Taktische Verteidigung - Die Kunst der kampflosen Gegenwehr

  • Eines gleich vorweg: Es gibt bei einer Krise keine sicherere Unterkunft. Egal wie gut man sich vorbereitet hat. Unsere Sicherheit in ruhigen Zeiten beruht zu einem wesentlichen Teil auf funktionierende Judikative und Exekutive. Sind staatliche Stellen im Bereich dieser Aufgaben zu sehr beschäftigt, dann kann man den eigenen persönlichen Bereich nur bis zu einem gewissen Punkt schützen und nötigenfalls auch verteidigen. Wer glaubt, dass er in einem Krisenfall die eigene Wohnung oder das eigene Haus durch selbst gesetzte Maßnahmen erfolgreich auf Dauer gegen einen Eindringling oder sogar mehrere Eindringlinge verteidigen kann, wird im Ernstfall eine böse Überraschung erleben. Eine stark gesicherte Behausung wirkt auf einen Plünderer wie eine Einladung zu Kaffee und Kuchen. Wenn ein Plünderer beschließt, dass eure Wohnung sein nächstes Ziel ist, dann wird er eindringen - und egal was ihr tut: Er wird damit Erfolg haben. Vielleicht nicht gleich auf Anhieb. Aber wenn er beim nächsten Mal mit zehn Leuten mehr kommt, dann wird es nicht gerade sicherer für euch werden.

    Taktische Verteidigung ist in einem solchen Fall enorm wichtig. Man liefert einem potentiellen Angreifer optisch genau das, was er sehen soll. Der Fokus wird also entsprechend verändert. Versucht nicht euer Heim so zu präparieren, dass ein Angreifer entmutigt wird. Das funktioniert nicht und macht euch als Ziel sogar noch interessanter. Niemand verteidigt etwas, das er ohnehin nicht hat. Statt dessen macht es mehr Sinn, wenn ein Angreifer das Gefühl hat, dass es hier nichts zu holen gibt oder schon jemand vor ihm da war. Eine aufgebrochene und völlig durchwühlte Wohnung verliert sehr schnell das Interesse des Angreifers. Ein Plünderer sieht sich kurz um und stellt fest, dass er schlicht zu spät gekommen ist. Dass ihr euch innerhalb diese Chaos einen Sicherheitsbereich geschaffen habt, kann er dann im Idealfall komplett übersehen. Damit vermeidet man Kampfhandlungen - was kein Nachteil ist. Gleiches gilt ebenso oder sogar noch viel mehr für ein Lager außerhalb des eigenen Schutzbereiches. Dringt ein Plünderer in dieses Lager ein, so findet er ein fluchtartig verlassenes Lager vor. Er begnügt sich dann mit den wenigen Habseligkeiten, die er hier noch abschöpfen kann und verlässt es danach. Verärgert und mit minimaler Beute, aber im Optimalfall ohne jegliche Kampfhandlung. Dass er die Insassen des Lagers innerhalb ihres klar definierten Schutzbereiches völlig übersehen hat, bekommt er gar nicht mit. Und das ist schließlich der Nutzen der Aktion.

    Die Wirtschaft hat das Sicherheitsbedürfnis der Menschen inzwischen als lukratives Geschäftsmodell entdeckt. Gerade in unruhigen Zeiten kann man mit vermeintlichen Sicherheitstools sehr viel Geld verdienen. Dass die tatsächliche Sicherheit jedoch hauptsächlich auf funktionierende staatliche Strukturen beruht, wird dabei gerne unter den Tisch gekehrt. In einer Krisensituation halten diese Schutzvorkehrungen jedoch nur sehr bedingt und oft sind sie eben gerade eine Einladung für zwielichtige Gestalten. Wer keine Strafen oder Gefängnisaufenthalte mehr fürchten muss, wird durch eine schwer knackbare Nuss zusätzlich angespornt. Das endet fast immer in einem großem Gewaltpotential. Also genau das Gegenteil von dem, was man ursprünglich erreichen wollte. Ich behaupte hier nicht, dass zusätzliche Schutzmaßnahmen für das eigene Heim komplett nutzlos wären. Auch meine Haustüre ist versperrbar. Aber man sollte es auf keinen Fall übertreiben und sich nicht zusätzlich als mögliches Ziel exponieren. Dezente Verteidigungsmaßnahmen machen durchaus Sinn. Aber wenn das Haus oder die Wohnung mit der Zeit aussieht, als wäre es eine Zweigstelle von Fort Knox, dann darf man sich nicht wundern, wenn hinter der eigenen Fassade auch Goldreserven vermutet werden.

