Dentalmedizin - Der Zahn tut weh, kein Zahnarzt weit und breit... Und jetzt?!

ACHTUNG! Diese Themen und Beiträge behandeln Gesundheitsthemen. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose und ersetzen keine Arztdiagnose! Die Themen und Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen (vorwiegend von Laien) erstellt. Der Betreiber des Forums kann Fehler, veraltete oder unvollständige Informationen oder womöglich gesundheitsgefährdende Inhalte nicht ausschließen und übernimmt keine Haftung für Folgeschäden, Verletzungen, usw. jeder Art die durch Anwendung der abgebildeten Informationen bei Ihnen oder Dritten womöglich auftreten. Die Nutzung dieser Informationen erfolgt auf eigene Gefahr!
  • Dentalmedizin - Der Zahn tut weh, kein Zahnarzt weit und breit... Und jetzt?! :|


    Viele von uns haben schon zumindest einmal Zahnschmerzen gehabt. Die Glücklichen, die es bis jetzt nicht getroffen hat, wissen vermutlich trotzdem aus Erzählungen, wie zermürbend und unangenehm Zahnschmerzen sein können.

    Einerseits können Zahnprobleme so schlimme Schmerzen verursachen, dass man zu nichts anderem mehr fähig ist, an nichts anderes mehr denken kann, ...

    Andererseits können Zahnprobleme auch so ernste Ausmaße annehmen, dass man bspw durch eine Blutvergiftung (Sepsis) in Lebensgefahr gerät.


    All das kann, wenn durch welches Ereignis auch immer ein Zahnarzt nicht (mehr) verfügbar ist, eigenes Handeln und Behandeln erfordern!


    Was kann man also tun? Wie kann man vorsorgen?


    :!: VORBEUGUNG

    Idealerweise treten Zahnprobleme garnicht erst auf.

    Dabei können bspw. folgende Punkte hilfreich sein:

    • Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt
    • Sofortige Beseitigung von Zahnproblemen, sobald sie auftreten
    • Regelmäßiges putzen der Zähne und verwenden von Zahnseide - auch wenn man müde, gestresst oder in einer Krise ist!
    • Erste Symptome ernst nehmen und besser früher etwas unternehmen als später invasivere Schritte gehen zu müssen!
    • Probleme mit Weisheitszähnen ernst nehmen und die Indikation für eine Entfernung eng setzen
    • Verletzungen sobald wie möglich behandeln (lassen)


    :!: BEHANDLUNG

    Ich kann hier leider keinem lernen, wie man Zähne füllt, Zahnprobleme erkennt, lose Füllungen ersetzt, ...


    Es gibt aber glücklicherweise eine ausgezeichnete englischsprachige Seite, die gratis Informationen und Videos zum Thema Zahnmedizin in ressourcenlimitierter Umgebung anbietet. Ursprünglich gedacht ist das ganze wohl für Expeditionen, Weltumsegler und co, aber die gleichen Konzepte lassen sich problemlos auf diverse Szenarien in der Krisenvorsorge adaptieren.


    Homepage: https://wildernessdentistry.com/


    Youtube-Kanal mit Playlists zu verschiedensten Themen: Wilderness Dentistry auf Youtube


    In den Videos gibt es Schritt-für-Schritt Anleitungen zu vielen Themen und für viele Situationen, man kann sich langsam in das Thema einarbeiten und hat somit die Möglichkeit, sich die Informationen zu besorgen, die man selbst auch gerade braucht.

    Die Seite bzw. die Informationen sind absolut zuverlässig, die meisten Video-Lektionen werden von einem britischen Zahnarzt gehalten.



    :!: AUSSTATTUNG

    Um Erkrankungen und Verletzungen im Mund- und Kieferbereich selbstständig versorgen zu können, braucht man natürlich im Idealfall eine Mindestausstattung an Instrumenten und Verbrauchsmaterial, um wirksam handeln zu können.


    Hier verhält es sich wie mit vielen Themen - Ja, man kann wahrscheinlich auch mit einem Multitool einen Zahn ziehen. Das heißt nicht dass man das machen sollte, wenn man besser darauf vorbereitet sein könnte.


    Klar wird ein dezidiertes Dental-Kit nicht der erste Schritt in der Krisenvorsorge im medizinischen Kontext sein, aber wenn einmal Medikamente, Verbandsmaterial, eine solide Hausapotheke, etc. vorhanden sind, kann man sich über speziellere Bestandteile Gedanken machen.


    Im Expeditionskontext bzw. im Offshore-Bereich würde man anstreben, folgendes Kit mitzuführen - dies kann man natürlich individuell an die eigenen Fähigkeiten und Ziele anpassen.

