Saatgutgewinnung im eigenen Garten

  • Da ja für die Chilliliebhaber die Saison schön langsam beginnt, dacht ich mir ich stell euch mal meine Saatgutgewinnung vor.
    Vorausgesetzt man hat keine F1 Hybridpflanzen im Garten bzw. Balkon stehen, kann man aus Chilli, Paprika und Tomaten ganz leicht Samen ziehen.
    Der Trick dabei ist wohl eher die Sortenreinheit, da sich sonst leicht Mischungen ergeben, die eventuell nicht mehr genug tragen oder verkümmern.
    Sortenreinheit bei Tomaten kann man gewinnen in dem man Teefilter über die Blüten stülpt und ab und an daran rüttelt. Prinzip der Selbstbestäubung.
    Um ehrlich zu sein mir war das zu viel Gefriemel [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_41_88fcd405.gif] Also habe ich vor ein paar Jahren damit begonnen, die gesamte Pflanze unter eine Tomatenflieshaube zu stellen.
    Wie gesagt das leichte rütteln nicht vergessen!
    Wenn sich dann die Fruchtstände bilden, Flies wieder runter und bei der Ernte dann die schönsten Früchte ernten und die Samenkörner herauspulen.
    In einem Sieb mit Wasser gut abspülen und dann auf eine Küchenrolle pappen, gut trocknen lassen und dann trocken einlagern.
    Solche Samen halten bei guter Lagerung schon einige Jahre, habe dieses Jahr eine 5 Jahre alte Packung probiert und 9 von 10 sind aufgegangen.

    Genauso verfahre ich auch mit meinen Chillis und Paprikas.

    Nächstes Jahr werde ich mich dann an ganz banalen Salat, Karotten. Knollensellerie und Kohlrabi heranwagen. Salat ist ja noch relativ einfach, die schönsten Köpfe also auswachsen zu lassen damit sie zur Blüte kommen. Karotten blühen erst im 2. Jahr, da wirds schon schwieriger diese über den Winter richtig einzulagern und durch zu bringen. Werde dafür verschieden Systeme ausprobieren und schauen was für mich das optimale sein wird.

    Hat von euch jemand schon mal Saatgut selbst gewonnen? Wenn ja, wie geht irh dabei vor?

    Das Einzige, das man sich jederzeit nehmen darf, ohne danach sitzen zu müssen, ist Platz. (Heinz Erhardt)

  • Wir haben schon Samen aus Paprika und Tomaten entnommen, die wir im Supermarkt gekauft haben. Die Samen haben wir auf Küchenrollen-Papier getrocknet, später in einen Joghurtbecher gefüllt mit Blumenerde gesteckt. Die Pflanzen wuchsen ganz normal und haben annähernd die gleichen Früchte getragen, wie im Supermarkt gekauft - ob sie nun sortenrein waren oder nicht.

    Man kann das aber nicht generell empfehlen. Dieses Jahr ist ein Mann an einem Zucchini-Gericht gestorben. Die Zucchini hat er aus selber gewonnenem Samen gezogen, sie waren sehr bitter. Anscheinend hat es da eine Kreuzung gegeben, die eine giftige Variante hervorgebracht hat. Möglicherweise wurden so Zierkürbisse, die in der Umgebung geblüht haben, eingekreuzt. Diese sind ja nicht zum Verzehr bestimmt und werden nicht auf Bekömmlichkeit gezüchtet.

    http://orf.at/stories/2294594/

  • Um genetische Engpässe zu vermeiden müssen mehrere einwandfreie Exemplare jeder Sorte vermehrt werden. Wichtig ist es auch ungeeignete, also schwächliche, krankheitsanfällige oder Pflanzen die unerwünschte Eigenschaften aufweisen, zu entfernen, bevor sie zu blühen beginnen, um eine ungewollte Weitervermehrung solch negativer Eigenschaften auszuschließen.
    Auch Pollen von den wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen, oder von anderen, verwandten Kulturpflanzen, können zu Bastarden führen die schlechte Ergebnisse bringen.

    [team] Wenn wir unsere Waffen zu Pflugscharen verarbeiten, werden wir irgendwann für die pflügen, die das nicht gemacht haben.

  • Bei Salat kann man einfach beim Ernten am Strunk abschneiden, sodass noch die unteren Blätter stehen bleiben, danach auswachsen lassen (bis zur Blüte) und die Samen ernten oder sich selbst verbreiten lassen ( ich mache immer teils teils) . Bei Karotten gibt es winterharte Sorten die in der Erde bleiben können (solange der Boden noch nicht gefroren ist, kann man auch noch ernten), bei kalten Wintern noch eine Lage Stroh darauf, als Frostschutz. Koriander ist sehr einfach für die Saatgutgewinnung, und auch als Gewürz sehr lecker.
    Bei Kürbisgewächsen muss man aufpassen, weil dazu auch Gurke, Zucchini, Melone und alle Sorten von Kürbis sich kreuzen (auch der Nachbargarten ist meist noch nicht weit genug weg), da ist eine Haube nötig.

