COVID-19: Ungewollte Kollateralschäden

  • Ich weiß nicht ob es das richtige Forum ist, aber ich schätze Euch "Mensch und Tierfreundlich" ein.


    Mir fällt es immer mehr auf das in Coronazeiten immer mehr Selbstverständliches auf der Strecke bleibt. Ich nenne es mal Kollateralschäden.


    Nur ein paar Beispiele:

    - Die Ehrenämtler von der Obdachlosenhilfe sind "Risiko Kandidaten", bei der Tafel ebenfalls. Angebot wurde eingestellt oder stark reduziert.

    - Die Banken haben teilweise den Publikumsverkehr eingestellt. Ich denke da an kleine Omas die Ihr Geld über den Tresen haben möchten.

    - Die Bürgerämter, Rathäuser & Co haben nur noch halbe Besetzung. Ich kenne Kollegen die schon 6 Wochen versuchen einen neuen Personalausweis zu bekommen oder ein Auto anzumelden. Geschweige denn Hochzeitstermine beim Standesamt zu ergattern...

    - Im Normalfall sehe ich viele Schulen und Kindergärten die Vogelfutterglocken selber basteln und rundherum aufhängen - fällt dieses Jahr aus. Ich sehe überhaupt dieses Jahr sehr wenige Vogelfutterstellen.

    - Die Schulen machen immer gerne "Tage der offenen Tür mit Kuchenverkauf", wodurch die Schulbibiothek ein paar neue Bücher, 2-3 Klassenfahrten gesponsort werden.... fällt aus.

    - Die Trödelmärkte für den kleinen Geldbeutel fallen auch aus.

    - Die kleinen Jobs für die Studenten fallen durch die Gaststätten Schließungen aus.

    - Die Zoos und Tiergärten verringern gerade Ihre Anzahl Tiere (z.b. als Futter für die Fleischfresser), da die Besucherzahlen zurück gehen oder es keine Staatlichen Zuschüsse gibt.

    - Reitställe, Reittherapien & Co sind dieses Jahr gegen Insolvenz gegangen. Teilweise mussten viele Reittiere zum Abdecker, in einem normalen Jahr würden immernoch Kinder auf Ihnen reiten.

    - Die lieben Mitmenschen in Psychologischer Behandlung hatten dieses Jahr besondere Probleme Hilfe zu erhalten.

    - In meinem Bekanntenkreis wurden OPs wegen Corona um bis zu 5 Monate verschoben, was Leid und Schmerzen verlängert. Teilweise war es ne 50:50 Chance auf Leben und Tod bei einer 91 Jährigen Nachbarin, bei der eine akute Darmop um mehrere Wochen verschoben wurde.


    Für mich sieht es so aus, als ob es den Armen, egal ob Mensch oder Tier, aktuell ein bisschen schlechter geht.


    Macht Ihr im Kleinen etwas dagegen?

    Habt Ihr weitere Beispiele?

  • Coffee2Go

    Hat den Titel des Themas von „Corona: Ungewollte Kollateralschäden“ zu „COVID-19: Ungewollte Kollateralschäden“ geändert.
  • wir füttern heuer das erste mal auch im Sommer die Vögel. Wir haben 5 Insektenhotels und 17 Nistkästen sowie 4 fledermauskästen aufgehängt. Im Freundeskreis versuchen wir online Spieleabende zu veranstalten und so den Kontakt zu halten. Unsere Familie versorgen wir mit Whatsapp Videos. Heuer habe ich das erste Mal einen Adventkalender mit Fotos meines Sohnes an die Familie verteilt. Ich habe meine Vorräte etwas ausgemistet (natürlich alles noch in Ordnung aber halt Dinge, die wir eigentlich nicht so essen, sondern für Notfälle gekauft wurde) und in den "fairteiler" gegeben. Wir haben beim Kasperlabo die bereits bezahlten Beträge nicht zurück verlangt.


    Aber ja, ich denke, es gibt an vielen Stellen Betroffene, die halt durch den Rost fallen.

  • Hier in Wien sind mehrere soziale Einrichtungen von genau dem gleichen Problem betroffen. Lebenmittelausgabe für bedürftige Familien findet zB nicht mehr statt, weil die ehrenamtlichen Helfer großteils Risikogruppe sind/waren. Es gibt vielerorts Initiativen, die dem ein wenig entgegenwirken, aber die gleiche Wirksamkeit wie die vormals professionell organisierten Maßnahmen haben sie nicht. Es fallen definitiv mehr Probleme „durch den Rost“ und die Bedürftigen haben heuer mit (noch) mehr Widrigkeiten zu kämpfen, ich kenne einzelne Betroffene.


    Auch die Probleme mit der Gesundheitsversorgung von „normalen Beschwerden“ abseits von Covid erlebe in unmittelbarer Nähe (mehrere nahe Verwandte über 80 Jahre), und das wird vermutlich zu einigen Spätfolgen führen. Von der Einsamkeit vieler alleinlebender älterer Menschen ganz zu schweigen.


