Preppen - kritisch betrachtet

  • Hi!

    Das größte Problem mit dem Prepper zu kämpfen haben ist ihr Ruf. Oftmals verbinden die wenigen Menschen denen "Prepper" überhaupt ein Begriff ist diese mit amerikanischen Doomsday-Preppern, die in Bunkern hocken und Waffen horten. Dass nur sehr wenige Prepper sich in diese, ich nenn es mal "radikale" Richtung einordnen würden bleibt der Öffentlichkeit unbekannt. Die Medien tun ihr übriges um dieses bekannte Bild von Preppern zu stärken. Wir sehen es an den Medienanfragen die wir erhalten. Oftmals wird gefragt ob man denn jemanden mit Bunker oder Waffenarsenal interviewen dürfe oder ob man an "Notfallübungen", die wir Prepper ja sicher dauernd durchführen, teilnehmen dürfe.

    Auch im engsten Freundes- und Familienkreis wird "Preppen" entweder nicht verstanden, belächelt oder als Spinnerei abgetan.

    Betrachten wir es mal aus der Sicht eines Menschen der sich noch nie mit dem Thema auseinander gesetzt hat, ein Freund oder Familienmitglied vielleicht. Wir versuchen ihm zu erklären, was "Preppen" bedeutet und wie unsere persönliche Erfahrung damit ist.

    Der Zuhörer könnte sich vielleicht denken: Wozu vorbereiten, der Staat sorgt für uns doch im Falle der Fälle vor? Solch ein Argument kann man leicht entkräften indem man anführt, dass der Staat nur in einem sehr geringen Umfang für die Bevölkerung vorsorgt. Nahrungsmittellager für Krisenzeiten gibt es z.B. in Österreich nicht.

    Ein anderes Argument ist vielleicht schon schwerer zu entkräften: Warum für Szenarien vorbereiten die mit großer Wahrscheinlichkeit niemals eintreten werden? Wir Prepper bereiten uns zum Beispiel für großflächige und langanhaltende Stromausfälle vor. Mit alternativer Energieversorgung, bis hin zur Autarkie, alternativen Kochmöglichkeiten, Kerzen, uvm. Doch wann hatte es zuletzt in Österreich einen Stromausfall gegeben, welcher länger als ein paar Stunden gedauert hat? Wenn dann war er lokal begrenzt, vl. durch ein Hochwasser verursacht sodass man ohnehin sein Heim verlassen und bei Freunden / Verwandten unterkommen musste.

    Wieso also viel Geld, Zeit und Gedanken in solche Szenarien stecken, wenn die Wahrscheinlichkeit ohnehin gering ist, dass 1. so ein Szenario überhaupt eintritt und 2. man auch betroffen davon ist? In Wien haben wir weniger Sorge vor einem verheerenden Hochwasser als vielleicht jemand der in einem Hochwassergebiet Haus gebaut hat. Im Burgenland ist die Chance eher gering, dass eine Lawine/Mure die einzige Zufahrtsstraße zum Dorf blockiert, sodass man tagelang ohne Nachschub auskommen muss. In einem Kärntner Bergdorf mit 300 Einwohnern mache ich mir eher keine Gedanken über Unruhen in großen Städten.

    Szenarien sind immer sehr persönlich und regional meist unterschiedlich, doch eines haben sie gemein: Sie können passieren. Die Chancen dafür stehen vielleicht bei 0,0001%, aber wir Prepper sehen es als Hobby oder sogar als Lebenseinstellung uns auf jedwede (halbwegs) realistische Szenarien vorzubereiten, um dann nicht hilflos da zu stehen.

    Eine der größten Aufgaben die wir als Prepper-Gemeinschaft zur Zeit haben, ist es diese Philosophie weiterzuverbreiten und das Bild des Preppers in der öffentlichen Meinung zu verändern. Weg vom Doomsday-Prepper, hin zum erweiterten Zivilschutz, weg vom Typ mit Bunker und Waffenarsenal, hin zum Familienmenschen der für seine Kinder im Fall der Fälle vorgesorgt haben möchte.

    Das sollte selbst der kritischste Betrachter nachvollziehen können, oder?

