Soziale Unruhe... wie verhalten?

  • Ich war kürzlich bei einer Ausbildung für Spezialeinheiten in Israel, die ich mir geleistet habe.
    Dabei war ein Thema Soziale Unruhen und das Verhalten.
    Da Israel diesbezüglich mit Österreich nicht direkt vergleichbar ist aufgrund Geschichte und Politischer Situation, würde mich interessieren wie ihr euch bei Sozialen Unruhen verhalten würdet?
    lg Andi

  • Ist "soziale Unruhen" ein wohldefinierter Begriff? Meinst du unangemeldete Demos, gewalttätige Ausschreitungen auf der Straße, lange Schlangen vor Suppenküchen...? Jedenfalls würde ich für mich selbst sagen, im Zweifel möglichst davon fernhalten.

  • Sorry.. mein Fehler. Ich versuchs aus den Unterlagen zu übersetzen. Da werden Social Unrests, als grössere Unruhen, (sowohl zeitlich auch räumlich) mit teilweisen bis völligen Zusammenbruch der Öffentlichen Ordnung beschrieben bis hin zu einem Bürgerkrieg.
    Es wurde ein Paper der CIA zitiert demzufolge die Möglichkeit von solchen vor allem in Europa im Nachzug eines Währungscrasches wahrscheinlich ist.

  • OK, kapiert, danke. Da kann man wohl kaum eine kurze Antwort drauf geben, wie man sich verhalten würde. Aber es klingt nach einem Szenario, das alle Prepper-Alarmglocken schrillen lassen müsste und zumindest nach Aktivierung aller häuslichen Vorsichtsmaßnahmen, eventuell sogar (sofern vorhanden) dem Rückzug in eine BOL ruft. Bekanntlich entstehen bei solchen Situationen, wo die öffentliche Ordnung schlecht oder gar nicht aufrecht erhalten werden kann, schnell Plünderungen und Gwaltausbrüche.

    Dieses Szenario ist jedenfalls für relevante EU-Regionen wie England, Italien und Frankreich nicht unrealistisch und definitiv einer meiner primären Gründe, zu preppen.

  • Puhhhh.....
    Na hoffen wir Mal, dass es bei uns nicht soweit kommen wird, das wäre keine erfreuliche Zukunft.
    Bei dieser Art von Unruhen mit einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung würde ich versuchen, zusammen mit Freunden die erste Zeit daheim auszusitzen bis es wieder ruhiger wird, und danach auf's Land zu Freunden zu kommen.
    Nahrung, Hygieneartikel und Co. sind mittlerweile für mehrere Monate vorhanden, und der Bedarf an "Werkzeug" zur Selbstverteidigung ist auch gedeckt.
    Auf einen richtigen Bürgerkrieg ist wahrscheinlich keiner wirklich vorbereitet, die Frage ist auch wer bei einem solchen Szenario (Bürgerkrieg) die beiden Seiten sein werden, Einheimische gegen ?, oder andere Konstellationen?
    So oder so ein Szenario das sich keiner von uns wünscht.

    Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience.

  • Wünsch ich mir auch nicht. Vor allem nachdem was wir da alles trainiert haben. Und trotzdem: So gut kann man, glaub ich, gar nicht vorbereitet sein, dass es da nicht ans eingemachte geht und die eigene Familien in Gefahr kommt.

    Das Bedrückende: Die CIA Studie von Anfang 2018 geht von einer Wahrscheinlichkeit von 56% für das Eintreten irgend eines Teilen des Scenario in ZentralEuropa aus. (Noch unter 10% 2005.) Und 21% für das Extrem. Was meiner Meinung nach beides ziemlich heftig ist.

    Ich bin mir nicht sicher, ob aus sitzen wirklich eine Option ist. Laut unseren Vortragenden geht in solch einer Situation die Kontrolle nicht schlagartig, sondern zunächst langsam aber dann exponential ansteigend verloren. Er hat den Vergleich mit dem Frosch im heissen Wasser benutzt, und war der Meinung dass der Anstieg der Kurve in Europa schon angefangen hätte. Hatte auch Beispiele dafür.

    D.h. wenn ich aussitze, vor allem in einer grossen Stadt, kann das ab einen gewissen Punkt zu Eng werden für eine Flucht weil die Situation total ausser Kontrolle gerät. Für Israel war sein bevorzugter Tip, den Flieger nehmen und in die USA abzuhauen.
    Für Österreich sollte es doch andere Optionen geben.

  • Wenn früh genug erkannt: BOL aufsuchen und Lageentwicklung verfolgen und dann dementsprechend weiter entscheiden.

