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  • Hallo liebe Medizin-Interessierten!


    Nachdem ich demnächst wieder unterwegs bin und es mich in verhältnismäßig gefährliche Gebiete verschlägt, wollte ich euch einen Einblick in mein Trauma-Kit geben, das ich dazu mitführe. Ich werde für mehrere Wochen in der Ostukraine als Critical Care Paramedic arbeiten und habe dementsprechend meine Ausrüstung an die dort vorherrschende Lage angepasst. Mit einem Prepper-Gedanken im Hintergrund kann diese Ausstattung aber grundsätzlich bei jeglicher Art von schwerer Verletzung das Leben des Verletzten verlängern oder retten.


    Grundsätzlich teile ich meine Trauma-Kits in zwei Teile auf:

    Einer davon ist leicht zugänglich, beschäftigt sich maßgeblich mit der Stillung lebensbedrohlicher Blutungen und ist für die Versorgung durch mich selbst gedacht, falls ich selbst der Patient sein sollte.

    Der zweite Teil ist für die Behandlung durch Dritte gedacht, geht mehr in die Tiefe und ist daher auch etwas schlechter zugänglich im Rucksack verpackt. Nach dem Öffnen eines Reißverschlusses und eines Klettverschlusses ist aber auch der zweite Teil schnell bei der Hand, wenn nötig.


    Das erste Kit besteht aus:


    IMG-6351.jpg

    • 2 CAT Tourniquets, Gen 7
    • 1 Celox rapid
    • 1 Compressed Gauze
    • 1 Chest Seal, groß, mit Ventil
    • 1 elastische Binde, 8cm
    • 1 Kleiderschere
    • 2 Paar Einmalhandschuhe, Größe L


    Das Kit zur weiteren Versorgung besteht aus:


    IMG-6379.jpg

    • 2 mal 2 sterilen Kompressen, 10x10cm
    • 1 Dreiecktuch aus Stoff
    • 1 Trauma-Bandage, 15cm
    • 3 Paar Einmalhandschuhe, Größe L
    • 1 Eye Shield

    IMG-6381.jpg

    • 2 Chest Seals ohne Ventil
    • 1 Nasopharyngealtubus/Wendeltubus CH30
    • 2 Packungen Gleitmittel
    • 2 Alkoholtupfer
    • 1 Pneumothorax-Dekompressionsnadel (12G x 80mm)
    • 1 Einmalskalpell

    IMG-6384.jpg

    • Autoinjektoren (angepasst an das Ziel meines Einsatzes)
    • 1 Rettungsdecke silber/gold
    • 4 Handwärmer, chemisch
    • 1 Rolle Tape, 5cm
    • 2 Permanent Marker
    • 2 Pflaster, groß
    • Pulver zur Herstellung einer Rehydrationslösung (für 1 Liter Lösung)
    • 3 Dokumentationskarten für die Versorgung
    • Medikamentenset mit
      • 4x Paracetamol 500mg
      • 2x Meloxicam 15mg
      • 2x Moxifloxacin 400mg


    Verpackt wird das ganze folgendermaßen:


    IMG-6377.jpgIMG-6407.jpgIMG-6404.jpg 

    Alles zusammen, inklusive Taschen, wiegt 1100g



    Falls ihr Fragen oder Anmerkungen habt, freu ich mich wie immer über Kommentare! <3

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Tolles Kit!

    Was ist der Gedanke dahinter, Chest Seals in beiden Kits zu haben?

    Danke!

    Das Chest Seal im ersten Kit ist ein einzelnen, dafür mit Ventil.

    Die Chest Seals im größeren Set sind eine Doppelpackung, dafür ohne Ventil.

    Primär will ich erreichen, zwei Chest Seals dabei zu haben, davon eins mit Ventil.


    Extra Chest Seals können bspw. zur Versorgung von größeren Brustwandverletzungen verwendet werden, aber auch Verletzungen am Bauch können so keimarm versorgt und verschlossen werden. Selbst für kleinere Wunden kann ein Chest Seal ein guter, steriler, luft- und wasserdichter Verband sein. Ist also ein Stück weit ein sehr universelles Verbandmittel.

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • interessante Sachen die du hast.

    Wo kann man solche Teile beziehen? Speziell Celox und Chest Seal würden mich interessieren.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • interessante Sachen die du hast.

    Wo kann man solche Teile beziehen? Speziell Celox und Chest Seal würden mich interessieren.

    Sehr empfehlen kann ich die folgenden Shops:


    - Meier Medizintechnik (Vorsicht, dauert lange bis die Sendung ankommt - aber dafür riesiges Sortiment!)

