Europa am Rande eines Blackout

  • Heute 15.01.2019 im Standard:

    Zitat

    Vergangene Woche kam es im europäischen Stromnetz laut Experten zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, die beinahe einen Blackout ausgelöst hätten



    Am Rande eines Blackouts

    Zum Avatar wäre nur zu sagen - lang ist's her

  • Knapp vorbei, aber der Winter ist ja noch nicht vorüber.
    Hoffen wir das Beste und bereiten uns auf das Schlimmste vor.

    Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience.

  • habe dies probiert, ein wenig zu googeln...jedoch wurde ich nicht fündig. bis auf das Interview mit diesem Saurugg, der ja sein Geschäft damit betreibt, konnte ich kein einziges medium finden, welches über Stromleitungsschwankungen bzw. drohenden black out berichtete...

  • @thomasvienna
    Das kommt darauf an wie großflächig der Blackout ist. Bei einem fast europaweiten Blackout kann man von 1-2 Wochen ausgehen bis es wieder sogenannte "Strominseln" gibt, die dann mühsam wieder zusammengehängt und synchronisiert werden müssen.
    Und das ist der ziemlich optimale Fall.
    Bei Systemen in der IT, und davon sind in der Stomversorgung viele nötig, welche über Jahre durchgehend in Betrieb sind, ist es eine übliche Quote das ca. 30% der Hardware nach komplett stromlosen Zustand nicht mehr funktionieren. Wenn diese Komponenten nicht asap erneuert werden können, kann die Wiederherstellung des Stromnetzes auch erheblich länger dauern.

    Bei einem 2-wöchigen Stromausfall würde es ca. 6 Monate dauern bis die Infrastruktur und die Versorgung mit Nahrungsmittel und Co. wieder im Normalbereich verfügbar ist.

    Aber da bisher noch kein großflächiger Blackout passiert ist, sind das alles nur theoretische Annahmen.

    Never argue with an idiot, they drag you down to their level and beat you with experience.

  • Das europäische Stromverbundsystem ist dermaßen komplex, dass diese Frage pauschal nicht zu beantworten ist. "Kommt ganz drauf an" ist vermutlich eine gute Beschreibung.
    Allerdings - das steht eh im Artikel drin - werden eher mal ein paar Mio Haushalte kurzfristig und gezielt "abgeworfen" bevor man das komplette System lahm legt. Sooo fragil ist das Netz auch wieder nicht!

    There is no such thing as too much backup!

  • Zitat von Geograph im Beitrag #4
    habe dies probiert, ein wenig zu googeln...jedoch wurde ich nicht fündig. bis auf das Interview mit diesem Saurugg, der ja sein Geschäft damit betreibt, konnte ich kein einziges medium finden, welches über Stromleitungsschwankungen bzw. drohenden black out berichtete...



    Doch. Zum Beispiel hier:https://www.heise.de/tp/features/Alle-Ja...mt-4273544.html

    Vermutlich geht man bewusst sparsam mit diesen Informationen um.

    P.S. Hier habe ich auch noch etwas gefunden:https://futurezone.at/digital-life/europ...llaps/400378187

  • https://www.saurugg.net/2019/blog/stromv...nd-erkenntnisse

    hat das ganze gut dokumentiert. und erklärt auch details dazu.
    zugegeben, er redet uns in unserer filterblase im forum nach dem munde.

    und er hat einen Pressespiegel zum fast-Blackout vor 6 tagen zusammengestellt.

    auch gut:

    Zitat
    Kältewelle bis -20°C ab 21.01.19?
    In der vierten Januar-Woche droht ein Einbruch extrem kalter Luft aus Osten, und dann reden wir von Tiefstwerten von -20 Grad oder sogar noch weniger. Es wird erwartet, dass der Winter extrem hart zuschlagen wird, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Der Polarwirbel kann die kalte arktische Nordpolluft nicht mehr an Ort und Stelle halten und es ist nur eine Frage der Zeit, wann, nicht ob, diese kalte Luft den Weg zu uns findet.
    Im Moment sieht es nach Ende Januar aus, es könnte aber auch bis Anfang Februar dauern, ehe der richtig kalte Griff des Winters uns erreicht. Quelle: www.chip.de / weather.com

