Pharmakonzerne stoppen Forschung an Antibiotika gegen multiresistente Keime

  • Als Dampfer kommt das für mich jetzt nicht überraschend. Wer eine Strategie gegen ein Mittel fährt welches 90% aller Lungenkrebstoten verhindern kann weil er durch Krebsmedikation ein Vermögen verdient, der steckt auch kein Geld in "Randgruppenforschung".

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    Das Problem der multiresistenten Keime hat viele Ursachen und wird sicher nicht mit AB in den Griff zu kriegen sein.


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    Wer eine Strategie gegen ein Mittel fährt welches 90% aller Lungenkrebstoten verhindern kann weil er durch Krebsmedikation ein Vermögen verdient, der steckt auch kein Geld in "Randgruppenforschung".

    Eigentlich ist es egal ob ein Medikament irgend etwas verhindern kann. Hauptsache man kann es mit Gewinn verkaufen. Bei AB ist der Gewinn halt nicht so groß.

  • Aber was dagegen tun? Die Pharmabranche nicht nach Wunschpreisen und Länge der Medikation entlohnen, sondern nach lebensverlängernden Jahren? Also erfolgreiche Antibiotikabehandlung bei Kleinkind 3 Jahre mit multiresistente Staphylokokken 100'000 Euro und erfolgreiche Krebsbehandlung bei 100 Jährigen Kettenraucher 1'000 Euro?

    COTG.

  • Das ist das grundsätzliche "Problem" der freien Marktwirtschaft. Und es sind nicht nur die bösen Pharmakonzerne sonder alle Unternehmen die gewinnorientiert handeln. Der kleine Bäcker nebenan produziert und verkauft auch lieber das Brot mit dem er am meisten Gewinn macht und nicht die vegane, glutenfreie, mehlfrei, geschmacksneutrale und kalorienreduzierte Sorte die nur 3 % der Kunden wollen.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Wenn ich das richtig verstehe, produzieren die Pharmaunternehmen z.B. gegen Krebs sehr teure Lösungen. Ich habe von Krebstherapien gehört, die 500'000 Euro oder sogar eine 1'000'000 Euro kosten.


    In einem freien Markt ohne Versicherung könnte sich 99% der Menschen so eine teure Therapie nicht leisten.


    Durch die Krankenversicherung werden solche eigentlich unfinanzierbaren "Luxus"therapien aber auf die Schultern der anderen Versicherten umverteilt. Dadurch steigen und steigen die Krankenversicherungsbeiträge jedes Jahr an. Bis sich niemand mehr eine Krankenversicherung leisten kann ...

    COTG.

  • Für die Pharmaindustrie wird sich ein Versicherungssystem wie bei uns mehr lohnen als ein System wie in den USA, wo solche Therapien selbst bezahlt werden müssen, weil die hohen Kosten nur wenige Menschen stemmen können. Wenn Medikamente öfter verschrieben werden, weil sie von der Versicherung bezahlt werden, verdienen die Unternehmen mehr, als wenn sie die Forschungskosten über den direkten Verkauf einnehmen müssten. Wenn es anders herum wäre, würden sich die Pharmaunternehmen nicht so sehr um die Zulassungen und die Kostendeckung durch die Versicherungen (bei uns) bemühen.

    Im Krisenfall müsste man sich um die multiresistenten Keime weniger Sorgen manchen, weil sie sich dann nicht so sehr verbreiten würden und im Todesfall ohnehin nicht festgestellt werden wird, ob es sich um einen multiresistenten Keim als Ursache handete. Schlimm wäre es aber, wenn die Krise aufgrund der multiresistenten Keime ausbricht, dann bleibt einem nur zu hoffen, dass das eigene Immunsystem damit zurecht kommt. Selbst wenn dann geforscht wird, wird es wohl dauern, bis sich neue Antibiotika weltweit verbreiten.

  • Ohne wirtschaftliche, politische und mediale Aspekte zu berücksichtigen, lässt sich das "Problem" nicht objektiv beschreiben.

  • @JuGeWie Ich weiß jetzt nicht wirklich, was du damit sagen willst bzw. worauf du hinaus willst.


    Vor der Entdeckung des Penizilins gab es jede Menge multiresistente Keime, jetzt gibt es eben wieder vermehrt solche Keime. Klarerweise treten diese vorrangig in Krankenhäusern auf, zum Einen weil dort Menschen mit schwachem Immunsystem sind die Bakterien ins Krankenhaus bringen, zum anderen aufgrund der strengen Hyghienebedingungen im Krankenhaus, wodurch auch nur die hartnäckigsten Bakterien durchkommen. Nur in Krankenhäusern werden die stärksten Notfallantibiotika verabreicht, also werden sich auch nur dort Resistenzen gegen genau diese bilden können.