    Wenn zu überraschend: einigeln und die Verteidigungamaßnahmen in Absprache mit den Nachbarn hochfahren.

    viribus unitis - acta non verba

  • Was da beschrieben wird ist am ehesten mit einem echten SHTF Szenario zu vergleichen, da kommen dann die Pläne zum tragen. Bug in oder Bug out - je nach dem was man geplant hat oder möglich ist. Aber fernhalten von den Stressbereichen ist immer wichtig.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Wenn das alles so langsam/ schleichend beginnt, wie kann man eurer Meinung nach den richtigen Zeitpunkt zum Flüchten erkennen? Das ist glaub ich der wichtigste und zugleich schwierigste Punkt.

    „ ..., wenn man rechtzeitig d’rauf schaut, daß man’s hat, wenn man’s braucht.“


    – Josef Kirschner: Werbespots für Raiffeisen

  • Spätestens wenn man die Polizei in einer Großstadt im ungeordneten Rückzug sieht, wird's schon schön langsam Zeit. 😉

    viribus unitis - acta non verba

  • Da ich am Land, aber in relativer Stadtnähe, wohne, wird, sobald es in der Stadt zu heiß wird, der Rückzug angetreten und die Stadt gemieden.
    Wir haben ein ganz gutes Konzept zuhause, um uns vor kleineren Übergriffen zu schützen. Für den Fall das wirklich alles zusammenbricht, was ich nicht hoffe,
    können wir mal drauf vertrauen das es einige Zeit dauert bis man unsere Sackstrasse raufkommt.

    Für denn Fall das es zu Bürgerkriegs Ähnlichen Zuständen kommt, was ich für unwahrscheinlich halte, hilft eh nur mehr einbunkern.

    Besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.

  • Zitat von Stoffl im Beitrag #9
    Wenn das alles so langsam/ schleichend beginnt, wie kann man eurer Meinung nach den richtigen Zeitpunkt zum Flüchten erkennen? Das ist glaub ich der wichtigste und zugleich schwierigste Punkt.



    Genau das ist der Punkt. Hab auch keine Antwort darauf. Diese Situation kommt, ganz entgegen dem was ich immer gedacht habe, nicht schnell sondern schleicht sich langsam ein. Wenn schnell eine Katastrophe ist, bin ich auf Alarm und reagiere darauf. Aber bei Social Unrest ist das eher wie eine gespannte Feder, die immer mehr angespannt wird und dann irgendwann schlagartig aber dafür umso brutaler kippt. Wir agieren in diesen Situationen, weil sie nicht schnell kommt sondern langsam sich einschleicht, wie der berühmte Frosch im heissen Wasser auf der eingeschaltenen Herdplatte.

    Also ab wann reagieren? Keine Ahnung.

    Der Instructor in Israel hat uns die Entwicklung in Europa einmal emotionslos vor Augen geführt und so geballt kriegt man es eigentlich nicht serviert. Da wurde uns Kursteilnehmer recht schnell klar, dass es gerade in Mitteleuropa schon extrem köchelt. Man muss nur einmal die jetzige Situation mit der vor 20 Jahrenvergleich.

    Im täglichen Leben kriegt man nicht so viel mit. Da gibts da einen Protest und dort einen kleinen Bericht über eine nogo Area. Und man nimmt die Gefahr nicht wahr auch weil viele Medien und die Politik, aus verständlichen Gründen, versuchen das ganze zu relativieren.

    Also bereitet man sich genau darauf nicht vor. d.h. Überschwemmung und Blackout... kein Problem. Hab einen Auto das quasi überall durch kann, und eine Notsromversorgung. Aber das was in der Folge dann los ist, darauf hab ich keine Antwort.

    Nur ein Beispiel: Wenn es kracht sitz ich vielleicht im Büro und meine Frau arbeitet und die Kinder sind in der Schule. Was machen?

    Wie kann ich Kontakt zu denen Aufnehmen? Laut einen Bekannten, der bei einer Bundesheer Spezialeinheit arbeitet, könnte die Autobahn und alle grösseren Strassen gesperrt werden. So wie die alle Brücke. D.h. ich wäre von meiner Familie getrennt. Wie komm ich zu denen hin. Hab ich einen Treffpunkt?

    Also bin noch etwas gerüttelt von dem Kurs wie ihr merkt...

