Skifahrer verbrachte Nacht im Freien

  • Zitat
    Ein Skifahrer ist am Sonntag im Skigebiet Laterns-Gapfohl von einer gesperrten Skiroute abgekommen und von einem Schneebrett verschüttet worden. Der Mann konnte sich selbst befreien, aber mangels Handy keine Hilfe holen. Er verbrachte die Nacht im Freien.



    Quelle: https://vorarlberg.orf.at/news/stories/2957420/

    Bemerkenswert. Wie hat er die Nacht überlebt?

  • Ich kann mir vorstellen, dass er sich eine Schneehöhle gegraben, oder einen anderen Unterschlupf gefunden hat.
    Im Freien bei diesen Temperaturen ist ein Überleben über Nacht, mit wahrscheinlich sehr tiefen Temperaturen, sehr unwahrscheinlich.

    Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience.

  • Zitat aus dem Artikel:

    Zitat
    Wegen starker Neuschneemengen und der einbrechenden Dunkelheit beschloss er schließlich, sich unter einer Tanne aus Ästen ein Notlager einzurichten und verbrachte dort die Nacht.



    Kann mir nicht vorstellen, dass das gereicht haben soll an Isolierung.

  • Zitat von Ben im Beitrag #3
    Kann mir nicht vorstellen, dass das gereicht haben soll an Isolierung.



    Ich vermute er war ausreichend angezogen. Das mit dem Bach bis zur Hüfte ist schon erschwerend.

    Bei meinem Burgenland AssE waren wir auch von 17:15 bis 06:45 im Freien, ordentlich angezogen und immer in Bewegung bleibend. Temperaturen unter Null und eisig pfeiffender Schneesturm Ende November. Kein Unterstand, Häuschen, Zelt und kein Oferl. Sowas schafft man schon.

    Kurz vorm Dunkel werden, gesperrte Piste bei Schneewetter und stark erhöhter Lawinenwarnstufe. Leichtsinnig.

  • Ohne Mobiltelefon ..... auf Skitour

    auf Skitour wäre es auch nicht schlecht eine Rettungsdecke mit 60g und einen Biwaksack mit 200g dabeizuhaben. Und noch einmal 260g Müsliriegel und Knabberzeug wären auch nicht die schlechteste Wahl.

    Meine Tanne im Garten hat so dichte Äste bis zum Boden, dass ich noch nie darunter gekrochen bin. Bei entsprechend hoher Schneelage wäre das schon ein fertiges Iglu mit einer dicken trockenen Nadelschicht.

    Btw, was ist AssE ?

    Irgendwann kaufe ich bei Amazon

  • Bei AssE würde ich auf "Assistenzeinsatz Grenzraumüberwachung" tippen.

    Der Mensch kann schon sehr viel aushalten. Aber trotzdem... Nass und ohne Schutz eine ganze Nacht... Respekt

  • Ohne zusätzliche Ausrüstung ists natürlich schon ordentlich schwer...auf jeden Fall natürlich sehr fahrlässig von dem Herren.
    Vor allem alleine.

    Hab auch schon in alpinem Gebiet mit minderwertiger militärischer Ausrüstung nächtigen dürfen,
    das ist schon sehr extrem, aber zb. Schneehöhle schafft da eine Komfortzone ohnegleichen, hätte ich mir nicht gedacht.
    Üblich ist auch, daß man, also insofern richtig gehandelt...nen Baum sucht, der Schutz bietet.
    Ohne viel Aufwand kann man da sich da vor der Witterung zumindest etwas besser schützen.

    Wenn man überhaupt kein weiters Material hat...hilft nur eins...Bewegung, einschlafen kann da leider tödlich sein.

  • Ohne die Survival-Leistung schmälern zu wollen, sei jedoch der Hinweis gestattet, dass das „hüfthoch in einem Bachbett eingebrochen“ nicht eine eiskalte Durchnässung bis zur Hüfte bedeutet - es kann sich auch nur um einen entsprechend tiefen Graben gehandelt haben, der ein klein wenig oder auch gar kein Wasser führt. (in dem genannten Gelände dürfte es kein Gewässer geben, das mehr als knöcheltiefes Wasser führt)

  • Ohne jetzt in Klischees verfallen zu wollen (von wegen mit Sandalen ins Gebirge und so), aaaaber:
    - Ein Deutscher
    - ohne Handy
    - bei Lawinenwarnstufe 3
    - ohne ausreichende Ortskenntnis
    - bei null Sicht
    - ohne ansatzweise ausreichende Ausrüstung
    - auf einer gesperrten Piste

    Das schreit förmlich nach Desaster!


