Medikamente knapp: „Situation bald gefährlich“

  • Immer mehr Medikamente sind in Österreich nicht verfügbar. Das Problem verschärfte sich im vergangenen Jahr stark – unter anderem deshalb, weil die Gewinnmaximierung die Versorgungssicherheit untergräbt. Experten zufolge ist mittlerweile die Gesundheit der Patientinnen und Patienten in Gefahr.

  • Wie mir meine Große (Krankenschwester) gesagt hat, ist das auch in D ein zunehmendes Problem. Die haben in der Klinik teils keine Medikamente mehr :(

  • soweit ich weiss, müssen die Apotheken die Medikamente die sie lagern auf eigene Kosten und Risiko kaufen. Natürlich besorgen sie dann die Dinge, die häufig benötigt werden und eben nicht in Unmengen. Alles, was nicht schnell genug verkauft werden kann, muss entsorgt werden und hat somit nur gekostet.


    Klar, dass dann selten benötigte Medikamente nicht vorrätig sind. Sogar ich habe schon etwas gebraucht, bei dem ich dann 1 Woche auf die Lieferung warten musste...

  • Es wird immer häufiger in "Billigländern" produziert. Die Transportwege sind weit, es wird knapp kalkuliert, die Aktionäre müssen zufriedengestellt werden. Kein Wunder, dass die Rechnung nicht immer aufgeht. Für chronisch Kranke ist das beunruhigend, besonders auch weil es nicht so einfach ist, größere Mengen von Medikamenten als "Vorrat" verschrieben zu bekommen. Manche sind leicht verderblich, andere werden aus Sicherheitsgründen, zB Überdosierung, nur in kleinen Mengen herausgerückt.

  • Nennt mich Kommunist, aber wär nicht eine staatliche Medikamentenproduktion ne feine Sache? Da müssten keine Aktoinäre befriedigt werden, es reicht schon Kostendeckung. Im Gesundheitssektor sollte das ohnehin normal sein.

  • Eine eigene Produktion ist wohl unrealistisch, da zu aufwendig. Aber eine Lieferverpflichtung, wie im Artikel beschrieben, wäre durchaus sinnvoll. Speziell bei sehr wichtigen Medikamenten.

  • Soweit ich mitbekommen habe, hat der Brexit auch einen erheblichen Anteil an den Engpässen. Da GB selber kaum Medikamente selber produziert (z.B. Insulin), decken sie sich jetzt ein... unter anderem hier zu lesen:

    https://www.zeit.de/wirtschaft…xport-britische-regierung


    Hauptsächlich waren es eine zeitlang Schmerzmittel, deswegen hab ich vor Weihnachten auch ein paar IBU‘s mehr gekauft als sonst ;)


    ansonsten kann man hier nachlesen, welche Medikamte davon hauptsächlich betroffen sind:

    https://www.bfarm.de/DE/Arznei…eryResultId=null&pageNo=0

    Haben ist besser als brauchen.

  • Mein bzw. unser Glück ist, dass unser Hausarzt auch eine eigene Hausapotheke führt und dieser in 2 Gehminuten bei langsamem Tempo erreichbar ist. Zusätzlicher Vorteil seit Jänner: meine Frau arbeitet dort 8).

    Try to leave this world a little better than you found it. (Robert Baden-Powell)

  • Noch mal eine Seite für die Recherche welche Medikamente momentan Lieferengpässe hat: lieferengpass.bfarm.de


    Das ist übrigens eine Art „Dauerseite“, man kann jederzeit nachsehen ;)

    Haben ist besser als brauchen.

  • Sehr interessant! Von den derzeit dort einsehbaren 260 Einträgen ist die mittlere Dauer des Engpasses 400 Tage, also über ein Jahr!

  • Ad Lib na deswegen bevorraten wir uns ja auch ^^


    und ich kann bei dem Großteil der Medikamente eh nicht wissen oder prüfen ob das tatsächlich so schlimm ist oder die Daten veraltet... also gehe ich erst mal vom Ersteren aus ;)

    Haben ist besser als brauchen.

  • Nach einem halben Jahr mal wieder die Datenbank der Medikamenten-Lieferengpässe gecheckt: per Juli 2020 sind mit 358 knapp doppelt so viele Einträge drin wie im Jänner 2020, mit einer mittleren Engpassdauer (die ja nur "voraussichtlich" sein kann?) von 388 Tagen. 10% der Meldungen beziehen sich auf Medikamente, die frühestens nächstes Jahr wieder verfügbar sein werden.

  • Daran ist in erster Instanz Corona (Lieferengpässe oder sogar Lieferstopps von APIs), die Priorisiering von Produktion von gewissen Medikamenten, die in der Bekämpfung von Covid-19 beitragen sowie gewisse Abnehmer "schuld". Einerseits welche die übertriebenerweise aufkaufen, andererseits wurden gewisse stark betroffene Länder priorisiert beliefert (zB Italien, Spanien und Frankreich).


    In so einer außerordentlichen Situation kann eine lückenlose Versorgung einfach nicht mehr aufrechterhalten werden - und werden bestehende Engpässe größer.