  • Defender 110 kannst du vl ein paar Infos über den Kurs hinterlassen ?!
    Danke

  • So schnell kracht es nicht (social unrest), dass du noch im Büro sitzt und deine Frau zur Arbeit ist.
    Im Bürgerkrieg gibt es Gruppen. Also muss ich auch eine haben.
    Das wir dann Dinge erleben werden, die wir (zumindest die Meisten von uns) uns nicht einmal erträumen können ist klar.
    Mit diesem Gedanken will man nicht leben und daher verdrängt man ihn.
    Aber auch auf das sollte man vorbereitet sein. Nicht nur gedanklich. Vorräte alleine werden zu wenig sein.
    Entscheidend ist auch die Lage in der man wohnt, oder in der die BOL ist.
    Je weiter am Land desto besser. Je vernetzter ich bin desto besser.
    Je mehr Gleichgesinnte ich um mich habe, desto besser.
    Wir haben das mit Freunden schon ein wenig andiskutiert. Glaube wir könnten einige Zeit schaffen.
    Sicher nicht ohne Verluste. Die lassen sich nicht vermeiden. Aber die Gruppe wird durchkommen.
    Schrecklicher Gedanke, aber er muss sein, sonst kippt man, oder ist nicht mehr handlungsfähig wenn es passiert.

    bG
    Norbert

    Gut vorbereitet läuft alles besser

  • Zitat von Flash im Beitrag #13
    Defender 110 kannst du vl ein paar Infos über den Kurs hinterlassen ?!
    Danke


    Der Kurs war ein Spezialkurs für Lawenforcement und Security Personal und unterrichtet in einer Woche Intensiv neben Selbstverteidigung (KravMaga, Waffenkunde) Theorie und Praxis zur Gefahrenabwehr im öffentlichen Raum zb. bei Terroranschlägen, Entführungen und eben Social Unrest.

    Die Ausbildner waren alle entweder vom Isrealischen Militär, Polizei oder Ex Geheimdienstler.

    Sehr Intensiv. Aber eine gute Mischung von Theorie, Hintergrundwissen und Praxis.

    Ich bin von einem Bekannten mitgenommen worden der bei einer Sicherheitsfirma im Personenschutz arbeitet, weil der spezielle Kurs ist nicht öffentlich, aber es gibt ähnliche die für jedermann sind. Kann man googeln.

    Jetzt hab ich auch endlich kapiert warum das US Militär mit Zomby Apokalypsen Scenarien Trainieren. Ich hab das immer als Spinnerei abgetan, aber das macht Sinn.

    Andi

  • Zitat von menatarms100 im Beitrag #14
    So schnell kracht es nicht (social unrest), dass du noch im Büro sitzt und deine Frau zur Arbeit ist.



    Das würde ich so nicht unterschreiben. Man denke an die vielen tausenden Österreich-Türken die beim "Putschversuch" in der Türkei plötzlich motiviert durch Wien gezogen sind mitten in der Nacht. Spätestens seitdem ist im Österreichischen Sicherheitsapparat die Hellhörigkeit ob der schieren Masse an einfach und schnell motivierbaren Gruppen stark gewachsen.

    Wenns nämlich wirklich um etwas geht und noch dazu der "richtige Herrscher" die entsprechenden Parolen ausgibt, kocht es in Wien innerhalb von 15 Minuten gut durch.

    viribus unitis - acta non verba

  • Zitat von Scavenger im Beitrag #16
    Zitat von menatarms100 im Beitrag #14
    So schnell kracht es nicht (social unrest), dass du noch im Büro sitzt und deine Frau zur Arbeit ist.



    Das würde ich so nicht unterschreiben. Man denke an die vielen tausenden Österreich-Türken die beim "Putschversuch" in der Türkei plötzlich motiviert durch Wien gezogen sind mitten in der Nacht.



    Jo eh, dabei handelte es sich um eine friedliche Demonstration mit etwa 4.000 Teilnehmern. Lt. Polizei keine Vorkommnisse. Immer diese Vergleiche die keine sind.https://wien.orf.at/news/stories/2786030/

  • Das soll kein Vergleich mit wütenden Horden sein, sondern aufzeigen, wie schnell sich eine Lage entwickeln kann. Red mal mit Polizisten die damals im Einsatz waren und frag sie nach dem, was ihnen durch den Kopf gegangen ist lieber Statistiker 😉

    viribus unitis - acta non verba

  • Zitat von Defender 110 im Beitrag #17
    Stimmt Scavanger.... hier ein Artikel aus dem Jahre 2013, der so heute nicht mehr erscheinen dürft.
    https://www.focus.de/finanzen/news/staat...aid_769490.html

    Die Punkte die angesprochen wurden stimmen aber heute genau so, bzw. nach der Flüchtlingskrise mehr den je.



    Quellen checken? Hab mir nur den ersten Herren im Artikel angesehen:

    Zitat
    Immer mehr Experten warnen vor schwersten Unruhen mitten in Europa. Die Straßenschlachten in Athen, brennende Gebäude in London, die angezündeten Autos in Berlin und Hamburg seien ein klares Anzeichen dafür, wie unzufrieden die Menschen in Europa sind. „Natürlich erwartet die Bundesregierung hier schwere soziale Unruhen. Man weiß, was sich da zusammenbraut, aber man verdrängt das in der Öffentlichkeit lieber“, sagt Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.

    https://www.focus.de/finanzen/news/staat...aid_769490.html

    Rainer Wendt - Nachlese: https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Wen...mung_und_Kritik