  • Saatgutgewinnung halte ich für ein wichtiges Thema. Tomaten, Paprika und Chili habe ich schon erfolgreich aus den gewonnenen Samen gezogen. Jetzt ist mir mein Salat "geschossen" und wird demnächst blühen. Wann ist aber der richtige Zeitpunkt, die Samen zu gewinnen, bei Salat habe ich das noch nie erlebt. Werden da "Körnderln" braun? Wenn man zu spät dran ist, sind die Samen wohl schon in der Erde, zu früh sind sie wohl noch nicht "reif"?

    Bin gespannt, ob ich den richtigen Zeitpunkt erwische und nächstes Jahr Salat ziehen kann. Blüht und samt eigentlich auch Pflücksalat irgendwann?

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  • Ich kann nur sagen, dass Rucola sehr hübsch blüht und dann längliche Schoten bildet, die bei Berührung aufspringen, wenn sie braun und vertrocknet sind. 🙈

    Bei den Radieschen schaut's ähnlich aus, aber da sind die Schoten noch nicht reif.

    I expect chocolate for breakfast. If you don’t feel sick by mid-morning you’re not doing it right.

  • Makoto: Hier ein paar Fotos von Rucolablüten, Rucola-Saatgut, den leeren Schoten und von Pflücksalatsaatgut.


    Editiert: Lt. Wikipedia ist das die Garten-Senfrauke (Eruca vesicaria subsp. sativa).


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    Dateien

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    Einmal editiert, zuletzt von Imperatrix ()

  • Wie lange hält sich denn der selbstgezogene Samen?

    Das kommt auf die Pflanzen und die Lagerung an. Gekauftes Saatgut hat meistens ein MHD von ca. 2 Jahren.


    Empfehlenswert ist es, eine Keimprobe zu machen, wenn man sich nicht sicher ist

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  • Jetzt ist mir mein Salat "geschossen" und wird demnächst blühen. Wann ist aber der richtige Zeitpunkt, die Samen zu gewinnen, bei Salat habe ich das noch nie erlebt. Werden da "Körnderln" braun? Wenn man zu spät dran ist, sind die Samen wohl schon in der Erde, zu früh sind sie wohl noch nicht "reif"?

    Auf der Seite vom Verein "Arche Noah" in A-3553 Schiltern gibts Kulturanleitungen für die Saatgutvermehrung

    https://www.arche-noah.at/sort…g/samenbau-am-bio-betrieb

    Es sind die Möglichkeiten die das Leben interressant machen, und nur eins is fix, nix is fix.

  • Bisher gewonnenes Saatgut:

    Rucola (danke, Imperatrix )

    Salat (Schirmchen, wie Löwenzahn, nur kleiner)

    Schnittlauch (Körner fallen aus den vertrockneten Blüten)

    Radieschen (Schoten)

    Pflücksalat beginnt gerade zu blühen...

  • Ich habe mittlerweile zusätzlich zum Rucola noch Tomaten-Saatgut (mehrere Sorten), Chilis (mehrere Sorten), Schnittlauch, Liebstöckel, Amaranth und ein paar Blumensorten (Ringelblumen, Hornveilchen etc.) gesammelt.

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  • ich lasse dieses Jahr einen weißen Rettich "Reifen".

    Das ist ein Riesenoschi an Blüten geworden. Bisher habe ich ganz ganz viele grüne Schoten daran. Bis zur Reife dauert es wohl noch etwas.

    Habe auch einige Salate stehen gelassen die momentan blühen. Ob da was mit Samen ist, wird sich zeigen.

  • Passt einfach mit dem Rucola und Minze auf. Einmal gesät sind sie fast nicht mehr ausrottbar. Überlegt euch einen guten Platz aus, der später nicht umgenutzt werden soll. Diesen Fehler habe ich gemacht. Kämpfe seit Jahren damit, beide aus meinem Rasen auszurotten..X/

  • minze kenn ich, aber rucola auch so schlimm? der hat bei mir nie selbstständig überlebt.

    Zitronenmelisse ist auch so ein Kandidat ...


    Rucola habe ich aus den Hochbeeten vollständig ausgerupft, da ist seit Wochen nichts mehr nachgekommen.

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  • Passt einfach mit dem Rucola und Minze auf. Einmal gesät sind sie fast nicht mehr ausrottbar. Überlegt euch einen guten Platz aus, der später nicht umgenutzt werden soll. Diesen Fehler habe ich gemacht. Kämpfe seit Jahren damit, beide aus meinem Rasen auszurotten..X/

    Ich kenne das von Giersch, Hornveilchen und Vergissmeinnicht.

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  • ich habe Rucola in Graz Indien Grünflächen gebracht. Wir hatten es im Garten und wurden es nicht und nicht los. Irgendwann fiel mir auf, dass auch die Grünflächen vor denZäunen bzw Grünflächen an den Strassenseiten damit befallen waren. Natürlich in unserem Stadtgebiet.


    Ja, Rucola ist Unkraut, schlimmer als Löwenzahn. Superlange Wurzeln, die sich nicht komplett ausrupfen lassen. Du meinst du hast es besiegt aber es kommt immer wieder