    Es gibt für die eigene Sicherheit sehr gute Strategien, die stark auf Psychologie, optische Täuschung und persönliche Erwartungshaltung gegen einen möglichen Angreifer ausgerichtet sind. Man glaubt gar nicht, wie effektiv man die Erwartung eines Angreifers gegen ihn selbst verwenden kann. Das erfordert in vieler Hinsicht große Konzentration und konsequente Umsetzung. Aber gerade in einer Krisensituation ist die eigene Unversehrtheit das wichtigste Gut überhaupt. Die beste Verteidigung ist jene, in der nie eine Kampfhandlung stattfindet. Selbst mit Gewehren oder automatischen Waffen kann man sein Heim nur eine gewisse Zeit verteidigen. Damit begibt man sich in einen Teufelskreis, der immer noch mehr Aggression und Repression nach sich zieht. Man kann in diesem Fall nie gewinnen. Und man soll es ja auch gar nicht. Auch eine kleine Schramme aus Kampfhandlungen kann zu einer großen Gefahr für die eigene Gesundheit eskalieren. Taktisches Denken und ein sehr gut durchdachter Fluchtplan können Kampfhandlungen auf Null reduzieren. Und das sollte immer das gewünschte Ziel bleiben.

    Bei aller Vorsicht sollte man am Ende des Tages noch ein lebenswertes Leben haben. Kein Bunker ist ein Lebenskonzept.
    In jungen Jahren will man noch allen gefallen - im Alter ist man froh, wenn man sich selbst im Spiegel noch erkennt.

  • Das kling alles wunderbar, nur ist so ein Sicherheitsbereich (= versteckter Raum?) kaum möglich. Wer hat schon einen Raum "übrig" der für die Notfallutensilien und die eigene Familie groß genug ist? Und für welchen Zeitraum?

    Am Beginn einer Krise, da geht es drunter und drüber, die Plünderer konzentrieren sich aber mehr auf Elektrogeschäfte als auf Wohnungen.

    Mitten in der Krise, nach einigen Wochen, da werden auf einmal private Wohnungen interessant. Aber nur von einzelnen Plünderern, noch nicht von den großen Gruppen, denn die gibt es noch nicht. Und was wird ein einzelner Plünderer bevorzugen? Die normale Wohnung oder die Wohnung mit der Sicherheitstür wo ein IWÖ und ein Glock Pickerl auf der Türe kleben?

    Wenn die Krise schon länger andauert, dann wird verteidigen schwer. Aber auch das Wasser holen, das Brot backe, das Gemüse anpflanzen, ... Wenn ich mich - aus Angst vor feindlichen Gruppierungen - nicht mehr nach draußen wagen kann, dann wird mir auch ein Sicherheitsbereich nicht helfen.

    Natürlich alles unter der Voraussetzung des totalen Zusammenbruchs aller staatlichen Strukturen. So wie bei MadMax ...

    Unter dem Radar bleiben, sprich unauffällig zu sein, ist ein guter Ansatz. Wenn alle dreckig sind dann musst du es auch sein. Wenn sich alle um Waser und Essen anstellen dann solltest du das auch machen. Aber wie geht man mit Essensgeruch aus der Wohnung um? Oder Licht in der Nacht? Oder Rauchschwaden vom Holzofen? Gegen einiges kann man was machen, gegen andere Sachen aber nicht. Und je nach Situation muss ich mich dann entscheiden: Will ich heizen um über die Runden zu kommen oder verzichte ich darauf um ja keine anderen anzulocken?