  • heut war auch in der Sendung konkret ein Beitrag dazu.

    https://tvthek.orf.at/profile/konkret/13...onkret/14001401
    https://tv.orf.at/program/orf2/20190115/880651601/story

    Zitat

    Blackout
    Vergangene Woche wäre es fast zu einem Totalausfall des europäischen Stromnetzes gekommen.
    Das kann Passieren wenn manchmal Kraftwerke zu früh vom Netz gehen, während andere sich zu langsam zuschalten. Das Resultat ist eine Unterdeckung. Passiert dann zusätzlich etwas – vergangene Woche etwa ein Kraftwerksausfall in Spanien -, dann trennt das Stromnetz nur mehr wenig von einem umfassenden Blackout.
    Vanessa Böttcher erklärt heute, was ein Blackout zur Folge haben kann.



    Mediathekviewweb - konkret blackout

    Einer von der e-control und der Saurugg erklären das in wenigen Minuten im beitrag.

    Der Bärtige von der e-control meinte zum schluss, wenn man alles kappt nach nicht-österreich könnte man mit Speichern und anderen Kraftwerken etwas mehr als eine Woche autark fahren und alles versorgen in Österreich.

  • Aber was mich stört ist, dass der Vorfall wohl für die Medien nicht besonders attraktiv war!

    Denn wenn die Medien darüber mehr berichtet hätten, dann hätten sie auch mehr Bevölkerung etwas sensibilisieren können.

    Ich bin mir sicher, dass der einer oder anderer doch auf die Idee gekommen wäre vorzusorgen.
    Denn die meisten halten doch leider ein Blackout für eine Utopie

  • Krone, Kurier, Standard, Presse, orf, heise, futurezone, tt, sn, ...
    also verschwiegen wurds ja nicht. es hat halt den üblichen stellenwert, und passiert ist bei uns ja auch defakto nix.

  • Weil hier noch über die Dauer gefragt wurde, wie lange es dauert nach einem BO.
    Das Problem bei so einem Szenario ist es das auch wenn die Fehler gefunden und behoben sind dass ein Wiedereinschalten sehr problematisch ist.
    Ist nicht einfach einen Schalter umzulegen und fertig, denn man mus sich vorstellen das alle Geräte bzw. Anlagenteile Strom brauchen damit das ganze wiederum Strom produzieren kann.

    Und das ist dann das Wesentliche wie viel ein Stromnetz bzw. Betreiber, Land sogenannte schwarzstart fähige Kraftwerke bzw. Umspannwerke haben.

    Das kann unter Umständen Tage dauern.

    In Österreich ist es so das wir Gott sei Dank einige Wasserkraftwerke haben.

    Dieselben Naturkräfte, die uns ermöglichen, zu den Sternen zu fliegen, versetzen uns auch in die Lage, unseren Stern zu vernichten.
    (Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun, 1912-1977)

  • Beim Wiedereinschalten kommt es darauf an, wie groß die verbliebenen Netzinseln sind. Denn dass bei einem technischen (nicht-EMP) Ereignis ganz Europa schwarz wird, ist aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen nicht zu erwarten.
    Wenn z.B. alles außer der iberischen Halbinsel vom BO betroffen ist, kann man von dort aus (und zwar relativ rasch, weil viel Energie am Markt ist) beginnen, Kraftwerke wieder anzuwerfen, zu synchronisieren und von dort aus relativ rasch immer größere Netzbereiche zuzuschalten.
    Innerhalb weniger Stunden wäre zumindest eine rudimentäre flächendeckende Versorgung möglich. Bis der letzte Haushalt in Hintertupfing wieder Strom hat, kann natürlich schon Tage dauern. Aber Brot sollte am Folgetag schon wieder gebacken werden können.

    There is no such thing as too much backup!

  • Hallo Bardo Thodol (Nachbar ),

    nur eine kleine Anmerkung, ein Netz aus eine "Ecke" wie u.g. aufzubauen wird nicht funktionieren. Hier kommt man sehr schnell an die Überlast der Leitungen und Frequenzunterschreitung was wiederum zu Abschaltung führt . Meisten ist der Netzaufbau basierend auf einer Ringstruktur -> Einspeisung von mehreren Seiten. Ist nicht ganz ohne. Es gibt z.B. die sogenannten Phasenschieber, das sind große kinetische "Räder" die dafür verwendet werden z.b wenn aus einer Richtung in die andere sehr hohe Energie/Ströme fließen die Frequenz zu stabilisieren.

