Eine leichte Abwandlung eines Textes, den ich vor einigen Jahre geschrieben habe...
Es ist keine Befürwortung noch ein Verteufelung von das eine oder das andere sein, eigentlich nur zum Überlegen und (konstruktiv) Diskutieren animieren - vielleicht auch "entromantisieren" (gibt es das Wort?!). Habe die letzten Tage mit ein paar Freunde diskuttiert, und da kam dieses "für/gegen" Thema wieder hoch - also dachte ich mir, dann schreib ich es auch mal ins Forum und schau was ihr dazu sagt.
Es klingt ja so einfach und so logisch – die sieben Sachen zu schnappen und weg aus der Gefahrenzone…
Man möchte im Falle einer Katastrophe keine Zeit verlieren, die Ausrüstung schnappen und das Weite suchen. Alles was man braucht, ist ein vollgestopfter Rucksack und die Fähigkeit bei den Nachrichten die Informationen rauszufiltern die nicht gesagt werden bzw. die gelieferten Informationen und dessen Auswirkungen schneller zu verstehen als alle Anderen. Somit ist man gut vorbereitet und wird einen Vorsprung haben.
Man schnappt sich seine Liebsten, hängt die Rucksäcke um und wandert den Sonnenuntergang entgegen – weg von der Gefahr. Denn man hat ein Plan…
Bis jetzt hört sich das doch gut an, und was soll daran so falsch sein?
Falsch sein tut daran gar nichts, es gibt potentielle Situationen in denen eine solche Vorgehensweise erforderlich sein kann. Aber gibt es auch objektive und nüchtere Kriterien die zumindest eine (oder mehrere) Überlegungen wert sind, bevor man so einen Schritt setzt? Ist es legitim, auch mal kurz inne zu halten und zu überlegen ob "bugging out" die primäre oder gar einzige Option ist, oder ob es als eine von mehreren Optionen gesehen werden darf - ein "bugging in" zu bevorzugen ist?
Anbei ein paar Gründe / Optionen die "gegen" ein Bugging out sprechen.
Manche sind etwas extrem, bei manche Sachen sagt der versierte Prepper "jo, eh - des duat ma eh (ned)" - wollte es einfach etwas breiter ausfächern ohne jedoch "Aluhut"-Theorien loszutreten...
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Grund 1 Du hast zuhause ALLES was du brauchst.
Vielleicht von all den folgenden Gründen der meist offensichtlichste. Schaut euch doch mal innerhalb eure eigenen (oder gemieteten) vier Wände um. Schaut euch an was im Laufe der Zeit an Vorräte und Ausrüstung zusammengekommen ist (ihr schüttelt euren Kopf - aber ihr wisst was überall herumliegt und steht). Wer bereits seit längere Zeit preppt, hat mehr als man je schleppen könnte – und das hat man doch nicht gekauft um es dann zurück zu lassen. Sogar wenn man – wie es z.B. die österreichischen Behörden empfehlen – “nur” für ca. 10 Tage Vorräte und Wasser in den Regalen stehen hat, ist das schon eine beträchtliche Menge. Klar, man kann sie – schön in Fässer und Taschen verpackt – im Auto verstauen oder gar im Anhänger schmeißen. Da gibt es aber einige “ja, aber…” – dazu später mehr.
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Grund 2 Sogar die Couch ist komfortabler als der Waldboden
Ja, es stimmt…
Es gibt Leute die problemlos im Wald schlafen können, absolut. Wir gehören auch dazu – wir lieben es unter freien Sternenhimmel zu schlafen, idealerweise mit so weinig Ausrüstung wie nur geht. Aber nur weil wir es tun wollen, es nennt sich Hobby, es ist eine Freizeitbeschäftigung in einen vorab bestimmten Zeitraum, mit der Option jederzeit nach Hause gehen zu können – kein Muss. Und man muss auch einfach ehrlich sein, egal wie komfortabel man es sich auch im Wald macht – nichts überbietet eine Nachtruhe auf der eigenen Matratze im eigenen Bett.
Ist das dann so wichtig? Ja… Ja, das ist es.
Genug Schlaf zu bekommen hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Es beeinflusst nicht nur unsere Gemüt und Belastbarkeit, sondern auch die Wachsamkeit und sogar das Immunsystem. In einem Notfall steht man unter Stress, körperlich und seelisch – mehr als man wahrscheinlich je war. Der Körper schaltet auf ein Notprogramm und steigert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit - aber nicht unausschöpflich. Gegebenenfalls muss man Tätigkeiten verrichten die man im gemütlichen Alltag – als alles noch okay war – niemals hätte tun müssen. Man ist ausgelaugt, regelrecht erschöpft. Umso wichtiger ist es dann, wenn man sich in einer vertrauten und relativ sicheren Umgebung die erforderliche (Nacht)Ruhe gönnen kann, und wenn es die Couch ist.
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Grund 3 Die Gemeinschaft
In Zeiten einer Krise kann man – auch historisch gesehen – betrachten, dass Leute näher zusammenrücken, Kommunen bilden und Allianzen angehen. Vielleicht sieht man seine Nachbarn jetzt noch nicht in diesem Licht – aber wenn sich eine Katastrophe ereignet, kann man davon ausgehen dass Leute sich zwecks Unterstützung, für Sicherheit und Hilfeleistung zusammen tun werden.
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Grund 4 Frieren macht keinen Spaß und kann einen umbringen.
Jeder der in kältere Jahreszeiten mit zu leichter Ausrüstung unterwegs war und die Nacht zitternd wie ein Laub – vom Schlaf beraubt – verbringen musste, weiß wie sehr man sich den Sonnenaufgang herbei sehnt. Diese Gefahr wird nicht selten unterschätzt und hat den ein oder anderen – auch erfahrenen – Outdoorliebhaber schon in Gefahr gebracht.
Zuhause steht der Thermostat außerhalb der Sommerperiode auf angenehme Temperaturen eingestellt. Draußen? Da gibt es kein Thermostat.
So hoch oder niedrig wie die Temperatur durch die Natur angeboten wird, so hat man es hinzunehmen. Kann man sich ein Feuer machen? Klar kann man das, wenn es die Situation erlaubt. Kann man sich warm anziehen? Klar kann man. Aber wenn man die Wahl zwischen “zuhause im Bett (oder mit Matratze vorm Herd)” auf der einen und “durchnässt, kalt, im Schlafsack unter einem Tarp (mit oder ohne Feuer)“ auf der anderen Seite hat – dann ist die Wahl recht einfach. Stichwort: "Wahl haben".
Leider gibt es auch Situationen wo man kein Feuer machen kann – aus Sicherheitsgründen oder aber auch durch Wettereinflüssen. Katastrophen und Krisen werden nicht warten bis es Hochsommer ist, man ist vielleicht gezwungen die "Flucht" anzugehen während es schon seit einige Wochen ununterbrochen regnet (was bei uns ja keine Seltenheit ist). Trockenes Holz zu finden kann sogar für Outdoor-Experten zu einer schwierigen, manchmal sogar unmöglichen Aufgabe werden. Zuhause kann Brennholz trocken und in ausreichenden Mengen gelagert werden. Man kann Räume leer stehen lassen und lediglich nur noch die Räume heizen die tatsächlich verwendet werden.
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