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Hmm - das ist sicherlich alles richtig, aber widerspricht sich mit meinen Vorbereitungen. Ich bereite mich auf eine Krise vor. Das heißt ich habe irgendwann Solar auf dem Dach, einen Brunnen im Garten, Gemüsebeete, Hühner. Das kann man schlecht verbergen.Auch wenn ich natürlich die Gebäude und die Vegetation so gut wie möglich nutze, werde ich eine Entdeckung kaum verhindern können.

    Wenn es dann letztlich tatsächlich dazu kommt, dass die Menschheit wirklich so zum Tier wird, wie man sich das vorstellt, dann würde ich sicherlich zum Ziel werden. Meine Strategie hiergegen ist (ich lebe ja auf dem Land) die Dorfgemeinschaft entsprechen zu solidarisieren. Einen endgültigen Schutz wird dies dennoch nicht bieten.

    Dennoch wüsste ich nicht wie ich das von arbito dargestellte in meine Vorbereitungen einbauen sollte. Letztlich würde man dann ja in einem häßlichen Loch mit Sicherheitsbunker leben müssen. Selbstversorgung und vieles andere sind kaum möglich. Man wäre nur auf die gelagerten Vorräte angewiesen. Dieses Szenario wäre für mich höchstens in einer Fluchlocation für mich denkbar, also einem Ort zu dem ich im schlimmsten aller Fälle geflüchtet bin und der dann entsprechend getarnt ist.

    Für andere Fälle kann ICH mir das nicht vorstellen.

    Gruß Vaijon

  • @Don Pedro Der Ablauf wird von dir sehr schön beschrieben. Man darf allerdings auch nicht vergessen zwischen Stadt und ländlichem Raum zu unterscheiden. In einer Stadtwohnung ist die von mir beschriebene Form des 'Verschwindens' meist relativ einfach und hängt eher von der Größe der Wohnung ab. Da ich eigentlich immer mein Radar im Kopf laufen habe, ist mir noch keine Wohnung untergekommen, die nicht halbwegs brauchbar in kurzer Zeit nach taktischen Gesichtspunkten zu schützen wäre. Je mehr man natürlich zuhause hat, desto schwieriger wird das. Da gebe ich dir völlig recht. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass man seine Vorräte zuhause auch schön sortiert irgendwo stehen hat. Das ist dann für einen Plünderer wie ein Supermarkt. Aber primär geht es ja eigentlich um den eigenen Schutz. Und über den kann und darf ich mir nicht erst dann Gedanken machen, wenn bereits ein Plünderer beschlossen hat, dass meine Wohnung nun sein nächstes Ziel ist. Übrigens lässt sich ein Plünderer mit relativ wenig beeindrucken. Selbst das Schild 'Bissiger Hund' kostet ihm nicht einmal ein Schulterzucken. Im ländlichen Raum ist man anfangs besser geschützt. Dorfbewohner kennen sich untereinander und man hilft eher zusammen als in der Stadt. Aber genau dieser Punkt rächt sich später. Wenn plötzlich niemand mehr etwas hat, dann wird jeder zum Feind. Und dann kennt sich ein möglicher Angreifer auch relativ gut aus. Es hat also alles seine Vor- und Nachteile. Genau deswegen ist es aber wichtig, dass man diese Situationen mit einbezieht und seine Strategie dahingehend optimiert. Das ist mal ganz einfach und oft auch wirklich schwierig. Aber prinzipiell geht das fast immer. Und wie gesagt: Auf Dauer ist man in keiner Unterkunft sicher. Also wird man über kurz oder lang seine vermeintlich sichere Unterkunft auch aufgeben müssen.