    Klar, private Hilfeleistung wird von uns und wie ich vermute von vielen Leuten in der Umgebung jetzt verstärkt angeboten, sowohl für die liebe Familie als auch für Fremde, zB gibts diverse Aushänge, wo Einkaufshilfe angeboten wird. Das klappt aber nur sehr lokal und wohl auch nur für Menschen, die nicht allzuviel Angst haben (und genug Deutsch können, um solche Angebote überhaupt wahrzunehmen).


    Das, was von staatlicher Seite derzeit an Finanzhilfen für Unternehmen lockergemacht wird, ist sicher notwendig, um noch stärkere Schäden am lokalen Wirtschaftssystem zu lindern, aber die psychischen und sonstigen gesundheitlichen Probleme kann das nur ein Stück weit lösen. Ich glaube schon, dass die Pandemie in dieser Hinsicht gewaltigen Schaden anrichtet, weit über die Todesfälle und auch weit über die Covid-Infizierten hinaus. Ein Grund mehr, möglichst alles zu tun, um die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

  • ich versuche in meinen kleinen Möglichkeiten zu helfen, bzw. ich habe den Gegenwert von 2 Urlaubsreisen (die ausgefallen sind) unters Volk gebracht. Ich könnte mehr tun ohne zu verhungern aber irgendwo ist auch eine Grenze wo man "egoistisch" sein muss.


    Im ersten Lockdown habe ich 4 Tier-Patenschaften in den Zoos drumherum angenommen. Ich hoffe den Meerschweinchen, Ameisenbären, Vogelstrauß's und Kängurus geht es gut ;-)

    Meine Rentner im Haus habe ich im März adoptiert, seit dem haben wir ein Whiteboard im Hausflur wo "Einkaufszettel" auf mich warten, oder wo es dringende Bitten gibt am Montag Abend die Biotonne raus zuschieben ;-)

    Meine ersten Nähversuche für MNS musten meine Senior-Nachbarn aushalten ;-)

    Meine Kollegen habe ich schon seit 1 Jahr nicht gesehen, die Cookies Pakete für unsere Virtuelle Keksfutteraktion sind unterwegs (bzw. In China im Homeoffice schon angekommen).

    2 der 4 Vogelfutterhäuschen hängen bereits am Balkongeländer, mal schauen ob Sie gefunden werden.

    Die Bücher bestelle ich über einen Minionlineshop hier in der City.

    Ich habe die komplett überteuerten Preise eines "Unverpacktladens" mit Haustürlieferung ausprobiert...

    Die Obdachlosen bekommen Ihre Fleecedecken, Hygiene Sets und Futter für die Obdachlosen-Hunde, Einweg MNS...

    Die Obdachlosen Suppenküche bekommt einen monatlichen Betrag (kann ich von der Steuer absetzen)...


    Ich weiß wenn man das erzählt eine Menge, aber auf 9 Monate verteilt ohne mit der Wimper zu zucken "machbar".


    Und auf Freundschaftlicher Ebene ist leider der Stammtisch eingeschlafen, dafür gibts jede Woche ne neue virtuelle Tupperparty ;-) wir habens nicht so mit "Video Anrufen", es traut dich keiner die unaufgeräumte Wohnung zu zeigen. Aber wir haben eine offizielle WhatsApp Jammer Gruppe...

  • Ich finde das sehr toll von dir das du dich auch um andere kümmerst.


    Leider ist da nicht viel wo man helfen kann. Hier jetzt akut.

    - Die Tafel hat hier Kisten in den Supermarkt aufgestellt, wo ich regelmäßig was reinwerfe.

    - Vogelfutterstationen habe ich zuhause genug, genauso Insektenhotels.

    - ja der Weihnachtsmarkt entfällt und somit auch der Stand vom HPZ (Schule). ich spar mir 10kg Plätzchen backen, ich warte auf den Spendenaufruf.

    - eine Freundin wartet auf eine op, sie hatte schon ein Blutgerinsel im Kopf das entfernt wurde, nun haben sie noch mehr gefunden.

    die op wird schon seit Wochen verschoben.

    - Tja so gibt es in der Pampa nicht viel.


    ja was macht man.

    Mit meiner betroffenen Freundin telefoniere ich regelmäßg. Ihre Mutter mit 95 wohnt hier, um die kümmert sich das ganze Dorf.

    vorallem seit sie sich letzte Woche die Hand gebrochen hat. Schwiema beim baden, die andere NAchbarin bekocht sie.

    Die andere fährt sie zu Arztterminen, der nächste macht nötigen Einkauf. Das sind dann halt auch schon Rentner die mehr Zeit haben

    wie die jüngeren hier. Also die zwischen Arbeit und Homeschooling eh schon jonglieren.

    Das will sie schon garnicht "hast genug mit der eigenen Familie zu tun". So beschränkt es sich auf mal einen Ratsch mit genügend Abstand,

    mal Kuchen oder frisches Brot vorbeibringen.


    Mit so Videoanrufen hats hier auch keiner, aber es gibt ja das alte Telefon, whatsapp, und hin und wieder trifft man

    jemanden einzeln persönlich.