    - Medic Bandages (schneller Versand, gutes Angebot, bei Bedarf auch Beantwortung von Fragen zu Produkten - führt Chest Seals und Celox sowie andere Hämostyptika)

    - Tacmed Poland (großes Angebot, leider zu 99% auf polnisch, aber dafür bei vielen Produkten gute Preise)


    Hoffe das hilft dir weiter :)

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Mein letzter EH-Kurs liegt über 10 Jahre zurück, bin also nicht mehr ganz up-to-date was Ausstattung anbelangt und würde mich inzwischen als medizin. Laien einordnen - dass es Chest Seals m. integriertem Ventil gibt wusste ich z.B. nicht, also danke fürs vorstellen justme. Unter dem Aspekt das Du Dich in ein Kriegsgebiet begiebst würde ich Dein Traum-Kit für dieses Szenario als vernünfig zusammengesetzt bezeichnen. Der Inhalt scheint Deinem Ausbildungsstand als Rettungssanitäter gerecht zu werden, sonst hätte wohl weder der Wendeltubus noch die Lungendekompressionsnadel (Venflon od. direkt beim Chest-Seal verpackt?) den Weg in Dein Kit gefunden ;-) Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Die Markierungen am 'Pillensackerl' und die Heat-Packs - letzteres ist so gut wie nirgends Bestandteil eines EH-Kits, obwohl z.B. der österr. Bergrettungsdienst sowas standardmäßig mitführt. Hoffe Du must nichts an Dir selber anwenden, wünsch Dir also eine gesunde Rückkehr!

    ------- Fragt mich nicht welches Gear ich besitze sondern was man damit machen kann! -------

  • Mein letzter EH-Kurs liegt über 10 Jahre zurück, bin also nicht mehr ganz up-to-date was Ausstattung anbelangt und würde mich inzwischen als medizin. Laien einordnen - dass es Chest Seals m. integriertem Ventil gibt wusste ich z.B. nicht, also danke fürs vorstellen justme. Unter dem Aspekt das Du Dich in ein Kriegsgebiet begiebst würde ich Dein Traum-Kit für dieses Szenario als vernünfig zusammengesetzt bezeichnen. Der Inhalt scheint Deinem Ausbildungsstand als Rettungssanitäter gerecht zu werden, sonst hätte wohl weder der Wendeltubus noch die Lungendekompressionsnadel (Venflon od. direkt beim Chest-Seal verpackt?) den Weg in Dein Kit gefunden ;-) Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Die Markierungen am 'Pillensackerl' und die Heat-Packs - letzteres ist so gut wie nirgends Bestandteil eines EH-Kits, obwohl z.B. der österr. Bergrettungsdienst sowas standardmäßig mitführt. Hoffe Du must nichts an Dir selber anwenden, wünsch Dir also eine gesunde Rückkehr!

    Danke für die lieben Worte ;) :)


    Ja genau, mittlerweile gibt es Chest Seals mit integriertem Ventil, das zwar kein Garant dafür ist, dass sich kein Spannungspneumothorax entwickelt, aber zumindest reduzieren sie das Risiko und sind deshalb aktuell quasi das Mittel der Wahl.


    Ganz genau, das Kit muss man natürlich an das eigene Können (studierter Paramedic) und an das Können der anderen Gruppenmitglieder (in diesem Fall auch Ärzte, Notfallsanitäter/Paramedics und andere "vom Fach") anpassen. Nachdem ich mich selbst ordentlich versorgen will und mein Gegenüber sehr wahrscheinlich auch drauf geschult ist, haben eben auch die Entlastungsnadel, Skalpell und Autoinjektoren ihren Weg ins Kit gefunden. Die Entlastungsnadel ist kein normaler Venflon, sondern eine "verstärkte" größere Version, die 2,5mm dick und 80mm lang ist. Die ist extra verpackt, aber auf die Chest Seals geklebt.


    Ich hab mir die Sackerl beschriftet, damit ich selbst im Notfall nachlesen kann, falls ich eben selbst Patient bin und bisschen durch den Wind. Ich finde generell ist "Nachlesematerial", auch gerne selbst geschriebene Spickzettel, etwas das gern vergessen wird. Bevor aber im Notfall keine oder keine richtige Versorgung stattfindet oder man einen wichtigen Punkt vergisst, ist es sicher sinnvoll, etwas zum Nachlesen da zu haben. Im Kit habe ich konkret einen Zettel der die Medikamente erklärt (auf deutsch und englisch), einen Zettel der die grundlegende Versorgung von Schwerverletzten Schritt für Schritt beschreibt und einen Zettel der die wichtigsten Telefonnummern, Funkfrequenzen und Notfallverfahren für unsere Evakuierung im Notfall enthält. All das ist auf Rite in the Rain Papier gedruckt. :thumbup: Kann ich nur jedem empfehlen, gibt es in A4 zu kaufen und kann mit einem handelsüblichen Laserdrucker wasserresistent bedruckt werden. :!:


    Dankeschön! Werde mich ggf. mit einem "lessons learned" zurück melden ;)

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Zum Chest-Seal sei noch erwähnt, dass es derzeit leider noch keine Studien gibt, die belegen, dass die Ventile einen klaren Vorteil haben. Es ist quasi wie das Adrenalin im Zuge einer Reanimation getreu dem Motto „hilft‘s nicht, so schadet‘s auch nicht“.


    Aber es ist wie vieles in der Medizin kein Allheilmittel und kann genau das was es verhindern soll, den Spannungspneumothorax, auch verursachen. Deswegen ist es absolut wichtig, dass es nur von medizinisch ausreichend geschulten Personen angewandt wird.

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)