    @Vaijon Genau das ist der entsprechende Punkt und auch der Grund, warum ich das zur Sprache gebracht habe. Die grundsätzliche Überlegung beim Preppen ist immer die Gleiche: Sorge für Nachschub und schütze dann das Ganze. Manche bereiten sich tatsächlich für ein Endzeit-Szenario vor und bei denen sieht es im Keller wie bei Lidl oder Hofer aus. Solange ich das gegen einen Eindringling schützen kann, ist das toll. Nur - man kann es nicht schützen. Und dann kommt der Plünderer zum Shoppen vorbei. Mein Grundsatz ist zum Beispiel: Was du nicht tragen kannst, gehört dir nicht. Meine Vorratshaltung zuhause beschränkt sich auf haltbare Lebensmittel für zirka zwei Wochen. Alle Szenarien, die über diesen Zeitraum hinaus gehen, kann man durchaus als massiv lebensbedrohlich einstufen. Da wird aussitzen dann nicht mehr reichen. Meine Ausrüstung am Körper reicht für drei Monate und ich habe externe Lagerstätten für insgesamt weitere drei Monate. Sollte eine Krise über ein halbes Jahr andauern, werde ich sogar mit einem sehr gut angelegtem Lager zuhause ziemliche Probleme bekommen. Egal welche Vorkehrungen man da getroffen hat, werden diese sich als unrealistisch erweisen. Ein Garten vor der Haustür ist zwar eine sehr idyllische Vorstellung, aber wenn jeder Gang vor die Haustüre gefährlich wird, sehe ich den Leuten dann gerne beim Unkraut jäten zu. Und deine Hühner werden es wohl auch nicht schaffen. Man lässt sich bei seinen Überlegungen immer gerne von dem Gedanken leiten: So schlimm wird es hoffentlich nicht werden. Aber realistisch betrachtet, ist eine Krise die mehr als ein halbes Jahr andauert, keine Kleinigkeit mehr. Da kracht es dann wirklich an allen Ecken und Enden. Und da ist es dann auch mit der Solidarität nicht mehr sehr weit her.

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  • Das ist schön arbito wenn du diese Möglichkeiten hast. Ich habe nebst meiner Wenigkeit einen kleinen Sohn, eine Ehefrau und vier Personen über 60 um die ich mich auch in einer Krise kümmern muss. Für.mich kommt etwas anderes als die Vorsorge zu Hause nicht in Frage, auf Endzeit-Szenarios bereits ich mich auch nicht vor. Wenn alles gut geht kann ich in meinen zu Hause sehr lange durchhalten. Wenn es soweit kommt dass in unserem Land plündernden Horden ohne Gegenwehr ziehen, dann habe ich verloren. Das ist dann halt so. Aber ein Leben in einem Loch mit ein paar Dosen wäre für mich auch kein erstrebenswertes Leben mehr.

    Gruß vaijon

  • @Vaijon In dem Fall ist klar, dass du ziemlich sicher in deinem Zuhause verbleiben wirst. Aber gerade in diesem Fall ist man dennoch nicht verloren, wenn man sich entsprechend vorbereiten kann. Wie ich ja bereits erwähnt habe, muss man sich auf die Gegebenheiten einstellen. Die vier Personen über sechzig machen mir in dem Fall nur wenig Sorgen. Aber ein Kind muss in solchen Szenarien unglaublich viel verkraften und es wäre sehr schwierig es ruhig zu halten. Es hätte aus verständlichen Gründen enorme Angst. Da haben sogar Erwachsene schon große Probleme. Dennoch gibt es Möglichkeiten, wie man sich auch innerhalb der eigenen vier Wände brauchbar schützen kann. Man muss lediglich auf gewisse Dinge achten. Allerdings ist mir auch klar, dass nicht jeder das kann. Wäre ja auch ein wenig viel verlangt. Andererseits macht ja dann auch ein Forum Sinn, wenn man unter Umständen dieses Wissen weiter geben kann. Ich selbst wäre gerne dazu bereit, falls ein entsprechendes Interesse dafür besteht.