    Gruß vom Nachbar

    Dieselben Naturkräfte, die uns ermöglichen, zu den Sternen zu fliegen, versetzen uns auch in die Lage, unseren Stern zu vernichten.
    (Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun, 1912-1977)

  • Im Winter ist soetwas immer problematisch, vor allem, wenn die Stromausfälle wetterbedingt ausgelöst werden. In Deutschland 2005 war das Problem, dass die Leitungen so massiv beeinträchtigt waren, dass es teilweise bis zu drei Tage gedauert hat, bis alle wieder Strom hatten. Wenn es nur ein Stromverteilungsproblem ist, dass zum Ausfall führt, sollte sich das Netz sicher wieder binnen eines Tages hochfahren lassen. Die Schäden (Produktionsausfälle, Kühlkettenunterbrechung usw.) dürften aber dennoch in die Milliarden gehen, vorausgesetzt, es kommt zu keinen weiteren Katastrophen (Chemiewerke, Schwerindustrie usw.), bei denen größere Auswirkungen zu erwarten wären.

  • Wie wahrscheinlich sind Komplettausfälle? Ich kenne ja nur Stromausfälle aus dem Dorf in den frühen 70er Jahren. Aber das war damals nix besonderes. Kerzen aufstellen, Zusatzherd einheizen und warten.
    Jetzt hab ich Kurzzeitausfälle in Wiener Stadtvierteln gesehen, spooki und stockdunkel Alles, aber die Straßenbahn fährt, das AKH strahlt noch heller, als sonst, die Verkehrsampeln funktionieren. Also ist offensichtlich irgendwo ein Trafo abgebrannt, oder hat ein Bagger eine Hauptleitung angeknabbert.
    Jetzt meine angstvolle Frage, wie kann ein ganzes Netzt zusammenbrechen?
    Es gibt ja tausende Kraftwerke die mehr oder weniger vor sich hin werkeln, und ein Netz hat ja per Definition Maschen die nicht so einfach völlig versagen können.
    Ich könnte mir Vorstellen es brechen große Teile einer Stadt oder sogar ein Bundesland oder eine Region zusammen, aber die ÖBB hat dann möglichweise immer noch ihren eigenen Saft und es werden umgehend aus Interventionslager Primärverbraucher mit Diesel beliefert.

    Also nochmals, wie hat man sich den Mechanismus eines Totalausfalles vorzustellen?

    Irgendwann kaufe ich bei Amazon

  • Hallo paperprepper,

    das was du ja am Anfang geschrieben hast ist auch nicht ein BO Szenario sondern "kleine" Fehler, Missgeschicke,.....

    Wie du ja auch richtig beschrieben hast besteht das Netz aus Maschen diese sind jedoch mit sogenannten Transportnetzen verbunden um es bildlich darzustellen:

    Das Stromnetz kann man sich wie die menschliche Blutgefäße vorstellen, wenn man sich bei den kleinen Adern verletzt tu es weh aber man stirbt nicht wenn es die Hauptschlagader erwischt verblutet man relativ schnell und habe fertig.
    Was mach das Herz in solch einem Fall das geht auf Hochleistung und versucht zu Pumpen.

    Das ganze passiert ähnlich bei Strom nur das hier dann durch verschieden Faktoren Überlast, Frequenzunterschreitung, Unter/Überspannung die Spirale sich nach unten bewegt und es einen Domin Effekt gibt. Deshalb ist es so wichtig das Netz zu beobachten und gegenzusteuern.

    Winter wie schon von meinem Vorredner erwähnt ist immer so die Zeit wo man das vermehrt mittbekommt jedoch ist es nicht das Wetter was so die Probleme macht, ja wenn Leitungen beschädigt werden dann gibt es in gewissen Regionen kein Strom aber nicht sofort BO.