  • Eine gute "gewachsene" Nachbarschaft ist echt Gold Wert. Ich hoffe darauf das die Hand Deiner "95 Jährigen" obwohl Corona wieder gut zusammenwächst, Sie darf kein Corona Langzeitopfer werden.


    Ich denke mir jeder kümmert sich um sein "Dorf" was bei mir ein Stadtteil ist... und wenn das alle machen, schaffen wir das irgendwie. Aber wir werden immer Jemanden übersehen *Leider*


    So eine "Plätzchenflatrate" hätte ich auch gerne, bei uns gibts den Lion Club- müsste ich mal nachfragen ob die Ihren Waffelteig für zu Hause anbieten ;-) oder vielleicht den göttlichen Eierpunsch .... *brauche Weihnachtsfeeling*

  • Die Einschläge kommen näher. Haben fahrende Händler in der Familie - und langsam wird es kritisch, dieses Jahr ist praktisch alles ausgefallen was nur sein kann. Irgendwie wird es schon gehen, aber wenn das Frühjahr auch noch ausfällt wird es richtig düster.

    Ansonsten:

    - Tierpatenschaft(en) haben haben wir. Mehrere weil wir für Verstorbene in der Verwandtschaft eine Patenschaft machten, jeweils das Lieblingstier.

    - Wegen Kurzarbeit viel Zeit zur Verfügung, übernehme dadurch mehr Bereitschaftsdienste im Ehrenamt

    - Familiär kann man eher einspringen, momentan gehts mit den Schulen, kann sich aber schnell ändern. Da sich meine Eltern um die Nichten und Neffen kümmern, werde ich dann für die Außenkontakte einspringen, um insgesamt das Risiko niedrig zu halten.

    - hab mich für Kontaktverfolgung angeboten - anscheinend kein Bedarf, obwohl es kaum reicht - Behörde, 2 Wochen Ausbildung usw... da wird man noch ein Wörtchen reden müssen

  • Unsere Tafel hat das recht gut gehandelt: Das Durchschnittsalter der Freiwilligen dort ist mit Sicherheit ein guter 65+ Schnitt, weshalb die übliche Ausgabeprozedur nicht mehr durchführbar war. In der ersten Welle wurde mit Zustellung von fertig gepackten Wochenpaketen durch einen anderen Verein experimentiert - das hat sich leider als Reinfall erwiesen, da der andere Verein sehr unzuverlässig war.

    Die Wochenpakete wurden beibehalten und werden immer noch so zusammengerichtet - die Abholung geschieht dann komplett Kontaktlos.


    Innerhalb der Familie haben wir derzeit komplett auf Videotelefonie umgesattelt. Funktioniert auch recht gut - Alternative wäre mehr oder weniger gar nix. Ist derzeit leider nicht anders möglich. Ich habe aber das Glück, generell sehr Technikaffine Verwandschaft zu haben, weshalb das kein Problem war.

    viribus unitis - acta non verba

  • diese Einschläge werden bei uns gerade leiser bis unhörbar. Anscheinend sind die Hürden für einen Test etwas angehoben worden. Mal die nächsten Tage abwarten, aber abrupt von über 30 pro Tag im Landkreis auf deutlich unter zehn kommt mir ein bisschen verdächtig vor :-)

  • Mein Versuch im März an einen Test zu kommen war nicht erfolgreich...

    Keine Ahnung ob ich Covid-19 hatte... (das nennt man dann Dunkelziffer)


    Laut Deutschen Zahlen müssen es aktuell genug schaffen an einen Test heranzukommen... ich bin mal gespannt was dabei raus kommt.


    Wir planen schon mit den neuen Lockdown Regeln die Weihnachtszeit, wir müssen kreativ werden so das wir kein Familienmitglied alleine zu Hause sitzen lassen.

  • Bei uns im Nest sind nun 3 von 6 Schulkindern positiv.

    Ich bin die einzige die es noch nicht erwischt hat.

    Bei einen waren der Rest der Familie negativ und erst beim 2. Test positiv.

    Beim anderen wird der Rest der Familie erst eine Woche später getestet.

    Na dann kann man wohl nicht mehr erkennen das er es von der Schule heimgebracht hat, oder wie soll man so ein Vorgehen verstehen ?

    Schulen sind ja sicher...................

  • Heute habe ich eine "Familien-Hausarbeit-Corona-Care" Studie gefunden:


    https://www.bertelsmann-stiftu…maennern-in-corona-zeiten (Download ist kostenlos)


    Fazit der Studie, in der Coronazeit (aber auch schon vorher) machen Frauen die meiste Familien-Care-Arbeit, also Lebensmittel kaufen, Kochen, sich um die Kinder im Bezug Schule/Kita/Arzt kümmern, Waschmaschine an... Die Männer würden zwar sehen das die Corona Familienmehrarbeit (da Schulen, Kitas, Tagesbetreeung, ältere Familienangehörige als Kinderbetreuung oft ausfallen) sehr oft bei der Frau landen - die Männer dies aber als Gerecht bezeichnen.


    Lasse ich mal als "Corona Kollateralschaden" durchgehen ;-)