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  • Von meiner Seite ist Interesse da. Ich gehe mal davon aus, dass man seine Vorräte nicht alle an einer Stelle haben sollte und Teile davon vielleicht verstecken. (Hast du ja im eingangspost gut erklärt) Aber es gibt bestimmt noch mehr zu beachten.

    Waffen sind für mich jedenfalls ungeeignet weil ich wie ich mich kenne sowieso zu lange zögern würde und dann ist jede Waffe eine, die gegen dich gerichtet werden kann.

  • @Tinah Der Titel ist zugegeben etwas provokant. Neben einer sehr guten Vorbereitung setzt er natürlich auch ein wenig Glück voraus. Realistisch gesehen, wird es nur selten ohne Kampf gehen, wenn es wirklich mal zu solch drastischen Schritten kommen muss. Immerhin sprechen wir hier nicht von ein paar Verwandten, denen man möglichst aus dem Weg gehen möchte. Meine Abneigung gegen jegliche Form von Feuerwaffen sollte inzwischen aufgefallen sein. Obwohl ich bereits mit sehr vielen und auch sehr mächtigen Waffen zu tun hatte. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Es kann natürlich sein, dass man trotz aller Maßnahmen und großer Vorsicht dennoch entdeckt wird. Dann ist natürlich massive Gegenwehr gerade in Form von Gewalt nötig. Wenn mich ein Plünderer entdeckt, muss ich den möglichst schnell, effektiv und am Besten auch geräuschlos ausschalten und verschwinden lassen. Mit etwas Glück wird dann sein fehlen nicht gleich bemerkt und ich kann mich über diese brenzlige Situation dennoch gut hinweg mogeln. Bevor mir aber gleich wieder unterstellt wird, ich würde hier zu einer Straftat anleiten: hierbei geht es um Selbstverteidigung. Und ja, die wird für den Angreifer nicht gut ausgehen. Soviel ist klar. Ich gehe davon aus, dass ein Plünderer nicht nachfragt, ob er willkommen ist. Man kann sich aber auch ohne Schusswaffe relativ gut verteidigen. Vielleicht ergibt sich ja einmal eine Möglichkeit, wie man das in geeigneter Form vortragen und vielleicht anhand von Beispielen zeigen kann.

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  • @arbito: Was mich interessieren würde: Gibt es belegte Vorkommnisse in der jüngsten Geschichte, welche das von dir skizzierte Szenario (dass gezielt gut gesicherte Objekte geplündert wurden, während weniger gut gesicherte verschont geblieben sind) wiederspiegelt? Weil rein aus dem Bauchgefühl heraus kommt mir das von @Don Pedro skizzierte Szenario wesentlich realistischer vor. Und auch die Berichte aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gehen klar in eine andere Richtung.

    Faktisch verhalten sich so gut wie alle Diebe und Plünderer Opportunisten: Es wird da zugelangt, wo die geringste Gegenwehr zu Erwarten ist. Klar kann jede "Burg" eingenomen werden. Allerings bedeutet das auch, dass hier bei den Eindringlingen enorme Verluste zu befürchten sind. Und das wiederum nimmt man nur auf sich, wenn es keine andere Wahl gibt.
    Klar gibt es keine absolute Sicherheit. Aber das trifft eben auch auf die Plünderer zu.

    Aus den Erfahrungen meiner eigenen Familie weiß ich, dass das - dass quasi das komplette Leben von Plünderern dominiert wird - zumindest am Land nicht zwangsläufig ist.

    There is no such thing as too much backup!