    Was aber z.B sein kann, Frankreich heizt sehr viel mit Strom, hier die Strombelastung sehr hoch wird -> Überlast von Atomkraftwerk (sehr viele in Frankreich und nicht schwarzstart fähig)-> Abschaltung dann kann das schon der Anstoß für die Abwärtsspierale sein.

    Dieselben Naturkräfte, die uns ermöglichen, zu den Sternen zu fliegen, versetzen uns auch in die Lage, unseren Stern zu vernichten.
    (Wernher Magnus Maximilian Freiherr von Braun, 1912-1977)

  • @DOXXER: Bezüglich Netzaufbau nach einem Blackout im semikontinentalen Europa gibt es leider (zum Glück!) keine Erfahrungswerte. Prinzipiell wäre das Prozedere aber wie folgt:
    - Trennen aller Verbraucher vom Netz
    - (Nicht schwarzstartfähige) Kraftwerke mit Strom versorgen, damit diese wieder zumindest im Leerlauf sind und - je nach Typ - mehr oder weniger rasch in Teil- und schließlich Vollast gehen können
    - sukzessive Last zuschalten (Umsannwerk um Umspannwerk, Trafo um Trafo); je nach Priorität des Verbrauchers (VW wird später Strom bekommen als Lebensmittelproduzenten oder Krankenhäuser)

    Mit dieser Top-Down-Methode könnte man das Netz theoretisch rasch wieder aufbauen und stabilisieren.

    Die Krux dabei ist: Das Netz heutzutage ist viel komplexer als noch vor zehn Jahren, mit viel mehr dezentralen Einspeisestellen. Und das wiederum erschwert das Hochfahren natürlich enorm, weil viele Effekte nicht wirklich planbar sind bzw. schnell mal außer Acht gelassen werden (v.a. wenn man vll. schon einen Tag ohne Schlaf hinter sich hat).

    There is no such thing as too much backup!

  • Danke euch.

    Zitat von DOXXER im Beitrag #17
    Das Stromnetz kann man sich wie die menschliche Blutgefäße vorstellen, wenn man sich bei den kleinen Adern verletzt tu es weh aber man stirbt nicht wenn es die Hauptschlagader erwischt verblutet man relativ schnell und habe fertig.


    Ja genau das wäre auch mein Bild, nur hat der Körper eine Unmenge Herzen und Blutkreisläufe die vermutlich nicht alle gleich betroffen sind, auch wenn einige Hauptleitungen gleichzeitig ausfallen würden. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen dassAlle gleichzeitig

    in den Zentralen pennen und das Netz verrecken lassen. Es sei denn sie werden alle gleichzeitig gehackt, was ein mir vorstellbares Szenario wäre aber vermutlich auch nicht so einfach herbeiführbar. Inzwischen sollte das Wörtchen Cybersicherheit ja auch in den EVUs bekannt sein.

    Irgendwann kaufe ich bei Amazon

  • Die Problematik mit dem Stromnetz ist, dass es viele Stromproduzenten unterschiedlicher Größe gibt und hunderte Millionen Abnehmer in unterschiedlicher Größe. Die Stromverteilung ist so komplex, dass man hier fast keine menschlichen Eingriffe vornehmen kann und nicht zentral gesteuert. Das System reagiert fast immer automatisch. Wenn das aufgrund von Frequenzschwankungen passiert, kann man sich das wie bei einem Auto vorstellen, dass ins Schleudern kommt. Die Computersysteme lenken gegen und so wird aus einem kleinen Schlingern "ein Ausritt in die Botanik". Die Computersysteme werden zwar immer besser, aber es können immer noch solche Dominoeffekt auftreten, wenn mehrere Faktoren aufeinandertreffen (Ausfall Hersteller oder Ausfall Abnehmer). Das Wetter ist immer eine Herausforderung, da man es nicht beeinflussen kann (Hochwasser, Hitzewellen, Kältewellen, Eisregen usw.), wichtig ist halt die Informationsweitergabe über Ereignisse (zB. wenn ein Kraftwerk vom Netz geht, oder Leitungen abgeschaltet werden) und ein System, dass ständig aus Fehlern lernt, damit bleibt man zwar immer noch am Rande des Abgrunds, fällt aber nie ganz runter. Und da es Murphys law gibt, wissen wir, dass es irgendwann mal soweit sein wird.