  • Ich weiß jetzt nicht wirklich, was du damit sagen willst bzw. worauf du hinaus willst.

    Ich meinte damit, dass man den Grund wieso Pharmaunternehmen irgendetwas tun oder nicht tun, nicht aufgrund der medizinischen Notwendigkeit benennen kann.

    Dort gehts in erster Linie um Geld (und Macht etc.). Diese Aussage ist nicht bewertend.


    Wieso es zunemend multiresistente Keime gibt, vor allem in Krankenhäusern, ist eine andere Sache. Das eine hat mit dem anderen nix zu tun.

    Gründe sind vielfältig und nicht immer nur mit "shit happens" zu erklären.

  • Für die Pharmaindustrie wird sich ein Versicherungssystem wie bei uns mehr lohnen als ein System wie in den USA, wo solche Therapien selbst bezahlt werden müssen, weil die hohen Kosten nur wenige Menschen stemmen können. Wenn Medikamente öfter verschrieben werden, weil sie von der Versicherung bezahlt werden, verdienen die Unternehmen mehr, als wenn sie die Forschungskosten über den direkten Verkauf einnehmen müssten. Wenn es anders herum wäre, würden sich die Pharmaunternehmen nicht so sehr um die Zulassungen und die Kostendeckung durch die Versicherungen (bei uns) bemühen.

    Das Problem ist noch viel größer. Es geht nicht nur um die Vergütung der Präparate während der Patentzeit (in der der Hersteller ein Monopol hat und sich den Preis selbst auswürfeln kann.)


    Es geht auch um die zulassungsüberschreitende Anwendung von Arzneien (Off-Label-Use).


    Beispiel:

    Misoprostol, ist ein Medikament, dass der Hersteller zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren zugelassen hat.


    Misoprostol wirkt aber auf den ganzen Unterleib entspannend. Weil es kein vergleichbares Medikament mit einer Zulassung für die Geburtseinleitung gibt, wird Misoprostol - in bestimmten Fällen - aber auch zur Geburtseinleitung eingesetzt. Wenn etwas dabei schief geht, muss dafür ausschließlich der Arzt haften.


    Der Pharmahersteller rechnet sich durch, ob sich der Aufwand einer Zweitzulassung des Medikaments Misoprostol lohnt. Wenn es nur in seltenen Fällen angwendet wird, rechnet es sich nicht, und es bleibt beider Zulassung der Erstindikation.


    Aufgrund der Haftungsproblematik setzen Ärzte das zugelasssene Medikament möglichst selten für die Nebenindikation ein (mehr oder weniger nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt).


    Bei Schwangerschaften macht das auch durchaus Sinn. Aber im Normalfall sind die Nebenwirkungen des Medikaments ja immer die gleichen, egal ob man nun die Krankheit ABC oder DEF hat. Und die kennt man auch aus der Zulassung für die Erstindikation bereits.

    COTG.

  • Hallo zusammen.

    Ist evtl etwas Off-Topic, aber aufgrund eurer Diskussion bin ich auf ein recht anschauliches Erklärvideo gestossen, wie Antibiotika wirken, und wie es zu diesem multiresistenten Keimen kommt bzw gekommen ist.


    Dinge erklärt - Die Antibiotika Apokalypse

    „ ..., wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, daß man’s hat, wenn man’s braucht.“


    – Josef Kirschner: Werbespots für Raiffeisen

  • Ist ein sehr umfassendes Thema, denn zB die skandinavischen Länder haben das Problem mit den resistenten Keimen nicht so wie wir bzw sehr viel schwächer. Es ist dort vorgeschrieben, dass jeder Spitalspatient, bevor er aufgenommen wird auf resistenten Keime untersucht wird, wenn positiv kommt er sofort auf eine Isolierstation. Nicht vergessen: Es sind die Menschen, die die Keime ins Spital bringen! Und die züchten sie sich selbst durch zu viel Antibiotikaaufnahme und zu leichtfertiges verschreiben der Ärzte.

    Es dürfen dort auch nur bestimmte & wenige Ärzte Antibiotika verschreiben (die müssen das dann sehr genau begründen) und somit hast du das Problem besser im Griff.

