Tisch serviert wird!
    Wenn Du dann den Jagdschein gemacht hast, bzw schon während des Kurses würd ich schauen, dass ich als Jungjäger in ein Revier hineinkommt und zb als Ausgeher & mithelfen kann, da lernt man am meisten. Ich für meinen Teil bin kein Trophäenjäger, sondern "Esser" dh was ich schiesse, wird zerwirkt (soweit ich es kann, den Rest muss dann ein Profi machen)) und dann auch verkocht. Ich nehme auch nicht mehr an Niederwildjagden teil, weil ich da aufgrund von div Vorfällen mehr Angst um mein eigenes Leben hab, als das von angeschossenen Tieren! Ich habe 2 Gewehre und 2 Schrotflinten (je 1 gekauft, und je eins wg Jagdaufgabe geschenkt bekommen) und das reicht mir vollkommen, denn ich wüsste nicht, was ich mit 20 Gewehren tun sollte ;-)
    LG
    Igel

  • Danke für die Informationen; der Kurs neigt sich dem Ende zu- eine Wiederholungseinheit steht mir noch bevor und die Prüfung rückt näher.

    Leider steht mir nur begrenzt Zeit zum lernen zur Verfügung, weshalb ich mich in den letzten Monaten auf die grüne Matura konzentriert habe und weiterhin werde.
    Man sagt unseren Prüfern ein strenges Regiment nach und ich bin durchaus geneigt, dem Glauben zu schenken....

    Ich hab zwar schon öfters gehört, dass ich "mal bei wem mitgehen könnte" aber ob das tatsächlich was wird, weiß ich derzeit noch nicht. Bin allerdings der Meinung, dass man nur mit einem erfahrenen Jäger auch tatsächlich zum Jäger werden kann.
    Das im Kurs gelernte ist sehr umfangreich und man wird in die Thematik ein wenig reingestoßen- aber letztlich werden die unzähligen Kapitel nur gestreift...
    Brauchtum und Jagdbetrieb, sowie das Versorgen des Wildes lässt sich in Natura einfach besser erklären und erfassen, wenn man es live in Farbe und bunt erlebt.


    So oder so, bin ich schon ganz aufgeregt. War ich zuvor schon jagdinteressiert- kippt man im Zuge des Kurses weiter hinein.

  • Noch einen Tipp fürs spätere Jägerleben: Achte Tradition, aber hinterfrage sie auch..
    In meinem ersten Revier war der Jagdherr n absoluter "Lodenjockl", der is schon ausgezuckt, wie ich n Zweibein auf die Waffe geschraubt hab..und Diskussionen über WP für Jäger oder Petition zur Zulassung von Dämpfern.."des woar no nie und des brauch ma nit".. drum bin ich dort weg,...

    Besser ich kanns und brauchs nicht, als ich brauchs und kanns nicht

  • Soweit hab ich auch schon mitbekommen, dass etwa Schalldämpfer zum Teil befürwortet werden aber bei anderen Themen eine gewisse Verschlossenheit herrscht.

    Mja... das wird man nicht immer umschiffen können.

  • In Deutschland ist der Schalldämpfer in manchen Bundesländern mittlerweile quasi für jedermann frei gegeben - es wird de facto jeder Antrag genehmigt.
    Ich würde sofort einen SD nehmen - v.a. meinem Vierläufer wegen! Ich kann ja meine Ohren halbwegs schützen. Aber aus irgendeinem Grund mag er sie nicht :-)

    There is no such thing as too much backup!

  • Dem Bundesheer sinds einfach zu teuer,.. n brauchbarer kostet ab 300 aufwärts,.. ausserdem sinds nicht dauerfeuertauglich,..

    Besser ich kanns und brauchs nicht, als ich brauchs und kanns nicht

  • Um hier nicht zu sehr abzudriften möchte ich abschließend noch erwähnen, dass die Schalldämpfer den gehörten Knall nicht schlucken sondern dämpfen.

    Der Mündungsknall wird verringert, der Schussknall jedoch nicht.


    Der Grund weshalb Schalldämpfer gerade für die Jägerschaft interessant ist/ wird- ist der, dass der Jäger und vor allem sein Gefährte, der Hund besser vor Gehörschäden geschützt werden- die vor allem der Jagdhund zu spüren bekommt, der wie gesagt ungern einen Gehörschutz annimmt. Ein Schutz also der nicht außer Acht zu lassen ist.
    Weiters besagen Studien in deutschen Jagdgebieten- dass dadurch der Jagddruck reduziert werden kann und dadurch der Abschussplan besser erfüllt werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass das Wild auf Grund des schwer zuordenbaren Mündungsknalls die Herkunft des Schusses nicht deuten kann, was die Erlegung aus der Rotte, dem Sprung, etc. heraus erleichtern soll und weniger Beunruhigung entsteht.

    Hoffe ich habe das so richtig wiedergegeben.

  • Richtig effektiv ist ein Schalldämpfer erst mit der richtigen Subsonic-Munition (Unterschall). Daß diese Art Munition jagdlich weniger geeignet ist steht auf einem anderen Blatt...

  • Jagdprüfung hätt ich nun bestanden.
    Hätt ehrlich nicht gedacht, dass die Prüfung so viele Leute aufstreut.