  • Wer hat (hatte) nicht eine Lebensversicherung?
    Welches Dorf schafft die Feuerwehr ab, bloß weil es 5 Jahre nicht gebrannt hat?
    Wer hat keine Krankenversicherung?
    Usw. usw.

    Ich bereite mich vor!
    Ich versichere mich!
    Preppen ist für mich kein Hobby, sondern Vorsorge. Für mich und für meine Familie.

    Tsrohinas

  • Bringe das Beispiel mit dem vereisten Waldviertel. Meine Eltern sollten das Haus nicht verlassen und hatten 2 Tage keinen Strom und waren dann die nächsten 4 Tage am Notstrom vom Bundesheer. An das können sich doch eineinge in meinem Umfeld erinnern oder haben es sogar selber miterlebt.

    Ansonsten gutes Argument @Tsrohinas

    FORTES FELIX SUNT

  • Zitat von Tsrohinas im Beitrag #2
    Wer hat (hatte) nicht eine Lebensversicherung?
    Welches Dorf schafft die Feuerwehr ab, bloß weil es 5 Jahre nicht gebrannt hat?
    Wer hat keine Krankenversicherung?
    Usw. usw.

    Ich bereite mich vor!
    Ich versichere mich!
    Preppen ist für mich kein Hobby, sondern Vorsorge. Für mich und für meine Familie.

    Tsrohinas



    Das sind Punkte, die ich nicht nur so unterschreiben würde, sondern auch als Argumente nutzen werde, sobald sich die Gelegenheit bietet.

  • Ich empfinde Vorsorge als meine erste Pflicht gegenüber meiner Familie und Lieben. Vorbereitung, Kriesenvorsorge hat auch mit Ehre und Verantwortung zu tun.

    Vorsorge für andere und sich selbst, setzt eine lange Reihe von guten und gesunden Eigenschaften voraus. Vorsorge heisst auch sich ununterbrochen in diversen Gebieten zu perfektionieren, neues zu assimilieren, hart zu arbeiten. Täglich. Wer darin Wahn oder Übertriebenheit sieht, der hat da etwas falsch oder gar nicht verstanden.

    Jede Struktur sollte sich auf die wesentlichen Bedürfnisse im Alltag vorbereiten, um die schwächeren Glieder seiner Gemeinschaft zu unterstützen. Dazu gehören auf jeden Fall auch soft skills, die aufrecht erhalten und weiter gegeben werden sollten. Werte, die jeder Mensch braucht. Auch die, die sich nicht vorbereiten möchten, um nicht zu den Spinnern zu gehören.

    Unter uns, ich freue mich schon darauf jenen helfen zu dürfen, die mich heute als Spinner bezeichnen. Nicht in Form eines "Na siehste", sondern in Form einer gereichten Hand, die jetzt schon darauf trainiert wird.

  • Ich argumentiere gerne mit der Eigenverantwortung - jeder ist grundsätzlch für sich selbst verantwortlich, man kann nicht erwarten das der Staat sich im Katastrophenfall/Krisenfall um jeden einzelnen kümmert. Nchts anderes predigt ja auch der Zivilschutz.
    Das 2. Argument ist die Bereitschaft zum Dienst an der Gesellschaft - wenn ich mich vorbereitet habe, kann ich auch anderen helfen.
    Das 3. Argument ist die Statistik - es ist nach wie vor nicht möglich, Krisen und Katastrophen auszuschliessen, dann steigt natürlich die Wichtigkeit von versch. Dingen enorm an.

    Es kommt natürlich auf das Auftreten und die Argumentation an, in meinem beruflichen Umfeld spreche ch das Thema nur ab und an mit langjährigen Kollegen an, vorwiegend um ihre Meinungen zu versch. szenarien zu hören oder auch um zu lernen welchen Stellenwert Katastrophenschutz in anderen Löndern hat. in der Dorfgemeinschaft hingegen höre ich den Leuten genau zu um zu erfahren wer wie für was im Fall ses Falles eingesetzt werden könnte bzw. wer welche techn. Hilfsmttel zur verfügung hat.

    Doomsday? - find ich als Thema generell nicht interessant, in einem Doomsdayszenario ist aus meiner Sicht sowieso alles wurscht.

