Infektion - Trichinen

  • Ich fange mal mit Trichinen an, möchte aber noch mehr Beiträge über Infektionen schreiben. Die Infektion mit Trichinen ist in Österreich zwar nicht sehr wahrscheinlich, aber falls jemand irgendwo "genötigt" ist Fleisch zu essen, das nicht aus dem Supermarkt ist. Jäger wissen im allgemeinen bescheid über Parasiten, folgendes damit alle anderen auch Ahnung haben:

    Trichinen
    sind mikroskopisch kleine Fadenwürmer der Gattung Trichinella.
    Träger dieser Parasiten sind verschiedene Wirtstiere, primär Hausschwein, Wildschwein und Pferd, aber auch verschiedene Wildtiere (u. a. Fuchs, Bär, Dachs) sowie Nagetiere (Ratten). Füchse sind in den Alpen das Haupterregerresveroir.
    Infektion über nicht oder nicht ausreichend erhitzes Fleisch oder Wurstwaren (Speck).

    In Österreich sind Infektionen von Menschen sehr selten und in den letzten 35 Jahren sind nur Fälle registriert worden, wo importiertes Fleisch gegessen wurde. Allerdings muß dazu gesagt werden, dass heutzutage kaum jemand auf die Idee kommt Füchse, Dachse oder Ratten zu essen. Wie hoch die Infektionsrate dann wäre, weiß ich nicht.
    In Europa kommen die meisten Erkrankungen in Bulgarien und Rumänien vor, vor allem durch den Verzehr von Wildschwein.

    Vermehrung und Infektion:
    Trichinen befinden sich in der Muskulatur der Tiere (v.a. gut durchblutete Teile wie Zwerchfell, Zunge, Herz...), werden beim Verzehr aufgenommen und durch die Verdauung im Darmtrakt freigesetzt. Dort entwickeln sich die Larven zu adulten Würmern, die wiederum in den Körper auswandern. Die Würmer lagern sich in der Muskulatur ab und verkapseln sich.
    Der Kreislauf kann von neuem beginnen.

    Symptome:
    Trichinellose kann mild bis tödlich verlaufen. Inkubationszeit: 2-7 Tage
    Erste Anzeichen sind: Fieber, Bauchschmerzen und Durchfall - Dauer ca. 1 Woche (Darmphase). Dann kommt die Wanderphase mit hohem Fieber, Muskelschmerzen und Muskelsteifheit, Schluck-und Atembeschwerde, später auch Ödeme. Der Schweregrad der Infektion hängt zum einen von der Anzahl der aufgenommenen Larven und zum anderen von der spezifischen Wirtsabwehr ab.

    Therapie:
    Medikamentelle (Benzimidazole - Mebendazol und Albendazol) Therapie ist möglich. Je früher desto besser.

    Vorbeugen:
    Ich habe verschiedene Angaben über Dauer und Temperatur bei der Zubereitung von Fleisch gefunden. Ich nehme einfach die längste Zeit und die höchste Temperatur, damit ist man auf der sicheren Seite. Wichtig ist, dass alle Teile des Fleisches diese Temperatur erreichen.
    Fleischtemperatur: 71 °C
    Alternativ 3 Wochen bei -17 °C oder 6 Tage bei -30 °C einfrieren (außer Trichinen bei arktischen Tieren, aber die gibts bei uns eh nicht wirklich)
    Räuchern, Salzen oder Kochen in der Mikrowelle tötet die Larven nicht zuverlässig ab

  • Daher stammt unter anderem wahrscheinlich auch dass Moslems kein Schweinefleisch essen dürfen weil es als unrein galt. Und deshalb macht man carpacchio und beef tartar aus Rind und nicht aus schwein.

  • Zitat von Tempos_fugit im Beitrag #2
    Vielen vielen Dank für deinen Bericht. Ich freu mich schon auf eine Fortsetzung.



    Irgendwelche Wünsche? Es gibt so viel und ich kann mich eh nicht entscheiden

  • Mich würde der aktuelle Stand von HIV interessieren. Hab mich schon lange nicht mehr damit beschäftigt. Heilung gibt es ja denke ich nach wie vor keine aber Medizin schon.