  • @Bardo Thodol Ja, es gibt belegte Vorkommnisse in dieser Hinsicht. Allerdings wird über die nicht gerne geredet bzw. kommen sie in den Medien überhaupt nicht vor. Man darf nicht vergessen, dass es bei einem klassischen Krieg hauptsächlich um Soldaten geht. In diesem Fall geht es dann um rein strategische Handlungen. Natürlich setzt man in diesem Fall auf eine Umgehungstaktik um Verluste so gering wie möglich zu halten. Einem Plünderer geht es jedoch nicht um Stellungskrieg, sondern um maximale "Ernte". Der Balkankrieg und auch die Kämpfe der letzten Zeit in Nordafrika und dem nahen Osten zeigen ein völlig anderes Bild. Hier rotten sich ganze Gruppen zusammen und gehen gezielt gegen Bereiche vor, von denen sie sich den besten Ertrag erwarten. Diese Gruppen sind sehr gut ausgerüstet und den Verteidigern in vieler Hinsicht weit überlegen. Sie fürchten keine Abwehrmaßnahmen, da diese in den meisten Fällen auch gar nicht zu erwarten sind. Diese Tendenz hat sich bereits in Jugoslawien sehr deutlich gezeigt. Hier waren vor allem russische Söldner gefürchtet, weil ihnen der Bezug zur Bevölkerung völlig gefehlt hat. Und das waren teilweise sehr gut ausgebildete ehemalige Soldaten. Da kannst du dein Heim schützen soviel du willst. Die lassen sich nicht beeindrucken. Und mal ganz ehrlich: Was soll man in einem Standardhaus schon Großartiges finden? Da liegt es doch viel näher, wenn man sich das Haus aussucht, wo wesentlich mehr zu erwarten ist. Was am Balkan damals ablief, erzählt heute kein Mensch. Mir wurde von Betroffenen aus stark umkämpften Gebieten erzählt, was da wirklich ablief. Und auch von den real passierenden Übergriffen in den heutigen Kampfgebieten hört man so gut wie nichts. Fakt ist jedoch, dass die Bevölkerung in diesen Gebieten erst gar keine Gegenwehr mehr versuchen. Es würde ihren sicheren Tod bedeuten. Aber in Libyen und Syrien wurden alle befestigten Häuser ohne Ausnahme binnen kürzester Zeit geplündert. Diese Häuser waren großteils mit modernster Technik gesichert. Hat alles nichts genützt. Prinzipiell würde ich natürlich deiner Logik zustimmen. Aber die Zeiten haben sich deutlich geändert. Plünderbanden sind inzwischen hoch organisiert und enorm destruktiv. Da sehe ich nicht wirklich Opportunisten.

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  • Zitat von arbito im Beitrag #10
    Bardo Thodol Ja, es gibt belegte Vorkommnisse in dieser Hinsicht. Allerdings wird über die nicht gerne geredet bzw. kommen sie in den Medien überhaupt nicht vor.


    Mhmm. In Zeiten des Internets kommt so was "in den Medien überhaupt nicht vor"? Sorry, aber wenn ich so was lese schrillen bei mir die Verschwörungstheorie-Alarmglocken.

    Allerdings bin ich generell ein "ungläubiger Thomas". Gerade wenn mir etwas so gar nicht einleuchtet (wie in diesem Fall) brauche ich etwas Handfestes.

    Aber unabhängig davon: Ich kann es drehen und wenden wie ich will, es gibt mMn. fünf Szenarien:

    1. Ich habe ein gut zu verteidigendes Haus/Wohnung und dadurch Glück, dem plündernden Mob zu entgehen.

    2. Ich habe ein gut zu verteidigendes Haus/Wohnung und bin dadurch für den gut ausgerüsteten, zahlenmäßig überlegenen und strategisch hervorragend gebildeten ein besonders interessantes Ziel.

    3. Ich habe ein (gut oder nicht gut zu verteidigendes) Haus/Wohnung, das aber als geplünderte Bruchbude (aka "uninteressantes Ziel&quot

    getarnt ist.

    4. Ich habe ein schlecht gesichertes Haus/Wohnung, welches ein offensichtliches Ziel ist.

    5. Ich habe nichts dergleichen....

    Bei 1. und 2. habe ich das Problem, im Vorhinein nicht zu wissen, was eintritt. Wäre also sozusagen eine Wette darauf, welche Theorie stimmt.