    • Mundspiegel mit Griff
    • Füllinstrument/Kugelstopfer
    • Feine Pinzette
    • Skaler
    • Temporäres Füllmaterial (bspw. Cavit, idealerweise Glasionomerzement mit Mixset, ggf. Matrizen mit Matrizenhalter)
    • Druckluft in der Dose (zum Trocknen der Zahnoberfläche)
    • Mullkompressen, Watterollen
    • Stirnlampe
    • Einmalhandschuhe, Mundschutz
    • Draht (Nasenbügel aus Mundschutz zweckentfremden!)
    • Zahnextraktionszangen #150, #151, #17, #53R, #53L
    • Raspatorium nach Woodson #1, Molt #9
    • Zink Oxid
    • Eugenol (Nelkenöl)
    • Wurzelheber #301, #39
    • Skalpellklingen, Fig. 10, 11 und 15
    • Skalpellklingen-Griff #3
    • Nahtmaterial (4-0 Chromic Gut, 4-0 Seide)
    • Dentalspritze mit Aspirationsgriff
    • 27G Dentalkanülen
    • Oberflächen-Anästhetikum (bspw. Xylocain Spray)
    • Lokalanästhetikum mit Adrenalin
    • Schmerzmittel (Paracetamol, Ibuprofen, etc.)
    • Große Spritze mit stumpfer Kanüle (zum Spülen)
    • Kübel (zum Ausspucken)
    • Schüssel mit Desinfektionsmittel (zur Reinigung/Wiederaufbereitung der Instrumente)


    Natürlich wird und kann nicht jeder ein solches Set vorhalten, aber man kann sich angepasst an die eigenen Möglichkeiten bspw. die Dinge herauspicken, die man braucht, um Karies oder eine herausgefallene Füllung zu versorgen - auch wenn man sich bspw nicht zutrauen würde, einen Zahn zu ziehen.



    :?: Fragen wie immer sehr gerne unter diesem Beitrag - ich habe gerade 20h Dental Expedition Medicine für mein Studium durchnehmen dürfen :saint:

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Bin mir gerade unsicher was ich schlimmer fände - wenn ich als Laie einen Zahn ziehen müsste, oder wenn mir ein Laie einen Zahn zieht 🤐🤣

  • wenn ich so lesen was für Werkzeuge es da gibt hoffe ich, dass Du im Fall der Fälle in meiner Nähe bist ;)

    ich würde das jedenfalls bei niemanden machen wollen =O

  • auch wenn man sich bspw nicht zutrauen würde, einen Zahn zu ziehen.

    Das sollte eigentlich gar kein Laie sich zutrauen *find*

    Schließlich kann es durchaus Probleme durch z. B. gekrümmte Wurzeln geben, die dann den Gesichtsnerv beschädigen. Solche Schäden sind irreversibel.

    Na Dankeschön!


    Auch einen abgebrochenen Zahn (gar mit freiliegendem Nerv !?) infolge eines dilettantischen Zieh-Versuches stelle ich mir durchaus schlimm vor. RICHTIG schlimm.

  • Das sollte eigentlich gar kein Laie sich zutrauen *find*

    Schließlich kann es durchaus Probleme durch z. B. gekrümmte Wurzeln geben, die dann den Gesichtsnerv beschädigen. Solche Schäden sind irreversibel.

    Na Dankeschön!


    Auch einen abgebrochenen Zahn (gar mit freiliegendem Nerv !?) infolge eines dilettantischen Zieh-Versuches stelle ich mir durchaus schlimm vor. RICHTIG schlimm.

    Grundsätzlich hast du natürlich recht - wenn man es irgendwie vermeiden kann, sollte ein Laie nie etwas tun, was normalerweise ein (Fach-) Arzt übernimmt. Schon garnicht, wenn man weder etwas von der Thematik versteht noch das notwendige Werkzeug verfügbar ist (mit einem Multitool oder der Kombizange aus der Garage bricht ein Zahn sehr schnell ab, da hast du absolut recht!)


    Manchmal lässt sich das aber eben nicht vermeiden und man kann mit einschlägiger Vorbildung (!!) solche Eingriffe mit akzeptabler Sicherheit durchführen. Klar ist, dass man dabei nie die Qualität, Sicherheit und Präzision eines erfahrenen Zahnarztes erreichen wird. :|


    Aber man kann mit beherztem, geschultem Einschreiten bei einem eitrigen Zahn mit Infektion des Kieferknochens eventuell eine tödliche Sepsis verhindern.

    Selbst bei Schädigung eines Gesichtsnervs (was ich absolut nicht klein reden will) geht hier wie bei anderen medizinischen Eingriffen auch die Lebensrettung vor der Schädigung von nicht lebensnotwendigen Strukturen.

    Das sind Situationen, die sich niemand vorstellen will, niemand wünscht und ich hoffe trotz intensiver Schulung auf diesem Gebiet nie in die Situation zu kommen, ohne ärztlichem Rat, ohne Profi an meiner Seite einen Zahn selbstständig ziehen zu müssen. =O :thumbdown:

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • Nein, einfach NEIN, das mag ich mir gar nicht vorstellen.

    Das kann ich sehr sehr gut verstehen. Zahnprobleme sind für mich persönlich auch so unter den Top 3 der "Bitte irgendwas anderes, nur nicht das!" Liste :|

    If you plan to improvise you plan to fail!

  • In diesem Zusammenhang bin ich in der glücklichen Lage, zu wissen, wo meine Zahnärztin wohnt.

    Von ihr würde ich mir jegliche Behandlung angedeihen lassen, selbst in romantischem Schummer-Licht ;)


    Aber natürlich wollen wir ja alle hoffen, daß es nie zu solchen Extremsituationen kommen wird.