    Waffen - ich finde das Thema eher abgelutscht aber auch verlogen - einerseits gibt es Rechte der Bürger auf Waffen seit dem Mittelalter und die Gesellschaft erlaubt das wir 18jährige im Zuge des Präsenzdienstes (zumindest halbwegs) an allen möglichen Waffen ausgebikdet werden - andererseits wird alles mögliche versucht, Waffen zu dämonisieren und den Besitz zu ächten - und mittlerweile verfügen weite Teile der Bevölkerung über Pfeffersprays, die ja auch als Waffen bezeichnet werden.

  • eines der größten Probleme ist vermutlich wirklich, daß viele denken: "wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß sowas passiert? da fährt mich eher ein Auto auf dem Zebrastreifen nieder."
    in meinem Umfeld gibt es ein paar, die den Gedanken an Krisenvorsorge interessant finden, aber noch nicht wirklich motiviert sind, auch zu handeln. dann gibt es ein paar, die sich denken: wozu, wird schon nix passieren, also wozu die Paranoia?
    Fakt ist, daß die meisten Menschen erst dann rennen, wenn es bereits geknallt hat. Prepper gehen die Sache in Ruhe an, überlegt, strukturiert. man lernt seine Bedürfnisse besser kennen (was brauche ich wirklich? worauf kann ich verzichten?) - Preppen erfordert also auch ein gewisses Maß an Selbstreflektion und Selbstkritik.
    Und den Willen, sich von einem "geht nicht" nicht abschrecken zu lassen.

    liebe Grüße, Betula


    falls die Welt untergeht, muß noch lange nicht die Welt untergehen.

  • Man preppt ja auch nicht immer für die große Katastrophe. Ich hoffe, dass die während meines Lebens ausbleibt. Es genügt ja schon ein plötzlicher Stromausfall abends und die meisten Leute wissen noch nichtmal, wo ihre Taschenlampe ist bzw. die Batterie ist leer und Ersatz nicht vorhanden. Kerzen und Zünder Fehlanzeige. Oder krank werden und mal eine Woche nicht rauskommen, da ist es gut wenn man was da hat - haben aber die meisten nicht. Ich habe auch schon von Frauen gehört, die am Samstag um halb zehn zur Tankstelle fahren müssen, weil sie ihre Tage bekommen haben. Vorsorgen kostet nichts und bringt viel, so seh ich das.

  • Das Wording "Preppen" ist aus meiner Sicht nur für Prepper sinnvoll.
    Für Otto Normalbürger ist es sicher besser, mit dem Begriff "Zivilschutz" zu argumentieren.
    Das ist eine offizielle Bezeichnung und da sind auch alle Gemeinden verpflichtet, in ihren Rahmen vorzusorgen (Kat.Plan, ...)
    ... " Ich halte mich an die Empfehlungen des Ö.Zivilschutzverbandes und ...."
    Da gibt es auf der Homepage gute Literatur für den Normalbürger zu lesen ...

    Zum Avatar wäre nur zu sagen - lang ist's her

  • Stimme tanziopa zu: Der Begriff "preppen/Prepper" kommt mir außer hier im Forum nicht über die Lippen/Tastatur, denn der wird - wenn überhaupt bekannt - mit Fanatismus (danke, liebe US-Prepper...) assoziiert. Das ist ähnlich wie mit "radikal" (was doch eigentlich nur "an der Wurzel" bedeutet) oder "fundamentalistisch" (was bis auf das tendenziöse "-istisch" eigentlich nur "auf solider Basis" aussagt) - wenn ein Begriff mal negativ besetzt ist, dann muss man ihn halt vermeiden.

    Sobald man es mit "für Notfälle vorbereitet sein" umschreibt (zB wenn man Erste-Hilfe-Zeugs dabei hat), "für Eventualitäten gerüstet sein" nennt (zB wenn man mehr als üblich an Vorräten hat) oder einfach auf "amtliche Quellen" verweist ("das ist doch im Zivilschutz so vorgesehen, da gibts doch die Broschüre vom Innenministerium/Zivilschutzverband"), dann ist es nicht mehr so seltsam, sondern allenfalls "naja, ein bisserl übervorsichtig bist du schon". Aber wenn man dann mal der einzige ist, der für kleine Verletzungen binnen Sekunden ein Pflaster bei der Hand hat, hat sich auch das erledigt.