    Wie sich 3. realisieren lassen soll, ist mir noch ein Rätsel. Denn immerhin muss ich ja (womöglich monatelang) darin wohnen. Also in einem Haus mit eingeschlagenen Fenstern, offenen Türen, mit Schutt, und Schrott, der darin herum liegt. Und was mache ich, wenn sich jetzt irgendwelche "Normalos" in meinem Haus niederlassen wollen?

    4. sehe ich dennoch als Möglichkeit, z.B. in meiner BOL. Ist weit, weit weg vom Schuss. Bis da mal der Mob hinkommt ist schon viel Wasser die Donau hinuntergeflossen...

    5. ist die Folge, wenn 1. bis 4. schiefgeht, ist also nicht erstebenswert (aber nicht unrealistisch)...

    There is no such thing as too much backup!

  • @Bardo Thodol Leider hat das mit Verschwörungstheorien nur wenig zu tun. Wann hast du eigentlich das letzte Mal etwas über die Ost-Ukraine gehört? Da kracht und knallt es noch immer an jeder Ecke. Der Bevölkerung in Österreich ist das vielfach gar nicht bewusst. Die glauben, dort wäre inzwischen alles Eitel, Wonne, Sonnenschein. Ist es aber eben nicht. Ich möchte auch klar stellen, dass es mir hier nicht um irgend eine Bekehrung geht. Auch ich habe die Weisheit nicht mit dem Löffel gegessen. Aber in einigen Manövern und auch aus Erzählungen von Betroffenen habe ich die Sinnhaftigkeit in solcher Vorgehensweise erkannt und will das weiter geben. Mir graut vor der Vorstellung, dass immer mehr Menschen ihr Heil in einer Bewaffnung mit Feuerwaffen suchen. Wir sind nicht in den Vereinigten Staaten und das ist nicht der Wilde Westen. Insofern ist jede Handlung, die Gewalt bestmöglich meidet oder zumindest auf das absolut Nötigste reduziert, in jedem Fall vorzuziehen. Ist aber eben nur meine Ansicht.

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  • Hmm. Irgendwie schaffe ich es offensichtlich nicht, meine eigentliche Frage zu "transportieren".
    Letzter Anlauf:
    Ich bestreite nicht, dass es in vielen Gegenden der Welt kracht und scheppert, und dass oft eine Art "Belagerungszustand" herrsch, der von militärischen, paramilitärischen oder sonst wie gut organisierten/ausgebildeten/bewaffneten Truppen herbeigeführt und/oder dominiert wird. Von der Ukraine über Südsudan, Myanmar, Nigeria, Kongo, Philippinen, Syrien, Afghanistan, Ägypten, ...

    So was kann theoretisch auch bei uns passieren - so weit, so klar.
    Meine Frage allerdings ist noch immer: Warum sollte mich ein gut geschütztes Haus in so einer Situation (nicht, dass ich eines hätte, aber angenommen es wäre so) weniger gut beschützen können bzw. sogar in Gefahr bringen?

    Wenn es (wie bei fast allen aktuellen Konflikten) um ethnische oder religiöse Faktoren geht wird sowieso radikal aufgeräumt. Da hilt mir auch kein noch so gut getarntes/schäbiges Haus. Ich kann da maximal viele kleine Depots anlegen, mobil bleiben und hoffen, dass ich ein gutes Gedächtnis habe und andere die Vorräte nicht vor mir finden. Oder eben fliehen.

    In allen anderen Szenarien kann ich nicht erkennen, warum eine "Festung" nachteilig sein soll!
    Sofern ich nicht auf der Abschussliste der Paramilitärs stehe, kann ich vermutlich mit einer Art "Steuer" relativ unbehelligt weiter leben (siehe IS, Donbass, ...). Normale Plünderer sind wie gesagt fast zu 100% Opportunisten. Solange noch wo anders was zu holen ist, werden sie die leichteren Ziele aufs Korn nehmen (ist zumindest meine persönliche Einschätzung; genau dazu hätte ich "gerne" einen Gegenbeweis!).