  • Ich bemüh mich.

    Werde dann aber auch mit Infektionen die bei schlechter medizinischer Versorgung relevant sind oder mit Nahrung und Wasser übertragbar sind weitermachen.

  • Nichts gegen HIV, aber ich denke es gibt wahrscheinlichere Krankenheiten im Stressfall. Z.B. Tetanus, Meningitis oder Cholera

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Tetanus hab ich total vergessen - danke! - werde damit weitermachen. Mit einem stück Holz oder so verletzt man sich ja schnell mal.

    Zu HIV kurz gesagt:

    Zu Beginn der 90er lag die Todesrate durch AIDS bei HIV Erkrankungen bei ca 60%. Heute kann man bei einer ausreichend guten medizinschen Versorgung von ca, 5% ausgehen und dazu zählen v.a. Patienten bei denen das Virus sehr spät diagnostiziert wurde oder die eine Therapie verweigern.
    Es wird, einfach ausgedrückt, eine Dreierkombination von Virustatiker verwendet.
    Eine Heilung wird es in absehbarer Zeit nicht geben, da es sich um ein ss(+)RNA Virus handelt, das sich in ruhenden Zellen "versteckt" und durch die Medikamente, die in die Vermehrung des Virus eingreifen, nicht beeinträchtigt wird.

  • Der Usprungsbeitrag ist aber nicht so leicht über die Suchfunktion zu finden, wenn man nicht weiß nach was man sucht.
    Ich poste dort einen Hinweis auf die neuen Beiträge, verlinken hab ich noch nicht geschafft .

  • Wir haben vor einem Jahr ein Dachsgulasch gemacht, bissl eigenartiger Geschmack, aber sonst OK. War früher ein beliebter Eintopf dh nix Verwerfliches. Man muss das Ganze halt nur lang köcheln lassen!
    Wildbrethygiene ist beim Jagdschein ein wichtiger & ausführliches Thema, da es auf saubere & schnelle Vorverarbeitung drauf ankommt bzw auch die Kontrolle auf div. Krankheiten.
    Falls es wen interessiert, es gibt dazu sehr gute anschauliche & gut verständliche Bücher wie Winkelmesser/Paulsen "Wildbrethygiene".
    LG
    Igel

  • Vielleicht sollte man ergänzend noch hinzufügen, dass der Mensch für die Trichinen ein Fehlwirt sind; sie können im menschlichen Körper ihren Reproduktionszyklus nicht abschließen und sterben daher nach einer gewissen Zeit einfach ab. Die Erkrankung ist dann mehr oder weniger vorbei, und auch Spätfolgen gibt es dann praktisch keine (von verkalkten, aber angeblich nicht weiter störenden Trichinellen im Muskelgewebe mal abgesehen).

    Dennoch sollte man Trichinen nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn die Erkrankung ist nicht nur äußerst unanagenehm, sondern eben auch potentiell tödlich!

    Wer also in der Krise Schweinefleisch (bzw. das Fleisch eines beliebigen Omnivoren oder Carnivoren wie z.B. Fuchs, Dachs, Katze, Wiesel, ...) isst, sollte es gut durchbraten.
    Pökeln und Räuchern sind leider gegen Trichinen nicht ausreichend sicher...

    There is no such thing as too much backup!

  • @Bardo Thodol

    Für mich war die Definition des Fehlwirtes immer damit begründet, dass für eine Vervollständigung des Reproduktionszyklus der Verzehr von Menschenfleisch nötig ist aber im Normalfall nicht vorkommt.
    Meinst du das, oder gibts noch eine andere Begründung?

  • Fehlwirt in der mir bekannten Definition bedeutet, dass der Wirt zwar vom Parasiten befallen wird, dort/darin aber seinen Fortpflanzungszyklus nicht beenden kann.
    Der Verzehr von Menschenfleisch ist definitiv nicht notwendig!

    There is no such thing as too much backup!