    Freilich, _alle_ Details der Vorbereitungen wird man auch unter diesen "amtlichen Bezeichnungen" fürs Preppen nicht erklären bzw offenbaren können, nach dem schönen Wiener Motto "Darf's ein bisserl mehr sein?" tut man eben mehr als in der Broschüre xyz steht. Aber die Grundeinstellung des Preppers ist damit aus meiner Sicht und Erfahrung schon "legitimierbar".

  • Glücklicherweise ist mein engster Freundeskreis sehr aufgeschlossen was meine Vorbereitungen betrifft. Teilweise machen sie es selber und teilweise ignorieren sie es oder finden es "eh leiwand".
    Arbeitskollegen, Bekannte usw. geht mein Hobby nichts an.
    Aber wenn man vernünftig argumentiert und bereits bekannte schwere oder leichte Notlagen erwähnt, sehen es die meisten eigentlich ein, das es gscheid is mal ein 6er Tragerl Wasser, Kerzen oder drei Konserven mehr ins Wagerl zu legen.
    Wie überall die Dosis macht das Gift.
    Leider sind es nicht nur die Ami/Doomsday-Prepper die das ganze Thema ein bisschen zu ernst nehmen.
    In unseren Breitengraden gibts es genug Leute die es auch ohne das Waffenthema schaffen, einem "Normalo" ein Kopfschütteln zu entlocken.
    Wenn ich von der ganzen Materie keine Ahnung hätte, und mir erzählt einer, der ausser seinem Arbeitsweg innerhalb Wien unter der Woche keine anderen Wege hat, ständig mit einem 8kg GHB herumläuft, im EDC drei Messer, Feurstahl, Backup Feuerstahl
    aber kein Feuerzeug hat. Zusätzlich Wasserfilter, Wasserentkeimung und zusätzlich einen Lifestraw um "wenn was is" am Boden liegend aus der nächsten Pfütze zu saufen. Da würde ich als nicht Prepper auch den Kopf schüttlen und sagen kauf dir ein Bic fuerzeug und eine Wasserflasche zum nachfüllen und gut ist.

  • Es gibt 2 Verpackungen für die gleiche Idee. Bei "Preppen" denkt jeder an die verrückten Amis, bei "Zivilschutz" denkt jeder Katastrophen und Vorbereitung.

    Ich bin lieber auf etwas vorbereitet was nie passiert als nachher überrascht da zu stehen.

  • Leider ist der Zugang zum Thema „vernünftige Vorsorge“ immer noch ein unglücklicher.
    Waren es um 1990 die Weltuntergangs-Prophezeiungen und mögliche Atomkriege/Atomunfälle die sowieso kaum einer überleben wollte, folgte die Vorstellung des totalen Zusammenbruches zur Jahrtausendwende. Damals hatten es die „Vorsorger“ wesentlich schwieriger als heute, denn sie wurden nicht nur milde belächelt sondern als Spinner und Außenseiter abgetan.
    Ich glaube man sollte den Zugang zum Thema ändern.
    Der Begriff „Prepper“ ist nicht nur für Uneingeweihte immer noch zu militant. Selber wäre ich auch lieber ein „Robinsoner“ (mir fällt kein anderes Wort ein), weil Robinson doch das geschafft hat was wir erreichen wollen. Genauso gerne würde ich einen Begriff verwenden wollen, der das Leben und Überleben unserer Vorfahren zwischen 1900 und 1950 bezeichnet. Die Menschen damals konnten sich nicht vorbereiten, sondern wurden vor Tatsachen gestellt. Sie waren Meister im improvisieren und haben deshalb überlebt. Eigentlich brauchen wir nichts neu erfinden, brauchen vieles nicht was uns der Markt so aufdrängen will. Gebe schon zu dass ich auch das eine oder andere „Spielzeug für Männer“ habe. „Reich ist nicht der, der viel hat, sondern der, der wenig braucht“ (nicht von mir) trifft aber den Nagel auf den Kopf. Ich verstehe auch nicht warum man als Prepper bevorzugt in militanter Ausrüstung (Kleidung und Rucksack) unterwegs sein soll. Weniger Aufmerksamkeit verursache ich doch mit einem großen Tourenrucksack und dezenter Wanderkleidung. So kann ich auch von der Haustür weg mich auf den Weg machen.
    Warum brauchen wir die Begriffe EDC, BOB, BOL usw.? Begriffe wie erweiterte Rucksackapotheke, Fluchtgepäck, Notunterkunft usw. reichen doch auch und klingen doch viel „ziviler“.
    Befreien wir uns von dieser Altlast, gehen wir „zivil“ an die Sache heran. Bezeichnen wir anderen gegenüber unser Tun als Hobby mit der Frage „kannst du 3 Tage lang ohne Strom und Gas auskommen“?
    Freuen wir uns darüber, dass immer mehr Frauen den Zugang zum Thema finden, denn die sehen das pragmatischer, haben nicht Lagerfeuer Romantik und Indianer Spielen im Hinterkopf, wie so manche unserer männlichen Kollegen.
    Warum verstecken wir uns hinter Decknamen und z.T. komisch/lustigen Bildern?
    Also – wenn ich es schaffe werde ich
    mein Profilbild ändern, den „grauen Wolf“ in die Wildnis schicken und meinen richtigen Namen verwenden.
    Auf weiteren guten Gedankenaustausch freut sich
    Friedrich

