Verteidigungsminister: „Vorratskammer ist leer“

  • Zitat
    Verteidigungsminister Thomas Starlinger hat in seinem Antrittsinterview für mehrere Medien heute Mittag gesagt, dass das Bundesheer budgetär am Ende sei. „Die Vorratskammer ist leer. Im Herbst zeichnet sich eine Dramatik ab.“

    Starlinger nennt darin konkrete Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Bevölkerung: Aufgrund der wegbrechenden Mobilität, beispielsweise Fahrzeuge, die schon um die 40 Jahre alt sind, werde es in den nächsten Jahren nicht mehr möglich sein, bei Katastrophen wie Hochwasser und Schnee ausreichend den Menschen zu Hilfe zu eilen.

    Bei Blackout-Situationen und Cyberbedrohungen, die jederzeit eintreten könnten, sei das Bundesheer schon jetzt nur mehr sehr eingeschränkt in der Lage, gemeinsam mit dem Innenministerium einen umfassenden und flächendeckenden Schutz kritischer Infrastruktur zu gewährleisten.

    Eine kürzlich durchgeführte Planübung auf der gesamtstaatlichen Ebene habe den hohen Bedarf an Fähigkeiten des Bundesheeres klar aufgezeigt. „Dies wird mit spürbar negativen Auswirkungen auf die österreichische Bevölkerung verbunden sein“, so Starlinger.



    Quelle: https://orf.at/#/stories/3127239/

  • Was mich noch interessieren würde ist, wie lange das Verteidigungsministerium das eh schon weiß. Sicher nicht seit gestern.
    Allerdings frag ich mich auch was Ö mit einem BH macht, ausser (!!) es für den Zivilschutz einzusetzen.

    ... Blackout-Situationen und Cyberbedrohungen... ....einen umfassenden und flächendeckenden Schutz kritischer Infrastruktur zu gewährleisten

    Wie oder gegen wen würde das BH uns/die kritische Infrastruktur denn verteidigen bei einem Blackout oder bei Cyberangriffen?

    Das ist jetzt kein "ich bin gg das BH" sondern wirklich eine Frage. Ich kanns mir einfach nicht vorstellen.

  • Das BH wird seit über 15 Jahren mehr oder weniger zu Tode "gespart" - 2015 hat man sich dann in großer Not daran erinnert, dass das ÖBH ja auch bei der Flüchtlingskrise helfen kann und die Budgetsituation hat sich ein wenig entspannt. Jetzt ist ja bekanntlich jede Route "geschlossen" und damit auch das Budget wieder weg.

    Ich kann mich noch gut an eine Angelobung erinnern (2013) bei der der kommandierende unverblümt in seiner "Festrede" an alle Rekruten und Besucher richtete, dass er noch nicht weiss, wie er mit seinem Dienstwagen wieder in die Kaserne kommt, da er nur ein begrenztes Treibstoffkontingent bewilligt bekommen hat. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

    viribus unitis - acta non verba

  • Meine ÖBH-Zeit ist jetzt gut 36 Jahre her, und ich kann mich gut erinnern, dass wir damals über den dringenden (!) Bedarf an neuer bzw. Ersatzausrüstung diskutierten - einiges davon ist heute noch im Einsatz, und die Beschaffungsprobleme in praktisch allen Bereichen wurden seit damals nicht gelöst. Nur so zum Vergleich, Trump verlangt von den NATO-Staaten 2% des BIP an Rüstungsausgaben, Deutschland kommt gerade mal auf 1,2% und Österreich auf 0,68%. Nicht dass ich Trump schätze, aber schon die deutsche Bundeswehr ist teilweise nicht mehr einsatzbereit.

    @JuGeWie

    "Schutz der kritischen Infrastruktur": z.B. von Spitälern, Apotheken, Tanklagern/Tankstellen/Tanklastern, Verkehrsknotenpunkten, Wasser/Energieversorgung, Nahrungsmitteldepots, -transporten und -verteilstellen. Im Blackoutfall bzw. bei Cyberangriff wird - zumindest in den Städten - nach wenigen Tagen so gut wie alles geschützt werden müssen, was praktischen Wert hat. Und die Plünderer werden sich zu organisieren und zu bewaffnen wissen (bzw. sind es schon).

