Zunehmende Unruhe in der Welt: Fakt oder subjektives Empfinden?

  • Bitte keine politischen Diskussionen - wir kennen alle den Leitsatz für problemfreies Kommunizieren "diskutiere nicht über Politik, Religion, Fussball und die Welt ist halbwegs in Ordnung".

    So, zum Thema...

    Wenn ich die Medien in den letzten Wochen betrachte, scheint der Anteil an Protesten und Unfriede (politisch und/oder Covid-19 bedingt) weltweit stets weiter (und teils auch mit mehr Aggression/Gewalt) zuzunehmen. Auch die Zunahme von kleineren und mittelgroße Konflikten in Betracht ziehend (im Iran zB brennt und explodiert auffällig viel in letzter Zeit). Ist das wirklich so, oder ist es nur ein subjektives Empfinden (weil Medien zur Zeit mehr davon bringen)?

    Euer Senf und Cents dazu?

    Hard times create strong men, strong men create good times.

    Good times create weak men, weak men create hard times.

  • Vielleicht kommt es dir nur vor. Die Krisenherden sind die gleichen geblieben. Man hörte eine Weile nur nichts mehr davon.

    Covid 19 war bis jetzt Mode/Angesagt. Da man von Covid-Berichterstattungen langsam die Schnauze voll hat, berichtet man wieder über die Krisen auf dieser Welt. DIE oder der Trumpl "ziehen" immer!

  • "The world is a big complicated place."


    So hat Barack Obama seine beiden Amtszeiten mal zusammengefasst.


    Die Krisen werden sicher nicht weniger, eher mehr. Aber die Berichterstattung darüber hat die letzten 10 bis 15 Jahre durch soziale Medien einfach enorme Ausmaße angenommen. Früher musstest du dich noch aktiv mit der Zeitung hinsetzen, oder den Computer oder TV anwerfen um Nachrichten zu konsumieren. Heute hat jeder ein Smartphone in der Hand und konsumiert Nachrichten im Zug, am Weg zur Arbeit, in der Kaffeepause / Rauchpause, in der Mittagspause, am Heimweg, am Abend vorm Einschlafen, usw.


    Ich merke es an mir selbst. Ich konsumiere täglich sehr viele Nachrichten verschiedenster Nachrichtenseiten auf der ganzen Welt. Wenn ich zurückdenke wie das vor 10 Jahren noch war, bin ich selbst überrascht wie viel Zeit ich mittlerweile damit verbringe mich zu informieren über das Weltgeschehen.


    Ob diese Informationsflut auf Dauer gut ist? Ich wage es zu bezweifeln und versuche mich immer mehr in Entschleunigung und, wie das so schön Neudeutsch heißt "Digital Detox". Ich reduziere meinen Medienkonsum und die Seiten im Internet die ich regelmäßig besuche, oder sogar Foren in denen ich aktiv war. Ebenso "entfolge" ich Accounts auf Instagram, Twitter und Co. die mir am Nerv gehen oder mir keinen Mehrwert bieten. Das hat schon einiges gebracht.


    Aber ich schweife ab. Die schlechten Nachrichten werden natürlich nicht weniger, nur weil ich sie nicht mehr konsumiere. Die Frage ist für mich aber: Was bringt es mir, mich mit all diesen negativen Dingen auseinander zu setzen? Tut es meinem Wohlbefinden gut, wenn ich darüber lese, dass in Mexiko 10 Menschen erschossen aufgefunden wurden? Oder im Mittelmeer beim Versuch ein Kind zu retten 11 Menschen ertrunken sind? Die Antwort ist: Nein.


    Zitat von Reinhold Niebuhr amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler * 21.06.1892, † 01.06.1971

    Gott, gib mir die Gelassenheit,

    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

  • Ben

    Hat den Titel des Themas von „Zunehmende Unruhe in der Welt_Fakt oder subjektives Empfinden?“ zu „Zunehmende Unruhe in der Welt: Fakt oder subjektives Empfinden?“ geändert.
  • Ich habe gestern in der Zeitung gelesen, dass in Brasilien die Polizei wegen übermäßiger Gewaltanwendung gegen eine schwarze Frau verklagt wird.