  • Zitat von Grauer Wolf im Beitrag #14
    Warum verstecken wir uns hinter Decknamen und z.T. komisch/lustigen Bildern?



    Das ist ja wohl in allen öffentlichen Foren so üblich und hat auch ziemlich gute Gründe, die nichts mit preppen zu tun haben.

    (Stichworte: Schutz vor Spinnern, Betrügern, social engineering, cyber stalking,...)

  • Erst seit kurzem mit dem Begriff Prepper in Kontakt, kamen mir beim näheren Hinsehen spontan folgende Fragen auf:

    Warum identifizieren sich deutschsprachige Foren zu dem Thema (Krisen)Vorsorge über einen anglophonen Begriff? Die deutsche Sprache ist eine der genauesten, vielfältigsten, schwierigsten. Der durchschnittliche Wortschatz einer Deutschsprachigen Person besteht aus mehr als 25000 Wörtern. Es gibt gleich mehrere Adjektive, Adverbien oder gar Substantive für den gleichen Begriff – je nachdem, ob man dem im Stehen, beim Nasebohren oder mit Gewissenhaftigkeit nachgeht. Da sollte sich doch ein super Begriff finden lassen. Zum Vergleich: ein Anglophoner verfügt über ein Vokabular von 3500 Wörtern.

    Warum, aus demselben Gedanken wie oben heraus, werden anglophone Abkürzungen benutzt, die (von mir) erst recherchiert werden müssen, um einer Idee dann folgen zu können? Und dann nicht unbedingt behalten werden (welches Ding war das noch mal?), obwohl ich sehr wohl anglophone Sprachkenntnisse habe. Da frage ich mich, warum einfach, wenn‘s auch kompliziert geht. Vielleicht bin ich auch einfach nur dümmlich.

    Warum wird gleichzeitig gegen eine amerikanische, also anglophone, Vorsorgebewegung gepestet? Doomsday, was ist das genau? Waren da nicht diese Männchen im Videospiel, die so hießen? Übersetzt in die deutsche Sprache ergibt es „das Jüngste Gericht“. Gottesgericht hat für einen Christen auf den ersten Blick nichts idiotischen an sich. Also wieder recherchiert. Ich stoße auf das Doomsday-Argument, welches sich auf eine mathematische Überlegung aus den 80zigern stützt. Wie viele andere anerkannte Argumente vor- und nachher auch. Könnte es sein, dass der Spinner-Grad eines Doomsday-Preppers den des „normalen“ Preppers übertrifft? Wenn ja, was z.B. ist mit umstrittenen Geschäftsmännern, die viel Geld mit der Vorsorge-Nische gemacht haben und vor lauter handelsunfähigen Transaktionen ihren Online Shop schließen musste?