    Auch das ist ein Teil der Debatte um die bereits vorhandene Wirkstoffherstellung in Europa abzusichern und gegebenenfalls sogar weiter hochzufahren um die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern zu verringern (90% kommt aus China).

    Als Indien die Auslieferung von Medikamente (als Lohnhersteller) gestoppt hatte, wurden auch die letzten Dauerpenner langsam wach.


    Ob und wenn ja, was sich tun wird, werden wir (hoffentlich) in den kommenden Monate sehen.

    Hard times create strong men, strong men create good times.

    Good times create weak men, weak men create hard times.

  • Vor rund einer Woche ereilte mich das oben genannte Schicksal, als ich mir in der Apotheke Medikamente holen wollte (eher unübliches und spezielles Präparat). Der Apotheker teilte mir mit, dass es einen coronabedingten Lieferengpass gäbe und ich mit 1-2 Monaten Lieferzeit rechnen müsste, anstatt den üblichen 1-2 Tagen. Wenn ich eure Beiträge so lese bin ich gespannt, wie lange es wirklich dauert.


    Wäre für mich persönlich interessant wie chronisch kranke mit sowas zurechtkommen sollen.

  • Der Fairness halber sollte man aber auch folgende Punkte erwähnen:

    Es gibt die 50 Stück Packung nicht, aber die 20 Stück Packung schon

    Die Variante mit 200 mg je Tablette ist aus, aber die 100 mg gibt es noch

    Als Pulver nicht verfügbar, als Tropfen aber schon

    Das Produkt wird unter ABC vertrieben (alter Name) und ist aus, unter XYZ (neuer Name) ist es aber verfügbar

    Bei vielen 08/15 Produkten gibt es Alternativen die genauso gut sind wie das "Original". Die wenigsten Ärzte interessieren sich aber für das Thema weil er schon seit 30 Jahren XYZ verschreibt, unabhängig von anderen, teilweise auch besseren Möglichkeiten.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Bei vielen 08/15 Produkten gibt es Alternativen die genauso gut sind wie das "Original". Die wenigsten Ärzte interessieren sich aber für das Thema weil er schon seit 30 Jahren XYZ verschreibt, unabhängig von anderen, teilweise auch besseren Möglichkeiten.

    Falsch.
    Ein Generikon darf nicht besser aber auch nicht schlechter wirken als das patentierte Original - wenn man das Gefühl hat das dem doch so sei: P L A C E B O ;) Der Wirkstoff oder die Wirkstoffe dürfen nicht anders sein, genau so wenig wie die Komposition pro Dosierung. Darum heißen diese Produkte auch Biosimilars.

    Ist eine kranke Einstellung, sollte ein Nachahmer-Hersteller ein besseres Produkt erfunden haben (durch bessere Verfahren zB) darf er das so nicht anbieten. Er muss dann ein Verfahren einleiten, dieses Produkt über eine neue Schiene auf den Markt zu bringen. Samt alle (klinischen) Studien - was dann mal schnell ein Jahrzehnt und viele Millionen kostet. Und das tut sich kein Biosimilar Hersteller an - der schaut dass er, da keine Entwicklungskosten wie beim Originator, das Produkt so schnell und so billig wie möglich auf den Markt bringen kann.

    Hard times create strong men, strong men create good times.

    Good times create weak men, weak men create hard times.

  • Der Wirkstoff oder die Wirkstoffe dürfen nicht anders sein, genau so wenig wie die Komposition pro Dosierung.

    Müssen sie auch nicht, reicht oft schon eine andere Darreichungsform, damit ein Medikament "besser" wirkt.

    Übersetzung: besser, schneller aufgenommen wird, besser vertragen wird.... etc.

  • Müssen sie auch nicht, reicht oft schon eine andere Darreichungsform, damit ein Medikament "besser" wirkt.

    Übersetzung: besser, schneller aufgenommen wird, besser vertragen wird.... etc.

    Und ist somit kein Biosimilar.


    Du kannst zB kein POS als Alternative zu einer DT am Markt bringen und somit diese Darreichungsformen nicht mit einander vergleichen, da komplett verschiedene Kompositionen.


    Du kannst auch nicht eine Darreichung von zB 400mg/5ml im Vergleich zu einer 250mg/5ml als bessere Alternative verkaufen - Biosimilars müssen in jeder Hinsicht zu 100% identisch sein zum Originator.


    Das ein Pulver vielleicht schnellere Wirkung entfaltet als eine Filmtablette, ja. Ist ja auch ein Grund warum das eine sofort freigesetzt wird und das andere erst nach Zersetzung der Gelatine Kapsel.


    Kannst nur Äpfel mit Äpfel vergleichen.

    Hard times create strong men, strong men create good times.

    Good times create weak men, weak men create hard times.

  • die Situation wird (verständlicherweise) schlechter statt besser: erneute Warnung vor Medikamentenengpass

    Meine Frau benötigte erst vor kurzem Antibiotika, bei der Rezeptausstellung sagte der Arzt zu ihr dass es schwierig ist ein passendes Antibiotika zu finden da sehr viele zur Zeit nicht lieferbar sind.