    Die andere Sache ist die Forschung, weil da verdienen die Pharmafirmen nicht so viel bzw sind diese Keime sehr sehr wandelbar....

    LG

    Greg

  • Ist vielleicht etwas OffTopic, aber es gibt Versuche in Spitälern die ganzen Edelstahlgriffe u.ä. durch Kupfer zu ersetzen denn Kupfer hat eine antibakterielle Wirkung. Und dadurch würde weniger Desinfektion benötigt und es würde auch weniger multiresistente Keime geben. So zumindest die Idee.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Jaa.. Keime.. Die Hygiene in den Spitälern.. Es wird nur darüber gesprochen aber auch da ist die Bequemlichkeit König.

    Dort müsste man schleunigst etwas dagegen unternehmen. Es geht damit immer mehr bergab. Diese Dispenser beim Haupteingang sind ein Indiz dafür.

    Bessere Schulung oder überhaupt eine Schulung für das Putzpersonal der die Landessprache versteht, wäre mal ein guter Anfang.

    Mit was für Mittel was geputzt werden sollte, wie viel Mittel man benutzen sollte, wann das Wasser ausgewechselt werden sollte..

    Sind auch alles Sachen die sehr wichtig sind im Krieg gegen die Verbreitung von multiresistente Keimen und kostet einen Bruchteil von dem was es kosten würde, so ein Patient der multiresistente Keimen intus hat, wieder auf Vordermann zu bringen. Bezahlen tun wir es so oder so mit unseren Beiträgen.

    Nach der richtigen Schulung, mit dementsprechenden sporadischen Kontrollen mit Abstrichproben. Da weiss man schnell wie gut die Putze geputzt hat.

    Bei Fehlverhalten müsste man da leider rigoros durchgreifen. Kündigung. Ohne 2-te Chance.

    Ich bin vom Charakter her nicht so, aber mit der Gesundheit eines anderen Menschen spielt man nicht.

    Vor allem, wenn die Ausrede kommt: Dann riecht das Wasser so streng.. oder.. Dieses Mittel greift meine Hände an (Auf dem Bidon stand: Bei Verwendung Schutzhandschuhe tragen). So Leute müsste man schleunigst aussortieren!

    So würde ein Spital (von der Infrastruktur her) innerhalb eines Jahres ziemlich keimfrei werden. Oder sagen wir mal wirklich sauber werden.

    Ich bin bis vor kurzem in verschiedesten Spitäler hier in der Schweiz unterwegs gewesen. Nicht als Patient.

    Das was der Patient oder Besuch sieht ist noch nichts. Was hinter den Kulissen abgeht.. Da müsste man sich sehr grosse Sorgen machen!

    Das Essen. Noch so ein Thema. Wie es in der Küche aussieht! Dort können sich Keime auch wunderbar vermehren!

    Desinfektionsmittel für die Hände und Schuhe sind da, Handschuhe, Haar und Barthäubchen auch, werden aber nicht benützt. An was liegt es? An der Sprache kann es nicht liegen. Es gibt Piktogramme an den Wänden.

    Ali`s Pizzaservice hätte Freude an mir, falls ich mal als Patient ins Spital müsste. Da ist es sicher sauberer. Mit Garantie!


    Dann verwundert man sich, dass die Pharmaindustrie einem fast ins Gesicht sagt:

    Macht doch euren Sch.. selber. Eure Spitäler sehen wie ein Schweinestall aus und wir dürfen es schlussendlich ausbaden. Wir investieren nichts mehr.

    Oder besser Ausgedruckt:

    :)Pharmakonzerne stoppen Forschung an Antibiotika gegen multiresistente Keime.:)

  • Ach hör auf von wegen Putzpersonal. Da geht der Arzt auf der Kindestation von einem internistischem zu einem chirurgischem Patienten ohne sich die Hände zu waschen (!).... was soll man da einer Putzfrau erklären wie man sich richtig die Hände desinfiziert.


    Und das Problem ist ja nicht neu. Schon vor 20 Jahren hätt ich mich als Hygienbeauftragter in einem Spital aufgehängt.


    Wobei die Küche ja am wenigsten für Hospitalismuskeime zuständig ist.

  • Habe ich irgendetwas davon geschrieben, wie man einer Putze das Händedesinfizieren beibringen müsste? Muss sie auch nicht. Sie hat ja keinen direkten Kontakt zu den Patienten. Sie muss nur die Arbeit, die man ihr aufgetragen hat mit der richtigen Ausrüstung und Mitteln erledigen. Mit Handschuhen vorzugsweise.