    Ich lese gerne Beiträge in diesem Forum, in denen es um Selbstironie geht. Und staune über das Fachwissen, das hier großzügig geteilt wird. Zumal ich mir vorstellen kann wie viel Arbeit dahinter steckt. Dennoch, das dumpfe Gefühl mich in einem exzessiven Milieu zu befinden begleitet mich ständig. Zumal ich genau weiß, wie exzessive ich selber bin:

    Als Kind wurde ich gehänselt oder im besten Fall von anderen Kindern ausgenutzt. Mein eigener Schatten hätte in mir Ängste geschürt. Mein Vater sorgte das ausgesprochen und fing an von „fressen oder gefressen werden“ zu reden. Er nahm sich meiner an… Ich habe recht unangenehme Erinnerungen an meine „Prepper“-Schulung, der ich ab dem 6. Lebensjahr nachgehen musste. Den ersten Igel, den ich aus seiner im Feuer gebrannten Erdkruste gebrochen hatte, habe ich vollgekotzt, als ich sah wie sich dabei die Stacheln von seinem kleinen, rosa gegarten Körper rissen. Ich verbrachte unzählige Nächte mit voller Hose im absolut dunklen Wald, bis ich endlich mit den dort angetroffenen Geräusche, Gerüche und Spuren vertraut war. Während andere Jugendliche mit Freunden abhingen, baute ich unter strenger Aufsicht Atomschutz oder Tierfallen. Schoss alles, was bei drei nicht in Deckung war mit einer Zwille ab oder kroch im Dreck einer Tierspur hinterher. Die anderen lasen Asterix oder Tim & Struppi. Ich studierte Cold Steel ähnliche Kataloge. Da kommt nur sehr schwer Lagerfeuer Romantik auf. Ich habe solange immer wieder dieselben Kampfsport-Übungen gemacht, dass sich unerfreuliche Reflexe einstellten, sobald sich jemand in meinem Rücken bewegte. Die Oma meiner ersten Jugendliebe habe ich aus diesem Reflex heraus in Augenhöhe an die Wohnzimmerwand gepresst, so dass ihr Urin die Tapete hinunter lief. Da entschuldigt man sich nicht mit Dingen, die man ungewöhnlich weiß.
    Die schlimmeren Erfahrungen aus der ach so gut gemeinten „Ausbildung“ behalte ich für mich. Ich habe jedoch daraus gelernt, dass der menschliche Körper sowie sein Geist absolut phänomenal sind. Bedingungslos verlässlich. Mensch kann so ziemlich alles. Diese Top Kreatur ist super anpassungsfähig, unglaublich stabil und sein reiner Wille macht ihn zu einer Waffe für sich. Auch ohne McGyver Fähigkeiten oder Bruce Lee Bewegungen. Angehäuftes Wissen, pragmatisches Abwägen und Selbstvertrauen sind für mich die wohl wirksamsten Eigenschaften für eine gelungene Vorbereitung auf Krisen, Notstände oder Mängel.

    Meinem Sohn sagte vor einigen Wochen zu mir „Prepper haben in der modernen Gesellschaft den gleichen Status wie die Zeugen Jehovas. Ob zu Recht oder nicht ist mir egal, solange du dich denen nicht anschliesst“

  • Ziemlich sicher hat es auch mit den in den Medien verbreiteten Mythen über uns zu tun .
    Wir sind welche die Waffen horten und einen Bunker besitzen und wahrscheinlich alle abm..... im Notfall. [Blockierte Grafik: http://files.homepagemodules.de/b628050/a_33_00c6dcaf.gif]
    Aber eigentlich haben die meisten vergessen das fast alle unserer Großeltern Prepper waren ohne das es halt früher ein Wort dafür gegeben hat .
    Wer kann sich nicht an einen vollen Keller oder Abstellkammerl bei seiner Großmutter erinnern . Meine hat oft 3 Wochen nicht einkaufen müssen weil sie alles Zuhause hatte .
    Mir wurde auch immer von den Schlechten Zeiten erzählt und wie Wichtig es ist immer was in Reserve zu haben .
    Von meine Großvater wurde mir auch der Spruch " Spare in der Zeit so hast du in der Not " mitgegeben .
    Leider haben wir halt dieses Wissen und die Einstellung über Genarationen verloren .
    Und mann mag mich strafen , aber ich finde unsere Gesellschaft ist auch zu verwöhnt .(zum Glück gabs selten Katastrophen)
    Aus diesem Sinne finds ich absolut Normal "Vorbereitet" zu sein , auch wann mich viele schief anschauen

    Dont Panic !!