    Ich bin ja auch nicht auf Krawall gebürstet. Aber andererseits ist eine militärische Grundregel, dass jede Art von passiver Barriere aktive Verteidigung benötigt.
    Und die "ich zieh' mich in einen Schutzraum zurück, der in einem verwahrlosten Haus angelegt ist"-Nummer halte ich schlicht und ergreifend nicht für erfolgversprechender. Denn irgendwann kommt garantiert wer vorbei, in der Hoffnung, noch was Brauchbares zu finden. Und spätestens dann wird's auch dort ungemütlich...

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  • Hallo Leute. Ich bin mal ehrlich und gebe zu das ich diesen Thread nur sporadisch gelesen habe.
    Ich bin jedoch auch der Meinung dass man als Prepper auf das Tarnen und Täuschen beschränken soll. Im urbanen Bereich ist es sicherer sich seinen versteckten Vorrat hinter einer doppelten Wand aufzubewahren. Und sich einen kleinen Notvorrat/Opfergabe in der Küche bereit zu stellen. Jedoch wäre es geschickter die Stadt vorher schon zu verlassen und sich einen Schutzort zu suchen wo man Vorräte bunkert.
    Im ländlichen Bereich würde ich mir auch meinen Vorrat so verstecken das man ihn nicht entdeckt. Ebenfalls mit einer Opfergabe für diverse Plünderer und eines kann man sich sicher sein, die werden immer in Gruppenstärke auftreten und als einzelner oder zu zweit hat man da wenig entgegen zusetzten selbst wenn man in einem noch so einen gesicherten Bunker sitzt.
    Ich würde mich nur im äußersten Falle auf einen Kampf einlassen. Denn auch wenn man ein erfahrener Kämpfer ist, hat man keine Chance gegen eine Panzerfaust.

  • Ich teile die Meinung von Bardo Thodol, in Nahezu allen Berichten über Krisen liest man zuerst, dass die leeren Häuser geplündert werden.
    Wo einer da ist der aufpasst, geht keiner hin. Wenn die Krise länger dauert, ist meine immer wider genannte Gruppe unumgänglich.
    Die "Plünderer" werden irgendwann Gruppen sein, also müssen auch die Prepper irgendwann Gruppen sein.
    Anfangs, werden aber noch keine Gangs die Straßen unsicher machen. Es wird eher nach dem Motto Gelegenheit macht Diebe ablaufen.
    Und die Gelegenheit ist in einem halbwegs gesicherten Haus einfach nicht da.
    Ich glaube auch nicht, dass ich mit Psychologie einem Plünderer von seinem Vorhaben abhalten kann.
    Natürlich kann man durch geschicktes Ausnutzen der Wahrnehmungsfähigkeit einiges erreichen.
    Aber irgendwann durchschaut auch der Dümmste, dass da oder dort ein optischer Trick dahinter steckt.

    Außerdem muss ich mich irgendwann bewegen. Einfach auch darum um keinen Lagerkoller zu bekommen.
    Da bin ich dann dort wo die "Plünderer" sind. Da bin ich ihnen ohne die nötigen Mittel schutzlos ausgeliefert.

    bG
    Norbert

    Gut vorbereitet läuft alles besser

  • Zitat von menatarms100 im Beitrag #16
    in Nahezu allen Berichten über Krisen liest man zuerst, dass die leeren Häuser geplündert werden.



    Ist auch völlig logisch, meiner Meinung nach. Egal ob zu Krisenzeiten oder jetzt, der Mensch geht immer den Weg des geringsten Widerstandes.

    Man sehe sich aktuelle Einbrüche an. Die große Mehrzahl der Einbrüche passiert, wenn niemand zu Hause ist, weil sich Einbrecher einem etwaigen "Verteidiger" nicht stellen wollen. Die sogenannten "Home Invasions" sind da eine verschwindend geringe Anzahl, gemessen an der Gesamtzahl der Einbrüche. Und hier trifft es meist ältere Menschen die sich schwerer verteidigen können.

    Warum sollte sich dieses Verhalten in einer Krise ändern?