    Das zeigt für mich, wie stark mittlerweile Nachrichten rund um den Globus "geprügelt" werden! Vor 15 Jahren hätten wir höchstens was mitbekommen, wenn die brasilianische Polizei mit Armeeunterstützung in die Favelas eingefallen wären!


    Daher glaube ich schon, dass wir Gewalt einfach nur stärker wahrnehmen. Sicher ist, dass die Sensitivität gegenüber solchen Ereignissen gestiegen ist (sowohl bei den Nachrichtenkonsumenten als auch bei den Medien). Und dass es schlicht mehr Kanäle gibt, über die solche Nachrichten verteilt werden.

    Früher hat ein redaktionelles Team (bzw. ein einzelner Redakteur) beurteilt und gefiltert, was für die Konsumenten am wahrscheinlichsten relevant ist. Und ggf., was auch mit der eigenen Agenda übereinstimmt...

    Hinzu kommt, dass Nachrichten immer schneller und aktueller sein müssen. Dadurch leidet auch die Qualität (ich kann nicht gleichzeitig schnell und gut sein, wenn es um Nachrichten geht).


    Fakt ist auch, dass derzeit so viele Menschen wie noch nie in (zumindest bescheidenem) Wohlstand und Frieden leben wie noch niemals zuvor. Und dass (zumindest anteilsmäßig) so wenige Menschen wie niemals zuvor von Krieg und militärischen Konflikten betroffen sind.


    Ich tendiere daher klar zu "subjektives Empfinden"!

    There is no such thing as too much backup!

  • Only bad news are good news


    Mehr ist dazu nicht zu sagen :(

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Das es in den letzten Jahren generell mehr zugeht glaube ich schon, aber die Themen variieren halt im Verlauf.

    Die Krisen werden sicher nicht weniger, eher mehr. Aber die Berichterstattung darüber hat die letzten 10 bis 15 Jahre durch soziale Medien einfach enorme Ausmaße angenommen.

    +

    Only bad news are good news


    Mehr ist dazu nicht zu sagen :(

    Das sind für mich die beiden Punkte die da am meisten mitspielen.



    Man hat heute eine Unmenge an Nachrichten, es gibt zig Kanäle wo man Nachrichten nicht nur beziehen kann sondern damit beglückt wird, und es interessieren nur negative Nachrichten. Je reißerischer desto besser, je mehr Schaden jemand anderer hat desto besser fühlen sich viele - Empathie Fehlanzeige.


    Hier auch ein interessanter Artikel dazu: zum Artikel


    Das Medien mit Nachrichten Geld verdienen ist auch klar, und wenn die Leute negative Nachrichten bevorzugen dann bekommen sie die.


    Was daraus meinem Empfinden nach resultiert ist, das die Reizschwelle der Leute niedriger ist und die Aggression höher ist. Das merkt man in vielen Bereichen. Früher hat man mit Schildern und Schreigesängen demonstriert, heute brennen Autos usw.


    Also ich glaube das Konflikte grundsätzlich steigen, aber die Berichterstattung überproportional dazu ist und daher stärker empfunden wird als es möglicherweise ist.

  • Berichterstattung in den Medien und Steigerung des Aggressionspotentials scheinen mir direkt proportional zu sein: Was langweilt, weil eh schon so oft vorgekommen, muss getoppt werden, um Aufmerksamkeit in den Medien und damit in der Bevölkerung zu erhalten.

    Die Macht der Medien ist ziemlich beunruhigend...

    Insofern: Ja, es hat sich etwas verändert und es ist Segen und Fluch zugleich!

  • Die Macht der Medien ist ziemlich beunruhigend...

    sehe ich auch so.

    Gleichzeitig ist es doch so das man früher einmal am Tag Nachrichten gelesen oder im TV ansehen konnte.

    Heute ticken die stündlich durch.

    Dazu kommt das die Nachrichten regionaler waren. Heute wird vieles aufgebauscht - damit die Klickrate und somit die Werbeeinnahmen stimmen.

    Da bei uns im Land wohl zu wenig los ist, werden auch die absurdesten Meldungen aus aller Herren Länder noch zum Thema gemacht.


    Ich halte mich noch immer daran, ich brauch kein Facebook, kein Instagram oder Twitter.