  • Bei uns wir 'preppen' generell mit Waffennarren u Spinnerns verbunden - da es eben aus dem englischen zu uns überschwappt und da meist die reisserischten Beiträge und Berichte durch dringen.

    Wenn man sich etwas eingehender im englischen Raum umsieht, trifft man auf die 'homesteading' Bewegung - etwas leiser und zurückhaltender, und um einiges mehr am Alltag orientiert.

    Wenn man sich bei uns umsieht, wird man beim preppen nicht fündig - aber mann/frau spricht beim Mittagessen über:
    den Jagdschützenverein (der morgen freie Übungen macht),
    welche Pflanzenmärkte man demnächst besucht um Tomaten, Chilli, ... Pflänzchen zu besten Preisen zu bekommen,
    das da Chef zum Geburtstag 2 Ferkl bekommen hat - und wie man am besten Speck selcht,
    welches Händlfutter grad wo im Angebot ist (Kollegen aus der IT Abteilung),
    wies um den Goldpreis steht - und ob Silber 'net eh sowieso besser is',
    wie man seine Hasen im Sommer kühl haltet,
    das demnächst der Löwenzahn zu blühen beginnt - und man Rezepte für Honig u Mamelade austauscht,
    und das das neue Carport nichtmal 500,-- kostet, da man eh alles selber macht oder wen kennt der es macht...

    Ich kenne wenige Personen über 30 die nicht auf die eine oder andere Art vorsorgen,
    bzw. von ihren Eltern/Großeltern mit einem Blick auf 'Selbstversorgung', Sparen (10/30/30/30) und 'Häuslbaun' erzogen wurden.
    Ich sehe unsere Probleme in der Stadt und der Konzentration in den Ballungsräumen,
    die Gebiete etwas weiter ausserhalb - jeder zweite Haushalt hat seinen 'Vorratskeller/Speis', und in der Gartenhütte einen Generator.

    LG
    Linda

  • Es gibt überall Extreme in beide Richtungen. Einerseits ist es erschreckend, dass immer mehr Menschen einfach von einem auf den anderen Tag leben. Sie verlassen sich blind darauf, dass ihre Umgebung und vorzugsweise der oft beschimpfte Staat (wer auch immer dieser Typ sein mag) sich im Bedarfsfall um sie kümmert. Worte wie Eigenverantwortung sind denen völlig fremd. Andererseits gibt es auch jene - und diese sind leider die Hauptvertreter auf YouTube zum Thema Preppen - die sich anstellen, als würden sie sich für den dritten Weltkrieg rüsten. Das mag noch nicht völlig verkehrt sein, aber wenn sie anfangen, sich mit schweren Waffen zu beschäftigen, dann muss ich nicht ablehnend zum Thema Preppen stehen, damit mir diese Leute unheimlich werden. Man kann eben alles auch übertreiben. Abgesehen davon bin ich überzeugt, dass die Wenigsten dieser Reserve-Rambos eine echte globale Krise länger als drei Tage überstehen würden. Dummheit mag vielleicht manchmal hilfreich sein. Lebensverlängernd ist es meines Wissens nach nicht.

    Genau genommen ist es eigentlich Jacke wie Hose, wie andere Menschen zu diesem Thema stehen. Wer halbwegs vernunftbegabt ist, wird sich auch für mögliche Krisensituationen zumindest ein wenig vorbereiten. Ob man das dann Preppen nennt oder nicht, ist im Grunde Nebensache. Es ist immer leichter einen schlechten Ruf zu bekommen, als ihn dann wieder los zu werden. Am Thema selbst ändert das jedoch wenig bis gar nichts.

    Bei aller Vorsicht sollte man am Ende des Tages noch ein lebenswertes Leben haben. Kein Bunker ist ein Lebenskonzept.
    In jungen Jahren will man noch allen gefallen - im Alter ist man froh, wenn man sich selbst im Spiegel noch erkennt.