    Was das BH (außer Zivil- und Katastrophenschutz) sonst noch so macht (s.a. Aufgaben der Streitkräfte):

    - Luftraumüberwachung
    - Unterstützung der Polizei in der Terrorabwehr
    - Geiselbefreiung im Ausland und im freien Gelände
    - Personenschutz
    - Grenzsicherung
    - Spionage und -abwehr
    - Teilnahme an internationalen Einsätzen (UNO, EU, NATO)
    - und sollte irgendjemand den IS-Europa ausrufen oder Russland zum Präventivschlag ausholen, dann wird man feststellen, dass Truppen und Ausrüstung, die nur in Beschaffungsplänen stehen, nicht ausreichen. Im Gegensatz zu uns sitzen die verantwortlichen Politiker aber dann im Bunker.

  • also ich denke nicht, dass das BH zu Tode gespart wird, sondern das Kaderpersonal sägt doch selbst am Ast, auf dem es sitzt. So viele korrupte Vorgänge während meiner 8 Monate beim Heer habe ich in den folgenden 30 Jahre im Beruf nicht gesehen. Da wurden die Systemerhalter zu Arbeiten herangezogen, die in keiner Weise zur Erhaltung des Systems beitrugen. Tischler und Schlosser arbeiteten in privaten Häusern von so manchen Kekserlträger, der UO der Werkstätte kam laufend mit Privatfahrzeugen in die Kaserne, die untertags dann repariert wurden, der Küchen-UO betrieb zuhause einen Heurigen und so fand so manche Überproduktion der Hauptküche einen dankbaren Abnehmer und die Schreibkräfte mussten nicht nur einmal für ihre vorgesetzten Keksträger lügen, da die am Vormittag noch immer den Doppler im Büroschlaf umarmten.....

  • @Geograph : So wie es klingt warst du vor 30 Jahren beim Heer, seit damals hat sich einiges geändert.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Bei mir ists kürzer. Da wurden Kisten mit Doppler vormittags in das Büro getragen, und ab Freitag Nachmittag dann die Doppler geleert, nach Dienstschluss. Besonders lustig wenn man Freitags Wache hatte und die UO's dann in Schlangenlinien aus der Kaserne raus gefahren sind bumzua.
    UO's die den ganzen Tag mit Ihrem Privatauto in der Werkstatt waren um ein Felgenschloss abzumontieren und in der Werkstatt dann Winterreifen aufgezogen haben (Schneefall halt) als sie das Schloss abbekommen haben.
    Aber bei uns wars auch so, Autos (Pinzi, PuchG, 680M, Saurer, Kürassier, ...) aus den 60-70ern. Jeder ET hat da 2-3 mal alle möglichen stellen überlackiert.
    Gewandung wenn man tauschen war, war grundsätzlich schon mehrmals repariert und trotzdem löchrig und fehlerhaft und es fehlten knöpfe. Wir haben die dicken Westen ausgefasst, obwohl man die nicht mehr tragen durfte. Es gab halt keine Pullis bei uns in der Garnison.
    Unser ET hatte in unserer Kaserne am Einrückungstag nichtmal ÖBH Rekrutentaschen. Die gabs bei uns halt nicht. Irgendwer wird die wohl gehamstert haben stattdessen.
    Beim Schiessdienst wurde bei uns auch die Munition auf die minimalen Übungen rationiert. Und keine mehr. Überstunden wurden zu Beginn für alle Kader gestrichen, somit waren Samstage für uns Frei, weil kein Kader verfügbar war.
    Alleine schon das Mechpaket aus 1996 mit den JaPz Jaguar in Batailonsgröße die dann unbenutzt in im freien rumstanden, verrosteten und nach 10 jahren dann verschrottet werden mussten.
    Galtür '99 musste passieren bevor man große Transporthubschrauber ins Budget bringen konnte.

    Neu ist das alles nicht. Die Miliz bringt jährlich solche Appelle vor. Und vor allem alle die, die dort waren und Ihre Zeit erfolgreich vergeudet haben, haben das mitbekommen müssen.

    Unser Abrüsterspruch auf unseren T-Shirts: "Gott schütze Österreich, denn wir könnens nicht!".

  • Dann ist es in AT mit dem Bundesheer ziemlich genau die gleiche Situation wie bei der Bundeswehr in DE. In DE mussten kürzlich die Hubschrauber der Bundespolizei mit Haken für Wasserlöschbehälter zur Waldbrandbekäpfung nachgerüstet werden, weil durch die Sparmaßnahmen die Hubschrauber der Bundeswehr nicht einsatzbereit sind und ganze Standorte geschlossen wurden.