    Allerdings hat er (instinktiv oder weil irgendwo gelesen) absolut das Richtige gemacht: Jeder mir bekannte Survival-Guide empfiehlt in dieser Situation, sich eine Schneehöhle unter einer Konifere zu suchen. So hat man ohne nennenswerte Arbeit einen Schutz gegen Wind und ggf. Schneefall. Hätte der Kamerad noch die eine oder andere Kerze mitgehabt, hätte er die Höhle sogar auf Plusgrade erwärmen können!
    Aber auch ohne: Da der Schnee gut isoliert, ist es da drin speziell in der Nacht um einiges Wärmer als draußen.

    There is no such thing as too much backup!

  • Sch... Laptop, hängt sich auf bevor ich mit dem Schreiben fertig bin.
    Ich fang noch mal an:

    Ich möcht mal eine Meldung dazu abgeben. Hab gerade in einem Interview den Betroffenen gesehen und er sagte ja von sich aus das er nicht absichtlich von der Strecke abgekommen ist bzw. die abseits der Pisten fahren wollte. Was man auch durchaus glauben kann.

    Ich persönlich glaube auch nicht das eine Nacht im Freien ihm viel ausgemacht hat. Denn selbst wenn er nur eine qualitativ durchschnittliche Snowboard-Bekleidung an sich hatte, dann hat er schon sehr gute Chancen eine Nacht im Freien zu überleben. Und wenn er sich dann noch einen Platz unter einer Tanne oder ähnliches gesucht hat und dieser auch windgeschützt ist, dann ist eine Nacht überhaupt kein Problem mehr. Man kann evtl. auch noch eine zweite Nacht noch so aushalten jedoch steigt dann das Risiko ernsthaften Schaden zu nehmen oder den Tod zu finden.

    Auch wenn er eingeschlafen wäre, hätte ihn nicht gleich der Kältetod geholt. Denn wenn der Körper nicht in unter dem Einfluss betäubender Substanzen (Alkohol, Medikamente oder Sonstiges) steht oder sich in großer Höhe befindet (über 3000 Höhenmeter) ist die Gefahr bei einem Menschen, der in körperlich gesunder Verfassung ist, relativ klein nach dem Einschlafen zu erfrieren.
    Grund ist einfach das der Körper durch das Zittern versucht sich aufzuwärmen und deswegen erreicht man auch keine Tiefschlafphase in welcher die Körperfunktionen runtergefahren werden. Jedoch wenn der Körper schon vorher schwer angeschlagen ist oder man komplett erschöpft ist, dann ist besteht jedoch sehr wohl die Gefahr eines solchen Todes.

    Der Mensch neigt ja schlampig zu werden oder wichtige Vorkehrungen zu ignorieren, deshalb rate ich jedem der alleine unterwegs ist. sich immer mit jemanden zu verabreden und bekannt zu geben wohin er unterwegs ist und wann er dort eintrift. Evtl. auch einen Alarmzeitpunkt auszumachen.

    Ja ich hör euch schon sagen: "Das kenn ich schon und hab das schon sooooo oft gehört!", aber man kann es nicht oft genug sagen.
    Wenn ihr in Gefahrensituationen kommt dann bleibt ruhig, seit wachsam und klärt eure Lage auf. Bleibt an eurem Platz wenn die Naturgewalten wüten und sucht euch Schutz vor Wind und Wetter. Wartet dort bis sich die Lage etwas beruhigt hat und vorallem versucht nicht bei Nacht od. schlechter Sicht euren Weg weiter fortzusetzen. Hört auf euren Körper, denn die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit sind höher als ihr es vermuten würdet.

    Kleiner Tipp am Rande: Habt auch als Nichtraucher immer ein funktionierendes Feuerzeug dabei. Übrigens! Danke für den Tipp mit der Aludecke, die werde ich bei meiner nächsten Pistengaudi mitnehmen.

  • Eine Alu-Thermodecke gehört in jedes Erste-Hilfe-Set (Schockpatienten!), welches wiederum in jeden Wander/Tourenrucksack gehört...