    Komischerweise sehe ich genau diese von dir genannten Personen Ärzte und Schwestern, sich nachdem sie ein Patientenzimmer betreten haben, die Hände desinfizieren. Komisch.. Haben sie mittlerweile auch Angst?

    Wegen der Küche.. Die haben indirekt mit einem Patienten zu tun. Ein Beispiel:

    Essen kommt auf Tablett- Tablett geht im Patientenzimmer- Wird vom kranken Patienten benützt- Kommt gebraucht wieder raus- Kommt in Küche- Wird mit einem feuchten Lappen abgewischt- Dann geht das Spiel von vorne los. Wenn man Glück hat, wird er 1-2 mal in der Woche in einer Geschirrspülmaschine bei 80° gewaschen. Das ist leider die Realität und nicht das was man machen müsste. Warum? Die Tabletts gehen durch das häufige Waschen in der Maschine schneller kaputt und müssen öfters ersetzt werden. Man könnte solche aus Metall verwenden aber nein, zu teuer und zuviel getschepperete.

    In einem Spital, müsste man HYGIENE vom kleinsten bis zum höchsten Mitarbeiter KONSEQUENT durchsetzen.

    Man geht ja meistens dorthin um gesund zu werden und nicht um sich irgendetwas aufzulesen oder?

    Wenn ein Arzt bei seiner Arbeit pfuscht, muss er ja auch mit Konsequenzen rechnen. Wieso nicht auch das Küchen- und Reinigungspersonal?

    Wenn man multiresistente Keime ausrotten will, müssen ALLE am gleichen Strang ziehen. Desinfektionsmitteln sind günstiger als Antibiotika.

    Wenn man sie zu lasch einsetzt, werden da die Keime sich mit der Zeit auch auf diese Mittel anpassen und dann ist alles verloren. Wenn es nicht schon ist..

    Bei der Umsetzung : Wenn da nur einer aus der reihe tanzt, ist das ganze Spiel für die Katz. Diese Keime gibt es nicht erst seit Gestern. Die Spitäler tun es nur kleinreden oder ganz gerne verschweigen.

    Die sogenannten "Hygienebeauftragten" würde ich als erstes rauswerfen, weil sie wie es aussieht ihren Job nicht verstehen/beherrschen.

    Wetten, wenn sich solche rigorose Massnahmen herumsprechen würden, würden sich da viele Mitarbeiter mal am Riemen reissen und das tun, wozu sie eigendlich bezahlt werden? Man müsste da nicht mal drohen.


    Wie geschrieben. MEINE Meinung.

  • Nehmen wir mal die Emotionen raus ... und bleiben sachlich ;)

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Ich habe nur für mich nochmal so über das Problem nachgedacht.


    Im Prinzip müsste man nur den Krankenversicherungsschutz auf einen Maximalbetrag deckeln, z.B. auf maximal 100'000 EUR pro rollendes Jahr (damit man die Regel nicht dadurch umgehen kann, dass man im November oder Dezember eine Therapie für 200'000 Euro beginnt.)


    Dann könnten die Pharmakonzerne ihre 1 und 2 Millionen teuren Krebstherapien nur noch an sehr betuchte reiche Leute verkaufen. Und von denen gibt es so wenige, dass sich die Entwicklung eines Luxusmedikaments für einen so kleinen Markt nicht mehr lohnt. Und dann entwickeln sie - mangels Märkten für Millionen teure Luxuspräparate - unter anderem wieder Antibiotika gegen multiresistente Keime. So einfach ist das.:P


    Das findet Ihr unsozial? In einem totalitären Staat würde bei knappem Gesundheitsbudget ein 70 Jähriger noch nicht mal dann eine Krebstherapie bekommen, wenn sie gleich teuer wäre, wie das Antibiotikum gegen multiresistente Keime für ein kleines Kind. Denn das kleine Kind ist mit vielen zukünftigen Arbeitskraftjahren eine wertvolle Ressource. Von dem 70 jährigen Krebspatient bekommt der totalitäre Staat aber keine Arbeitskraft mehr. Das rechnet sich für den totalitären Staat also nicht.


    Da sind maximal 100'000 Euro Krankenversicherungsschutz pro rollendes Jahr doch noch ein ganz humaner Kompromiss zwischen den Interessen des erkrankten Einzelnen und den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gemeinschaft, oder nicht?

    COTG.

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