    Dabei ist ein Waldbrand ja Einsatzszenario wie gemacht fürs Militär:

    • Militärhubschrauber haben ein Vielfaches der Nutzlast von Polizeihubschraubern
    • Initiales Erreichen von unzugänglichen Waldabschitten durch Abseilen ausm Hubschrauber (Spezialkräfte)
    • Sprengrodung von Hubrschauberlandeplätzen und Notfalleinsatzwegen
    • Sprengrodung von Feuerabwehrschneisen
    • Schnellaufklärung der Wander- und Holzwege, Erstellen einer elektronischen Karte
    • Zielmarkierung der Wasserabwurfzone unter schwierigen Sichtbedingungen
    • GPS-Kennung der Einheiten ermöglich nah-beieinander Operation der Einheiten (ohne sich tonnenschweres Wasser aufn Kopf zu schütten oder in eine Sprengzone zu laufen)
    • Koordination des Großeinsatzes aus einem Guß



    Was das Militär zur Abwehr eines Waldbrands leisten kann, wird man niemals mit normalen Katastrophenschutzkräften (Feuerwehr, Katschutz, ...) erreichen können. Der Waldbrand dauert dann länger und verwüstet mehr Land. Außerdem sind die Einsatzkräfte auch länger gebunden (falls ein weiterer Waldbrand auftritt.)

    COTG.

  • kann es nicht ganz glauben, aber schön wäre es, wenn das Heer nicht mehr ein Selbstbedienungsladen wäre......nach wie vor sehe ich da sehr viele Leute am Land mit Bundesheermontur bei der winterlichen Forstarbeit.....

  • Geograph, ist Deine Antwort auf mein Posting gemünzt? Nur damit kein Misverständnis aufkommt, ich redete nur von Waldbrandbekämpfung keineswegs von normaler Forstarbeit. Denkst Du nicht, dass ein Katastrophenschutzeinsatz ein ehrenwerter und respektabler Dienst fürs Vaterland wäre? Denkst Du nicht, dass die Logistikaufgaben (auch zur schnellen Verlegung von schwerem Gerät wie z.B. Räum- und Bergungspanzern), Arbeiten mit Atemschutz, Abseilen aus der Luft, Sprengrodung, Schnellaufklärung des Geländes zum Erstellen einer elektronischen Karte und die ganze Koordination des Einsatzes eine wertvolle Erfahrung für das Militär wäre? Reale praktische Erfahrungen mit dem militärischen Gerät sind doch äußerst wertvoll und nicht vollständig durch abstrakte Simulationen zu ersetzen, oder nicht? Wären Katastrophenschutzeinsätze der Armee - z.B. gegen Waldbrand - dann nicht eine gute Ergänzung zu anderen praktischen Trainingseinheiten?

    COTG.

  • ich glaube das war auf Don Pedros Kommentar gemünzt und hat nix mit einem offiziellen Einsatz zu tun

  • nein, nein....da hast was missverstanden. In keiner Weise möchte ich da den Wert des Militärs im Katastropheneinsatz schmälern (obwohl es bspw. nicht notwendig gewesen wäre, dass man 100 Soldaten zum Ausschaufeln von Schiliftanlagen und Zufahrtsstrassen heuer in NÖ heranzog).

    Ich wollte nur ausdrücken, dass beim Heer eine Selbstbedienungsmentalität herrscht, wo selbst das Gewand/Stiefel aus den Kasernen verschwindet und den Weg zu Menschen findet, die in Land- und Forstwirtschaft was zu tun haben.

  • Zitat von consuli im Beitrag #8

    Was das Militär zur Abwehr eines Waldbrands leisten kann, wird man niemals mit normalen Katastrophenschutzkräften (Feuerwehr, Katschutz, ...) erreichen können. Der Waldbrand dauert dann länger und verwüstet mehr Land. Außerdem sind die Einsatzkräfte auch länger gebunden (falls ein weiterer Waldbrand auftritt.)



    Hier kann man sich angucken, was passiert, wenn man kein vernünftiges Waldbrandbekämpfungsmaterial / -strategie hat.Der Waldbrand auf dem ehenaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern wühtet jetzt schon seit 4 Tagen und hat sich noch weiter ausgedehnt.