  • Drei klitzekleine Päckchen sind besser.
    Ich hab im Sommer mit der Rettungsdecke ein bisserl experimentiert. Ich hatte eine RD in einem dünnen Tuchentüberzug. Deckt man sich mit einer Lage zu gibt es ordentlich Kondenswasser. Aber die Wärmewirkung ist beeindruckend. Dann habe ich eine zweite RD auf die Tuchent gelegt und es gab deutlich weniger Kondens in meinem Aufbau, weil Kondenswasser vorwiegend an der Grenzschicht zur Aussenluft entsteht. Da aber die innere RD eine Dampfsperre bildet entsteht kaum mehr Kondenswasser.
    Meine Zudeckschichten mussten mit einigen kleinen Kluppen in Position gehalten werden weil sie sonst in alle Richtungen davonrutschen und das feine Knistern sollte man auch vertragen.
    Zum Experiment angeregt hat mich irgendwo eine Beschreibung der Raumanzüge des Apollo Programes, da wurden angeblich 5 Lagen RD verbaut.

    Und auf die dritte Decke würde ich mich drauflegen weil die Tannennadeln Eiskristalle und Tierhinterlassenschaften auf Dauer nicht so angenehm sind.

    Irgendwann kaufe ich bei Amazon

  • Ich möchte an der Stelle daran erinnern, daß es Biwaksäcke gibt.
    Die zwar ohne weitere Mittel auch nicht so prickelnd sind,
    aber in der Regel widerstandsfähiger als ne Rettungsdecke,
    die ich einfach zusätzlich empfehle.

  • Genau aus dieser Überlegung heraus habe ich mir den Helsport Fjellduk pro http://www.outzeit.de/Zelte/Biwak-Notunt...umber=FX10604.1 zugelegt. Ohne den würde ich wohl solche Touren nicht antreten. Ich muss allerdings noch einen für mein Kind besorgen.

    Das Teil kann sowohl als Poncho, Ansitzsack, Tarp, Biwaksack und Windsack verwendet werden. Wenn man da einigermaßen warme Sachen anhat, braucht man nichts anderes. Allerdings ist das Teil nicht atmungsaktiv, sodass man mit der Zeit darin schwitzt.

  • Zitat von rand00m im Beitrag #4

    Kurz vorm Dunkel werden, gesperrte Piste bei Schneewetter und stark erhöhter Lawinenwarnstufe. Leichtsinnig.



    Ich möchte dem gar nicht widersprechen.

    Nur möchte ich anmerken, dass man sich als Flachlandtiroler der hocalpinen Gefahren nicht immer bewußt ist, wenn man in guter und entspannter Stimmung Ferien auf der Piste macht.

    Mir ist so was ähnliches selbst auch schon passiert. In Ischgl wollten wir um viertel vor vier noch mal rüber auf die schweizer Seite. Die "Abfahrt" zurück zur österreichischen Seite war dann aber bergaufwärts. Die Pistenpläne habe nämlich keine Fahrtpfeile oder Höhenmarken. Also mussten wir dann um 10 nach vier (um halb fünf ist letzte Talfahrt) auf 2300m Höhe die Skier und die Snowboards abschnallen und in schöner dünner Luft mal nen knappen Kilometer hochmaschieren. Man sinkt beim Maschieren auf einer Skipiste immer wieder im Schnee ein. Ist verdammt anstrengend. Als wir wieder oben auf dem Bergkamm waren, brauchten alle in der Gruppe 5 min Erholungspause und die Mädels am heulen. Es war zwischenzeitlich bereits dunkel geworden ...

    Dafür war die Abfahrt dann bereits frisch planiert.

    Allerdings musste eins unserer Mädels vom Skibob runter gefahren werden. Sie war noch Anfänger und einfach zu erschöpft um nochmal ein komplett Talfahrt zu machen. So schnell geht das ...

    COTG.

  • Ich hatte auch mal so eine Situation (mit dem Snowboard Skispuren in den Wald nachgefahren; haben sich dann als Spuren von Tourengehern herausgestellt
    Und zwar zu einer Zeit, als Handys noch den Preis und das gefühlte Gewicht eines Kleinwagens hatten.

    Allerdings war ich damals:
    - 15
    - nicht allein
    - besser ausgerüstet (Messer, Feuerzeug, Taschenofen vorhanden)

    Die Schnee- und Wettersituation war ebenfalls entspannter:
    - Sonnenschein
    - keine Lawinenwarnstufe
    - wenig Schnee (ca. 1/2m)
    - beste Sicht (Sonnenschein, kein Nebel)

    Trotzdem habe ich mir damals geschworen, nie mehr in unbekanntes Gebiet zu fahren. Egal wie gut die Verhältnisse sind.

    There is no such thing as too much backup!