  • Wenn wir mal die innere Unruhe nehmen, jetzt mal als Vergleich die Mordopfer (nicht versucht sondern tatsächlich um die Ecke gebracht) in Deutschland: in den 90er Jahren lag die Zahl deutlich über 500 pro Jahr, danach immer darunter, aktuell für 2019 nur 245 (vgl 1996 720 Fälle). Gefühlt wird es aber immer mehr wenn man sich so umhört. Das eine sind sicher die Medien allgemein, weil halt jede Sau durchs Dorf getrieben wird, das andere sind meiner Meinung speziell die sozialen Medien und die Tendenz dass viele dort verbreitetes gleich mal für wahr nehmen, egal welcher Stuß verbreitet wird.

  • Roekkr3

    Die Frage stelle ich mir auch schon seit einiger Zeit ...


    Einerseits liegt es m. E. es an völlig auszuckenden Medien, die im Wettbewerb um Klicks mit immer weniger qualifizierten Mitarbeitern immer rascher Sensationen für Leser mit ca. 5 Sekunden Aufmerksamkeitsspanne produzieren. Medien sind Unterhaltungsindustrie.

    • Kann sich noch jemand an das Klima-Mädel erinnern? Wie hieß sie noch?
    • Die Corona-Zahlen werden nicht geringer, aber wir haben uns daran gewöhnt. Südamerika ist weit weg.
    • Das Rassismus-Problem in den USA (und anderswo) war nicht neu, und es ist nicht weg. Aber für ein paar Tage mussten wir das stündlich hören. (Und mir ist nicht erinnerlich, dass irgendjemand mal fair die Sicht der Polizei oder das Thema insgesamt aufgearbeitet hat.)

    Zum anderen sehe ich aber Trends, die wirklich wirken (und bei denen der Point of no return wahrscheinlich schon überschritten ist).

    • Überbevölkerung (dadurch Kriege, soziale Unruhen, Migration, Pandemie)
    • Klimawandel
    • Wegfall der stabilisierenden Funktion der USA bei gleichzeitiger Paralyse Europas und Aufstreben Chinas
    • Die zunehmend aus den Fugen geratende Situation des Weltfinanzsystems
    • Mangel an wertorientiertem langfristigem Denken zugunsten kurzfristiger Effekte und Profite
    • Dadurch steigender Frust, Orientierungslosigkeit und Überforderung der Bevölkerung und Neigung zu extremen Reaktionen
    • Kann sich noch jemand an das Klima-Mädel erinnern? Wie hieß sie noch?

    Doch. Ich! Ich hab' da nämlich auf meinem Eisenschwein (aka Nissan Patrol BJ 1984; mit rauchiger Stimme) einen Spruch geklebt (in 10cm hohen Lettern, weiß auf schwarz): F*** You Greta! ;)

    There is no such thing as too much backup!

  • Ich denke, dass die tatsächliche Gewalt eher zurück geht, es aber stärker breitgetreten wird und deshalb subjektiv der Eindruck von mehr Vorfällen entsteht.


    Ich meine... wir hatten Zeiten von Sklaventum oder Hexenverbrennungen. Schon lange her, zugegeben, aber es gab immer schon Grausligkeiten.


    Mein Problem ist nur, ich würde viele Dinge eigentlich gern gar nicht wissen, sondern nur die wichtigsten Basics erfahren.


    Mich persönlich belastet es, wenn ich erfahre, dass schon wieder ein Kind das Fenster hinuntergestürzt ist, die Glee Schauspielerin ihren 4jährigen bei sich hatte, als sie ertrank (wäre mit jeder anderen Frau genau so schlimm) oder irgendwo Eltern ihren Sohn zwingen, in 4 Stunden 3 Liter Wasser zu trinken und er daran über Nacht verstirbt. Nur als Beispiel. Aber sobald ich sowas lese, kann ich mich nicht mehr dagegen entscheiden.


    Und ich möchte schon prinzipiell wissen, was passiert, ob irgendwo ein Krieg ist oder eine Ölplattform in die Luft fliegt. Aber ich will dann bitte nicht vom Soldaten Franz lesen, der beim verzweifelten Versuch das Unglück abzuwehren, dramatisch gestorben ist....