    Mit Standard-Feuerwehrfahrzeugen kann man Wochen und Monate an so'm Ding rummachen.

    COTG.

  • Das hat aber weniger damit zu tun, dass die Feuerwehren nicht einen Waldbrand in den Griff kriegen würden, sondern mit dem Umstand, dass in vielen Wäldern Deutschlands die Munitionsbelastung derart hoch ist, dass eine Brandbekämpfung ohne Löschepanzer und Co. lebensgefährlich wäre.

  • Bei dem Brand in Lübtheen darf die Feuerwehr nur bis auf 1 km Distanz (auch Höhe!!) hin. Die Löschsachen machen Löschpanzer bzw. gepanzerte Hubschrauber. Denn dort liegen Reste seit den 30er Jahren. Wenn eine Gewehrpatrone hochgeht ist das egal, bei einer 250 Kilo Fliegerbombe sicher nicht mehr.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Sage ich was falsches, wenn ich behaupten würde, jeder Waldbrand hat seine Spezialitäten? Mal facht starker Wind das Feuer an, mal ist der Wald unzugänglich, mal ist das Feuer am einem steilen Hang und brennt ruck zuck den Hang hoch, oder es ist Munition drin, oder noch was ganz anderes.

    Meiner Meinung nach, sollte sich für so eine Gefahr gleich das beste Equipment besorgen und nicht vom besten Fall ausgehen.

    COTG.

  • Sicher ist das beste Equipment gut. Wer soll oder besser gesagt will es Sponsoren wenn keine "Knete" da ist? Wir reden hier nicht um ein paar tausend Euro, sondern Millionen! Der Steuerzahler aus den Gemeindesteuern? Der sagt eh nein, brauchen wir nicht.

    ZB: Einem Zürcher ist es egal ob es im Wallis brennt. Umgekehrt das Gleiche. Er nimmt es zur Kenntnis, mehr aber nicht. Dafür noch Bezahlen? No-No-No! Das ist Sache vom Bund wird er sagen..
    (Obwohl der Bund mit seinen Steuergeldern subventioniert wird..)
    Von dieser Stelle heisst es denn aber oft: Wir Bedauern es sehr, bla-bla-bla, den Rest kann man sich vorstellen. Schweiz und die ist klein.

    Auf europäischer Ebene ist es noch viel schwieriger an Geld für gute Ausrüstung zu kommen.

    Darum müssen die Gemeinden kleinere Brötchen backen und sich minderwertigere Ausrüstung zulegen. Die Ergebnissen stehen dann in der Zeitung oder Nachrichten:
    "Wir haben gekämpft und doch verloren."
    "Das Löschfahrzeug und Equipment war für diesen Einsatzzweck nicht geeignet."
    "Wir sind viel zu spät benachrichtigt worden."
    "Unser Team war Anderwärtig beschäftigt."
    Ausreden. Kennt man alles schon.
    Das Schöne daran ist es, das die wenigsten etwas daran ändern können. Ist einfach so. Tönt hart, entspricht aber den Tatsachen!
    Die, die so etwas ändern könnten haben anderes zu tun.. Wichtigere Sachen!

  • Schwierig ist es für die Leute die helfen wollen und dann eben nicht können. Und solange man nicht betroffen ist... sprich solange es nicht oder nur Grad bei anderen brennt ist es ein spannender Bericht im Fernsehen bevor man zum nächsten Tagesordnungspunkt übergeht.

    Wir sind alle schon so abgestumpft. Und das müssen wir sein weil sonst würden wir allein an den tagesnachrichten emotional zugrunde gehen

  • Es geht nicht um leisten können sondern leisten wollen. Und wollen muss die Politik. Solange es hier kein klares Bekenntnis gibt wird immer mit minimal gearbeitet.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Zitat von Don Pedro im Beitrag #19
    Es geht nicht um leisten können sondern leisten wollen. Und wollen muss die Politik. Solange es hier kein klares Bekenntnis gibt wird immer mit minimal gearbeitet.


    Also brauchen wir Katastrophenschutzgesetze, mit denen die poitischen Entscheider auch für Ihre Fehlentscheidungen haftbar gemacht werden können bzw. diese bei fehlendem geeigneten Material dann sofort selbst zur Waldbrandbekämpfung herangzogen werden können?

    Manager von Unternehmen können bei groben Aussetzern ja auch zur Haftung herangezogen werden.

    COTG.